Blandin-Nuhn-Drüse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Blandin-Nuhn-Drüse handelt es sich um eine kleine und exokrine Speicheldrüse an der Zungenspitze mit serumartig schleimigem Sekret. Speichel erledigt im Mundraum vor allem die Remineralisation von Hartgewebe und vereinfacht das Schlucken. Krankheiten der Speicheldrüsen sind oft mit verminderter Speichelsekretion verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Blandin-Nuhn-Drüse?

Die Aufgabe aller Speicheldrüsen im Mundraum ist die Befeuchtung der Mundschleimhaut. Ohne die permanente Befeuchtung würde die Schleimhaut austrockenen und wund oder rissig werden.
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Die Blandin-Nuhn-Drüse wird medizinisch auch als Glandula lingualis anterior bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine kleine Speicheldrüse an der Zungenspitze, die ein seromuköses Sekret absondert. Diese Art des Sekrets weist eine Konsistenz zwischen flüssig und fest auf. Es wird daher auch als serumartig schleimiges Sekret beschrieben. Die Blandin-Nuhn-Drüse ist eine exokrine Drüse.

Sie sekretiert also nicht direkt ins Blut, sondern gibt ihr Sekret durch einen Ausführungskanal ab. Im 19. Jahrhundert wurde die Blandin-Nuhn-Drüse von den Anatomen Philippe Frédéric Blandin und Anton Nuhn erstmals beschrieben. Daher wurden die beiden zu den Namensgebern der anatomischen Struktur. Die Blandin-Nuhn-Drüse ist eine von insgesamt zehn Speicheldrüsen im Mundraum und wird zu den sieben kleinen Speicheldrüsen gerechnet.

Anatomie & Aufbau

Alle Speicheldrüsen im Mund sind exokrine Drüsen. Wie alle anderen exokrinen Drüsen ist auch die Blandin-Nuhn-Drüse in ein Hohlraumsystem eingebettet und gibt ihre serumartig schleimiges Sekret durch einen Auführungsgang in den Hohlraum der anatomischen Struktur ab. Die Drüse liegt im Muskel der Zungenspitze, auf deren Unterseite zu beiden Seiten des Zungenbands sogenannte Krypten liegen. Das Zungenband verbindet den Mundboden mit der kaudalen Zunge und ist in seiner Anatomie von Person zu Person verschieden.

Bei den Krypten auf beiden Seiten des Bandes handelt es sich um mehr oder weniger tiefe Gruben, die auf der Schleimhaut der Zungenunterseite sichtbar sind. Die Blandin-Nuhn-Drüse mündet in diese Gruben und gibt ihr Sekret aus ihrem Ausgangskanal dort hinein ab. In der Wand des Mundraums liegen abgesehen von der Blandin-Nuhn-Drüse sechs weitere kleine Speicheldrüsen, die sich vor allem in ihrer Lage von einander unterscheiden.

Funktion & Aufgaben

Die Aufgabe aller Speicheldrüsen im Mundraum ist die Befeuchtung der Mundschleimhaut. Ohne die permanente Befeuchtung würde die Schleimhaut austrockenen und wund oder rissig werden. Auch das Schlucken kann mit einer trockenen Mundschleimhaut zu einem Problem werden. Der Speichel übernimmt im Mund aber auch abgesehen von der Befeuchtung zahlreiche Aufgaben. So spielt das Sekret zum Beispiel für die Mundhygiene eine Rolle. In der Flüssigkeit befinden sich zahlreiche Enyzme und Proteine.

Schon beim Kauen zerlegen Verdauungsenzyme im Speichel die Nahrung. Davon abgesehen neutralisieren einige Bestandteile des Speichels die Säuren aus der Nahrung. Mineralstoffe sind im Sekret der Speicheldrüsen enthalten. Säuren greifen das Hartgewebe des Mundraums Tag für Tag an und entziehen ihm so Mineralstoffe. Diese Verluste macht der Speichel wieder wett. Im Mund findet so ein stetiger Prozess aus Demineralisation und Remineralisation statt. Bei der Remineralisation wird der angegriffene Zahnschmelz wieder aufgebaut. Dem Hartgewebe im Mund wird damit ein Schutzmantel gegen Karies und andere Zahnkrankheiten angezogen.

Die Enzyme des Speichels polieren die den Zahnschmelz und tragen so Mineralstoffe ab, die in überdurchschnittlicher Menge eingebaut wurden. Im menschlichen Speichel befinden sich vermutlich auch schmerzstillende Substanzen wie das Opiorphin. Das erklärt etwa den schmerzlindernden Effekt, wenn sich der Mensch den Finger in den Mund steckt, nachdem er sich verbrannt hat. Auch das Immunglobulin A kommt im Speichel vor und verhindert so Infektionen des Mundraums. Die Aufgaben der Blandin-Nuhn-Drüse sind genauso wie die jeder anderen Speicheldrüse also vielfältige.


Krankheiten

Die Blandin-Nuhn-Drüse kann von Entzündungen betroffen sein, die von der Medizin auch als Sialadinitis bezeichnet werden. Solche Erscheinungen machen sich in einem stechenden Schmerz bemerkbar. Die Zungenspitze schwillt an und kann rissig werden. Falls Risse vorhanden sind, kann der Speichel zuweilen in das tiefere Gewebe eindringen und dort Zysten entstehen lassen. Eine chronisch aktive Sialadenitis wird in der Regel bakteriell verursacht. Davon zu unterscheiden ist die Autoimmunsialadenitis, bei der das Immunsystem eigenes Gewebe im Mundraum nicht als eigenes Gewebe erkennt und daher einen Angriff darauf startet.

Im Gang einer Speicheldrüse entstehen manchmal auch sogenannte Speichelsteine. Diese Erkrankung verursacht Druckschmerzen im Bereich der Zunge. Speicheldrüse wie die Blandin-Nuhn-Drüse sind manchmal auch von Tumoren betroffen. Diese Tumore sind entweder gutartig oder maligne. Ein gutartiges Geschwulst ist zum Beispiel die submuköse Retentionszyste der Glandula lingualis anterior. Wenn die Produktion und Sekretion von Speichel aus der Blandin-Nuhn-Drüse nicht mehr einwandfrei funktioniert, so kann sich auch das als Schmerz im Bereich der Zunge bemerkbar machen.

Der Schmerz liegt in diesem Fall an der resultierenden Mundtrockenheit, die sich bei der Blandin-Nuhn-Drüse vor allem auf die Zunge bezieht. Die Geschmacksknospen der Zunge nehmen bei dieser Erscheinung manchmal nicht mehr oder nur noch fehlerhaft Geschmack wahr. Diese Erscheinung kann sich im Rahmen des physiologischen Alterungsprozesses einstellen, da im hohen Alter die Speicheldrüsen weniger aktiv sind und langsam ihre Funktion verlieren. Auch Medikamente haben einen Einfluss auf die Produktion von Speichel. Als Folge von Mundtrockenheit wird der Zahnschmelz angegriffen und das Hartgewebe ist fortan nicht mehr remineralisierbar.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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