Simvastatin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Simvastatin ist ein klassisches Statin und wird als Cholesterinsenker eingesetzt. Es wurde 1990 zugelassen und wird relativ häufig eingesetzt.
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Was ist Simvastatin?
Simvastatin, chemisch (1S,3R,7S,8S,8aR)-8-{2-[(2R,4R)-4-Hydroxy-6-oxooxan-2-yl]ethyl}-3,7-dimethyl-1,2,3,7,8,8a-hexahydronaphthalen-1-yl-2,2-dimethylbutanoat, ist ein Arzneistoff, der vor allem als Cholesterinsenker eingesetzt wird. Simvastatin ist von der Struktur her vom natürlich vorkommenden Monacolin K, auch bekannt als Lovastatin, abgeleitet.
Simvastatin wird teilsynthetisch aus Lovastatin hergestellt. Im Jahr 1990 wurde Simvastatin in Deutschland zugelassen. 2003 lief das Patent ab - seit diesem Zeitpunkt sind neben dem Originalpräparat auch zahlreiche Generika auf dem Markt erhältlich.
Die Summenformel des Simvastatins lautet C25H38O5. Es zählt zur Wirkstoffklasse der Statine und wirkt als HMG-CoA-Reduktase-Inhibitor. Simvastatin liegt im festen Aggregatzustand vor. Die molare Masse beträgt 418,57 g x mol^-1. Der Schmelzpunkt des Stoffes liegt bei 127 bis 132 Grad Celsius. Die letale Dosis 50 (LD50) des Stoffes liegt bei der Ratte nach oraler Applikation bei 4438 mg kg^-1.
Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe
Simvastatin wirkt als klassischer Vertreter der Statine senkend auf den Cholesterinspiegel im Blut, ist also den Cholesterinsenkern zuzuordnen. Dies geschieht über eine Inhibition der HMG-CoA-Reduktase. Dieses Enzym ist für die Synthese von Cholesterin in der Leber verantwortlich.
In der Cholesterinbiosynthese ist das Enzym also von zentraler Bedeutung. Wird die Aktivität des Enzyms gehemmt, sinkt der Cholesterinspiegel, da weniger neues Cholesterin synthetisiert werden kann.
Zusätzlich wird eine gesteigerte LDL-Rezeptor-Synthese bewirkt. Dies hat zur Folge, dass mehr LDL-Cholesterin in der Leber eingelagert wird. Durch diese Einlagerung gelangt wiederum weniger LDL-Cholesterin in die Peripherie - also sinkt der Cholesterinspiegel im Blut weiter.
Simvastatin wird hauptsächlich durch Cytochrom P450 3A4 metabolisiert. Die Metabolisierung findet also in der Leber statt. Aus diesem Grund sollte, soweit möglich, auf Medikamente und Nahrungsmittel verzichtet werden, die das Cytochrom 3A4 hemmen, da dies den Abbau des Simvastatins verlangsamt, was wiederum das Risiko von Nebenwirkungen steigen lässt. Eine Hemmung des Cytochrom 3A4 wird zum Beispiel durch Clarithromycin, Itraconazol, Ketoconazol oder Grapefruitsaft bewirkt.
Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung
Wie bereits erwähnt findet Simvastatin medizinisch als Cholesterinsenker Anwendung. Der Einsatz von Simvastatin ist also vor allem bei erhöhten Cholesterinwerten indiziert. Des Weiteren wird Simvastatin beim akuten Koronarsyndrom, bei instabiler Angina pectoris und beim Herzinfarkt eingesetzt.
Der Begriff des akuten Koronarsyndroms bezeichnet keine klare Erkrankung. Das akute Koronarsyndrom ist als Arbeitsdiagnose zu verstehen, unter der mehrere, klinisch nicht sicher zu unterscheidende, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammengefasst werden. Diese sind namentlich die instabile Angina pectoris, ein nicht-transmuraler Infarkt ohne ST-Hebungen aber mit Anstieg von Troponin T/1, ein transmuraler Infarkt mit ST-Hebungen im frischen Stadium des Infarkts und Anstieg von Troponin T/1 sowie der plötzliche Herztod.
