Bandscheiben-Operation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. November 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Rückenschmerzen sind die Vorboten von Bandscheibenproblemen. Zunächst wird man mit konservativer ärztlicher Therapie versuchen, dagegen anzugehen. Denn die Ursache der Kreuzschmerzen ist nicht immer ein Bandscheibenvorfall. 23 Bandscheiben federn die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule wie Stoßdämpfer gegeneinander ab. Dabei lastet im Stehen das komplette Gewicht des Oberkörpers auf den Knorpelscheiben. Deshalb ist Übergewicht auch häufigster Auslöser der Rückenprobleme. Ist die konservative Behandlung nicht erfolgreich wird meist zu einer Bandscheiben-Operation geraten.
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Was ist eine Bandscheiben-Operation?
Aufgebaut sind die menschlichen Bandscheiben wie Gelkissen, im Inneren befindet sich ein Gallertkern. Ein robuster Faserring umschließt und festigt die einzelne Bandscheibe.
Mit zunehmendem Alter verliert die Knorpelmasse an Elastizität, sie trocknet zunehmend aus. Das kann zu Rissbildungen führen. Das marode, dünner werdende Knorpelgewebe vermag den Reibungskräften zwischen den Wirbeln immer weniger entgegenzusetzen und die Knochen beginnen, aufeinander zu reiben.
Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der feste Faserring, der die Knorpelmasse umgibt. Die Fixierung der inneren, weichen Gallertmasse geht verloren und sie wird sich in den Wirbelkanal hinein nach vorn wölben.
Dann wird je nach Position dieser Wölbung unnatürlicher Druck auf die Nervenfasern ausgeübt, der je nach Intensität zu eindrucksvollen Schmerzen bis hin zu Lähmungszuständen führen kann.
Zur neurologischen Diagnose wird der Facharzt Bilder einer Kernspintomografie, Röntgenbilder oder [[CT]-Aufnahmen hinzuziehen, bis sich ein zuverlässiges Krankheitsbild ergibt.
Bandscheibenvorfälle können vollkommen schmerzfrei sein und unerkannt bleiben. Sie können starke Schmerzen erzeugen oder sogar Lähmungserscheinungen hervorrufen. Dementsprechend reicht die Skala der Therapieformen von Medikamenten und Krankengymnastik bis hin zur Operation des Bandscheibenvorfalls durch den Chirurgen.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Bandscheiben-Operation begann im frühen 20. Jahrhundert, als medizinische Forscher und Chirurgen begannen, die Rolle der Bandscheiben bei Rückenschmerzen und neurologischen Symptomen zu verstehen.
Die erste bedeutende Entdeckung war die Identifizierung eines Bandscheibenvorfalls als Ursache für Ischiasbeschwerden durch den deutschen Pathologen Julius Cohnheim im späten 19. Jahrhundert. In den 1930er Jahren erlangte das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Bandscheibenvorfällen und neurologischen Symptomen durch die Arbeit von Dr. Walter Dandy, einem Pionier der Neurochirurgie, an Bedeutung. Er führte eine der ersten dokumentierten Operationen zur Entfernung einer beschädigten Bandscheibe durch.
Ein weiterer Meilenstein wurde 1934 erreicht, als die Chirurgen William Jason Mixter und Joseph Barr die Verbindung zwischen Bandscheibenvorfällen und Lähmungen veröffentlichten. Sie entwickelten eine Methode, um die betroffene Bandscheibe chirurgisch zu entfernen und damit den Druck auf die Nerven zu lindern. In den folgenden Jahrzehnten wurden Bandscheiben-Operationen immer häufiger und weiterentwickelt.
In den 1970er und 1980er Jahren führte der technologische Fortschritt zur Einführung mikrochirurgischer Techniken, die die Genauigkeit und Sicherheit dieser Eingriffe erhöhten. Später wurden minimalinvasive Verfahren wie die endoskopische Bandscheibenoperation entwickelt, um die Erholungszeit zu verkürzen und die Risiken zu minimieren. Die Weiterentwicklung dieser Techniken bleibt ein Schwerpunkt der modernen Neuro- und Orthopädiechirurgie.
Einsatz & Indikation
Eine Bandscheiben-Operation wird durchgeführt, wenn konservative Behandlungen wie Physiotherapie, Schmerzmedikation oder Injektionen keine ausreichende Linderung der Symptome bieten. Sie wird notwendig, wenn ein Bandscheibenvorfall starke und anhaltende Schmerzen verursacht, die nicht nur den Rücken, sondern auch die Nerven betreffen und in die Beine oder Arme ausstrahlen. Besonders alarmierend sind Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Muskelschwäche, die auf eine Nervenkompression hinweisen. Wenn die Funktion der betroffenen Nerven gefährdet ist, kann eine Operation erforderlich sein, um dauerhafte Nervenschäden zu verhindern.
