Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) beschreibt das chronische Beckenschmerzsyndrom, eine schwer behandelbare Krankheit. Eine Kombination aus verschiedenen Faktoren ist der Grund für die Symptome, die damit einhergehen.
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Was ist das Chronic Pelvic Pain Syndrome?
Beim Chronic Pelvic Pain Syndrome, dem chronischen Beckenschmerzsyndrom, handelt es sich um einen Schmerzzustand im Bereich des Beckens. Vor allem Männer sind von der Erkrankung betroffen. Früher wurden die Beschwerden unter der schmerzhaften Prostata (Prostatodynie) zusammengefasst. Das Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) ist eine tückische Krankheit, da sich die Behandlung bisher als schwierig erweist.
Ursachen
Zu den Ursachen für Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) gehört eine vegetative Dysregulation, die durch Stress ausgelöst wird. Aufgrund einer venösen Stauung der Venengeflechte, die um die Prostata gelagert sind, kommt es dazu, dass die begleitenden sensiblen Nerven gereizt werden. Die Schmerzen und Missempfindungen führen zum Beschwerdebild.
Laut amerikanischer Studie sollen die Symptome von Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) auf einem Wechselspiel zwischen seelischen Faktoren sowie einer Dysfunktion im Immunsystem beruhen. Dazu gehört beispielsweise eine Dysregulation des lokalen Nervensystems, die aus früheren Traumata oder Infektionen resultiert.
Dies lässt die Betroffenen aufgrund von unterdrückten Angstgefühlen den Beckenbereich anspannen, was zu immer neuen Entzündungen führen kann. Der Grund hierfür ist, dass die Nerven im Bereich des Beckens chronisch aktiviert sind. Kälte wird ebenso als möglicher Auslöser oder Verstärker für Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) vermutet. Viele Betroffene verspüren eine Linderung, sobald dem betroffenen Bereich Wärme zugeführt wird.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) führt zu Schmerzen im Becken, die allerdings nicht aus einer Infektion der Harnwege resultieren. Die Symptome können zu- oder abnehmen und die Schmerzen leicht oder sehr stark sein. In letzterem Fall ist es oftmals nicht einmal mehr möglich, eine normale Sitzhaltung einzunehmen.
Weitere Anzeichen sind oftmals ein erschwertes Wasserlassen, ein häufiger Harndrang, Schmerzen in den Gelenken und Muskeln, eine Müdigkeit, Bauchschmerzen, ein Brennen im Penis, Schmerzen nach der Ejakulation sowie ein Jucken, Stechen und Krämpfe am After.
Diese Symptome können einzeln oder kombiniert auftreten. Auch Depressionen, ein Rückzug aus dem sozialen Umfeld, Probleme in der Partnerschaft und eine Mutlosigkeit sind aufgrund des chronischen Schmerzzustandes und der starken Belastung durch das Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) möglich. Dies kann sogar bis hin zur Berufsunfähigkeit und Sucht reichen.
Diagnose & Verlauf
Es gibt bislang keine definitiven Tests, um Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) klar zu diagnostizieren. Es lässt sich meistens am Hodenunter- oder Operpol ein Druckschmerz auslösen. Durch den After (rektal) wird eine unauffällige und nicht druckempfindliche Prostata getastet. Die Nierenlager sind auf beiden Seiten frei von Klopfschmerz.
Ärzte wenden zudem eine digital-rektale Abtastung der Prostata an. Im Anschluss folgt mit der 4-Gläser-Probe (Erster Urin, Mittelstrahlurin, Prostatasekret und der Urin nach einer Prostatamassage) eine bakterielle Erregerlokalisierung. Weitere Diagnose-Methoden sind die Analyse des Ejakulats, Ultraschall (Sonografie) oder eine Uroflowmetrie, um funktionelle oder anatomische Harnabflussstörungen zu bestimmen.
Das Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) klingt in der Regel langsam über mehrere Tage bis hin zu Wochen wieder ab. Es kann jedoch aufgrund von ungünstigen Umständen oder einer erneuten Belastung wieder auftreten.
Komplikationen
In der Regel handelt es sich beim Chronic Pelvic Pain Syndrome um eine nur schwer heilbare Krankheit. Meistens kommt es beim Patienten durch das Syndrom zu starken Schmerzen, die vor allem im Becken auftreten. Die Schmerzen selbst können auch in Form von Ruheschmerzen auftreten und hindern den Betroffenen oft an einer gesunden und gewöhnlichen Sitzhaltung.
Es treten auch Schmerzen an Gelenken und an Muskeln auf. Ebenso leidet der Patient an einer Müdigkeit, die nicht mit Hilfe von Schlaf ausgeglichen werden. Beim Wasserlassen kommt es zu einem Brennen und zu Schmerzen, die Schmerzen können auch bei einer Ejakulation auftreten und sich dabei negativ auf das Sexualleben auswirken.
