Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel handelt es sich um eine Gefäßanomalie. Dabei kommt es hinter dem Auge zu einer unnatürlichen Verbindung zwischen dem dort ansässigen Venengeflecht sowie einer Halsarterie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel?

Bei beiden Formen der Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel zeigen sich Beschwerden wie Augenrötungen, eine Vorwölbung und Pulsierung des Auges, ein hervorstehendes Auge, Einbußen der Sehfähigkeit sowie Doppeltsehen.
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Von einer Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel (CSCF) ist die Rede, wenn sich eine abnorme Verbindung zwischen dem Venengeflecht, das sich hinter den menschlichen Augen befindet, und einer Halsarterie bildet. Unter dem Sinus cavernosus wird ein kleiner Venenraum hinter den menschlichen Augen verstanden. In ihm befinden sich die Venen, deren Funktion der Rücktransport des Blutes aus dem Gehirn und Gesicht ist.

Auf jeder Halsseite sind zwei paarige innere und äußere Karotisarterien (Halsschlagadern) vorhanden. Von ihnen wird das Gehirn mit Blut versorgt. Mitunter bildet sich an den Karotisarterien ein kleiner Riss. Passiert dieser Vorgang an den Venen des Sinus cavernosus, ist zwischen ihnen die Entstehung eines kleineren Kanals möglich, den Mediziner als Fistel bezeichnen. Diese Fistel bewirkt das Umleiten des Blutes von einer Arterie in Richtung einer Vene.

In der Nähe des Sinus cavernosus befinden sich die Hirnnerven, die die Bewegungen der Augen kontrollieren. Zu ihren Aufgaben gehört ferner das Wahrnehmen von Empfindungen in bestimmten Abschnitten von Kopf und Gesicht. Durch die Bildung einer Fistel besteht die Gefahr, dass sich der Druck im Sinus cavernosus verstärkt, was eine Komprimierung der Nerven zur Folge hat. Dadurch drohen Funktionsbeeinträchtigungen, die sich durch verschiedene Beschwerden bemerkbar machen.

Ursachen

Unterteilt werden die Carotis-Sinus-cavernosus-Fisteln in zwei verschiedene Arten. Dies sind die direkte sowie die indirekte Fistel. Bei einer direkten CSCF handelt es sich um eine Verbindung zwischen einigen inneren Halsschlagaderbereichen und den Venen, die sich im Innenabschnitt des Sinus cavernosus befinden. Meist kommt es dabei zu einem erhöhten Blutflusstempo. Diese CSCF-Variante zeigt sich am häufigsten.

Im Falle einer indirekten Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel entsteht diese zwischen den Sinus-cavernosus-Venen sowie den Halsschlagaderverzweigungen innerhalb der Membranen, von denen das Gehirn umhüllt wird. Ein typisches Merkmal dieser Form ist die gering ausgeprägte Blutflussgeschwindigkeit. Verursacher von direkten Carotis-Sinus-cavernosus-Fisteln sind Verletzungen oder Unfälle, bei denen ein Riss der Halsschlagaderwand auftritt. Diese werden zumeist durch Stürze, Autounfälle oder Gewalttätigkeiten hervorgerufen. Aber auch ein operativer Eingriff kann für das Entstehen einer direkten Fistel verantwortlich sein.

Zur Bildung von indirekten Carotis-Sinus-cavernosus-Fisteln kommt es in der Regel ganz abrupt. Wodurch sie verursacht werden, ließ sich bislang nicht feststellen. Bekannt sind jedoch spezielle Risikofaktoren. Dazu gehören zu hoher Blutdruck, Erkrankungen des Bindegewebes, Arteriosklerose sowie eine Schwangerschaft und der Geburtsvorgang.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome, die bei einer Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel auftreten, richten sich nach deren Form. So rufen indirekte Fisteln in der Regel weniger ausgeprägte Beschwerden hervor, was auf die verhältnismäßig niedrige Blutflussgeschwindigkeit zurückzuführen ist. Bei direkten Fisteln fallen die Symptome dagegen intensiver aus.

Bei beiden Formen der Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel zeigen sich Beschwerden wie Augenrötungen, eine Vorwölbung und Pulsierung des Auges, ein hervorstehendes Auge, Einbußen der Sehfähigkeit sowie Doppeltsehen. Weitere mögliche Beschwerden sind Ohrensausen (Tinnitus), ein Surren vor dem Auge, das hörbar ist, schwach ausgeprägte Augenbewegungen, Gesichtsschmerzen, Nasenbluten und Kopfschmerzen.

Weil das Gehirn von den Arterien nicht mehr optimal mit Blut versorgt wird, besteht das Risiko von Komplikationen wie multipel ischämisch bedingten Anfällen. Darüber hinaus steigt die Gefahr eines zerebralen Blutgerinnsels. Als weitere Komplikationen kommen ein Riss des Sinus cavernosus oder die Bildung eines Glaukoms aufgrund einer Kammerwasserabflussstörung in Betracht.

