Ephedrin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ephedrin ist chemisch ein Alkaloid und hat eine stimulierende Wirkung auf den Organismus. Es wird als Medikament bei Atemwegserkrankungen, niedrigem Blutdruck und im geringeren Maße auch bei Narkolepsie (Schlafkrankheit) eingesetzt. Leider verführen die stimulierenden Eigenschaften von Ephedrin auch zu dessen Missbrauch als Partydroge.
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Was ist Ephedrin?
Ephedrin wird aus den Pflanzen der Gattung Ephedra gewonnen. Bekannt ist z. B. das Meerträubel, welches man als Mormonentee oder Ma-Huang genießt.
Ephedrin ist ein sogenanntes Alkaloid. Alkaloide sind zwar keine einheitliche Stoffklasse, haben aber einige gemeinsame Eigenschaften. Alle Alkaloide sind Produkte des Sekundärstoffwechsels von Pflanzen, Pilzen, aber auch von Tieren. Sie sind stickstoffhaltig und üben auf den tierischen oder menschlichen Körper einen charakteristischen Einfluss aus.
Meist sind sie giftig und schmecken bitter. Ephedrin wirkt als indirektes Sympathomimetikum auf den Sympathikus ein und entfaltet auf dieser Grundlage seine charakteristischen stimulierenden Eigenschaften, die sowohl positive als auch negative Effekte auf den Organismus haben können.
Pharmakologische Wirkung
Der Einfluss von Ephedrin beruht auf der Tatsache, dass es im Sympathikus die vermehrte Freisetzung von Noradrenalin aus den präsynaptischen Nervenenden mit gleichzeitiger Hemmung der Wiederaufnahme in die Synapsen bewirkt.
So erhöht sich die Konzentration von Noradrenalin im synaptischen Spalt. Das heißt, dass Ephedrin indirekt die Wirkung von Noradrenalin erhöht. Noradrenalin ist ein Stresshormon, das normalerweise für die kurzfristige Bereitstellung von Energie bei einer Notsituation sorgt. In diesem Fall wird die Fettverbrennung angekurbelt und der Abbau von Muskelprotein gestoppt. Gleichzeitig muss in dieser Situation natürlich auch der erhöhte Sauerstoffbedarf durch die Erweiterung der Bronchien, Stimulierung der Herzfrequenz und Erhöhung des Blutdrucks gesichert werden.
Andere für diese Notsituation störende körperliche Funktionen, wie Nahrungsaufnahme oder Verdauungstätigkeiten, werden eingeschränkt. Ist die Notsituation vorüber, sind diese körperlichen Reaktionen auch nicht mehr notwendig und werden normalerweise sofort beendet. Der Noradrenalinspiegel im synaptischen Spalt sinkt und der Körper beruhigt sich. Ephedrin ruft aber auch ohne Notsituation diese Reaktionen hervor, indem es die Noradrenalinkonzentration erhöht.
Diese Reaktionen klingen erst ab, wenn auch Ephedrin abgebaut ist. Damit initiiert Ephedrin körperliche Reaktionen, die in der entsprechenden Situation gar nicht notwendig sind, aber trotzdem positive, aber auch negative Effekte für den Körper haben können.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Die positiven Auswirkungen von Ephedrin auf den Körper schlagen sich auch in seinem Anwendungsspektrum nieder. Ephedrin wird eingesetzt bei der Behandlung von Asthma bronchiale.
Früher war ein frei verkäufliches Präparat auf den Markt. Das wurde jedoch aufgrund der Missbrauchsgefahr als Partydroge abgesetzt. Weiterhin wird Ephedrin in Nasensprays zum Abschwellen der Nasenschleimhäute bei Schnupfen verwendet. Ein anderes Einsatzgebiet ist die Behandlung von niedrigem Blutdruck.
Speziell bei Hypertonie nach einer Periduralanästhesie wird Ephedrin verwendet. Aufgrund der Grundumsatzerhöhung wird Ephedrin auch zur Bekämpfung von Adipositas eingesetzt. Der höhere Energiebedarf des Organismus kurbelt die Fettverbrennung an.
Auch die anabole Wirkung hinsichtlich eines verstärkten Proteinaufbaus erhöht den Energiebedarf. Die stärkere Energieversorgung hat auch positive Auswirkungen bei der Behandlung der Narkolepsie, der Schlafkrankheit. Heute beschränkt sich der Einsatz von Ephedrin jedoch nur auf spezielle Anwendungsgebiete, weil das Nutzen-Risiko-Verhältnis ungünstig ist.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Ephedrin, einem Sympathomimetikum, das häufig zur Behandlung von Hypotonie (niedrigem Blutdruck) während Anästhesie, Asthma und Nasenverstopfung verwendet wird, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments zu gewährleisten.
Ephedrin kann oral, intramuskulär, intravenös oder subkutan verabreicht werden. Die Dosierung variiert je nach Verabreichungsweg und Indikation. Bei oraler Einnahme zur Behandlung von Asthma beträgt die übliche Dosis für Erwachsene 12,5 bis 25 mg alle 4 bis 6 Stunden, wobei die maximale Tagesdosis 150 mg nicht überschreiten sollte. Für die intravenöse oder intramuskuläre Anwendung zur Behandlung von Hypotonie beträgt die übliche Dosis 5 bis 10 mg, die bei Bedarf alle 3 bis 4 Stunden wiederholt werden kann. Die Gesamtdosis sollte 50 mg pro Tag nicht überschreiten.
Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen sollten Ephedrin mit Vorsicht verwenden. Dazu gehören Menschen mit Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion, Glaukom und Prostatahypertrophie. Diese Bedingungen können durch Ephedrin verschlechtert werden, und die Dosis muss möglicherweise angepasst werden.
Ephedrin kann eine Reihe von Nebenwirkungen verursachen, darunter Nervosität, Zittern, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Herzklopfen und erhöhter Blutdruck. Schwerwiegendere Nebenwirkungen können Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris und erhöhter Blutzucker sein. Bei Auftreten dieser Symptome sollte die Behandlung abgebrochen und ein Arzt konsultiert werden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind ebenfalls zu beachten. Ephedrin kann die Wirkung von zentralnervös stimulierenden Substanzen wie Koffein verstärken und die blutdrucksenkenden Wirkungen von Antihypertensiva verringern. Die gleichzeitige Einnahme von Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) kann zu hypertensiven Krisen führen und ist kontraindiziert.
Es ist wichtig, dass Patienten die Anweisungen des Arztes genau befolgen und die empfohlene Dosis nicht überschreiten, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren. Regelmäßige Überwachung und Kommunikation mit dem Arzt sind entscheidend, um die sichere Anwendung von Ephedrin zu gewährleisten.
Risiken & Nebenwirkungen
Eine zu häufige oder unkontrollierte Anwendung von Ephedrin kann jedoch zu negativen körperlichen Folgen führen. Wie bereits erwähnt, bewirkt Ephedrin die Erhöhung der Konzentration von Noradrenalin, einem Stresshormon für kurzfristige Ausnahmesituationen.
Das führt zu Bluthochdruck, erhöhter Herzfrequenz, aber auch zu Leistungssteigerung im Sport. So wird Ephedrin auch als Dopingmittel im Sport eingesetzt. Langfristig kann die Anwendung von Ephedrin dann zu Herz-/Kreislauferkrankungen führen. Da Ephedrin euphorisierend wirkt, dient es oft als Partydroge mit all ihren negativen Auswirkungen. Langfristig angewendet besteht die Gefahr der Entstehung von chronischen Erkrankungen und Drogenabhängigkeit.
Wird Ephedrin in hohen Konzentrationen eingesetzt, kann es unter Umständen zu Unruhe, Angstzuständen, Delirium, Halluzinationen und Tremor kommen. Typische Symptome sind auch Kopfschmerzen, Krämpfe und Übelkeit. Längere Anwendungen in hohen Konzentrationen können wie bei anderen Drogen zur Drogensucht führen.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Ephedrin umfassen mehrere medizinische Bedingungen und Patientengruppen, bei denen das Medikament nicht angewendet werden sollte, um ernsthafte Nebenwirkungen und Komplikationen zu vermeiden.
Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Ephedrin oder andere Sympathomimetika. Patienten mit einer solchen Allergie sollten Ephedrin meiden, um schwere allergische Reaktionen wie Hautausschläge, Atembeschwerden oder anaphylaktischen Schock zu verhindern.
Ephedrin ist auch kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Hypertonie (Bluthochdruck) oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Arrhythmien und Angina pectoris. Das Medikament kann den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen, was diese Bedingungen verschlimmern und das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen erhöhen kann.
Patienten mit Phäochromozytom, einem hormonproduzierenden Tumor der Nebennieren, sollten Ephedrin ebenfalls nicht einnehmen. Das Medikament kann die Freisetzung von Katecholaminen erhöhen, was zu gefährlich hohen Blutdruckwerten führen kann.
Ephedrin ist kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), da es die Stoffwechselrate weiter erhöhen und Symptome wie Herzklopfen, Zittern und Nervosität verstärken kann.
Glaukompatienten, insbesondere solche mit Engwinkelglaukom, sollten Ephedrin vermeiden, da es den Augeninnendruck erhöhen und die Symptome verschlimmern kann.
Menschen mit Prostatahypertrophie (vergrößerte Prostata) sollten ebenfalls auf die Einnahme von Ephedrin verzichten, da das Medikament Harnverhalt verursachen kann, indem es den Blasenauslassmuskel stimuliert.
Schwangere und stillende Frauen sollten Ephedrin nur unter strenger ärztlicher Aufsicht verwenden, da es die Plazenta passieren und in die Muttermilch übergehen kann. Dies könnte potenziell das ungeborene Kind oder das Neugeborene beeinflussen.
Die gleichzeitige Anwendung von Ephedrin mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) ist kontraindiziert, da dies zu hypertensiven Krisen führen kann. MAO-Hemmer verstärken die Wirkung von Ephedrin und erhöhen das Risiko eines gefährlich hohen Blutdrucks.
Es ist wichtig, dass Patienten und Ärzte diese Kontraindikationen sorgfältig berücksichtigen, bevor Ephedrin verschrieben oder eingenommen wird, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Ephedrin kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was zu unerwünschten Nebenwirkungen oder verminderter Wirksamkeit führen kann. Es ist wichtig, diese Interaktionen zu berücksichtigen, um die Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu gewährleisten.
Eine bedeutende Wechselwirkung besteht zwischen Ephedrin und Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern). Die gleichzeitige Einnahme kann zu einer hypertensiven Krise führen, da MAO-Hemmer den Abbau von Ephedrin hemmen und dessen blutdrucksteigernde Wirkung verstärken. Daher ist die gleichzeitige Anwendung kontraindiziert.
Ephedrin kann die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten wie Betablockern, ACE-Hemmern und Diuretika vermindern. Da Ephedrin den Blutdruck erhöht, kann es die blutdrucksenkenden Effekte dieser Medikamente abschwächen. Patienten, die solche Medikamente einnehmen, sollten engmaschig überwacht werden, und gegebenenfalls müssen die Dosierungen angepasst werden.
Die gleichzeitige Anwendung von Ephedrin und anderen zentralnervös stimulierenden Substanzen wie Koffein oder Amphetaminen kann die stimulierenden Effekte verstärken und das Risiko für Nebenwirkungen wie Nervosität, Schlaflosigkeit, Herzklopfen und Bluthochdruck erhöhen.
Ephedrin kann die Freisetzung von Insulin beeinflussen und daher die Wirksamkeit von Antidiabetika verändern. Patienten mit Diabetes sollten ihren Blutzuckerspiegel engmaschig überwachen und gegebenenfalls ihre Medikation anpassen, um eine gute Blutzuckerkontrolle aufrechtzuerhalten.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Digoxin, einem Medikament zur Behandlung von Herzinsuffizienz und Arrhythmien, kann Ephedrin das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen. Eine enge Überwachung der Herzfunktion ist in solchen Fällen erforderlich.
Ephedrin kann auch die Wirkung von Anästhetika verändern. Bei Patienten, die sich einer Operation unterziehen und Ephedrin einnehmen, sollten Anästhesisten informiert werden, um die Narkose entsprechend anzupassen.
Antidepressiva, insbesondere trizyklische Antidepressiva, können die Wirkung von Ephedrin verstärken und das Risiko für kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie Bluthochdruck und Herzklopfen erhöhen. Eine enge Überwachung und gegebenenfalls eine Dosisanpassung sind notwendig.
Es ist wichtig, dass Patienten ihren Arzt über alle eingenommenen Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel informieren, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden. Regelmäßige ärztliche Überwachung und gegebenenfalls Anpassungen der Medikation sind entscheidend, um die sichere Anwendung von Ephedrin zu gewährleisten.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Ephedrin nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die je nach der spezifischen Indikation eingesetzt werden können.
Für die Behandlung von Hypotonie (niedrigem Blutdruck) während der Anästhesie kann Phenylephrin eine wirksame Alternative sein. Phenylephrin ist ein Alpha-1-Adrenozeptor-Agonist, der den Blutdruck durch Vasokonstriktion erhöht, ohne die Herzfrequenz wesentlich zu beeinflussen. Es kann intravenös verabreicht werden und wird häufig in chirurgischen Settings verwendet.
Für die Behandlung von Asthma und Bronchospasmen können Beta-2-Agonisten wie Albuterol (Salbutamol) oder Terbutalin eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken durch die Entspannung der glatten Muskulatur in den Atemwegen und erleichtern das Atmen. Sie sind in Inhalationsform, als Tabletten oder als Injektionen erhältlich.
Pseudoephedrin ist ein weiteres Sympathomimetikum, das zur Linderung von Nasenverstopfung verwendet wird. Es hat eine ähnliche Wirkungsweise wie Ephedrin, jedoch mit einem anderen Nebenwirkungsprofil. Pseudoephedrin ist in vielen rezeptfreien Nasensprays und Erkältungsmedikamenten enthalten.
Clonidin kann als Alternative zur Blutdruckregulierung verwendet werden. Es wirkt auf zentrale Alpha-2-Adrenozeptoren und senkt den Blutdruck durch die Hemmung der Freisetzung von Noradrenalin. Clonidin ist besonders nützlich bei der Behandlung von hypertensiven Krisen und kann auch zur Behandlung von Entzugssymptomen bei Opioidabhängigkeit verwendet werden.
Für die symptomatische Behandlung von allergischen Rhinitis können Antihistaminika wie Loratadin oder Cetirizin eingesetzt werden. Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Histamin und reduzieren Symptome wie Niesen, Juckreiz und Nasenverstopfung.
Natürliche Alternativen zur Linderung von Nasenverstopfung und zur Unterstützung der Atemwege umfassen ätherische Öle wie Eukalyptus oder Pfefferminze, die in Dampfinhalationen oder in einem Diffusor verwendet werden können. Diese können helfen, die Atemwege zu öffnen und den Atemfluss zu erleichtern.
Bei der Auswahl einer geeigneten Alternative zu Ephedrin sollten die spezifischen Symptome und die zugrunde liegenden Gesundheitsbedingungen des Patienten berücksichtigt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Arzt ist entscheidend, um die beste Behandlungsoption zu finden und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor