Anoderm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Anoderm oder auch Analhaut am unteren Ende des Analkanals enthält zahlreiche Nervenenden und kann bei Einrissen starke Schmerzen hervorrufen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Anoderm?

Unabhängig vom Alter eines Menschen können Risse in der Analhaut immer dann auftreten, wenn sie zu stark beansprucht wird.
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Das Anoderm gehört zum Kontinenzorgan und befindet sich im unteren Teil des Analkanals.

Ihre dünne Haut grenzt an den Schließmuskel, dessen Funktion sie gut unterstützt. Denn mit Hilfe seiner sensiblen Nervenenden kann die Analschleimhaut die Konsistenz eines Stuhlgangs sicher wahrnehmen.

In Kooperation mit der Muskulatur im Anus steuert das Analhäutchen die Bewegungen des Schließmuskels mit, je nachdem in welcher Konsistenz der Darminhalt ausfällt.


Anatomie & Aufbau

Das dünne Häutchen im Afterbereich hat eine Länge von zirka 40 Millimeter und zeigt eine weißlich-rötliche Färbung. Ein Anoderm verläuft vom After bis an die obere Mitte des Analkanals. Im oberen Teil besteht das haarlose Häutchen aus den so genannten unverhornten Plattenepithelzellen. Dort, wo es an den Schließmuskel angrenzt und mit Luft in Berührung kommt, sind diese Plattenepithelzellen verhornt.

Die flachen Zellen der oberen Hautschicht liegen in mehreren Schichten übereinander und besitzen durch ihre feste Verzahnung eine besonders große Stabilität und Elastizität. Ist sie verhornt, besteht die oberste Schicht der Haut aus abgestorbenen und keratinhaltigen Epithelzellen. Die Verhornung am Afterbereich schützt die Haut vor allem vor Einwirkungen von außen. Das Anoderm, oder auch Analkanalhaut oder Analhaut genannt, ist außerdem durch Nervenbahnen fest mit dem Anus verbunden, dem ringförmigen glatten Muskel am Darmausgang. Mit dem Schließmuskel am Anus koordiniert das Anoderm die Darmentleerung und kann auch die Konsistenzen des Stuhlgangs voneinander unterscheiden.

Funktion & Aufgaben

Weil das Anoderm sehr dünn und auch mit vielen Nervenfasern versehen ist, ist es in vielen Fällen die Ursache für bestimmte Erkrankungen im proktologischen Bereich. Denn das unverhornte Häutchen im Analkanal kann leicht reißen und sich häufig auch entzünden.

Zudem zeichnet sich die Analschleimhaut durch eine besonders starke Schmerzempfindlichkeit aus. Eine häufige Erkrankung der empfindlichen Schleimhaut ist die Analfissur. Dieser Einriss in der Analhaut löst nicht nur Schmerzen beim Stuhlgang aus, sondern führt zu weiteren Symptomen, wie zum Beispiel ein Brennen und ein Juckreiz am After. Auch hellrotes Blut im Stuhlgang oder am Toilettenpapier ist oftmals ein Anzeichen für einen Einriss des Anoderms. Als Ursachen für diese Erkrankung werden in den meisten Fällen unter anderem Störungen bei der Verdauung, wie zum Beispiel Verstopfung oder Durchfall, diagnostiziert.

Auch vergrößerte Hämorrhoiden, die sich meist in der Nähe des Anoderms bilden, können zu einem Geschwür an der Analhaut führen. Weil sie den Zustrom beziehungsweise die Abfuhr des Blutes in diesem Körperbereich behindern, können die Risse in der Analschleimhaut durch Hämorrhoiden schlechter abheilen. Auch Menschen, die an Morbus Crohn oder an einer Kryptitis – einer Entzündung am Enddarm – leiden, bekommen häufig Analfissuren als Folgeerscheinung ihrer Erkrankung.

Krankheiten

Unabhängig vom Alter eines Menschen können Risse in der Analhaut immer dann auftreten, wenn sie zu stark beansprucht wird. So erhöhen zu harte Stuhlgänge oder auch häufiges starkes Pressen die Risiken für Analfissuren. Weil ein Riss der Analhaut stark schmerzt, verspannen die Betroffenen häufig ihren Schließmuskel, was zu weiteren Problemen beim Stuhlgang führt.

Eine Verkrampfung des Schließmuskel führt in Folge zu einer schlechteren Durchblutung und so zu einer verlangsamten Heilung der Analfissur. Eine proktologische Untersuchung kann bei Betroffenen genau abklären, wo der Einriss entstanden ist und wie tief er verläuft. Akute Fissuren werden vom Facharzt mit speziellen Salben oder Zäpfchen behandelt. Zur Linderung der Schmerzen enthalten die meisten der Medikamente lokal betäubende Inhaltsstoffe. In manchen Fällen spritzt der Arzt auch ein Betäubungsmittel direkt unter die entstandene Wunde.

Hierdurch kann der Patient den Schließmuskel eine Zeit lang entspannen. Bei chronischen Hautrissen helfen meist Wirkstoffe, die den Schließmuskel entspannen und zugleich seine Durchblutung fördern. Entstehen als Folge einer Analfissur Vernarbungen am Gewebe oder eine sogenannte Vorpostenfalte, eine mariskenartige Hautveränderung am hinteren Fissuren-Ende, handelt es sich um eine chronische Entzündung. In diesen Fällen muss durch einen operativen Eingriff das vernarbte Gewebe vom Arzt abgetragen werden. Bei Schmerzen im Analbereich ist es ratsam, frühzeitig einen Proktologen aufzusuchen und ein Beratungsgespräch durchzuführen. Denn nur er kann erkennen, ob vergrößerte Hämorrhoiden oder eine andere Erkrankung die Ursache für die Fissur ist. Denn je eher eine Behandlung angegangen wird, umso schneller kann ein Riss im Anoderm geheilt werden.

Um Analfissuren und der Vergrößerung von Hämorrhoiden vorzubeugen oder zu lindern, helfen eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und eine ausreichende Menge an täglichen Getränken. Dabei sorgen ballaststoffreiche Gerichte mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten für eine regulierte Verdauung. Ballaststoffe regen nicht nur die Darmtätigkeit an, sondern halten auch länger satt und verhindern eine Gewichtszunahme. Um einen harten Stuhlgang zu umgehen, hilft es außerdem, täglich zirka 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Zu empfehlen sind Wasser, ungesüßte Tees oder Saftschorlen. Auch tägliche Bewegung regt nicht nur den Stoffwechsel an, sondern hält auch den Darm auf Trab. Eine tägliche Runde mit dem Rad oder ein Spaziergang reichen schon aus, die Fitness zu erhalten und den Verdauungsapparat zu regulieren.


Typische & häufige Analerkrankungen

Quellen

  • Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004
  • Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011

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