Oft leiden die Betroffenen durch die Symptome auch an psychischen Beschwerden und Depressionen. Die sozialen Kontakte werden stark eingegrenzt. In vielen Fällen kann der Patient auch keiner Beschäftigung mehr nachgehen. Die Behandlung des Chronic Pelvic Pain Syndrome richtet sich vor allem nach der Reduktion der Schmerzen.
Viele Patienten benötigen auch eine psychische Beratung, welche mit Hilfe von Medikamenten unterstützt werden kann. Es treten zwar keine weiteren Komplikationen auf, allerdings schränkt das Chronic Pelvic Pain Syndrome das Leben des Patienten extrem ein und führt zu einer stark verringerten Lebensqualität.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei chronischen Beckenschmerzen, Müdigkeit und häufigem Harndrang sollte grundsätzlich ein Arzt konsultiert werden. Den Symptomen liegt meist eine ernste Erkrankung zugrunde, die von einem Mediziner abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden muss. Ob es sich bei dem Grundleiden um das Chronic Pelvic Pain Syndrome handelt, kann anhand einer digital-rektalen Abtastung der Prostata und einiger anderer Untersuchungen festgestellt werden. Steht die Diagnose, ist eine umfassende medizinische Behandlung angezeigt. Der Betroffene sollte regelmäßig Rücksprache mit dem Arzt halten und diesen über ungewöhnliche Symptome informieren.
Sollten psychische Beschwerden wie Depressionen oder Angststörungen hinzukommen, kann in Rücksprache mit dem Mediziner ein Therapeut hinzugezogen werden. Bei chronischen Schmerzen ist auch eine Entspannungstherapie hilfreich, um den körperlichen und mentalen Stress zu reduzieren. Nächtliche Beckenschmerzen und mögliche Begleitsymptome wie Krämpfe am After, Gelenk- und Muskelschmerzen oder Juckreiz sind ein Fall für den ärztlichen Notdienst. Bei starken Beschwerden sollte der Betroffene zur weiteren Abklärung in die nächste Klinik gebracht werden.
Behandlung & Therapie
Nachdem andere Funktionsstörungen ausgeschlossen wurden, zeigt Wärme eine unmittelbare Wirkung. Dies kann eine Wärmflasche oder ein heißes Sitzbad sein. Auch hilfreich ist vermehrte Bewegung, wobei allerdings kein Druck auf den Damm ausgeübt werden sollte, wie es zum Beispiel beim Fahrradfahren der Fall ist.
Bewährt hat sich zudem die Einnahme von Kürbiskern- und Gräserpollenextrakten. Eine gute Unterstützung bietet außerdem ein Beckenbodentraining, um langsam wieder zu lernen, den Muskel richtig zu bedienen. Dies kann per Elektrostimulation erfolgen, die mit einer Sonde auf die verspannten Bereiche einen schmerzlosen Strom leitet und somit zur Verringerung der Schmerzen beitragen kann. Diese Geräte sind zum Hausgebrauch erhältlich und sehr einfach zu bedienen.
Da für Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS)auch Angst oder Panik die Auslöser sein können, sind des Weiteren eine psychologische Behandlung und Entspannungstherapie hilfreich, um das Stresslevel zu reduzieren. Akupunktur sowie eine medikamentöse Behandlung können ebenso zur Verbesserung der Symptome beitragen, wobei Alpha-Blocker scheinbar den größten Effekt haben. Auch mit Antibiotika konnten Erfolge beobachtet werden, auch wenn über diese Art Behandlung kontrovers diskutiert wird.
Aussicht & Prognose
Die Chronic Pelvic Pain Syndrome haben eine ungünstige Prognose. Die Heilung der Krankheit gilt als schwer und wird bei einer Vielzahl der Patienten trotz großer Bemühungen nicht erreicht. Oftmals dauert die Stellung einer Diagnose viele Jahre ab der Erstmanifestation. Der Patient hat in vielen Fällen bereits mehrere Ärzte konsultiert und zahlreiche Untersuchungen durchführen lassen. Da es keine spezifischen Tests für das Erkennen der Chronic Pelvic Pain Syndrome gibt, ist eine Feststellung der Erkrankung erheblich erschwert. Damit ist der Beginn der Behandlung verzögert.
Neben den Beschwerden und den immensen emotionalen Herausforderungen im Umgang mit der Erkrankung kommt es häufig zu Folgeerscheinungen. Diese verschlechtern die Heilungsaussicht und verlängern den Genesungsweg. Dennoch ist eine Linderung der Beschwerden möglich.
Neben einer medikamentösen Behandlung ist dafür eine emotionale und seelische Stärkung von großer Bedeutung. Mit einer optimistischen Grundeinstellung dem Leben gegenüber, der Verringerung des Stresserlebens und einer stabilen Psyche ist eine Verbesserung der Gesundheit gegeben.
Die Beschwerden können in ihrer Intensität schwanken. Darüber hinaus sind Episoden möglich, in denen es kaum zu Beeinträchtigungen kommt oder eine Beschwerdefreiheit eintritt. Oftmals verringern sich die Symptome allmählich über mehrere Tage, bis der Patient frei von Schmerzen oder anderen Beeinträchtigungen ist. Ein Wiederauftreten in herausfordernden Zeit ist jedoch sehr wahrscheinlich.
Vorbeugung
Jeder Mensch reagiert auf Stress anders. Wie ausgeprägt stark dies ist, hängt von der körperlichen und psychischen Verfassung des Betroffenen ab. Je ausgeglichener und gesünder ein Mensch ist, desto geringer ist auch das Risiko, an Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) zu erkranken.
Daher ist es sehr wichtig, möglichst auf Stress zu verzichten, damit nicht immer wieder, was häufig unbewusst geschieht, der Beckenbereich angespannt wird. Das Gleiche gilt für das Vermeiden von Kälte, da auch diese als Auslöser ermittelt werden konnte. Viele Betroffene verschaffen sich eine gute Linderung der Beschwerden, sobald sie in den entsprechenden Bereichen eine Wärme verspüren.
Eine Langzeitstabilisierung von Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS)kann im Allgemeinen durch eine gesunde Ernährung, optimale Lebensführung sowie ausreichend Erholungsphasen erreicht werden, da die Erkrankung meist aus der Kombination von verschiedenen ungünstigen Faktoren resultiert.
Nachsorge
In der Regel kann das Chronic Pelvic Pain Syndrome nicht vollständig behandelt werden, sodass dabei auch die Möglichkeiten der Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt sind. Der Betroffene ist dabei in erster Linie auf eine frühzeitige Diagnose angewiesen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt.
Je früher das Chronic Pelvic Pain Syndrome erkannt wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf. Bei dieser Krankheit kann sich viel Bewegung positiv auf die Beschwerden auswirken. Im Allgemeinen sollte der Betroffene dabei einen gesunden Lebensstil führen und sich gesund ernähren. Auch sportliche Betätigungen, die den gesamten Körper fordern, sind dabei sehr sinnvoll und können die Beschwerden lindern.
Ebenfalls können Maßnahmen einer Physiotherapie angewendet werden, wobei viele Übungen aus einer solchen Therapie auch im eigenen Zuhause durchgeführt werden können. In einigen Fällen ist auch die Einnahme von Medikamenten notwendig, um das Chronic Pelvic Pain Syndrome zu behandeln. Sollten Antibiotika eingenommen werden, so ist zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol kombiniert werden. In der Regel verringert das Chronic Pelvic Pain Syndrome nicht die Lebenserwartung des Patienten.
Das können Sie selbst tun
Nach derzeitigem Kenntnisstand resultiert das Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) aus einem Zusammenwirken seelischer Faktoren und einer Beeinträchtigung des Immunsystems. Als Hauptursache gilt ständiger Stress, da die Betroffenen in dieser emotionalen Lage dazu neigen, den Beckenbereich stark anzuspannen, was zu Entzündungen führt, die nicht richtig ausheilen oder immer wieder auftreten.
Das beste Mittel zur Selbsthilfe besteht deshalb darin, Angst, Stress und andere emotionale Ausnahmesituationen, die zu Verspannungen im Beckenbereich führen können, zu meiden. Das ist nicht immer möglich. Betroffene können aber lernen, Stress besser zu bewältigen. Hierzu stehen eine Reihe von Entspannungstechniken zur Verfügung.
Am verbreitetsten sind Yoga und autogenes Training. Entsprechende Kurse werden mittlerweile auch in Kleinstädten regelmäßig von den Volkshochschulen angeboten. In allen größeren Städten gibt es Institute oder freiberufliche Lehrer, die Interessierte in diese Techniken einführen.
Bei akuten Anfällen hilft den meisten Betroffenen Wärme. Besonders hilfreich sind warme Voll- oder Sitzbäder. Für unterwegs oder bei akuten Anfällen am Arbeitsplatz sind chemische Handwärmer hilfreich, die unauffällig in der Unterwäsche platziert werden können und dann den Beckenbereich erwärmen.
Manchen Betroffenen helfen auch naturkundliche Behandlungsmethoden wie die Einnahme von Kürbiskernen oder traditionelle Heilmethoden wie Akupunktur.
Quellen
- Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
- Morschitzky, H.: Somatoforme Störungen – Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. Springer, Wien 2007
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014