Brabbeln

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Brabbeln ist die Vorstufe des Sprechens. Nach der ersten Verständigungsform, dem Schreien, lernt das Baby Vokale und Konsonanten aneinanderzureihen. Daraus entsteht Brabbeln, das Erwachsene als niedlich empfinden und das zur Bildung von Worten wesentlich ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Brabbeln?

Brabbeln ist die Vorstufe des Sprechens. Nach der ersten Verständigungsform, dem Schreien, lernt das Baby Vokale und Konsonanten aneinanderzureihen.

Egal, ob ein Baby Hunger, Durst, die Windeln voll hat oder sich nach Nähe sehnt, zunächst verständigt es sich nur über Schreien. Erst mit zunehmender sozialer, emotionaler und geistiger Entwicklung lernt das Baby Worte und Beschreibungen von allem, was es sieht, hört, fühlt und denkt und diese Worte auch zu benutzen.

Lange vor dem ersten gesprochenen Wort hat ein Baby Sprachregeln und die Benutzung der Sprache genau wie ein Erwachsener erlernt. Sprache ist mit dem Hören verknüpft. Das Kind lernt zunächst durch zuhören, wie Worte klingen und später, wie Sätze aufgebaut sind.

Sprachverständnis ist schon im Mutterleib vorhanden. Das Baby stellt sich bereits hier auf den Klang der mütterlichen Stimme und auf deren Herzschlag ein.

Zunächst macht das Baby mit Zunge, Lippen, Gaumen und den ersten Zähnen Geräusche. Nach den ersten „Oohs“ und „Aahs“ in der Brabbelphase beginnt das Plappern.

Das erste gesprochene Wort des Babys ist etwa ab dem vierten Monat hörbar und für alle Familienmitglieder ein Ereignis. Doch bis dahin muss es wichtige sprachliche Entwicklungsstufen durchlaufen. Spätestens mit zwei Jahren sollte es verständlich sprechen können.

Funktion & Aufgabe

Die Kommunikation des Kindes beginnt mit Schreien und Weinen. Bald differenziert das Baby unterschiedliche Tonlagen. Das reicht von leichtem Wimmern bis zum lauthalsen Schreien. Im Laufe der Zeit entwickelt es ein umfangreiches Repertoire an unterschiedlichen Lauten: es gurrt, seufzt, gluckst und kichert.

Etwa ab der vierten Woche kann es bereits zwischen ähnliche klingenden Silben wie „la“ und „ma“ unterscheiden. Ab dem vierten Monat beginnt es zu brabbeln und verbindet Konsonanten und Vokale miteinander. Beim Brabbeln wiederholt das Baby die verbundenen Vokale und Konsonanten mehrmals hintereinander.

Das Kind versucht dabei, die Sprache die es umgibt nachzuahmen. Das Brabbeln ist demnach nicht bei allen Babys gleich, sondern hört sich je nach Nationalität und jeweiliger Sprache unterschiedlich an.

Bei diesen "Sprachübungen" trainiert der Säugling viele Muskeln und lernt dabei, Bewegungen zu verfeinern, woraus sich letztendlich seine Sprache entwickelt. Mit der Zeit beherrscht es seine Kehlkopfmuskulatur immer besser, was Auswirkungen auf die differenzierte Lautbildung hat.

Für das Kind selbst ist Sprechen-Lernen eine großartige Entdeckungsreise. Je mehr es ist von seiner Umgebung ermuntert wird, desto intensiver will es üben. Nach den Vokalen beginnt das Baby Silbern zu bilden und es spricht die ersten Nasalkonsonanten (B, D, T, P).

Das Baby möchte etwas ausdrücken und nutzt hierfür vor allem den Tonfall. Noch befindet es sich in der Protosprache, einem Prototyp der eigentlichen Sprache. In dieser Phase ist Sprache wie ein Spielplatz. Aus Spaß probiert das Baby einfach alle Töne aus. Bekommt es dabei viel Ermunterung, tritt es häufiger mit seiner Umwelt in Kontakt. Daraus entwickeln sich Worte und Sprachrhythmus.

Sprache ist gemeinschaftliches Agieren. Zur gesunden Sprachentwicklung ist es daher wichtig, dass Eltern so oft wie möglich auf die Stimmübungen Ihres Babys reagieren. Ihre Ansprache hat entscheidenden Einfluss auf die Sprachentwicklung ihres Kindes.


Krankheiten & Beschwerden

Beim Sprechen werden die Nervenzellen im Sprachzentrum des Gehirns verbunden. Wie ein Computernetzwerk wird es immer leistungsfähiger. Um die Bildung der neuronalen Verknüpfungen anzuregen, sollten Eltern mit ihren Kindern möglichst den ganzen Tag im Gespräch bleiben. Sie sollten die Äußerungen ihres Babys vor allem wiederholen, bestätigen und neue Worte anbieten. Wenn dieser entscheidende Sprachentwicklungsschritt behindert ist oder gar nicht stattfindet, kann daraus eine Sprachstörung entstehen.

Es gibt sprachliche Frühstarter und Spätzünder, sodass Eltern bei vermeintlichen Verzögerungen nicht in Panik geraten sollten. Meist sind sie kein Grund zur Besorgnis. Die Sprachentwicklung hinkt bei vielen Kindern nur deshalb hinterher, weil sie mit anderen Lernaufgaben beschäftigt sind.

Von einer Sprachentwicklungsstörung wird erst dann gesprochen, wenn das Kind im ersten Lebensjahr nicht auf Geräusche reagiert oder keinen Kontakt mit den Eltern aufnimmt. Wenn stumm bleibt, obwohl eigentlich die Brabbelphase begonnen haben sollte, ist der Arztbesuch angebracht. Diese Phase ist elementar für die normale Sprachentwicklung.

Wenn das Kind auch mit einem Jahr einfache Aufforderungen nicht verstehen und nicht die ersten Worte sprechen kann, wenn Nachahmungsversuche fehlen, liegt in der Regel eine Sprachentwicklungsstörung vor. Hierfür gibt es viele Ursachen. Zum einen kommen genetische Gründe in Betracht, es können aber auch organische und neurologische Ursachen vorliegen.

Sprachentwicklungsstörung treten zum Beispiel in Verbindung mit Schwerhörigkeit, Gehörlosigkeit oder einer geistigen Behinderung auf. Auch psychische Einschränkungen können die sprachliche Entwicklung hemmen.

Der Grund kann jedoch ebenso die mangelnde sprachliche Anregung sein. Die Erwachsenen müssen daher immer wieder mit ihrem Kind sprechen, nur so kann sich Sprachfreude entwickeln und es hat die Möglichkeit zur Nachahmung, denn das Baby braucht Anreize zum Sprechen.

Eine Sprachentwicklungsstörung kann von Logopäden behandelt werden. Auf spielerische Weise versucht der Sprachtherapeut, beim Kind Sprechfreude zu wecken. Gezielte Übungen verbessern Zuhören, Konzentration, Mundmotorik und Lernfähigkeit.

Wurde eine Sprachentwicklungsstörung festgestellt, muss das Kind nicht sein ganzes Leben damit hadern. Sprachtherapeutische Behandlungen sind heute so ausgereift, dass nach einer gewissen Zeit kein Rückstand mehr festzustellen ist.

Quellen

  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009

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