Clutton-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Clutton-Syndrom beschreibt eine beidseitige Anschwellung großer Gelenke durch eine Wassereinlagerung. Dabei ist es eine meist schmerzfreie Folgeerkrankung einer konnatalen Syphilis, die keine zusätzlichen Einschränkungen des Patienten mit sich bringt. Sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie ist das Erkennen und Behandeln der Syphilis primär und das Cluton-Syndrom selbst nimmt eine untergeordnete Rolle ein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Clutton-Syndrom?

Ein wichtiges Merkmal ist die symmetrische Anschwellung der betroffenen Gelenke. Besonders häufig sind Ellenbogen und vor allem Kniegelenke betroffen.
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Das Clutton-Syndrom bezeichnet eine beidseitige Verdickung der großen Synovialmembran innerhalb der großen Gelenke. Vor allem betroffen sind dabei Kniegelenke. Mit dieser Verdickung gehen Ergüsse und Schwellungen des so genannten Clutton-Gelenks einher. Ursache ist eine konnatale, also angeborene, Syphilis zwischen dem achten und dem fünfzehnten Lebensjahr.

Das möglicherweise daraus resultierende Clutton-Syndrom manifestiert sich geschlechtsunabhängig meistens zwischen dem neunten und dem siebzehnten Lebensjahr. Namensgeber des Syndroms ist der Brite Henry Hugh Clutton, der als Erster den Zusammenhang zwischen der Krankheit und der konnatalen Syphilis bemerkte. Eine andere Bezeichnung des Syndroms ist die Syphilitische Arthritis.

Ursachen

Die zwingend vorausgesetzte Ursache des Clutton-Syndroms ist eine konnatale Syphilis. Diese entsteht meist durch eine Infektion des ungeborenen Kindes in der zwanzigsten Schwangerschaftswoche. Wenn die angeborene Syphilis während der Kindheit oder Jugend ausbricht, dann kann das Clutton-Syndrom daraus resultieren.

Eine angeborene Syphilis setzt eine Syphiliserkrankung der Mutter des ungeborenen Kindes voraus.

Diese kann vor der Schwangerschaft vorliegen. Auch eine Infizierung während der Schwangerschaft ist möglich und begünstigt einen vertikalen Erbgang der Erkrankung. Der bakterielle Erreger wird dabei meist sexuell übertragen. Kleinste Verletzungen der lokalen Schleimhäute reichen als Übertragungsstellen aus. Auch eine Übertragung per Bluttransfusion oder offenen Wunden ist möglich.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Mit dem Clutton-Syndrom gehen verschiedene Symptome einher, die in verschiedenen Ausprägungen auftreten können. So sind beispielsweise die während dem Krankheitsverlauf entstehenden Schmerzen je nach Patient unterschiedlich stark ausgeprägt. Darüber hinaus kommt es zu Schwellungen der Gelenke, die aber keinen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit nehmen.

Ein wichtiges Merkmal ist die symmetrische Anschwellung der betroffenen Gelenke. Besonders häufig sind Ellenbogen und vor allem Kniegelenke betroffen. Bei manchen Patienten kommt es gelegentlich zu einem Taubheitsgefühl in den Extremitäten, die an das Clutton-Gelenk anschließen. Ebenso möglich aber nicht zwingend ist eine Schwellung der Lymphknoten. Hinzu kommen die Symptome der angeborenen Syphilis, die sich primär in einer Veränderung des Hautbilds ausdrücken.

Diagnose & Verlauf

Die Krankheit verläuft in der Regel fieberfrei und kann deswegen vor allem aufgrund der Symptome in einer Anamnese vermutet werden. Auch die Hutchinsons Trias, also tonnenförmige Schneidezähne, Schwerhörigkeit und eine Hornhautentzündung können mögliche Anzeichen sein, sind aber nicht zwingend ausgeprägt. Die Wassermann-Reaktion im Blut ist in der Regel negativ, kann in manchen Fällen aber auch positiv ausfallen.

Ziel der Diagnose ist das Nachweisen der angeborenen Syphilis. Dies geschieht über ein Neugeborenenscreening und anschließende Bluttests. In Kombination mit den typischen Symptomen kann so letztlich die Diagnose über das Clutton-Syndrom gestellt werden. Das Clutton-Syndrom bricht infolge einer aktiven Syphiliserkrankung aus und ergänzt die bereits bestehenden Symptome.

Zusätzlich kommt es in den betroffenen Gelenken zu einer Ansammlung von Flüssigkeit in den Gelenkkapseln. Dies führt zur Schwellung der betroffenen Stellen. Die Funktion der Gelenke ist allerdings nicht beeinträchtig, so dass Patienten ihre Selbstständigkeit nicht verlieren. Gelegentlich können aber Schmerzen auftreten. Darüber hinaus kann das veränderte Erscheinungsbild Einfluss auf Selbstbild und -wert des Patienten nehmen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel kann das Clutton-Syndrom nicht direkt behandelt werden, da es als Folgeerscheinung von anderen Krankheiten auftritt. Aus diesem Grund ist in erster Linie die Behandlung der Grunderkrankung notwendig. Der Betroffene sollte sich allerdings dann an einen Arzt wenden, wenn es zu starken Schwellungen an den Gelenken kommt, wobei diese Schwellungen nicht mit Schmerzen verbunden sind und auch nicht durch bestimmte Ursache auftreten. Auch die Funktion der Gelenke wird durch die Schwellungen in der Regel nicht beeinflusst.

Weiterhin ist ein Arzt dann aufzusuchen, wenn es zu Lähmungen oder zu Störungen der Sensibilität an den Extremitäten kommt. Auch die Lymphknoten können angeschwollen sein und auf die Erkrankung hindeuten. Sollten diese Schwellungen nicht von alleine verschwinden, muss ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnose und Behandlung kann meistens durch einen Allgemeinarzt erfolgen und führt auch zu einem positiven Krankheitsverlauf. Weiterhin muss auch die zugrundeliegende Erkrankung behandelt werden, die das Clutton-Syndrom ausgelöst hat.

Behandlung & Therapie

Da das Clutton-Syndrom eine mögliche Folge einer konnatalen Syphiliserkrankung darstellt, setzt die Therapie an eben dieser Syphilis an. Die Syphilis als solche wird meist mit Penicillin behandelt. Bei einer Unverträglichkeit werden äquivalent wirkende Wirkstoffe zur Behandlung verwendet. Je nach Stadium der Krankheit dauert die Behandlung zwischen zehn und einundzwanzig Tagen.

Die Behandlung erfolgt je nach Ausprägung ambulant oder stationär per Injektionen. Eine antibiotische Behandlung verspricht aber in Bezug auf die Schwellung der Clutton-Gelenke keinerlei Erfolg, da die Erkrankung bereits zu weit fortgeschritten ist. Je älter der Patient ist, desto wahrscheinlicher sind Nebenwirkungen wie Fieber oder Kopfschmerzen im Rahmen der Therapie.

Selbst nach erfolgreicher Genesung sind regelmäßige Nachkontrollen notwendig, um einem erneuten Ausbruch der Krankheit vorzubeugen. Während einer Schwangerschaft werden monatliche Kontrollen empfohlen. Ist die Syphilis geheilt, so kann etwas gegen die Wasseransammlungen unternommen werden.

Eine medikamentöse Möglichkeit sind Diuretika, die die Schwellungen der Gelenke bekämpfen sollen. Doch auch eine bewusste Ernährung mit wenig Salz, entwässernde Tees, wechselwarme Bäder oder die Hochlagerung der betroffenen Gelenke können eine Abschwellung unterstützen. Ratsam ist dennoch eine Behandlung in Absprache mit dem Arzt.

Aussicht & Prognose

In den meisten Fällen kommt es durch das Clutton-Syndrom nicht zu besonderen Einschränkungen und Komplikationen im Leben des Betroffenen. Die Erkrankung wird aus diesem Grund auch nicht in jedem Falle behandelt, da sie keine gesundheitliche Gefahr für den Betroffenen mit sich bringt.

Die angeschwollenen Beine können in einigen Fällen allerdings zu Schmerzen führen und dadurch die Lebensqualität des Betroffenen senken. Die Gelenke bleiben von diesen Schmerzen unberührt. Die weitere Behandlung des Clutton-Syndroms erfolgt meistens erst nach der erfolgreichen Behandlung der Syphilis.

Aus diesem Grund hängt der Krankheitsverlauf relativ stark vom Erfolg der Behandlung der Grunderkrankung ab. Sie können in den meisten Fällen mit Hilfe verschiedener Therapien wieder entfernt werden. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung der Syphilis sind die Patienten dabei auf regelmäßige Untersuchungen und Kontrollen angewiesen.

Der Verlauf des Clutton-Syndroms ist in der Regel positiv. Das Syndrom selbst kann dabei nicht in erster Linie verhindert werden, wenn die Grunderkrankung schon ausgebrochen ist. Um sich vor Syphilis zu schützen, sollten immer Kondome beim Geschlechtsverkehr verwendet werden. In der Regel wirkt sich das Syndrom nicht negativ auf die Lebenserwartung des Patienten aus.


Vorbeugung

Da eine angeborene Syphilis der Hauptauslöser für das Clutton-Syndrom ist, sollte der ungeschützte Geschlechtsverkehr mit Syphilis-Patienten vermieden werden. Vor allem Kondome dienen als Schutz vor einer Infektion. Bei häufig wechselnden Sexualpartnern sind regelmäßige Bluttests zu empfehlen. Auf diese Weise kann einer Syphilis während der Schwangerschaft vorgebeugt werden.

Auch monatliche pränatale Untersuchungen können Aufschluss über eine mögliche Infektion des ungeborenen Kindes geben. Dem Clutton-Syndrom an sich kann ein Patient nicht vorbeugen, da es durch die Vorerkrankung prädestiniert ist. Auf den möglichen Ausbruch des Syndroms kann kein Einfluss genommen werden.

Nachsorge

Die Behandlung des Clutton-Syndrom ist unkompliziert und rasch abgeschlossen. Unmittelbar nach der Behandlung müssen sich die Erkrankten schonen. Es sollte für mindestens ein bis zwei Wochen auf Sport und anstrengende körperliche Aktivitäten verzichtet werden. Je nach Ursache der Beschwerden müssen auch hygienische Maßnahmen ergriffen werden, um die Ansteckung anderer Personen zu vermeiden.

Die Nachsorge fokussiert sich dementsprechend auf regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Der Arzt wird unter anderem die Blutwerte überprüfen und eine körperliche Untersuchung vornehmen. Im Rahmen eines Patientengesprächs werden etwaige Beschwerden oder Nachwirkungen der Behandlung besprochen. Abschließend kann der Mediziner geeignete Medikamente verschreiben, um die Therapie schmerzfrei auszuschleichen.

Bei einem schweren Krankheitsverlauf müssen unter Umständen weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Dazu zählen zum Beispiel Röntgenuntersuchungen oder die Entnahme einer Gewebeprobe. Sollten die Schwellungen nach Abschluss der Behandlung erneut auftreten, liegt womöglich eine andere Ursache zugrunde, die bislang nicht gefunden wurde.

Der Arzt wird gegebenenfalls weitere Fachärzte in die Behandlung involvieren. Vor allem bei älteren Patienten besteht das Risiko einer dauerhaften Schädigung der Gelenke. Dann sind auch Maßnahmen wie Krankengymnastik Teil der Nachsorge. Erkrankte Kinder sollten immer stationär behandelt werden. Die Nachsorge muss ebenfalls in einem Krankenhaus stattfinden, damit alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt werden können.

Das können Sie selbst tun

Da das Clutton-Syndrom eine Folgeerkrankung einer konnatalen Syphilis ist, wird zunächst die Grunderkrankung behandelt. Hier kann der Betroffenen zu einer schnelleren Genesung beitragen, indem er seine allgemeine Konstitution und sein Immunsystem stärkt. Günstig wirken sich ausreichend Schlaf sowie eine fettarme, vitamin- und ballaststoffreiche pflanzliche Ernährung aus.

Nachteilig sind dagegen viel Fett und Zucker, der regelmäßige Konsum von Fleisch- und Wurstwaren sowie zu viel Alkohol und Nikotin. Wer sich ständig gestresst fühlt, sollte Methoden der Stressbewältigung erlernen. Viele Krankenkassen bieten kostenlose oder stark vergünstigte Ernährungskurse oder Einführungskurse in Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training an. Wichtig ist außerdem ausreichend körperliche Bewegung, wobei vor allem Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen, Wandern, Walking oder im Winter Langlaufen, gut für die Gesundheit sind.

Das Clutton-Syndrom selbst kann durch die Einnahme von Diuretika gemildert werden. In der Naturheilkunde werden Heilpflanzen mit entwässernder Wirkung eingesetzt. Ein Klassiker ist der Brennnesseltee. In Apotheken und Reformhäusern werden außerdem Präparate auf Basis von Petersilie und Spargel angeboten. Eine salzarme Ernährung kann den entwässernden Effekt noch unterstützen.

Auch das Hochlagern der betroffenen Gliedmaßen sowie kalte Wassergüsse und Umschläge mit essigsaurer Tonerde begünstigen das Abschwellen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Freyschmidt, J.: Skeletterkrankungen. Springer, Berlin 2008
  • Rössler, H., Rüther, W.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München, 2005

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