Dekongestiva

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Dekongestiva sind Arzneimittel, die eine abschwellende Wirkung entfalten und unterstützend bei der Behandlung von allergischen Erkrankungen eingesetzt werden. Sie sind keine einheitliche Wirkstoffgruppe. Die einzelnen Stoffe wirken nach verschiedenen Mechanismen jedoch mit dem jeweils gleichen Resultat der Schleimhautabschwellung.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Dekongestiva?

Dekongestiva sind Arzneimittel, die eine abschwellende Wirkung entfalten und unterstützend bei der Behandlung von allergischen Erkrankungen eingesetzt werden.

Unter der Bezeichnung Dekongestiva werden Wirkstoffe zusammengefasst, dessen einziges gemeinsames Merkmal ihre abschwellende Wirkung ist. Chemisch haben diese Substanzen oft nichts miteinander zu tun.

Einen gemeinsamen Wirkungsmechanismus besitzen die Dekongestiva auch nicht. Sie werden jedoch immer zusammen mit Antiallergika oder anderen Wirkstoffen zur symptomatischen Behandlung von geschwollenen Schleimhäuten eingesetzt. Während in diesen Medikamenten der Hauptwirkstoff ursächlich die Allergie bekämpft, lindern die Dekongestiva nur die Schwellung und wirken zeitlich befristet.

Dekongestiva werden meist topisch (örtlich) angewendet, können aber auch oral verabreicht werden. Ihr Haupteinsatzgebiet ist die allergische Rhinitis (Heuschnupfen).

Geschichte & Entwicklung

Dekongestiva, auch bekannt als abschwellende Mittel, haben eine lange Geschichte in der Behandlung von Atemwegsbeschwerden. Bereits im antiken Ägypten wurden Pflanzenextrakte wie Myrrhe und Weihrauch verwendet, um Schleimhäute zu beruhigen. Im 19. Jahrhundert führte die moderne Pharmakologie zur Entdeckung von Ephedrin, einem natürlichen Alkaloid, das aus der Pflanze Ephedra gewonnen wurde. Ephedrin wurde zuerst in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt und erlangte ab den 1920er Jahren in der westlichen Medizin an Bedeutung, da es wirksam bei der Linderung von Nasenschwellungen und Asthma war.

In den 1940er Jahren wurde Phenylephrin als synthetisches Alternativmedikament entwickelt, da Ephedrin zu Nebenwirkungen und Missbrauch führen konnte. Phenylephrin wird bis heute als Nasenspray oder in oralen Formen zur Behandlung von verstopften Nasen eingesetzt. In den 1950er Jahren kamen dann weitere synthetische Dekongestiva wie Pseudoephedrin hinzu, die häufig in Erkältungsmedikamenten vorkommen. Pseudoephedrin war besonders populär, bis strengere Regulierungen in den 2000er Jahren eingeführt wurden, da es zur Herstellung von Methamphetamin missbraucht werden konnte.

Die Entwicklung von Dekongestiva spiegelt den Fortschritt in der Medizin und Pharmakologie wider, bei dem immer stärkere und sicherere Alternativen gesucht wurden, um Atemwegsbeschwerden effektiv zu lindern.

Medizinische Anwendung & Wirkung

Dekongestiva können je nach Wirkungsmechanismus in verschiedene Wirkstoffklassen eingeteilt werden. Das sind zunächst die Sympathomimetika. Diese wirken direkt oder indirekt über die Rezeptoren des Sympathikus. Der Sympathikus ist Teil des vegetativen Nervensystems und steuert vor allem die glatte Muskulatur der Drüsen und Blutgefäße.

Er steigert den Tonus der Herz- und Skelettmuskulatur, die Herztätigkeit, den Blutdruck und den Stoffwechsel. Weiterhin erweitert er die Bronchien und wirkt abschwellend auf die Schleimhäute. Eine weitere Wirkstoffgruppe der Dekongestiva sind die Corticosteroide. Die Corticosteroide wirken über die Dämpfung des Immunsystems antiallergisch und damit Schleimhaut abschwellend. Andere nicht zu den Dekongestiva gehörende Antiallergika (z. B. Cromoglicinsäure) hemmen nach langer Anwendung die Freisetzung von Entzündungsmediatoren, wie Histamin, aus den Mastzellen, sodass zur Behandlung eine Langzeitanwendung notwendig ist.

Unterstützend zur schnellen Schleimhautabschwellung wird im Zusammenhang mit Cromoglicinsäure immer zusätzlich Reproterol eingesetzt. Reproterol ist ein Sympathomimetikum und kann als Dekongestiva bezeichnet werden. Weitere Dekongestiva wirken homöopathisch, wie z. B. Luffa operculata, ein Wirkstoff aus der getrockneten Kürbisfrucht. Auch etherische Öle haben eine abschwellende Wirkung und werden als Dekongestiva eingesetzt. Sie wirken häufig entzündungshemmend. Weiterhin gibt es noch spezielle Wirkstoffe, die als Dekongestiva wirken.

Pflanzliche, natürliche, homöopathische & pharmazeutische Dekongestiva

Verschiedene Dekongestiva der Wirkstoffgruppe der Sympathomimetika werden sehr häufig in Nasensprays zur Behandlung der Nasenschleimhautschwellungen bei der allergischen Rhinitis topisch angewendet.

Dazu gehört z. B. Ephedrin, Phenylephrin, Tetryzolin, Xylometazolin, Naphazolin, Tramazolin oder Epinephrin. Diese Wirkstoffe werden chemisch synthetisiert und finden neben ihrem Einsatz als Dekongestiva teilweise auch auf anderen Gebieten Anwendung. Die andere wichtige Wirkstoffgruppe der Dekongestiva sind die Cordicosteroide. Hier sind solche wichtigen Vertreter zu nennen, wie Beclometason, Prednisolon, Dexamethason, Flunisolid, Budesonid, Betamethason, Tixocortol, Fluticason, Mometason oder Triamcinolon.

Auch diese Wirkstoffgruppe enthält hauptsächlich Vertreter, die synthetisch hergestellt werden. Die Wirkstoffe der Gruppe der Cordicosteroide werden häufig oral zur systemischen Behandlung von Allergien appliziert. Zusätzlich werden auch noch Kombinationen von Dekongestiva innerhalb einer Wirkstoffgruppe eingesetzt. Als Dekongestiva pflanzlicher Herkunft kommen häufig etherische Öle infrage. Als Beispiele sollen Kamille und Menthol genannt werden. Pflanzlicher Herkunft ist auch der homöopathische Wirkstoff Luffa operculata, welcher aus der getrockneten Kürbisfrucht stammt.

Einige spezielle Vertreter der Dekongestiva können keiner konkreten Wirkstoffgruppe zugeordnet werden. Es sind einzelne Wirkstoffe unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung und mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus. Zu diesen speziellen Stoffen gehören unter anderem Retinol, Ipratropiumbromid, Hyaluronsäure und Hypromellose.


Risiken & Nebenwirkungen

So vielfältig wie die Gruppe der Dekongestiva ist, so vielfältig sind auch dessen Nebenwirkungen. So ist zu beachten, dass jeder Wirkstoff zu Nebenwirkungen führen kann. Diese können auftreten, müssen es aber nicht.

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass es zu jedem einzelnen Wirkstoff auch eine entsprechende Überempfindlichkeitsreaktion gibt, die sich teilweise auch in einem allergischen Schock äußern kann. Weiterhin rufen die Wirkstoffe der Gruppe der Sympathomimetika Nebenwirkungen hervor, die aus der erhöhten Aktivität des Sympathikus resultieren.

Das sind unter anderem erhöhter Blutdruck, gesteigerte Herztätigkeit, Verstopfung, Mundtrockenheit, verringerte Sekretbildung und vieles mehr. Cordicosteroide wiederum haben eine immunsuppressive Wirkung und können im Extremfall Diabetes oder Osteoporose hervorrufen. Jedoch sind die Anwendungsmengen meist so klein, dass die Nebenwirkungen in der Regel vernachlässigbar sind.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Dekongestiva erfolgt meist als Nasenspray, Nasentropfen oder in Tablettenform. Nasensprays und -tropfen wirken direkt an der Nasenschleimhaut, indem sie die Blutgefäße verengen und so die Schwellung der Schleimhäute reduzieren. Dies erleichtert das Atmen durch die Nase und wird häufig bei Erkältungen, Allergien oder Nasennebenhöhlenentzündungen eingesetzt. Tabletten hingegen wirken systemisch, indem sie die Blutgefäße im gesamten Körper verengen.

Bei der Sicherheit der Anwendung gibt es wichtige Punkte zu beachten. Dekongestiva sollten nicht länger als 7 Tage hintereinander angewendet werden, da sonst ein sogenannter Rebound-Effekt auftreten kann, bei dem die Schleimhäute stärker anschwellen als vor der Behandlung. Auch Nebenwirkungen wie erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen oder Herzrasen können insbesondere bei oralen Präparaten auftreten. Deshalb sind Dekongestiva für Menschen mit Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder anderen kardiovaskulären Erkrankungen nur bedingt geeignet und sollten nach Rücksprache mit einem Arzt verwendet werden.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Dekongestiva unterliegt strengen Vorschriften. Die Produktion erfolgt nach den Richtlinien der Good Manufacturing Practices (GMP), die sicherstellen, dass Medikamente unter kontrollierten und sauberen Bedingungen produziert werden. Zudem werden die Inhaltsstoffe und fertigen Produkte regelmäßig auf Reinheit, Wirksamkeit und Sicherheit getestet, bevor sie auf den Markt kommen.

Alternativen

Es gibt verschiedene Alternativen zu Dekongestiva, insbesondere für Patienten, die empfindlich auf abschwellende Mittel reagieren oder sie nicht langfristig verwenden können. Eine wichtige Gruppe sind antihistaminische Nasensprays, wie Azelastin oder Levocabastin, die besonders bei allergischen Reaktionen, wie Heuschnupfen, eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie die Histamin-Rezeptoren blockieren und so die allergische Reaktion und die damit verbundene Schwellung der Nasenschleimhaut reduzieren. Im Vergleich zu Dekongestiva haben sie weniger Einfluss auf den Blutdruck und das Herz-Kreislauf-System.

Ein weiteres alternatives Medikament ist Natriumcromoglicat, ein Mastzellstabilisator, der die Freisetzung von Histamin verhindert. Es wird ebenfalls vor allem bei allergischen Erkrankungen eingesetzt, muss jedoch regelmäßig angewendet werden, um seine volle Wirkung zu entfalten.

Steroidale Nasensprays wie Fluticason oder Mometason sind ebenfalls eine Alternative, insbesondere bei chronischen Entzündungen der Nasenschleimhaut und Nasennebenhöhlen. Sie wirken entzündungshemmend und reduzieren langfristig die Schwellung der Schleimhäute, ohne den Rebound-Effekt, der bei Dekongestiva auftreten kann.

Im Vergleich bieten diese Alternativen, vor allem die Steroid-Sprays, den Vorteil, dass sie über längere Zeiträume sicher angewendet werden können, während Dekongestiva nur kurzfristig verwendet werden sollten. Allerdings brauchen sie oft länger, um eine Wirkung zu zeigen, während Dekongestiva sofortige Linderung bieten.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Dekongestiva konzentrieren sich auf die Entwicklung von neuen Formulierungen und Technologien, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Wirksamkeit zu verbessern. Ein wichtiger Bereich ist die Verbesserung von nasalen Verabreichungssystemen. Moderne Sprühtechnologien sollen dafür sorgen, dass die Wirkstoffe besser und gleichmäßiger in der Nasenhöhle verteilt werden. Dies reduziert die benötigte Dosis und minimiert Nebenwirkungen, wie den Rebound-Effekt.

Ein weiterer Trend ist die Entwicklung von langanhaltenden Dekongestiva, die über längere Zeiträume wirken, ohne dass sie häufig angewendet werden müssen. Dies könnte insbesondere bei chronischen Nasenproblemen von Vorteil sein, da Patienten weniger oft auf das Medikament zurückgreifen müssen.

Die Forschung untersucht auch alternative Wirkstoffe, die spezifischere Zielmechanismen im Körper ansprechen. Hierbei wird versucht, Moleküle zu entwickeln, die die Schleimhäute abschwellen lassen, ohne die Blutgefäße zu stark zu beeinflussen. Dies wäre besonders bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen von Nutzen, die von herkömmlichen Dekongestiva oft ausgeschlossen sind.

Darüber hinaus gibt es kombinierte Ansätze, die Dekongestiva mit antientzündlichen oder antiallergischen Wirkstoffen kombinieren, um die Behandlungseffizienz zu steigern und eine längerfristige Anwendung sicherer zu machen. Solche Kombinationspräparate könnten die Notwendigkeit für mehrere Medikamente verringern und gleichzeitig effektiver wirken.

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Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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