Alendronsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Alendronsäure

Alendronsäure dient zur Therapie von Osteoporose. Das verschreibungspflichtige Medikament ist in Form von Tabletten oder als Lösung zum Einnehmen im Handel. Alendronsäure ist auch unter der Bezeichnung Alendronat bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Alendronsäure?

Alendronsäure dient zur Therapie von Osteoporose. Das verschreibungspflichtige Medikament ist in Form von Tabletten oder als Lösung zum Einnehmen im Handel.

Bei Alendronsäure handelt es sich um einen medizinischen Wirkstoff aus der Gruppe der Bisphosphonate. Üblicherweise liegt der Stoff als Natriumalendronat in Salzform vor. Das Arzneimittel wird vor allem als Alendronsäure AL 10 mg sowie 70 mg Tabletten verkauft. Daneben gibt es noch eine Einnahmelösung mit 70 ml Alendronsäure in 100 ml. Die Wirkstärke und Darreichungsform legt der behandelnde Arzt individuell fest.

Mit dem Wirkstoff Alendronsäure behandelt der Arzt postmenopausale Osteoporosen bei Frauen sowie Osteoporosen bei Männern. Das Präparat erhöht die Knochendichte. Eine Therapie hiermit senkt das Risiko für Hüft- und Wirbelbrüche.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirkung der Alendronsäure beruht auf ihrer strukturellen Ähnlichkeit mit Pyrophosphat. Wie dieses wird auch die Alendronsäure rasch in die Knochensubstanz integriert. Dort reichert sie sich bevorzugt in den Osteoklasten an, deren Hauptaufgabe das Resorbieren von Knochensubstanz ist.

Dieser auch als Osteolyse bekannte Vorgang löst das Knochengewebe allmählich auf. Grundsätzlich erfüllt dieser Prozess eine wichtige Aufgabe im steten Knochenumbau. Im Übermaß jedoch führt Osteolyse zu einem Knochenabbau. Alendronsäure hemmt so ein Geschehen. Der Wirkstoff schleust toxische ATP-Analoga in die Osteoklasten ein. Bei ATP handelt es sich um Adenosin-Triphosphorsäure. Die ATP-Analoga hemmen die in den Osteoklasten stattfindende Farnesylpyrophosphat-Synthase.

Damit büßen die Osteoklasten ihre biologische Funktion ein. Alendronsäure wirkt nicht allein hemmend auf die Funktion der Osteoklasten, sondern außerdem positiv auf die Osteoblasten. Dieser Zelltyp wiederum ist für die Knochenneubildung zuständig. Osteoklasten und Osteoblasten sind natürliche Gegenspieler im Knochenaufbau und -erhalt. Alendronsäure bringt beide ins Gleichgewicht.

Circa 50 % der Alendronsäure kann der Körper aufnehmen und in die Knochen einbauen. Die zweite Hälfte verlässt den Organismus nach gut 6 Stunden so gut wie unverändert über die Nieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Osteoporose verursacht zunächst häufig keine Beschwerden. Schleichend verdünnt sie die Knochenstruktur und schwächt sie. Ohne Behandlung stellt Osteoporose ein hohes Risiko für Knochenbrüche dar, selbst durch gewöhnliche Alltagsverrichtungen wie Hausarbeit oder das Heben schwerer Gegenstände. Typische Bruchstellen bei durch eine Osteoporose geschwächte Knochen sind Hüfte, Wirbelsäule und Handgelenk. Eingeschränkte Beweglichkeit und der sogenannte "Witwenbuckel" sind weitere Folgen einer unbehandelten Osteoporose.

Die Therapie mit Alendronsäure beugt wirksam vor und verbessert bereits eingetretene Beeinträchtigungen. Hilfreich sind unterstützende Anpassungen des persönlichen Lebensstils. So empfehlen Ärzte Bewegungsübungen, Ernährungskorrekturen oder die Aufgabe des Rauchens.

An die vom Arzt verordnete Dosierung und Einnahmeweise der Alendronsäure sollten sich Patienten streng halten, da diese speziell für sie bestimmt wurde. Wegen des hohen Säureanteils des Medikamentes ist auf termingenaue Einnahmen und Verhaltensregeln zu achten. Beispielsweise kann eine versehentlich doppelte Einnahme oder ein Reflux aus dem Magen zurück in die Speiseröhre diese verstärkt stressen. Mindestens 30 Minuten nach der Einnahme von Alendronsäure ist eine sitzende, stehende oder gehende Position beizubehalten. Bei Einnahmefehlern oder gehäuft auftretenden Beschwerden wie Sodbrennen oder Ähnlichem ist Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.

Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und Stillende sollen Alendronsäure nicht einnehmen. Das Präparat enthält Laktose. Personen mit einer Laktoseunverträglichkeit müssen in einem ärztlichen Gespräch klären, ob das Medikament für sie überhaupt infrage kommt, je nach Schweregrad.


Verabreichung & Dosierung

Alendronsäure, ein Bisphosphonat, wird zur Behandlung und Vorbeugung von Osteoporose und anderen Knochenerkrankungen eingesetzt. Bei der Verabreichung und Dosierung von Alendronsäure sind mehrere wichtige Punkte zu beachten, um die Wirksamkeit zu maximieren und Nebenwirkungen zu minimieren.

Die empfohlene Dosis zur Behandlung der postmenopausalen Osteoporose beträgt in der Regel 70 mg einmal wöchentlich oder 10 mg täglich. Für die Prävention von Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und zur Behandlung von Osteoporose bei Männern wird oft eine Dosis von 70 mg einmal wöchentlich empfohlen. Es ist wichtig, Alendronsäure morgens auf nüchternen Magen mindestens 30 Minuten vor dem ersten Essen, Getränk oder einer anderen Medikation mit einem vollen Glas Wasser einzunehmen. Dies hilft, die Absorption des Medikaments zu verbessern.

Patienten sollten nach der Einnahme von Alendronsäure mindestens 30 Minuten aufrecht bleiben (sitzen oder stehen), um das Risiko von gastrointestinalen Nebenwirkungen, insbesondere Reizungen der Speiseröhre, zu verringern. Alendronsäure sollte nicht vor dem Schlafengehen oder vor dem morgendlichen Aufstehen eingenommen werden.

Es ist auch wichtig, dass Patienten ausreichend Kalzium und Vitamin D zu sich nehmen, um eine optimale Knochengesundheit zu unterstützen, da Alendronsäure allein nicht ausreichend ist. Patienten sollten auf mögliche Nebenwirkungen wie Kieferschmerzen, Muskelschmerzen und Symptome einer Hypokalzämie achten und diese umgehend ihrem Arzt melden.

Die Einnahme sollte in Absprache mit einem Arzt erfolgen, der die Notwendigkeit und Dauer der Therapie regelmäßig überprüft.

Risiken & Nebenwirkungen

Da Alendronsäure zur Hälfte wieder über die Nieren ausgeschieden wird, ist sie kontraindiziert bei chronischem Nierenversagen sowie bei akuten Infektionen des Verdauungstraktes. Ebenso ist das Medikament bei Erkrankungen im oberen Gastrointestinaltrakt tabu. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sind außerdem von einer Behandlung mit Alendronsäure ausgenommen.

Wie weitere Bisphosphonate kann Alendronsäure die Schleimhäute des oberen Gastrointestinaltraktes irritieren. Insbesondere im Bereich der Speiseröhre kann es zu Problemen kommen wie Entzündungen, Geschwüren sowie Erosionen und selten sogar Strikturen oder Perforationen. Sodbrennen ist ein weiteres Phänomen. Im Magen-Darm-Bereich kann sich eine Magenschleimhautentzündung oder Zwölffingerdarmentzündung entwickeln. Auf die hiermit im Zusammenhang auftretenden vielfältigen Symptome ist daher genau zu achten.

Kontraindikationen

Bei der Verwendung von Alendronsäure gibt es mehrere typische Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um schwerwiegende Nebenwirkungen zu vermeiden und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Eine der Hauptkontraindikationen ist eine Hypokalzämie, also ein niedriger Kalziumspiegel im Blut, da Alendronsäure den Kalziumstoffwechsel beeinflusst und die Situation verschlimmern kann. Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter 35 ml/min) sollten Alendronsäure ebenfalls nicht einnehmen, da das Medikament hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird und eine Akkumulation zu toxischen Effekten führen kann.

Patienten mit Anomalien der Speiseröhre, wie Strikturen oder Achalasie, sollten Alendronsäure meiden, da es das Risiko von schweren Entzündungen oder Ulzerationen der Speiseröhre erhöhen kann. Zudem ist Alendronsäure für Patienten ungeeignet, die nicht in der Lage sind, mindestens 30 Minuten nach der Einnahme aufrecht zu bleiben, da dies das Risiko von ösophagealen Reizungen und Verletzungen erhöht.