Eine Operation ist auch dann dringend notwendig, wenn es zu einer sogenannten Cauda-equina-Symptomatik kommt. Dies ist ein medizinischer Notfall, bei dem die Nerven im unteren Rücken so stark komprimiert werden, dass es zu plötzlichen Blasen- oder Darmentleerungsstörungen, schweren sensorischen Ausfällen im Bereich der Gesäßregion oder massiver Muskelschwäche in den Beinen kommt.
Ein weiterer Grund für eine Operation kann eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität sein, wenn die Schmerzen so stark sind, dass alltägliche Aktivitäten unmöglich werden. In solchen Fällen kann der chirurgische Eingriff dazu beitragen, den Druck auf die Nerven zu verringern und die Mobilität wiederherzustellen. Häufig durchgeführte Verfahren sind die Mikrodiscektomie oder minimalinvasive Techniken, um die Belastung für den Patienten zu minimieren.
Vorteile & Nutzen
Eine Bandscheiben-Operation bietet im Vergleich zu konservativen Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Schmerzmedikation oder Injektionen den Vorteil einer gezielten und oft schnelleren Linderung der Symptome. Bei einem Bandscheibenvorfall, der starke Nervenkompression verursacht, kann eine Operation den Druck auf die Nervenstrukturen effizienter und nachhaltiger beseitigen. Dies führt häufig zu einer unmittelbaren Reduktion von Schmerzen, Taubheit oder Muskelschwäche, was die Lebensqualität des Patienten deutlich verbessert.
Ein weiterer Vorteil der Operation ist die Möglichkeit, strukturelle Probleme direkt zu beheben. Im Gegensatz zu konservativen Methoden, die oft nur symptomatische Linderung bieten, kann die chirurgische Entfernung des beschädigten Bandscheibenmaterials die Ursache der Beschwerden beseitigen. Dies kann insbesondere bei schweren Fällen verhindern, dass es zu bleibenden Nervenschäden kommt.
Moderne Operationstechniken, wie die mikrochirurgische oder minimalinvasive Bandscheibenoperation, bieten zusätzliche Vorteile. Sie ermöglichen eine präzise Behandlung mit kleineren Schnitten, wodurch das Risiko von Komplikationen, Infektionen und die Erholungszeit verringert werden. Im Vergleich zu früheren offenen Operationen haben diese Verfahren eine kürzere Rehabilitationsphase und weniger postoperativen Schmerz. Diese technologischen Fortschritte machen die Operation für Patienten attraktiver, bei denen konservative Ansätze erfolglos waren oder eine schnelle Wiederherstellung der Funktionalität erforderlich ist.
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine Operation an den Bandscheiben wird notwendig, wenn Lähmungen auftreten, kein Schmerzmittel mehr anschlägt und sich das Krankheitsbild allgemein immer mehr verschlechtert. Dringend ist die Operation angezeigt, wenn ein Cauda-Equina-Syndrom auftritt, das sich durch Taubheitsgefühle im Anal- oder Genitalbereich bis hin zu Blasen- und Stuhlinkontinenz äußert.
Im Verlauf der Bandscheiben-Operation wird der Chirurg den Bandscheibenvorfall eliminieren. So werden die eingeklemmten Nervenwurzeln wieder entlastet. Dazu wendet der Operateur die mikrochirurgische Discektomie an, in der unter dem Operationsmikroskop eine Entlastung der Rückenmarksnerven generiert wird. Mittels dieses Verfahrens können alle Bandscheibenvorfälle entfernt werden und es ist uninteressant, in welche Richtung die Bandscheibe verrutscht war. Der operierende Arzt stellt zudem genau fest, ob der Spinalnerv korrekt entlastet wurde.
Durchgeführt wird die Operation unter einer Vollnarkose und in Bauchlage. Um größtmögliche Abstände zwischen den einzelnen Wirbelbögen und eine notwendige Weitstellung des Wirbelkanals zu erhalten, befindet sich der Patient in einer knieenden Position. Der Oberkörper liegt auf dem OP-Tisch.
Dann wird der Chirurg einen kleinen Hautschnitt über dem erkrankten Bereich machen und die Rückenmuskulatur behutsam zur Seite drängen. Bei der Operation werden Mikroskope und filigrane Spezialinstrumente eingesetzt.
Mit deren Hilfe wird das Ligamentum flavum - ein Band, welches die einzelnen Wirbelkörper miteinander verbindet - partiell eingeschnitten. So erhält der operierende Arzt die notwendige freie Sicht in den Wirbelkanal. Nur in seltenen Fällen muss noch etwas vom Wirbelknochen entfernt werden.
Nun kann das vorgewölbte Gewebe der betroffenen Bandscheibe abgetrennt werden. Auch Teile der Bandscheibe, die in den Wirbelkanal verrutscht waren, werden entfernt. Den Spiralnerv wird man im Verlauf der gesamten Operation ständig mikroskopisch genau unter Kontrolle halten.
Sollte es große Defekte am Faserring geben, werden sie mikrochirurgisch genäht. Am Ende der Bandscheiben-OP wird das entsprechende Hautareal wieder vernäht.
Durchführung & Ablauf
Eine Bandscheiben-Operation, insbesondere eine Mikrodiscektomie oder minimalinvasive Discektomie, beginnt mit der Vorbereitung des Patienten unter Vollnarkose. Der Patient liegt in Bauch- oder Seitenlage, damit der Zugang zur Wirbelsäule erleichtert wird. Der Chirurg macht einen kleinen Hautschnitt über dem betroffenen Wirbelsäulensegment. Mithilfe eines speziellen Mikroskops oder Endoskops kann der Chirurg den Eingriff unter vergrößerter Sicht präzise durchführen.
Nach dem Schnitt werden die Muskeln sanft zur Seite geschoben, ohne sie zu durchtrennen, um die Wirbelsäule freizulegen. Ein Teil des Knochens oder des Bandes, das die Nervenwurzel bedeckt, wird vorsichtig entfernt, um besseren Zugang zur beschädigten Bandscheibe zu erhalten. Der Chirurg lokalisiert das vorgefallene Bandscheibengewebe, das auf die Nervenwurzel drückt, und entfernt es, um den Druck zu entlasten. Dabei wird darauf geachtet, umliegende Nervenstrukturen zu schützen.
Nach der Entfernung des schmerzverursachenden Gewebes werden die Muskeln zurück an ihre ursprüngliche Position gebracht, und der Hautschnitt wird vernäht oder geklammert. Die gesamte Operation dauert in der Regel etwa 60 bis 90 Minuten. Nach dem Eingriff bleibt der Patient zur Überwachung meist für kurze Zeit im Krankenhaus und beginnt anschließend mit einer angepassten Rehabilitation, um die Beweglichkeit und Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Wie bei allen operativen Eingriffen bestehen auch bei Bandscheiben-Operationen Risiken.
Selten kommt es zu Verletzungen des Nervs, der entlastet werden sollte. Beeinträchtigte Funktionen von Blase und Darm, Bewegungsstörungen der Beine und sexuelle Störungen können die Folgen sein. Als mögliche Komplikationen gelten zudem Wundheilungsstörungen und Infektionen. Das seltene Postdiscektomie-Syndrom löst ziehende und kribbelnde Missempfindungen in den Beinen aus, die trotz optimal verlaufender Operation zeitweise auftreten können.
Als sinnvolle Nachsorge nach der Bandscheiben-Operation werden Bänder und Muskeln durch Krankengymnastik gestärkt. Innerhalb der Rehabilitation kommen bedarfsweise auch Ergotherapeuten, Ernährungsberater und Psychotherapeuten zum Einsatz.
Alternativen
Wenn eine Bandscheiben-Operation nicht möglich ist, stehen mehrere alternative Verfahren und konservative Behandlungsmethoden zur Verfügung, um Schmerzen zu lindern und die Funktionalität zu verbessern. Eine häufige Option ist die Physiotherapie, bei der gezielte Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit eingesetzt werden. Diese können helfen, die Wirbelsäule zu stabilisieren und den Druck auf die Nerven zu verringern.
Schmerztherapie ist eine weitere Möglichkeit, bei der Medikamente wie entzündungshemmende Mittel, Muskelrelaxantien oder Schmerzmittel verabreicht werden, um akute Beschwerden zu lindern. In einigen Fällen können auch Injektionen mit Kortison direkt in die betroffene Stelle verabreicht werden, um Entzündungen zu reduzieren und vorübergehend Linderung zu verschaffen.
Ein minimalinvasives Verfahren ist die perkutane Laser-Diskusdekompression. Hierbei wird ein Laser verwendet, um einen Teil des Bandscheibenmaterials zu verdampfen und den Druck auf die Nerven zu verringern, ohne eine große Operation durchzuführen.
Eine weitere Alternative ist die Chiropraktik, bei der Manipulationstechniken eingesetzt werden, um die Ausrichtung der Wirbelsäule zu verbessern. Allerdings ist dies nicht für alle Patienten geeignet. Akupunktur kann ebenfalls angewendet werden, um die Schmerzwahrnehmung zu verringern.
In Fällen, bei denen eine Operation oder intensive medizinische Eingriffe nicht infrage kommen, können auch TENS-Geräte (Transkutane Elektrische Nervenstimulation) zur Schmerzlinderung verwendet werden, indem sie elektrische Impulse an die betroffenen Stellen senden.
Quellen
- Diemer, F., Sutor, V.: Praxis der medizinischen Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2011
- Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010