Die Angina pectris ("Brustenge") bezeichnet einen häufigen, anfallsartigen Schmerz des Brustkorbes, der durch eine mangelnde Blutzufuhr (Ischämie) des Herzens ausgelöst wird. Bei der instabilen Angina pectoris sind die Symptome nicht konstant, sondern ändern sich. Es liegen jedoch keine Anzeichen eines Herzinfarkts (Myokardinfarkt) vor. Auch die erstmalig auftretende Angina pectoris, eine Angina pectoris in den ersten zwei Wochen nach einem Myokardinfarkt und eine in Ruhe auftretende Angina pectoris werden als instabil bezeichnet.
Beim Myokardinfarkt geht Herzmuskelgewebe aufgrund einer lokalen Durchblutungsstörung unter. Der Grund für die lokale Durchblutungsstörung liegt in der Verkleinerung des Durchmessers (Lumen) eines Astes der Herzkranzgefäße (Koronargefäße).
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Simvastatin, einem weit verbreiteten Statin zur Senkung des Cholesterinspiegels, sind mehrere wichtige Punkte zu beachten, um die Wirksamkeit zu maximieren und Nebenwirkungen zu minimieren. Simvastatin wird in der Regel einmal täglich abends eingenommen, da die körpereigene Cholesterinproduktion nachts am höchsten ist. Die Standarddosis variiert je nach Patient und kann zwischen 10 mg und 40 mg liegen, abhängig vom Ausgangscholesterinspiegel, dem angestrebten Ziel und dem individuellen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.
Die Dosierung sollte sorgfältig angepasst werden, insbesondere bei älteren Patienten, solchen mit Nieren- oder Lebererkrankungen oder bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente, die das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen können. Eine wichtige Wechselwirkung besteht mit bestimmten Medikamenten wie starken CYP3A4-Inhibitoren (z. B. bestimmte Antimykotika oder Makrolid-Antibiotika), die den Abbau von Simvastatin im Körper verlangsamen und das Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse erhöhen können.
Patienten sollten außerdem darauf hingewiesen werden, den Konsum von Grapefruitsaft zu vermeiden, da dieser ebenfalls den Abbau von Simvastatin hemmen kann, was zu erhöhten Medikamentenspiegeln im Blut führt. Regelmäßige Überwachung der Leberfunktion und Muskelbeschwerden sind ebenfalls wichtig, um frühzeitig Nebenwirkungen zu erkennen und gegebenenfalls die Dosis anzupassen oder die Therapie zu ändern.
Risiken & Nebenwirkungen
Auch Simvastatin kann zu Nebenwirkungen führen. Zu ihnen zählen unspezifische Kopfschmerzen, eine Erhöhung von Leberenzymen, gastrointestinale Beschwerden und toxische Myopathien (Muskelleiden ohne neuronale Ursache) bis zur Rhabdomyolyse, dem Zerfall von Muskeln bzw. Muskelfasern. Diese Nebenwirkung tritt vor allem bei einer gleichzeitigen Gabe von Gemfibrozil auf.
Simvastatin ist kontraindiziert bei Cholestase (Gallenstau), erhöhten Leberenzymen, Myopathien, während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe.
Wie bereits erwähnt sollte Simvastatin nicht zusammen mit Medikamenten oder Nahrungsmitteln genommen werden, die das Cytochrom 3A4 hemmen. Zudem sollte Simvastatin nicht zusammen mit Fibraten (z.B. Gemfibrozil) gegeben werden, da die Gefahr von Muskelschäden erhöht ist. Kontraindiziert sind die Medikamente Gemfibrozil, Ciclosporin und Danazol. Weitere Auskünfte erteilt der behandelnde Arzt.
Kontraindikationen
Bei der Anwendung von Simvastatin, einem Medikament zur Senkung des Cholesterinspiegels, gibt es mehrere wichtige Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Simvastatin oder einem seiner Bestandteile. Bei Patienten, die bereits auf andere Statine allergisch reagiert haben, ist Vorsicht geboten.
Eine weitere wesentliche Kontraindikation ist das Vorliegen einer aktiven Lebererkrankung, einschließlich ungeklärter, persistenter Erhöhungen der Lebertransaminasen. Da Simvastatin in der Leber metabolisiert wird, kann seine Anwendung bei Patienten mit Lebererkrankungen zu einer Verschlechterung der Leberfunktion führen.
Schwangere Frauen und stillende Mütter dürfen Simvastatin nicht einnehmen, da Cholesterin für die fetale Entwicklung essentiell ist und die Unterdrückung der Cholesterinsynthese das Risiko von Fehlbildungen erhöhen könnte. Statine können auch in die Muttermilch übergehen und potenziell das Säuglingsernährungssystem beeinflussen.
Die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren, wie bestimmte Antimykotika (z.B. Itraconazol) oder HIV-Protease-Inhibitoren, ist ebenfalls kontraindiziert. Diese Medikamente können den Abbau von Simvastatin stark hemmen, was zu einem erhöhten Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse führt.
Auch Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz sollten Simvastatin nur mit Vorsicht und unter sorgfältiger Überwachung einnehmen, da die Clearance des Medikaments bei eingeschränkter Nierenfunktion vermindert sein kann.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Simvastatin interagiert mit einer Reihe von Medikamenten, was die Wirkung verstärken oder zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen kann. Eine der bedeutendsten Interaktionen besteht mit Medikamenten, die starke Inhibitoren des Enzyms CYP3A4 sind, da dieses Enzym wesentlich am Abbau von Simvastatin beteiligt ist. Medikamente wie bestimmte Antimykotika (z. B. Itraconazol, Ketoconazol), HIV-Protease-Inhibitoren (z. B. Ritonavir) und Makrolid-Antibiotika (z. B. Clarithromycin, Erythromycin) können den Abbau von Simvastatin hemmen, was zu erhöhten Plasmaspiegeln und einem erhöhten Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse führen kann.
Auch die gleichzeitige Einnahme von Fibraten wie Gemfibrozil erhöht das Risiko für Myopathie, insbesondere in Kombination mit hohen Dosen von Simvastatin. Daher wird die Kombination von Simvastatin mit Gemfibrozil generell vermieden, und wenn notwendig, wird eine niedrige Dosis von Simvastatin verwendet.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wechselwirkung mit Warfarin, einem oralen Antikoagulans. Simvastatin kann die Wirkung von Warfarin verstärken, was das Blutungsrisiko erhöht. Patienten, die beide Medikamente einnehmen, sollten daher regelmäßig ihre INR-Werte (International Normalized Ratio) überwachen lassen, um die Blutgerinnung sorgfältig zu kontrollieren.
Darüber hinaus kann Simvastatin die Plasmaspiegel von Digoxin, einem Herzglykosid, erhöhen, was eine Überwachung der Digoxin-Spiegel und gegebenenfalls eine Anpassung der Dosis erforderlich machen kann. Auch bei der Einnahme von Colchicin, das zur Behandlung von Gicht verwendet wird, sollte Vorsicht walten, da diese Kombination das Risiko für muskuläre Nebenwirkungen erhöhen kann.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Simvastatin nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um den Cholesterinspiegel zu senken und das kardiovaskuläre Risiko zu reduzieren.
Eine gängige Alternative sind andere Statine wie Atorvastatin oder Rosuvastatin. Diese haben ähnliche Wirkmechanismen wie Simvastatin, können aber in unterschiedlichen Dosierungen und mit unterschiedlichen Nebenwirkungsprofilen besser vertragen werden. Insbesondere Rosuvastatin gilt als potenter und kann in niedrigeren Dosen verabreicht werden.
Für Patienten, die Statine generell nicht vertragen, stellen Ezetimib und PCSK9-Inhibitoren (wie Evolocumab oder Alirocumab) eine Alternative dar. Ezetimib wirkt, indem es die Aufnahme von Cholesterin im Darm blockiert, was zu einer Reduktion des LDL-Cholesterins führt. PCSK9-Inhibitoren hingegen sind monoklonale Antikörper, die das LDL-Cholesterin stark senken, indem sie den Abbau von LDL-Rezeptoren in der Leber verhindern.
Bempedoinsäure ist ein neuerer Wirkstoff, der ebenfalls zur LDL-Senkung eingesetzt werden kann, insbesondere in Kombination mit Ezetimib oder bei Patienten, die keine Statine einnehmen können.
Neben medikamentösen Optionen kann auch eine Lebensstiländerung, einschließlich einer cholesterinsenkenden Diät, regelmäßiger Bewegung und Gewichtsreduktion, zur Verbesserung des Cholesterinspiegels beitragen. In einigen Fällen können auch pflanzliche Präparate wie Rotschimmelreis (der natürliche Statine enthält) als Alternative in Betracht gezogen werden, wobei jedoch die Wirksamkeit und Sicherheit sorgfältig überwacht werden müssen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor