Alirocumab
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Alirocumab handelt es sich um ein experimentelles Medikament gegen Hypercholesterinämie. Es zählt zu den monoklonalen Antikörpern. Alirocumab wurde im Mai 2013 auf der „Pharmacon Meran“ vom österreichischen Wissenschaftler Manfred Schubert-Zsilavecz vorgestellt.
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Was ist Alirocumab?
Alirocumab funktioniert als Inhibitor (Hemmer) des humanen Enzyms Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 - kurz PCSK9. Dieses ist an der Regulierung vom Cholesterinstoffwechsel beteiligt. Das Unternehmen Regeneron Pharmaceuticals hat Alirocumab entwickelt.
Gemeinsam mit dem Unternehmen Sanofi hat es in Phase-III-Studien (ODYSSEY) die mögliche Anwendung zur Therapie von schweren sowie familiären Hypercholesterinämien analysiert. In vier Phase-III-Studien gelang es, mit Alirocumab in unterschiedlichen Patientengruppen die schädlichen LDL-Cholesterinwerte in erheblichem Ausmaß zu senken.
Außerdem lassen die gewonnenen Daten vermuten, dass sich der PCSK9-Inhibitor auch zum Behandeln kardiovaskulärer Beeinträchtigungen eignet. In den Untersuchungen zeigte sich Alirocumab dazu als gut verträglich und nebenwirkungsarm.
Pharmakologische Wirkung
Das Enzym PCSK9 reguliert den LDL-Cholesterinspiegel. Dabei verhindert es die Wiederverwendung der LDL-Rezeptoren. Die an das PCSK9 gebundenen LDL-Rezeptoren werden abgebaut. Darum gelangen sie nicht wieder an die Oberfläche der Zellen von Hepatozyten, um das dort befindliche LDL-Cholesterin zu resorbieren.
Umgekehrt fördert eine PCSK9-Hemmung das erneute Verwenden von LDL-Rezeptoren. Sie können daraufhin weiter über ihre cholesterinbindende Fähigkeit das LDL-Cholesterin reduzieren. Diese nun vermehrt zur Verfügung stehenden LDL-Rezeptoren nehmen das schädliche LDL-Cholesterin aus dem Blut auf, sodass der LDL-Cholesterinspiegel sinkt.
Alirocumab ist alle 14 Tage subkutan zu injizieren. Der Wirkstoff verfügt über große additive Effekte zu Statinen.
Das innovative Medikament wurde mit verschiedenen Patientenpopulationen sowie in variablen Konstellationen ausgiebig und mit großen Erfolg klinisch getestet. Die 720 Patienten der Studie waren Personen, die mit Statinen wie Atorvastatin und Rosuvastatin behandelt wurden. 90 % der Studienteilnehmer litten unter einer koronaren Herzkrankheit (KHK), bei circa 30 % beistand ein Diabetes mellitus vom Typ 2.
Eine randomisierte Zuordnung der Teilnehmer im Verhältnis 2:1 verordnete diesen eine Therapie mit Alirocumab oder mit Ezetimib. Aktuell (Februar 2015) läuft die auf 104 Wochen angelegte Studie noch. Das angestrebte Ziel, die Überlegenheit von Alirocumab nachweisen zu können, wurde bereits erreicht. Das Arzneimittel senkte die LDL-Ausgangswerte nach 24 Wochen auf durchschnittlich 50,6 %, während die Vergleichsgruppe mit Ezetimib nur eine Senkung von 21 % schaffte. Bezüglich des Sicherheitsprofils lagen beide Lipidsenker gleichauf.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Alirocumab setzt neue Maßstäbe in der Therapie zur Senkung erhöhter LDL-Cholesterinwerte. Gerade besonders gefährdete Patienten mt einer LDL-Hypercholesterinämie und einem hohen kardiovaskulären Risiko sollen unbedingt versuchen, einen Zielwert von unter 100 mg/dL bzw. < 2,6 mmol/L zu erreichen.
Patienten mit einem extra hohen Risiko wird sogar geraten, unter 70 mg/dL bzw. < 1,8 mmol/L zu kommen. Insbesondere Patienten mit einer familiär bedingten Hypercholesterinämie schaffen es nur sehr schwer oder gar nicht, diese Zielvorgaben zu erreichen. Dabei gilt ein hoher LDL-Cholesterinspiegel als direkter kardiovaskulärer Risikofaktor. In Durchschnitt liegt der LDL-Cholesterinwert von Hochrisikopatienten jedoch bei 127 mg/dL.
Bislang wurde eine Hypercholesterinämie mit Statinen behandelt. Damit war die mögliche positive Wirkung von vornherein begrenzt, da eine Verdoppelung der Statin-Dosis häufig nur noch eine geringe Lipidsenkung erbringt. Ungewollte Nebenwirkungen, vor allem an der Muskulatur, begrenzten ebenfalls die Optionen für eine Steigerung der Dosis.