Überempfindlichkeit gegenüber Alendronsäure oder einem der Inhaltsstoffe des Präparats stellt ebenfalls eine Kontraindikation dar. Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen wie aktive Ulcera oder gastrointestinale Blutungen sollten ebenfalls vorsichtig sein, da das Medikament diese Zustände verschlimmern kann. Schließlich wird Alendronsäure nicht für Schwangere und stillende Frauen empfohlen, da die Sicherheit und Wirksamkeit in diesen Populationen nicht ausreichend untersucht wurden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Alendronsäure kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Absorption, Wirksamkeit und Sicherheit des Präparats beeinflussen kann. Eine der wichtigsten Interaktionen betrifft kalziumhaltige Substanzen sowie andere polyvalente Kationen wie Magnesium, Eisen und Aluminium. Diese können die Absorption von Alendronsäure erheblich vermindern, wenn sie gleichzeitig eingenommen werden. Daher sollte Alendronsäure mindestens 30 Minuten vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Antazida eingenommen werden.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Aspirin können das Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen, wie Magengeschwüre und Blutungen, erhöhen, wenn sie zusammen mit Alendronsäure eingenommen werden. Patienten, die beide Medikamententypen benötigen, sollten dies unter ärztlicher Aufsicht tun.

Glukokortikoide, die häufig zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden, können das Risiko einer Osteoporose erhöhen und daher die Notwendigkeit einer Alendronsäure-Therapie verstärken. Jedoch können sie auch die Schleimhaut des Gastrointestinaltrakts reizen, was in Kombination mit Alendronsäure das Risiko von gastrointestinalen Nebenwirkungen erhöht.

Östrogene, die zur Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen verwendet werden, haben keine bekannten direkten Wechselwirkungen mit Alendronsäure, können jedoch additive Wirkungen auf die Knochendichte haben. Es ist auch wichtig zu beachten, dass bestimmte Medikamente, die den pH-Wert des Magens beeinflussen, wie Protonenpumpenhemmer, die Absorption von Alendronsäure nicht signifikant beeinflussen.

Patienten sollten immer ihren Arzt oder Apotheker über alle Medikamente, die sie einnehmen, informieren, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden und die optimale Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Alendronsäure nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Osteoporose und ähnliche Knochenerkrankungen zu behandeln. Ein gängiges alternatives Bisphosphonat ist Risedronat, das ähnliche Wirkmechanismen wie Alendronsäure hat, aber von einigen Patienten besser vertragen wird. Ibandronat ist eine weitere Option innerhalb der Bisphosphonatklasse, die weniger häufig eingenommen werden muss und in bestimmten Fällen besser verträglich ist.

Denosumab ist ein biologisches Medikament, das als subkutane Injektion verabreicht wird und den RANK-Ligand hemmt, einen wichtigen Faktor im Knochenabbauprozess. Es wird alle sechs Monate injiziert und bietet eine gute Alternative für Patienten, die orale Bisphosphonate nicht vertragen.

Teriparatid, ein rekombinantes Parathyroidhormon, stimuliert aktiv den Knochenaufbau und wird bei schwerer Osteoporose oder Patienten mit hohem Frakturrisiko eingesetzt. Es wird täglich subkutan injiziert und ist besonders nützlich für Patienten, die auf andere Therapien nicht ansprechen.

Raloxifen, ein selektiver Östrogenrezeptormodulator (SERM), kann bei postmenopausalen Frauen verwendet werden. Es bietet den Vorteil, dass es sowohl die Knochendichte verbessert als auch das Brustkrebsrisiko senken kann.

Strontiumranelat ist ein weiteres Medikament, das sowohl den Knochenabbau hemmt als auch den Knochenaufbau fördert, und kann bei Patienten eingesetzt werden, die andere Behandlungen nicht vertragen.

Neben medikamentösen Therapien können auch physikalische Maßnahmen wie gezieltes Krafttraining, eine kalzium- und vitamin-D-reiche Ernährung sowie Lifestyle-Anpassungen, wie Raucherentwöhnung und Reduktion des Alkoholkonsums, zur Verbesserung der Knochengesundheit beitragen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren