Daumenlutschen

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2025Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Daumenlutschen oder Nuckeln ist ein angeborener, menschlicher Reflex, der im Säuglingsalter völlig normal ist. Stoppt das Verhalten bei älteren Kindern jedoch nicht von allein, kann dies problematisch werden. Dem Daumenlutschen muss hier mit Rücksicht auf Kiefer und Gaumen entgegengewirkt werden.
Was ist Daumenlutschen?
Das Daumennuckeln ist eine menschliche Angewohnheit. Hierbei steckt sich das Neugeborene oder auch Kleinkind den Daumen in den Mund, um daran zu nuckeln oder zu lutschen.
Das Lutschen des Daumens ist grundsätzlich ein äußerst natürlicher Vorgang, der jedem Baby mit Geburt in die Wiege gelegt wird und in den meisten Fällen unproblematisch verläuft. Vielfach verschwindet der Reflex im Alter von etwa zwei Jahren von ganz allein. Angenommen wird, dass sich Kinder durch das Nuckeln beruhigen und Stress auf diese Art und Weise selbstständig bewältigen.
Auch finden Babys in derartigen Verhaltensweisen Trost, Schutz und Geborgenheit. In vielen Fällen wird im Rahmen des Daumenlutschens nicht nur am eigenen Finger gekaut. Oftmals nutzen Kinder auch vertraute Gegenstände wie Kuscheldecke, Stofftiere oder aber Kleidung, um daran zu saugen.
Entwicklung des Daumenlutschens
Das Daumenlutschen ist ein Reflex, der sich bereits im Mutterleib entwickelt und eine wichtige Rolle in der frühkindlichen Entwicklung spielt. Bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche beginnen Föten im Ultraschall sichtbare Saugbewegungen zu machen, wobei sie ihren Daumen oder andere Finger in den Mund nehmen. Dieses Verhalten dient der Vorbereitung auf das spätere Saugen an der Brust oder der Flasche und ist ein natürlicher Beruhigungsmechanismus.
Nach der Geburt setzt sich das Daumenlutschen oft fort, insbesondere in den ersten Lebensmonaten. Säuglinge besitzen einen angeborenen Saugreflex, der ihnen hilft, Nahrung aufzunehmen und sich zu beruhigen. Viele Babys lutschen in stressigen oder müden Momenten an ihrem Daumen, da dies beruhigend wirkt und ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Im Laufe des zweiten Lebensjahres nimmt dieses Verhalten bei vielen Kindern ab, da sie alternative Beruhigungsstrategien entwickeln, wie das Kuscheln mit einem Stofftier oder das Daumenlutschen durch einen Schnuller ersetzen.
Einige Kinder behalten das Daumenlutschen über das dritte oder vierte Lebensjahr hinaus bei. Dies kann jedoch problematisch werden, insbesondere wenn es im Vorschulalter anhält. Langfristiges Daumenlutschen kann zu Zahnfehlstellungen, Kieferproblemen oder einer fehlerhaften Zungenstellung führen, was wiederum die Sprachentwicklung beeinträchtigen kann. Eltern und Zahnärzte raten daher oft dazu, das Verhalten behutsam abzubauen, bevor bleibende Zähne durchbrechen.
Im Schulalter hören die meisten Kinder von selbst mit dem Daumenlutschen auf, da sie sich sozial weiterentwickeln und sich der Gewohnheit bewusst werden. Dennoch gibt es einige Kinder, die das Verhalten in stressigen Situationen weiterhin zeigen. Dies kann ein Zeichen für emotionale Unsicherheiten oder Stressbewältigung sein.
Im Jugend- und Erwachsenenalter ist Daumenlutschen selten, kann aber in manchen Fällen als unbewusste Angewohnheit in belastenden oder konzentrierten Momenten auftreten. Manchmal bleibt es als eine Form des sogenannten oralen Fixierverhaltens bestehen, ähnlich wie Nägelkauen oder Lippenbeißen.
Im hohen Alter spielt das Daumenlutschen kaum noch eine Rolle. Allerdings können Menschen mit Demenz oder schweren neurologischen Erkrankungen regressives Verhalten zeigen, bei dem frühkindliche Muster wie Daumenlutschen oder andere Beruhigungsmechanismen wieder auftreten. Dies geschieht vor allem in fortgeschrittenen Krankheitsstadien, wenn kognitive Fähigkeiten stark eingeschränkt sind und die Betroffenen instinktive Verhaltensweisen aus der frühen Kindheit wiederholen.
Ursachen
Die Ursachen für den Reflex des Daumenlutschens liegen tief verwurzelt in den angeborenen Verhaltensweisen des Menschen. Der Saugreflex liegt beim Kind bereits vor, wenn es gerade zur Welt gekommen ist.
Dementsprechend ist das Saugen am Daumen eines der ersten Tätigkeiten, die das Kind instinktiv und ohne Hilfe ausführt. Dieser Reflex hat zur Folge, dass ein Neugeborenes sofort mit dem Nuckeln beginnt, wenn seine Lippen oder aber auch nur die Zungenspitze in Berührung mit einem Fremdgegenstand wie dem Daumen kommt.
Dieses Phänomen, dass sich auch bei Affen feststellen lässt, stellt insbesondere sich, dass die Nahrungsaufnahme im Laufe des ersten Lebensjahres gewährleistet ist. Psychologisch betrachtet ist das Daumenlutschen jedoch nicht nur Saugreflex, sondern ist auch eine Form der Selbstberuhigung bei kleinen Kindern, ja selbst bei Erwachsenen.
Diagnose & Verlauf
Unter Fachärzten wurde die Regel aufgestellt, dass das Daumenlutschen bis zu einem Alter von etwa drei Jahren völlig normal und harmlos ist. Hält das Verhalten nach dieser Altersgrenze jedoch weiterhin an und kann eventuell sogar bei Erwachsenen beobachtete werden, so muss man nicht nur von einer schlechten Angewohnheit, sondern auch von einem gesundheitsschädlichen Verhalten sprechen.
Dennoch weisen nicht alle Mediziner dem "Nuckeln" im Erwachsenenalter eine negative Bedeutung zu. Daumenlutschen gilt auch unter Erwachsenen als beruhigend, gemütlich und stressabbauend. Trotz alledem ist das Daumenlutschen unter erwachsenen Menschen oftmals ein peinliches Tabuthema.
Mit steigendem Alter kann das dauernde Nuckelverhalten meist zu einer Fehlstellung der Zähne führen. Gerade im kritischen Kleinkindalter schreitet das Wachstum schnell voran, die Schneidezähne werden nach vorn gedrückt und durch das permanente Daumenlutschen schräg gestellt. Im späteren Verlauf kommen in den meisten Fällen jedoch auch Kieferfehlstellungen zustande, die ein Leben lang bleiben und nur schwierig und mit große Aufwand korrigiert werden können.
Behandlung & Therapie
Deuten sich bei Kindern bleibende Schäden aufgrund des unaufhörlichen Daumenlutschens an, ist eine Behandlung der Problematik unumgänglich.
Dabei gilt immer die Regel: je früher desto besser. Grundsätzlich ist der Schnuller immer besser als der Daumen, daher ist eine Ersatzbeschäftigung des Kindes zunächst sinnvoll. Ab dem dritten Lebensjahr muss im Hinblick auf mögliche dauerhafte Gebissschäden damit begonnen werden, durch kognitive Strategien das Daumenlutschens zu beenden.
Oft ist es sinnvoll, dem Kind ein Verständnis der Gefahren seiner Angewohnheit zu vermitteln und durch Lob und positive Verstärkung das Verhalten abzuändern. Infrage kommt bis zum etwa fünften Lebensjahr auch das Saugen an einem Schnuller, der als Ersatz dient, wobei Zahnärzte meist empfehlen, auch diese Option schon früh völlig auszuschließen. Grundsätzlich ist Kautschuk jedoch weitaus verträglicher als jeder andere Fremdkörper.
Setzt sich das Daumenlutschen allerdings bis in ein höheres Kindesalter fort oder tritt gar im Erwachsenenalter auf, kann auch von psychischen Problematiken ausgegangen werden. Wird das Nuckeln als störend empfunden, ist hier die Behandlung durch einen Psychologen angebracht, der den Ursachen dieser Form der Selbstberuhigung auf den Grund geht.
Vorbeugung
Da es sich beim Lutschen und Saugen des Daumens um einen angeborenen Reflex handelt, kann präventiv kaum etwas getan werden, um das Verhalten zu verhindern.
Jedoch haben Studien der vergangenen Jahren gezeigt, dass die Zahl der Daumenlutscher unter Kindern, die gestillt wurden, weitaus geringer ist. Vermutlich liegt der Grund hierfür bei den sehr langen, intensiven Zeiteinheiten, die mit dem Saugen der Mutterbrust verbracht werden.
Auf diese Weise befriedigen die Kinder bereits bei der Nahrungsaufnahme ihren Reflex vollständig und hegen anschließend nicht mehr das Bedürfnis, am Finger zu saugen. Daher ist auch bei Babys, die mit der Flasche gefüttert werden, darauf zu achten, lange und ausgiebig nuckeln zu lassen.
Entwöhnung des Daumenlutschens
Das Daumenlutschen bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann eine hartnäckige Gewohnheit sein, die oft unbewusst in Stresssituationen oder aus Langeweile auftritt. Um es erfolgreich zu entwöhnen, ist es wichtig, die Ursachen zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit fördern.
Ein erster Schritt ist die Bewusstwerdung der Angewohnheit. Viele Betroffene merken gar nicht, wann und warum sie ihren Daumen in den Mund nehmen. Ein Tagebuch oder eine einfache Strichliste kann helfen, die Situationen zu identifizieren, in denen das Verhalten am häufigsten auftritt. Besonders Stress, Nervosität oder Langeweile sind oft Auslöser. Durch das Erkennen der Muster kann man gezielt Alternativen entwickeln.
Eine wirksame Methode ist die Ablenkung durch alternative Verhaltensweisen. Statt des Daumenlutschens können Beschäftigungen wie das Halten eines Stressballs, das Drehen eines Stiftes in der Hand oder das Kauen auf zuckerfreiem Kaugummi helfen. Auch sensorische Hilfsmittel wie spezielle Anti-Nagelkau-Ringe oder Fidget-Spielzeuge können eine Ersatzhandlung bieten.
Psychologische Techniken wie die Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) können helfen, das Verhalten bewusst zu steuern. Dabei wird der Betroffene dazu angeleitet, sich neue Reaktionsmuster anzutrainieren, wenn das Verlangen nach dem Daumenlutschen auftritt. Dazu gehört beispielsweise das bewusste Zurückziehen der Hand oder das tiefe Ein- und Ausatmen, um Stress abzubauen.
Eine weitere Strategie ist die positive Verstärkung. Wer sich Ziele setzt, kann sich selbst belohnen, wenn er es schafft, über einen bestimmten Zeitraum nicht zu lutschen. Kleine Erfolge motivieren und helfen, das Verhalten langfristig abzulegen. Auch das Einbinden von Freunden oder Familie kann unterstützend wirken, indem sie sanft darauf hinweisen, wenn das Verhalten unbewusst auftritt.
Physische Barrieren können ebenfalls hilfreich sein. Das Tragen eines Pflasters um den Daumen oder das Auftragen von bitter schmeckenden Lacken (ähnlich wie beim Abgewöhnen des Nägelkauens) kann das Verhalten unterbrechen. Auch Handschuhe oder Bandagen in entspannten Situationen, beispielsweise abends beim Fernsehen, können den unbewussten Griff zum Daumen verhindern.
Letztlich ist es entscheidend, Stressbewältigungstechniken zu erlernen, um die emotionale Abhängigkeit vom Daumenlutschen zu reduzieren. Methoden wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder sportliche Betätigung helfen, innere Anspannung abzubauen und so das Bedürfnis nach selbstberuhigendem Verhalten zu verringern. Ein bewusster, gesunder Umgang mit Stress trägt nicht nur zur Entwöhnung bei, sondern verbessert das allgemeine Wohlbefinden nachhaltig.
Daumenlutschen und seine Auswirkungen auf die Zähne
Das Daumenlutschen kann erhebliche Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben, insbesondere wenn es über das Kleinkindalter hinaus anhält. Während das Saugen am Daumen in den ersten Lebensjahren eine natürliche Selbstberuhigungsstrategie ist, kann es langfristig zu Zahn- und Kieferfehlstellungen führen, die eine kieferorthopädische Behandlung erforderlich machen.
Besonders problematisch ist das Daumenlutschen nach dem Durchbruch der bleibenden Zähne, typischerweise ab dem sechsten Lebensjahr. Durch den konstanten Druck des Daumens auf die Vorderzähne kann es zu einem offenen Biss kommen, bei dem die oberen und unteren Schneidezähne beim Zusammenbeißen nicht mehr aufeinandertreffen. Dies beeinträchtigt nicht nur die Kaufunktion, sondern kann auch Sprachprobleme verursachen, insbesondere Lispeln.
Ein weiteres häufiges Problem ist der sogenannte Zahn-Kiefer-Protrusions-Effekt, bei dem die oberen Schneidezähne nach vorne gedrückt und die unteren Zähne nach innen gekippt werden. Dadurch entsteht der klassische [[Überbiss], der das Gesichtprofil verändern kann. In schweren Fällen kann dies sogar die Lippenstellung beeinflussen und zu Problemen beim Schließen des Mundes führen.
Neben Zahnfehlstellungen kann das Daumenlutschen auch negative Auswirkungen auf den Kiefer haben. Der Gaumen kann sich verformen, wenn der Daumen regelmäßig gegen ihn drückt. Dadurch kann ein schmaler, hoher Gaumen entstehen, was wiederum die Nasenatmung erschweren kann. Kinder mit dieser Problematik atmen häufiger durch den Mund, was das Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen erhöht, da der Speichelfluss reduziert wird.
Auch das Zahnfleisch kann durch das ständige Saugen am Daumen belastet werden. Der Druck auf das Zahnfleisch kann Entzündungen begünstigen und die Zahnwurzeln schwächen. In seltenen Fällen kann es sogar zu einer Lockerung der vorderen Zähne kommen, insbesondere wenn das Daumenlutschen mit starkem Druck verbunden ist.
Die langfristigen Folgen von Zahnfehlstellungen durch Daumenlutschen erfordern oft eine kieferorthopädische Behandlung. Je nach Schweregrad kommen Zahnspangen, Gaumenbügel oder spezielle Mundvorhofplatten zum Einsatz, um die entstandenen Fehlstellungen zu korrigieren. In einigen Fällen sind sogar chirurgische Eingriffe nötig, wenn das Kieferwachstum stark beeinträchtigt wurde.
Da die Zahngesundheit nicht nur für die Funktion des Kauapparates, sondern auch für die allgemeine Gesundheit und das Selbstbewusstsein eine große Rolle spielt, ist es wichtig, das Daumenlutschen frühzeitig zu reduzieren, um spätere Zahn- und Kieferprobleme zu vermeiden.
10 Dinge, die Sie über das Daumenlutschen wissen sollten
1. Ist Daumenlutschen bei Babys normal?
Ja, Daumenlutschen ist ein natürlicher Reflex, der bereits im Mutterleib beginnt. Es hilft Säuglingen, sich zu beruhigen und ist in den ersten Lebensjahren völlig normal.
2. Ab wann wird Daumenlutschen problematisch?
Spätestens ab dem sechsten Lebensjahr kann Daumenlutschen problematisch werden, da es Zahnfehlstellungen, Kieferverformungen und Sprachprobleme verursachen kann.
3. Kann Daumenlutschen das Zahnwachstum beeinflussen?
Ja, durch den ständigen Druck des Daumens können sich die Schneidezähne nach vorne verschieben, was zu einem Überbiss oder einem offenen Biss führt.
4. Hat Daumenlutschen Auswirkungen auf die Kieferstellung?
Ja, langfristiges Daumenlutschen kann die Form des Gaumens verändern und zu einer schmalen Kieferform führen. Dadurch kann es auch zu Atemproblemen kommen, insbesondere zur Mundatmung.
5. Können sich Sprachprobleme durch Daumenlutschen entwickeln?
Ja, besonders wenn sich die Zähne verschieben oder ein offener Biss entsteht, kann dies zu Lispeln oder anderen Artikulationsstörungen führen.
6. Gibt es gesundheitliche Risiken für die Haut durch Daumenlutschen?
Ja, durch die ständige Feuchtigkeit und Reibung kann die Haut am Daumen wund werden. In schweren Fällen kann es zu Rissen, Infektionen oder Hornhautbildung kommen.
7. Kann Daumenlutschen das Immunsystem schwächen?
Indirekt ja. Wer häufig den Daumen in den Mund nimmt, hat ein höheres Risiko, Bakterien und Viren aufzunehmen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für Erkältungen, Magen-Darm-Infektionen oder Zahnfleischentzündungen.
8. Welche psychologischen Ursachen kann Daumenlutschen bei Jugendlichen und Erwachsenen haben?
Häufig dient es als unbewusste Stressbewältigungsstrategie oder als Angewohnheit in konzentrierten Situationen. Manchmal kann es auch auf tieferliegende emotionale Unsicherheiten hinweisen.
9. Kann das Daumenlutschen im Schlaf unbewusst weitergeführt werden?
Ja, viele Kinder und manche Erwachsene lutschen unbewusst im Schlaf weiter. Dies kann besonders schwer zu entwöhnen sein, da es nicht bewusst gesteuert wird.
10. Welche langfristigen Folgen kann Daumenlutschen für die allgemeine Gesundheit haben?
Neben Zahn- und Kieferfehlstellungen kann es langfristig auch die Haltung des Kopfes beeinflussen. Eine veränderte Kieferform kann zu Verspannungen im Nacken- und Kieferbereich führen, die wiederum Kopfschmerzen oder Probleme mit der Kiefermuskulatur verursachen.
Daumenlutschen und das Risiko von Wurminfektionen

Daumenlutschen kann das Risiko einer Infektion mit Würmern erheblich erhöhen, insbesondere bei Kindern. Die häufigste Wurmerkrankung, die durch orale Übertragung verbreitet wird, ist die Oxyuriasis (Madenwurminfektion). Diese Infektion tritt vor allem bei Kindern auf, da sie häufiger mit verunreinigten Oberflächen in Kontakt kommen und ihre Hände oder den Daumen in den Mund nehmen.
Madenwürmer (Enterobius vermicularis) legen ihre Eier in der Umgebung des Afters ab, oft während der Nacht. Die betroffene Person verspürt Juckreiz, kratzt sich unbewusst und verteilt so die Eier auf Hände, Bettwäsche oder Gegenstände. Beim Daumenlutschen können diese Eier leicht in den Mund gelangen und über den Magen-Darm-Trakt zu einer erneuten Infektion führen.
Neben Madenwürmern können auch Spulwürmer (Ascaris lumbricoides) oder Peitschenwürmer (Trichuris trichiura) durch verschmutzte Hände übertragen werden. Diese gelangen häufig über mit Wurmeiern verunreinigte Erde oder ungewaschene Lebensmittel in den Körper. Kinder, die oft draußen spielen und dabei den Daumen lutschen, sind besonders gefährdet.
Die Symptome einer Wurminfektion können unterschiedlich sein. Während Madenwürmer meist starken Juckreiz im Analbereich verursachen, können Spul- und Peitschenwürmer Bauchschmerzen, Übelkeit, Appetitverlust oder Durchfall auslösen. In schweren Fällen kann es sogar zu Nährstoffmangel oder Wachstumsverzögerungen kommen.
Zur Vorbeugung einer Wurminfektion ist eine gute Handhygiene entscheidend. Kinder sollten früh lernen, sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen, insbesondere nach dem Toilettengang, vor dem Essen und nach dem Spielen im Freien. Auch das Schneiden der Fingernägel hilft, da sich dort oft Wurmeier ansammeln.
Eltern können das Risiko zusätzlich verringern, indem sie auf eine regelmäßige Reinigung von Bettwäsche, Spielzeug und Oberflächen achten. Falls eine Infektion auftritt, sollte die ganze Familie behandelt werden, da Wurmerkrankungen oft innerhalb des Haushalts weitergegeben werden. Medikamente wie Mebendazol oder Albendazol helfen, die Würmer effektiv zu beseitigen.
Daumenlutschen erhöht das Risiko einer Wurminfektion erheblich, da es eine direkte Übertragung der Wurmeier ermöglicht. Durch gezielte Hygiene- und Entwöhnungsmaßnahmen kann das Infektionsrisiko jedoch deutlich reduziert werden, wodurch die allgemeine Gesundheit geschützt bleibt.
Quellen
- Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Hausamen, J.-E., et al.: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2012
- Kahl-Nieke, B.: Einführung in die Kieferorthopädie. Deutscher Zahnärzte Verlag, Köln 2010