Darmreinigung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das menschliche Verdauungssystem ist durch die Vielfältigkeit der Nahrung und alltäglichen Stress stark beansprucht. Irritationen im Darmtrakt machen sich meist mit entsprechenden Symptomen bemerkbar. Wie wird eine Darmreinigung durchgeführt und welche Gefahren können dabei auftreten?
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Was ist die Darmreinigung?
Die Darmreinigung ist die künstlich herbeigeführte Darmentleerung des gesamten Darmes. Der Darm ist das größte Immunorgan im menschlichen Körper. 70% der Abwehrzellen des Körpers sitzen auf der Darmschleimhaut. Die Aufgabe ist die Abwehr von Krankheitserregern und die lebenswichtige Aufgabe der Aufnahme von Nährstoffen, die wir über die Nahrung zu uns nehmen. Der Wasserhaushalt wird beeinflusst und Stoffwechselprodukte werden über den Darm ausgeschieden.
Der Darm bietet auch über 450 verschiedenen Bakterienarten einen Lebensraum, die wichtige Vitamine produzieren und den Körper vor Schadstoffen und anderen Erregern schützen. Ist dieses Gleichgewicht gestört, resultieren daraus Krankheiten. Faktoren wie Stress und ungesunde Ernährung begünstigen dieses Ungleichgewicht. Um den Körper von innen zu reinigen, wird eine Darmreinigung herbeigeführt.
Funktion, Wirkung & Ziele
Je nach dem Verfahren, das nach einer Darmreinigung folgt, gibt es unterschiedliche Methoden, um den Darm zu säubern. Steht dem Patienten nach der Darmreinigung etwa eine Koloskopie (Darmspiegelung) bevor, oder dient die Säuberung als Operationsvorbereitung, so wird eine orthograde Darmspülung durchgeführt. Vor der Untersuchung des Dickdarms sollte die Ernährung eine Woche davor so ballaststofffrei wie möglich sein.
Einen Tag vor der Untersuchung trinkt der Patient drei bis fünf Liter einer PEG-Lösung (Polyethylenglycol) innerhalb weniger Stunden. Die Spülung erfolgt so lange, bis eine klare goldgelbe Flüssigkeit ausgeschieden wird. Während der Trinkvorbereitung sollten nur klare Flüssigkeiten, wie Wasser oder Suppe, zu sich genommen werden, damit eine Austrocknung des Patienten verhindert wird. Es hat sich bewährt am Tag der Untersuchung noch einen Liter einer PEG-Lösung zu trinken. Die restlichen, noch im Darm verbliebenden Stoffe, werden ausgeschieden. Eine Entleerung des Darmes kann auch mit Einläufen oder mit hoch dosierten Abführmitteln erfolgen. Bei einem Einlauf wird Flüssigkeit über den Anus (After) in den Darm geleitet.
Eine weitere Anwendung findet die Darmreinigung bei Fastenkuren. Eine große Rolle spielten hierbei das Glaubersalz (Natriumsulfat) und die Einläufe. Vor dem Beginnen einer Fastenkur und dann in regelmäßig wiederholenden Abständen von etwa zwei Tagen wird Glaubersalz zu sich genommen oder ein Einlauf angewendet. Der Darm entschlackt und das soll einen gesundheitsfördernden Effekt auslösen.
Um die Darmflora neu aufzubauen, wird durch die Darmreinigung eine Grundlage geschaffen. Eine Methode der sanften Darmreinigung ist der Einsatz von Flohsamen. In Kombination mit Bentonit (Mineralerde aus vulkanischem Ursprung) kann die Flohsamenschale die negativen Stoffwechsel-Endprodukte binden und den Schleim, der sich an den Dickdarmwänden ansammelt, entfernen. Die in Wasser gelösten Flohsamenschalen werden zu einem schwammigen Brei, der nach dem Verzehr die Peristaltik (Darmbewegung) anregt. Die Entleerung des Darmes wird dadurch beschleunigt.
Eine traditionelle Art der Reinigung des Darmes ist der Einsatz von speziellen Kräutermischungen, die den Darm entleeren und reinigen. Mithilfe der Darmreinigung wird die Darmflora aufgebaut und durch das Ausscheiden schädlicher Inhaltsstoffe in der Nahrung kann sich der Körper nicht mehr selbst vergiften. Die Darmbakterien können sich so auf ihre gewohnten Aufgaben, der Bildung von Verdauungsenzymen und Vitaminen, konzentrieren.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Vor allem bei älteren, kreislaufschwachen Patienten ist das Risiko einer Elektrolytverschiebung hoch. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Herz- oder Nierenversagen führen. Durch die Einnahme von Abführmitteln, und das möglicherweise über einen längeren Zeitraum, werden die Lactobazillen und die Bifidobakterien verdrängt. Diese Bakterienstämme sind jedoch für eine bessere Darmbewegung von Nöten. Sie regulieren außerdem die Säuerungsflora im Darm.
Bei einer unsachgemäßen Anwendung können Verletzungen der Darmwand zur Folge sein. Die Bildung von Geschwüren ist höher und das Auftreten einer infektiösen Erkrankung. Sind die Instrumente, die zu einer Untersuchung benötigt werden, nicht ausreichend sterilisiert, kann das zu einer Infektion führen.
Nebenwirkungen wie Bauchkrämpfe, Erbrechen oder Blutungen im Darm können auftreten. Eine Darmreinigung sollte grundsätzlich nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Er klärt über mögliche Risiken und Nebenwirkungen auf und bietet gegebenenfalls Alternativen, sofern es sich nicht um eine medizinisch notwendige Darmreinigung handelt. Viele Hausärzte bieten die Prozedur einer Darmspülung an. Der Mensch selbst kann aber mit einer ausgewogenen Ernährung schon viel Gutes für den Darm tun. Viel Bewegung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr regen die Verdauung an. Auf genügend Schlaf sollte auch geachtet werden, da in der Ruhephase der Körper die Schadstoffe filtert.
Werden diese Dinge beachtet, ist es nicht notwendig, eine künstliche Darmreinigung herbeizuführen.
Quellen
- Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin 2005
- Hoffmann, J. C. et al.: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Thieme, Stuttgart 2009
- Winkler, R. et al.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011