Acker-Gauchheil

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Er ist anspruchslos und fast überall zu finden. Er hat Heilkräfte, ist aber auch giftig und daher nur mit der gebotenen Vorsicht anzuwenden. Der Acker-Gauchheil ist ein interessantes Pflänzchen, das in der Homöopathie auch heute noch zur Behandlung verschiedener Krankheiten Verwendung findet.

Vorkommen & Anbau des Acker-Gauchheil

Der Acker-Gauchheil ist ein interessantes Pflänzchen, das in der Homöopathie auch heute noch zur Behandlung verschiedener Krankheiten Verwendung findet.

Die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Pflanze hat sich inzwischen fast auf der ganzen Welt verbreitet. Zu finden ist sie auf Äckern, Brachflächen, Schuttplätzen, in Gärten oder auch einfach am Straßenrand.

Der Acker-Gauchheil (lateinisch Anagallis arvensis) gehört zur Familie der Primelgewächse (Primulaceae). In den Monaten Mai bis Oktober besticht das am Boden kriechende, einjährige Kraut mit seinen hellrot leuchtenden, sternförmigen Blüten im Durchmesser von 10-15 Millimetern. In kleinen Deckkapselfrüchten, die zwischen August und Oktober ihre Reife erreichen, bildet die Pflanze ihre Samen heran.

Wegen seiner besonderen Eigenschaft, bei bedecktem Himmel oder drohendem Regen seine Blüten zu schließen, heißt der Acker-Gauchheil im Volksmund auch Wetterblume, Wetterkraut oder Nebelpflanze. Dutzende weiterer Trivialnamen (zum Beispiel Sperlingskraut oder Zeisigkraut) beispielsweise waren meist nur regional gebräuchlich. In England trägt er - neben seinem offiziellen Namen Scarlet Pimpernel - die hübsche Bezeichnung Hirtenbarometer. Da in der ganzen Pflanze, besonders aber in den Wurzeln, eine hohe Menge an Saponinen enthalten ist, gilt sie als giftig.

Wirkung & Anwendung

Anagallis arvensis findet wegen der möglichen Nebenwirkungen in der Schulmedizin keine Verwendung. Homöopathie und Spagyrik setzen das Kraut jedoch ein zur Behandlung von schmerzhaften Leber- und Nierenleiden, bei leichten Depressionen und gegen Hautprobleme wie Psoriasis (Schuppenflechte), Ekzeme, Akne oder Warzen.

Es ist im Handel erhältlich und wird verabreicht in Form von Tabletten, Globuli (typischerweise in D-Potenzen), Tropfen oder Tees, kann aber auch als Injektionslösung intravenös oder intramuskulär appliziert werden. Für die Zubereitung der homöopathischen Arznei wird die gesamte Pflanze verwendet. Neben den bereits genannten Saponinen gehören zu den wichtigsten Inhaltsstoffen der Pflanze verschiedene Bitterstoffe, Gerbstoffe und Flavonoide.

Klinische Studien über die Wirkung des Acker-Gauchheils auf den menschlichen Organismus sind noch nicht abgeschlossen, haben aber bereits seine antiviralen, antimykotischen und antioxidativen Eigenschaften nachweisen können. Er regt außerdem die Nierentätigkeit an, wirkt entwässernd, schleimlösend, fiebersenkend und schweißtreibend. Äußerlich als Umschlag angewendet, soll er auch gegen Gelenkentzündungen helfen.

Menschen, die unter einer Primelallergie leiden, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf Anagallis arvensis allergisch reagieren. Bei ihnen kann schon der einfache Hautkontakt mit der Pflanze Ausschläge hervorrufen. Auch Nicht-Allergiker sollten Gauchheil-Präparate nur niedrig dosiert (zum Beispiel als Teil eines Mischtees) und niemals über einen längeren Zeitraum anwenden, da sonst Vergiftungserscheinungen auftreten können.

Diese reichen von Durchfall, verstärkter Harnausscheidung (Diurese) und Entzündungen im Magen-Darm-Trakt bis hin zu plötzlichem Blutdruckabfall oder leichter Narkotisierung. In früheren Zeiten wurden dem Acker-Gauchheil neben seinen medizinischen auch magische Kräfte zugeschrieben. Er sollte das Böse allgemein, insbesondere aber den bösen Blick abwenden. Bauern räucherten in einem Schutz- und Reinigungsritual Haus, Stall und Hof mit Gauchheil aus. Die Inder machen sich die schwache Giftigkeit der Pflanze beim Fischfang zunutze.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Der Name „Gauchheil“ zeugt von der traditionellen Anwendung der Pflanze bei Geistes- und Gemütskrankheiten: „Gauch“ war der Name des Vogels, den wir heute als Kuckuck kennen. Im übertragenen Sinne bezeichnete das Wort jedoch auch einen törichten, verrückten Menschen oder einfach einen Narren. Acker-Gauchheil kam bereits im alten Griechenland bei der Behandlung von Melancholie zum Einsatz. Hippokrates verwendete ihn in Form eines Pulvers zur Behandlung bösartiger Geschwüre.

In Dänemark wusste man früher besonders die stärkende Wirkung von Anagallis arvensis zu schätzen und verwendete ihn auch äußerlich in Form von kühlenden Salben und Cremes. Im Nachbarland Norwegen war er ein bewährtes Mittel gegen saures Aufstoßen. In Taiwan dient er zur Behandlung von Schlangenbissen.

Die Homöopathie empfiehlt Anagallis arvensis heute als wirksames Mittel gegen bestimmte Hautleiden sowie zur Stärkung bei extremen Übermüdungs-Zuständen, sofern diese infolge intensiver geistiger Aktivität auftreten. Auch Patienten, die am ganzen Körper unter starkem Juckreiz leiden, oft Nasenbluten haben oder über „Ameisenkribbeln“ in den Nasenhöhlen klagen, behandelt sie mit Acker-Gauchheil.

Seine Heilwirkung erstreckt sich auf vielerlei Arten von dermatologischen Beschwerden, darunter auch Hautreizungen im Bereich der Finger und Handinnenflächen. Desweiteren verschafft er Linderung bei durch Hämorrhoiden verursachtem Juckreiz im Afterbereich. Zur Heilung von hormonell bedingten Hautausschlägen eignet sich das Mittel nicht. Männlichen Patienten, die unter Harnröhrenentzündung mit Schmerzen beim Wasserlassen, Brennen in der Harnröhre und eitrigem Ausfluss leiden, empfiehlt die Homöopathie ebenfalls Anagallis arvensis.

Uralte Kräuterbücher belegen, dass der Acker-Gauchheil in der traditionellen Volksmedizin eine große Rolle spielte. In Wein gekocht, sollte er beispielsweise gegen giftige Insektenstiche und Wunden wirken. Wer von einem tollwütigen Tier gebissen wurde, wusch mit dem Gebräu die Wunden aus. Das in Wasser aufgekochte Kraut sollte, als Umschlag verwendet, Wunden reinigen, Wundschmerz lindern und die Wundheilung fördern.

Splitter und Dornen sollten sich so austreiben lassen. Der Frischsaft aus dem Kraut sollte Warzen beseitigen, Zahnschmerzen lindern und - vermischt mit Honig als Umschlag auf die Augen gelegt - sogar trübe Augen wieder klar werden lassen. Wegen seiner Giftigkeit und der entsprechenden Nebenwirkungen wich man aber schon Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr auf alternative Pflanzen-Mittel mit ähnlicher Heilwirkung aus.

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