Diagnose & Verlauf

Um eine Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel zu diagnostizieren, nimmt der Arzt eine sorgfältige Untersuchung des betroffenen Auges vor. In manchen Fällen können auch Untersuchungen des Sinus cavernosus sowie der benachbarten Blutgefäße notwendig sein. Zu diesem Zweck werden eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung), eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) vorgenommen.

Zur Bestätigung der Diagnose kann zudem eine Angiographie stattfinden. Dabei spritzt der Arzt dem Patienten ein Kontrastmittel in die Blutgefäße, welches auf den folgenden Röntgenbildern zu erkennen ist. Anschließend erfolgt eine Röntgenuntersuchung von Hals und Kopf. Wird eine Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel fachgerecht behandelt, tritt zumeist schon nach einigen Tagen oder sogar Stunden eine spürbare Besserung der Symptome auf.

So sind die meisten Patienten nach etwa sechs Monaten wieder beschwerdefrei. Im Falle einer direkten CSCF, die mit ausgeprägten Symptomen verbunden ist, erholt sich allerdings nicht jeder Patient vollständig.

Komplikationen

Die Beschwerden und Komplikationen hängen relativ stark von der Ausprägung des Carotis-Sinus-cavernosus-Fistels ab. In den meisten Fällen kommt es zu einer starken Rötung im Auge, welche nicht auf einen Fremdkörper zurückzuführen ist. Der Patient leidet ebenfalls an einem pulsierenden Auge, welches mit Kopfschmerzen und anderen Schmerzen in Gesicht verbunden sein kann.

Auch die Funktion der Augen ist eingeschränkt, sodass es zu Schleiersehen oder zu Doppelbildern kommen kann. Auch die Sehfähigkeit selbst kann durch den Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel verringert werden. Nicht selten kommt es auch zum Tinnitus und zu Nasenbluten. Der Alltag des Betroffenen wird durch den Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel stark eingeschränkt. Es kommt ebenso zu Konzentrationsstörungen und oft zu Schlafmangel.

Eine Behandlung ist nicht in allen Fällen notwendig, oft löst sich der Verschluss von selbst, ohne dass ein Arzt eingreifen muss. Falls die Symptome und Beschwerden relativ schwerwiegend sind, kann allerdings auch ein operativer Eingriff erfolgen. Die Operation verläuft ohne Komplikationen. Damit die Augen nicht austrocknen, ist der Betroffene in der Regel auch auf Augentropfen angewiesen. Nach der Behandlung verschwinden die Beschwerden am Auge und im Gesicht vollständig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn nach einer Verletzung oder einem Unfall Augenbeschwerden wie Rötungen, Pulsieren und Schmerzen sowie Einbußen der Sehfähigkeit bemerkt werden, sollte in jedem Fall der behandelnde Arzt informiert werden. Eine Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel äußert sich unter anderem auch durch Ohrensausen, Gesichts- und Kopfschmerzen sowie Nasenbluten. Bei diesen Warnzeichen ist in jedem Fall ein Arzt zu konsultieren, der die Beschwerden abklären und gegebenenfalls direkt behandeln kann.

Spätestens, wenn die CSVF zu Einschränkungen im Alltag des Betroffenen führt, muss sie behandelt werden. Ein medizinischer Notfall liegt vor, wenn erste Warnzeichen eines zerebralem Blutgerinnsels oder eines Schlaganfalls auftreten – in diesen Fällen sollte man sofort den Rettungsdienst alarmieren. Auch Komplikationen wie die Entstehung eines Glaukoms gilt es umgehend abzuklären.

Falls die Symptome schwerwiegend sind, kann ein operativer Eingriff vonnöten sein. Danach sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen angezeigt, bei denen der Arzt sicherstellt, dass sich keine Komplikationen ergeben. Neben dem zuständigen Allgemeinarzt kann mit einer Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel auch ein Spezialist für Augenerkrankungen aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Bei einer indirekten Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel ist nicht immer eine Therapie erforderlich. So kommt es in zahlreichen Fällen zu einem selbstständigen Verschluss der Fistel. Sind die Beschwerden jedoch stark ausgeprägt oder verschlechtern sich die Symptome, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein.

In solchen Fällen wird in der Regel eine endovaskuläre Embolisation durchgeführt. Dabei bringt der Operateur einen schmalen Schlauch in eine Leistenarterie ein, den er in Richtung Fistel vorschiebt. Ist der Schlauch an der Fistel angelangt, findet das Abriegeln der abnormen Verbindung mithilfe von Metallspulen statt.

Es gibt aber noch weitere Therapiemöglichkeiten wie die Gabe von Medikamenten. Dazu gehören spezielle Mittel, die sich reduzierend auf den Druck im Auge auswirken. Sinnvoll kann auch das Verabreichen von Augentropfen sein, die einer Trockenheit des Sehorgans entgegenwirken. Als letzte Behandlungsoption gilt das operative Verschließen des Augenlids mit Stichen. Auf diese Weise wird die Augenoberfläche geschützt. Nach einem erfolgreichen Verlauf der Therapie entfernt der Arzt die Nähte wieder.

Aussicht & Prognose

Die Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel hat eine günstige Prognose. Aufgrund der Selbstheilungskräfte des menschlichen Organismus stellt sich bei vielen Patienten ohne ein weiteres Eingreifen ein natürlicher Verschluss der Fistel ein. Die Spontanheilung folgt nach wenigen Tagen des Auftretens der Fistel. Eine weitere Behandlung oder zusätzliche medizinische Versorgung ist nicht erforderlich. Folgeerscheinungen bleiben ebenfalls aus.

Tritt der Selbstheilungsprozess nicht ein, entwickeln sich verschiedene Beschwerden. Diese mindern die Lebensqualität für die Zeit der Behandlung, sind jedoch nicht dauerhaft. Die Fistel wird im Normalfall durch eine Embolisation abgetrennt oder abgeriegelt. Der Eingriff erfolgt routiniert und ist mit wenigen Risiken verbunden.

Im Normalfall wird von den Patienten gut verkraftet. Anschließend regenerieren sich die gestörten Prozesse wieder und eine Beschwerdefreiheit tritt ein. Viele Patienten erhalten eine Nachbehandlung durch die Gabe von Augentropfen oder anderen Arzneien. Diese unterstützen den Heilungsprozess und können bereits nach wenigen Tagen oder Wochen abgesetzt werden.

In seltenen Fällen wird innerhalb des Behandlungsprozesses ein vorübergehender Verschluss des Augenlids eingeleitet. Sobald die Therapie beendet ist, kommt es zu einer Entfernung des Verschlusses und damit zu einer Beschwerdefreiheit. Die Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel kann jederzeit im Laufe des Lebens erneut auftreten. Die Prognoseaussicht ist auch bei einer Wiederkehr der Fistel günstig.


Vorbeugung

Wirkungsvolle Vorbeugemaßnahmen gegen eine Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel sind nicht bekannt.

Nachsorge

Bei einer Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel ist in der Regel nicht immer eine direkte Nachsorge notwendig. In vielen Fällen muss die Fistel auch nicht operativ behandelt werden, da sie zu keinen besonderen Beschwerden führt und auch das Leben des Betroffenen nicht negativ beeinträchtigt. Nur in seltenen Fällen muss die Fistel durch einen chirurgischen Eingriff behandelt werden.

Wie nach jedem operativen Eingriff muss sich auch hier der Betroffene schonen und dem Körper viel Ruhe bieten. Vor allem die Augen müssen dabei geschont werden. Häufig werden auch Augentropfen verabreicht, um die Beschwerden zu lindern oder die Heilung nach dem operativen Eingriff zu beschleunigen. In schweren Fällen werden die Augenlider auch mit operativen Stichen komplett verschlossen und nach der Heilung wieder geöffnet.

Der Patient sollte bei einem Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel stressige Situationen vermeiden und sich in solchen entspannen. Hierbei können auch verschiedene Techniken helfen. Ebenfalls wirkt sehr Vitamin K sehr positiv auf die Heilung der Fistel aus, wobei auch eine gesunde Ernährung diese deutlich beschleunigen kann. Der Betroffene sollte Blutgerinnungshemmer und Antibiotika vermeiden, falls diese möglich ist. Die Lebenserwartung wird durch die Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel in der Regel nicht negativ beeinflusst.

Das können Sie selbst tun

Selbsthilfe und empfohlene Anpassungen an eine direkte oder indirekte Carotis-Sinus-cavernosis-Fistel hängen von der Intensität und von der Verursachung der Symptome ab.

Falls die Symptome einer direkten Verbindung zwischen arteriellen Gefäßen einer der Halsschlagadern (Arteria carotis) und dem venösen Gefäßsystem im Bereich des Sinus cavernosus nur schwach bis mittel ausgeprägt sind, fördert ein niedriger arterieller Blutdruck die Selbstheilung. Das bedeutet, dass sich die Fistel, die die Verbindung zwischen den beiden Gefäßsystemen unter Umgehung der kapillaren Strukturen herstellt, wieder selbständig verschließen kann.

Um den systolischen Blutdruck möglichst niedrig zu halten, sollten chronische Stresssituationen im Alltag möglichst vermieden werden, die über die Aktivierung des sympathischen Nervensystems und die Engerstellung bestimmter Arterien blutdrucksteigernd wirken. Die Praktizierung von Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga und Ausdauersport können ebenfalls den Selbstverschluss der Fisteln fördern.

Darüber hinaus sollte bei der Ernährung darauf geachtet werden, dass die Nahrungsmittel ausreichend Vitamin K enthalten. Das fettlösliche Vitamin K hat maßgeblichen Einfluss auf die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Vitamin K ist in vielen natürlich belassenen Lebensmitteln wie in Spinat, Rosenkohl und Schnittlauch sowie in vielen anderen Gemüsearten enthalten. Häufig wird ein Mangel an Vitamin K durch Antibiotika oder andere Medikamente verursacht.

Ungünstig auf die Selbstheilungschancen der Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel wirken sich Blutgerinnungshemmer aus, weil sie den Vorgang eines physiologischen Verschlusses einer oder mehrer Fisteln erschweren.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Henne-Bruns, D., Barth, H.: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003

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