Fenofibrat

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fenofibrat ist, neben anderen Fibraten, eine Variation der Clofibrinsäure. Es gehört dabei zu den Lipidsenkern wie die Nikotinsäuren sowie die Statinen. Ein erhöhter Spiegel an Triglyceriden ist dabei das hauptsächliche Wirkungsspektrum von Fenofibrat. Eine cholesterinsenkende Wirkung ist hierbei weniger stark charakteristisch, aber dennoch vorhanden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fenofibrat?

Die hauptsächliche Wirkung des Fenofibrats besteht darin, den Plasmaspiegel der Triglyceride zu senken. Wie das genau passiert ist dagegen nicht exakt erforscht.
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Fenofibrat (chemischer Name: 2-[4-(4-Chlorbenzoyl)phenoxy]-2-methylpropionsäureisopropylester) gehört zur Arzneigruppe der Fibrate, welche eine wichtige medikamentöse Therapie zur Behandlung einer Hyperlipidämie, das heißt von erhöhten Blutfetten, bilden. Dabei wird Fenofibrat vor allem zur Behandlung einer erhöhten Konzentration von Triglyceriden im Blut verwendet, indem es diese senkt.

Im Gegensatz dazu stehen die Statine, welche primär zur Therapie eines erhöhten Cholesterinspiegels verwendet werden. Fenofibrat kann dennoch auch zur Behandlung des Cholesterins im Blut eingesetzt werden. Seine hauptsächliche Wirkung liegt jedoch trotzdem bei den Triglyceriden, weshalb es auch primär bei erhöhten Triglyceriden im Blut angewendet wird.

Ein gestörter Fettstoffwechsel sollte so schnell wie möglich behandelt werden, um dadurch eine Protektion von Folgeerkrankungen zu gewährleisten, wie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Die erste Wahl liegt dabei bei den Statinen, die eine starke Lipidsenkung garantieren. Fenofibrat und andere Fibrate sind dabei nur zweite Wahl und werden vor allem verwendet, wenn die Statine bei der Therapie nicht vertragen werden oder wenn primär nur die Triglyceride, nicht das Cholesterin, erhöht sind.

Bei Fenofibrat handelt es sich um ein weißes, unlösliches, kristallartiges Pulver, welches kompakt als Tablette oder Kapsel gegeben wird. Nachdem Fenofibrat aufgenommen wurde, wird es zur Clofibrinsäure abgebaut, was dann mit dem Harn ausgeschieden wird, weswegen die Dosis bei Nierenschäden angeglichen werden sollte.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Die hauptsächliche Wirkung des Fenofibrats besteht darin, den Plasmaspiegel der Triglyceride zu senken. Wie das genau passiert ist dagegen nicht exakt erforscht. Dennoch kann man davon ausgehen, dass es mehrere Wirkungen hat. So besteht eine daraus, dass Fenofibrat den PPARα aktiviert. Dabei handelt es sich um den Peroxisom-Proliferator aktivierten Rezeptor, der nach Bindung von Fenofibrat selbst an die DNA bindet und dort das Ablesen von einigen Genen beeinflusst und somit auch den Fettstoffwechsel verändert.

Es bewirkt zum einen einen stärkeren Abbau des "schlechten" Cholesterins LDL (ca. 10 - 25 %). Hinzu kommt ein mäßiger Anstieg des HDL (ca. 10 %). Das "schlechte" Cholesterin wird deswegen als solches bezeichnet, da es sich in die Gefäße ablagert und so eine Atherosklerose herbeiführt. Im Gegenzug dazu transportiert das "gute" Cholesterin die Fette beispielsweise aus den Gefäßen und bewirkt deren Abbau. Zusätzlich bewirkt Fenofibrat eine verringerte Freisetzung des VLDL aus der Leber, was ebenfalls an verkalkenden Prozessen der Gefäßwand beteiligt ist.

Außerdem aktiviert Fenofibrat die Lipoproteinlipase, welche den Abbau der Blutfette fördert. Weitere Wirkungen des Fenofibrat betreffen vor allem die Gefäßwand, an welcher der entzündliche Prozess aufgehalten wird, indem es auch die Bildung entzündlicher Eiweiße verringert. Eine weitere Wirkung von Fenofibrat ist, dass es das Risiko zur Entstehung cholesterinhaltiger Gallensteine begünstigt.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Die wichtigste Indikation des Fenofibrat ist ein erhöhter Triglyceridspiegel im Blut. Dieser kann aufgrund einer primären Störung des Fettstoffwechsels entstehen, das heißt einer angeborenen Form der Hypertriglyceridämie (erhöhte Konzentration an Triglyceriden im Blut) oder einer sekundären Störung, sprich einer erworbenen Form der Hypertriglyceridämie. Letztere kann verschiedene Ursachen haben, beispielsweise eine fehlerhafte Ernährung, die zur Adipositas, aber auch Anorexie führen kann.

Einige Stoffwechselstörungen wie Diabetes erhöhen die Blutfette. Aber auch Nierenerkrankungen haben Schuld an einem erhöhten Spiegel der Triglyceride. Eine sekundäre Hypertriglyceridämie kann auch iatrogen verursacht sein, das heißt vom Arzt, der lipiderhöhende Medikamente verschreibt, wie Betablocker oder Cortison.

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit des Fenofibrats ist das Metabolische Syndrom. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Kombination aus gestörtem Kohlenhydratstoffwechsel, Adipositas, erhöhtem Blutdruck, sowie einem gestörten Fettstoffwechsel (Triglyceride sind dabei erhöht, während das HDL erniedrigt ist).

Fenofibrat wird in Form von Kapseln oder Tabletten eingenommen. Die Halbwertszeit beträgt um die 22 Stunden, was es zum längsten wirksamen Fibrat macht. Die Dosis beträgt einmal 200 mg am Tag.


Risiken & Nebenwirkungen

Fenofibrat kann sowohl unspezifische Nebenwirkungen verursachen als auch spezifische Nebenwirkungen, die für die Fibrate typisch sind. Unspezifisch sind allergische Reaktionen gegen das Medikament, die mit typischen Schwellungen, Atemproblemen, sowie Nesselsucht einhergehen. Weitere eher unspezifische Nebenwirkungen sind beispielsweise Schüttelfrost mit Fieber und grippeähnlichem Gefühl, Kopfschmerzen, Schwellungen der unteren Extremitäten, Impotenz sowie Gelenkschmerzen. Hinzu können Schwindel und Benommenheitsgefühle kommen.

Da Fenofibrat auf den Magen-Darm-Trakt wirkt, können auch hier unspezifische Beschwerden auftreten wie etwa Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe. Ebenso kann eine ungewollte Gewichtszunahme auftreten.

Spezifisch für Fenofibrat ist ein Muskelzerfall (Rhabdomyolyse). Die Patienten erleiden dabei starke Muskelschmerzen, Krämpfe und eine allgemeine Schwäche. Andere Lipidsenker wie Statine können ebenfalls eine Rhabdomyolyse herbeiführen. Darum sollte auf eine Kombinationstherapie mit Fenofibrat verzichtet werden.

Eine weitere typische Nebenwirkung von Fenofibrat ist, dass es die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Cholesterinsteinen der Galle zu erkranken. Kontraindiziert ist Fenofibrat bei Gallenblasenerkrankungen, Lebererkrankungen, Niereninsuffizienz sowie bei stillenden Müttern und Schwangeren.

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