Alirocumab

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Alirocumab handelt es sich um ein experimentelles Medikament gegen Hypercholesterinämie. Es zählt zu den monoklonalen Antikörpern. Alirocumab wurde im Mai 2013 auf der „Pharmacon Meran“ vom österreichischen Wissenschaftler Manfred Schubert-Zsilavecz vorgestellt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Alirocumab?

Bei Alirocumab handelt es sich um ein experimentelles Medikament gegen Hypercholesterinämie.

Alirocumab funktioniert als Inhibitor (Hemmer) des humanen Enzyms Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 - kurz PCSK9. Dieses ist an der Regulierung vom Cholesterinstoffwechsel beteiligt. Das Unternehmen Regeneron Pharmaceuticals hat Alirocumab entwickelt.

Gemeinsam mit dem Unternehmen Sanofi hat es in Phase-III-Studien (ODYSSEY) die mögliche Anwendung zur Therapie von schweren sowie familiären Hypercholesterinämien analysiert. In vier Phase-III-Studien gelang es, mit Alirocumab in unterschiedlichen Patientengruppen die schädlichen LDL-Cholesterinwerte in erheblichem Ausmaß zu senken.

Außerdem lassen die gewonnenen Daten vermuten, dass sich der PCSK9-Inhibitor auch zum Behandeln kardiovaskulärer Beeinträchtigungen eignet. In den Untersuchungen zeigte sich Alirocumab dazu als gut verträglich und nebenwirkungsarm.

Pharmakologische Wirkung

Das Enzym PCSK9 reguliert den LDL-Cholesterinspiegel. Dabei verhindert es die Wiederverwendung der LDL-Rezeptoren. Die an das PCSK9 gebundenen LDL-Rezeptoren werden abgebaut. Darum gelangen sie nicht wieder an die Oberfläche der Zellen von Hepatozyten, um das dort befindliche LDL-Cholesterin zu resorbieren.

Umgekehrt fördert eine PCSK9-Hemmung das erneute Verwenden von LDL-Rezeptoren. Sie können daraufhin weiter über ihre cholesterinbindende Fähigkeit das LDL-Cholesterin reduzieren. Diese nun vermehrt zur Verfügung stehenden LDL-Rezeptoren nehmen das schädliche LDL-Cholesterin aus dem Blut auf, sodass der LDL-Cholesterinspiegel sinkt.

Alirocumab ist alle 14 Tage subkutan zu injizieren. Der Wirkstoff verfügt über große additive Effekte zu Statinen.

Das innovative Medikament wurde mit verschiedenen Patientenpopulationen sowie in variablen Konstellationen ausgiebig und mit großen Erfolg klinisch getestet. Die 720 Patienten der Studie waren Personen, die mit Statinen wie Atorvastatin und Rosuvastatin behandelt wurden. 90 % der Studienteilnehmer litten unter einer koronaren Herzkrankheit (KHK), bei circa 30 % beistand ein Diabetes mellitus vom Typ 2.

Eine randomisierte Zuordnung der Teilnehmer im Verhältnis 2:1 verordnete diesen eine Therapie mit Alirocumab oder mit Ezetimib. Aktuell (Februar 2015) läuft die auf 104 Wochen angelegte Studie noch. Das angestrebte Ziel, die Überlegenheit von Alirocumab nachweisen zu können, wurde bereits erreicht. Das Arzneimittel senkte die LDL-Ausgangswerte nach 24 Wochen auf durchschnittlich 50,6 %, während die Vergleichsgruppe mit Ezetimib nur eine Senkung von 21 % schaffte. Bezüglich des Sicherheitsprofils lagen beide Lipidsenker gleichauf.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Alirocumab setzt neue Maßstäbe in der Therapie zur Senkung erhöhter LDL-Cholesterinwerte. Gerade besonders gefährdete Patienten mt einer LDL-Hypercholesterinämie und einem hohen kardiovaskulären Risiko sollen unbedingt versuchen, einen Zielwert von unter 100 mg/dL bzw. < 2,6 mmol/L zu erreichen.

Patienten mit einem extra hohen Risiko wird sogar geraten, unter 70 mg/dL bzw. < 1,8 mmol/L zu kommen. Insbesondere Patienten mit einer familiär bedingten Hypercholesterinämie schaffen es nur sehr schwer oder gar nicht, diese Zielvorgaben zu erreichen. Dabei gilt ein hoher LDL-Cholesterinspiegel als direkter kardiovaskulärer Risikofaktor. In Durchschnitt liegt der LDL-Cholesterinwert von Hochrisikopatienten jedoch bei 127 mg/dL.

Bislang wurde eine Hypercholesterinämie mit Statinen behandelt. Damit war die mögliche positive Wirkung von vornherein begrenzt, da eine Verdoppelung der Statin-Dosis häufig nur noch eine geringe Lipidsenkung erbringt. Ungewollte Nebenwirkungen, vor allem an der Muskulatur, begrenzten ebenfalls die Optionen für eine Steigerung der Dosis.

Alirocumab schließt die Behandlungslücke, die sich auftat, wenn es über eine Therapie mit Statinen nicht gelang, die LDL-Cholesterinwerte von Risikopatienten mit einer Hypercholesterinämie sowie Patienten mit einer genetisch bedingten Hypercholesterinämie drastisch zu senken. Eine Mutation kann bei manchen Menschen ursächlich sein, wenn LDL-Cholesterin nicht wieder ausreichend von den Zellen aus dem Blut aufgenommen wird. Statine wirken dabei nur unzureichend - im Gegensatz zu Alirocumab.


Risiken & Nebenwirkungen

Das neue Arzneimittel Alirocumab befindet sich derzeit noch im experimentellen Stadium. Es lässt sich auch erfolgreich additiv zu Statinen verabreichen. Alirocumab erweist sich in den Studien als gut verträglich. Weitere Forschungsergebnisse zur Behandlung mit Alirocumab sind abzuwarten. Momentan (Februar 2015) läuft eine groß angelegte Rekrutierungsphase, deren Resultate im Jahr 2018 erwartet werden.

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