Alirocumab schließt die Behandlungslücke, die sich auftat, wenn es über eine Therapie mit Statinen nicht gelang, die LDL-Cholesterinwerte von Risikopatienten mit einer Hypercholesterinämie sowie Patienten mit einer genetisch bedingten Hypercholesterinämie drastisch zu senken. Eine Mutation kann bei manchen Menschen ursächlich sein, wenn LDL-Cholesterin nicht wieder ausreichend von den Zellen aus dem Blut aufgenommen wird. Statine wirken dabei nur unzureichend - im Gegensatz zu Alirocumab.
Verabreichung & Dosierung
Alirocumab ist ein Antikörper, der zur Gruppe der PCSK9-Inhibitoren gehört und zur Senkung des Cholesterinspiegels bei Patienten mit Hypercholesterinämie eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Alirocumab sind einige wichtige Punkte zu beachten:
Verabreichungsform: Alirocumab wird als subkutane Injektion verabreicht. Die Injektionen erfolgen typischerweise alle zwei Wochen, was die Handhabung für Patienten vereinfacht und eine kontinuierliche Medikamentenzufuhr gewährleistet.
Dosierung: Die übliche Startdosis von Alirocumab beträgt 75 mg alle zwei Wochen. Je nach Ansprechen des Patienten auf die Behandlung und basierend auf den LDL-Cholesterinzielwerten kann die Dosis auf bis zu 150 mg alle zwei Wochen erhöht werden. Es ist wichtig, dass die Dosisanpassungen von einem Arzt vorgenommen werden, der die Cholesterinwerte und die allgemeine Gesundheit des Patienten überwacht.
Überwachung: Vor Beginn der Therapie und währenddessen sollten regelmäßige Lipid-Panel-Tests durchgeführt werden, um die Effektivität der Behandlung zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Anwendungshinweise: Patienten sollten in der richtigen Technik der Selbstinjektion geschult werden, um Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten. Es ist auch wichtig, die Injektionsstellen zu rotieren, um Reizungen oder Infektionen zu vermeiden.
Nebenwirkungen: Mögliche Nebenwirkungen, die beobachtet werden sollten, umfassen Reaktionen an der Injektionsstelle, Symptome von Allergien und selten neurokognitive Effekte. Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden.
Durch die Beachtung dieser Richtlinien kann die Therapie mit Alirocumab optimal gestaltet werden, um den größtmöglichen Nutzen für den Patienten zu erzielen.
Risiken & Nebenwirkungen
Alirocumab, ein PCSK9-Inhibitor, wird zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels bei Patienten verwendet, die aufgrund von Hypercholesterinämie oder klinisch manifestierter atherosklerotischer Herz-Kreislauf-Erkrankung ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse haben. Wie bei allen Medikamenten kann auch die Einnahme von Alirocumab mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein.
Häufige Nebenwirkungen:
Reaktionen an der Injektionsstelle: Dazu gehören Rötungen, Juckreiz, Schwellungen oder Schmerzen an der Stelle der Injektion. Diese Reaktionen sind meist mild und vorübergehend.
Grippesymptome: Einige Patienten berichten über Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen und Unwohlsein.
Allergische Reaktionen: Obwohl selten, können allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Urtikaria oder Schwierigkeiten beim Atmen auftreten.
Seltene, aber ernste Nebenwirkungen:
Neurokognitive Ereignisse: Einige Studien und Berichte deuten darauf hin, dass PCSK9-Inhibitoren möglicherweise mit neurokognitiven Nebenwirkungen wie Verwirrung, Gedächtnisverlust oder mentaler Verwirrung in Verbindung gebracht werden können, obwohl diese Verbindung nicht definitiv bewiesen ist.
Schwere allergische Reaktionen: In sehr seltenen Fällen können schwere allergische Reaktionen wie Anaphylaxie auftreten, die sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordern.
Risikofaktoren:
Patienten mit Lebererkrankungen: Da PCSK9-Inhibitoren den Lipidmetabolismus beeinflussen, sollten Patienten mit schweren Lebererkrankungen das Medikament mit Vorsicht verwenden.
Es ist wichtig, dass Patienten alle Nebenwirkungen und gesundheitlichen Veränderungen während der Behandlung mit Alirocumab ihrem Arzt melden. Eine regelmäßige Überwachung durch medizinisches Fachpersonal kann dazu beitragen, das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren und die Wirksamkeit der Behandlung sicherzustellen.
Kontraindikationen
Alirocumab, ein PCSK9-Inhibitor, der zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels eingesetzt wird, hat bestimmte Kontraindikationen, die beachtet werden sollten, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Typischerweise werden diese Kontraindikationen in den Produktrichtlinien festgelegt und von medizinischem Fachpersonal genau beachtet.
Allergien gegen den Wirkstoff oder Hilfsstoffe: Die wichtigste Kontraindikation für die Verwendung von Alirocumab ist eine bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff selbst oder gegen einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments. Patienten, die allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Urtikaria oder Atembeschwerden nach der Einnahme des Medikaments erfahren, sollten sofort medizinische Hilfe suchen.
Schwangerschaft und Stillzeit: Derzeit gibt es begrenzte Daten zur Sicherheit von Alirocumab bei schwangeren oder stillenden Frauen. Daher sollte das Medikament während der Schwangerschaft und Stillzeit nur verwendet werden, wenn der potenzielle Nutzen das mögliche Risiko für den Fötus oder das Kind rechtfertigt.
Kinder und Jugendliche: Die Sicherheit und Wirksamkeit von Alirocumab bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sind nicht ausreichend nachgewiesen. Daher ist die Anwendung in dieser Altersgruppe in der Regel kontraindiziert.
Obwohl Alirocumab allgemein als sicher für die Verwendung bei den meisten Erwachsenen gilt, sollten Patienten und Gesundheitsdienstleister alle relevanten gesundheitlichen Bedingungen, Vorerkrankungen und mögliche Risikofaktoren vor Beginn einer Behandlung sorgfältig abwägen. Die individuelle Verträglichkeit und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollten ebenfalls berücksichtigt werden, um die optimale Sicherheit und Effektivität des Medikaments sicherzustellen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Alirocumab, ein PCSK9-Inhibitor zur Senkung des LDL-Cholesterins, hat relativ wenige direkte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, da es nicht über Leberenzyme wie Cytochrom P450 metabolisiert wird, die häufig für Medikamenteninteraktionen verantwortlich sind. Dennoch gibt es einige Überlegungen zu Wechselwirkungen, die beachtet werden sollten:
Statine: Alirocumab wird häufig in Kombination mit Statinen verwendet, um die LDL-Cholesterinwerte zu senken. Es gibt keine negativen Wechselwirkungen zwischen Alirocumab und Statinen, stattdessen können diese Medikamente synergistisch wirken, um die Cholesterinwerte weiter zu senken. Allerdings sollten Ärzte die Gesamtdosis und die Wirkung dieser Kombinationstherapie überwachen, insbesondere bei Patienten, die empfindlich auf Statine reagieren oder bei denen das Risiko für muskuläre Nebenwirkungen besteht.
Antikoagulanzien: Obwohl keine direkten Wechselwirkungen bekannt sind, sollten Patienten, die Alirocumab und Blutverdünner wie Warfarin einnehmen, engmaschig überwacht werden, da Veränderungen im Lipidprofil theoretisch die Wirkung von Blutverdünnern beeinflussen könnten.
Andere Lipidsenker: Bei der Verwendung von Alirocumab in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapien, wie Fibrate oder Niacin, sollten Patienten auf mögliche additive Effekte und Nebenwirkungen überwacht werden.
Da Alirocumab ein relativ neues Medikament ist, sind weitere Studien und klinische Erfahrungen notwendig, um vollständige Informationen über mögliche Medikamenteninteraktionen zu erhalten. Patienten sollten immer alle Medikamente, die sie einnehmen, ihrem Gesundheitsdienstleister melden, um mögliche Wechselwirkungen frühzeitig erkennen und adressieren zu können. Dies ist besonders wichtig, da viele Patienten, die Alirocumab verwenden, oft mehrere andere Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderen Begleiterkrankungen einnehmen.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Alirocumab, ein PCSK9-Inhibitor, aufgrund von Unverträglichkeiten oder allergischen Reaktionen nicht geeignet ist, stehen mehrere alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um den LDL-Cholesterinspiegel zu senken und das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen zu reduzieren.
Statine: Diese sind die am häufigsten verschriebene Medikamentengruppe zur Senkung des Cholesterinspiegels. Zu den gängigen Wirkstoffen gehören Atorvastatin, Simvastatin und Rosuvastatin. Statine hemmen die HMG-CoA-Reduktase, ein Schlüsselenzym der Cholesterinbiosynthese in der Leber.
Ezetimib: Dieses Medikament wirkt, indem es die Absorption von Cholesterin im Darm hemmt. Es kann allein oder in Kombination mit Statinen verwendet werden, um Personen zu behandeln, die Statine nicht vertragen oder bei denen Statine nicht ausreichend wirksam sind.
Bempedoinsäure: Ein neueres Medikament, das ähnlich wie Statine den Cholesterinspiegel senkt, jedoch über einen anderen Mechanismus wirkt. Bempedoinsäure hemmt die ATP-Citrat-Lyase, ein anderes Enzym in der Cholesterinbiosynthese, und ist eine Option für Patienten, die Statine nicht vertragen.
Fibrate: Diese Medikamente, wie Fenofibrat und Gemfibrozil, sind besonders wirksam bei der Senkung der Triglyceride und können auch zur Senkung des LDL-Cholesterins beitragen.
Lebensstiländerungen: Ernährungsumstellungen, wie die Reduktion gesättigter Fette und die Erhöhung des Anteils an Omega-3-Fettsäuren, regelmäßige körperliche Aktivität und Gewichtsmanagement können ebenfalls signifikant zur Senkung des LDL-Cholesterins beitragen.
Diese Alternativen bieten vielfältige Ansätze zur Cholesterinsenkung und können individuell oder in Kombination, abhängig von den spezifischen Bedürfnissen und Bedingungen des Patienten, angewendet werden. Es ist wichtig, dass Patienten diese Optionen mit ihrem Arzt besprechen, um die beste Behandlungsstrategie festzulegen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor