Erythrodermie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Erythrodermie wird eine Hautrötung bezeichnet, die am gesamten Körper auftritt. Es handelt sich bei ihr um eine Sammelbezeichnung für verschiedene Hauterkrankungen.
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Was ist eine Erythrodermie?
Von einer Erythrodermie sprechen Ärzte, wenn die Haut am ganzen Körper gerötet ist. Dabei liegt eine Hautentzündung vor, die mit der Erweiterung der Gefäße einhergeht. Infolgedessen kommt es zu einem Verlust an Eiweiß, Salzen und Flüssigkeit. Durch Folgeinfektionen ist im schlimmsten Fall sogar Lebensgefahr möglich. Bei der Erythrodermie handelt es sich nicht um eine selbstständige Erkrankung. Vielmehr stellt sie ein Symptom dar, das von unterschiedlichen Erkrankungen ausgelöst wird.
So gilt die Erythrodermie als Sammelbegriff für mehrere Dermatosen (Hautkrankheiten). Ein weiteres typisches Merkmal der Erythrodermie ist eine Schuppung der Haut. Zeigen sich die Beschwerden nur an bestimmten Stellen des Körpers, ist von einer Suberythrodermie die Rede, die als Sonderform eingestuft wird. Bei Frauen kommt die Erythrodermie doppelt so oft vor wie beim männlichen Geschlecht. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren.
Ursachen
Die Erythrodermie stellt eine Manifestation eines beschleunigt ablaufenden epidermalen Zell-Turnovers dar. Die Ursache dafür ließ sich bislang nicht feststellen. In der Regel zeigt sich eine Erythrodermie zusammen mit einer Grunderkrankung der Haut.
Dabei kann es sich um eine seborrhoische Dermatitis, ein Kontaktekzem, ein atopisches Ekzem, Pityriasis rubra pilaris oder Schuppenflechte (Psoriasis) handeln.
Aber auch die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln ruft mitunter eine Erythrodermie hervor. Zu diesen Medikamenten zählen Sulfonamide, Penicillin, Barbiturate, Phenytoin oder Isoniazid. Als weitere Auslöser gelten Malinome wie bei Leukämie (Blutkrebs), Adenokarzinomen oder Mycosis fungoides. Etwa 25 Prozent aller Patienten leiden allerdings nicht unter einer Grunderkrankung.
In der Medizin wird die Erythrodermie in zwei Formen eingeteilt: Dies sind die primäre Erythrodermie sowie die sekundäre Erythrodermie.
- Die primäre Form zeigt sich ohne eine vorherige Erkrankung und gibt eine Antwort auf einen akuten Vorgang. Sie tritt unter anderem beim Sézary-Syndrom, Mycosis fungoides, einem Arzneimittelexanthem oder einer Alterserythrodermie beim Mann auf.
- Die sekundäre Erythrodermie bildet sich aus einer Hauterkrankung, die bereits vorher bekannt ist. Sie zeigt sich häufiger als die primäre Form und kommt bei Schuppenflechte oder einem atopischen Ekzem vor. Die Psoriasis hat an der Erythrodermie einen Anteil von circa 25 Prozent.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
In der Regel treten die Beschwerden der Erythrodermie am gesamten Körper des Betroffenen auf. Dabei kommt es am ganzen Körper zu einer Rötung der Haut. Weiterhin leiden die Betroffenen dabei auch an Schüttelfrost und an Fieber. Darüber hinaus leiden die Betroffenen unter Juckreiz sowie einem allgemeinen Krankheitsgefühl, sodass die Patienten auch müde und abgeschlagen wirken und damit nicht am Alltag teilnehmen. Das Erythem ist zunächst diffus und zeigt sich in der Form von Flecken. Im weiteren Verlauf dehnen sich die Hautrötungen auf beinahe den gesamten Körper aus.
Die Rötung wirkt sich dabei auch negativ auf die Regulation der Körpertemperatur aus, sodass die Betroffenen häufig schwitzen oder frieren. Dabei müssen sich die Patienten häufig warm anziehen. Ebenfalls kann die Erythrodermie zu Mangelerscheinungen oder zu verschiedenen Nährstoffverlusten führen, wenn die Rötungen andauern.
Weil es außerdem zu einer umfangreichen Abschälung der Oberhaut (Epidermis) kommt, wirkt sich dies negativ auf die Regulation der Körpertemperatur aus. Aus diesem Grund zeigt sich bei den Patienten eine verstärkte Empfindlichkeit gegen Kälte aufgrund eines Wärmeverlustes durch die Erweiterung der Blutgefäße. So ziehen sich die betroffenen Personen oft warm an, weil sie frieren.
Weitere Probleme sind ein Mangel an Nährstoffen, der durch einen ausgeprägten Eiweißverlust hervorgerufen wird, sowie die Erhöhung der Stoffwechselrate mit einem hyperkatabolen Status. Durch die transdermalen Einbußen an Flüssigkeit zeigt sich zudem eine Hypovolämie, bei der sich die Menge an Blut innerhalb des Blutkreislaufs reduziert.
Aufgrund einer ausgedehnten peripheren Blutgefäßerweiterung (Vasodilatation) droht auch das Auftreten einer Herzinsuffizienz. Im Extremfall kann Lebensgefahr bestehen. Die Beschwerden der Erythrodermie können sich dabei auch negativ auf den psychischen Zustand des Betroffenen auswirken, sodass einige Patienten auch an Depressionen oder an anderen psychischen Verstimmungen leiden.
Diagnose
Um eine Erythrodermie zu diagnostizieren, befasst sich der behandelnde Arzt zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. Anschließend nimmt er eine körperliche Untersuchung vor. Besteht neben den typischen Symptomen auch eine erkennbare Hauterkrankung, lässt sich ein ursächlicher Zusammenhang herstellen. Liegt Verdacht auf eine Mycosis fungoides vor, erfolgt eine Entnahme von Gewebe (Biopsie).
Bei einer Untersuchung des Blutes ergibt sich häufig eine Hypokalzämie, Eisenmangel oder eine Hypoproteinämie. In manchen Fällen nimmt die Erythrodermie einem lebensbedrohlichen Verlauf. Aus diesem Grund muss der Patient zumeist ein Krankenhaus aufsuchen. So besteht die Gefahr von erheblichen Komplikationen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Rötungen der Haut gelten als ungewöhnlich, egal wo sie am Körper auftreten. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, sobald sie spontan auftreten oder sich weiter ausbreiten. Treten die Hautveränderungen über mehrere Wochen oder Monate wiederholt auf, sind sie einem Arzt vorzustellen, um die Ursache abklären zu lassen. Setzen weitere Beschwerden ein, gibt es Grund zu Besorgnis. Offene Wunden können zum Eindringen von Keimen führen, die zusätzliche Erkrankungen auslösen.
Juckreiz, Schwellungen oder trockene Hautschichten sollten untersucht und medizinisch behandelt werden. Treten die Hautrötungen nach der Einnahme von Medikamenten oder der Zufuhr von bestimmten Lebensmitteln auf, kann eine Unverträglichkeit vorliegen. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, um durch einen Allergietest Klarheit über die Ursache zu erhalten. Schuppungen der Haut verweisen auf Trockenheit der Hautschichten. Mit einer entsprechenden Arznei kann eine Linderung erzielt werden. Treten durch die Veränderungen der Haut psychische Probleme oder Veränderungen der Stimmung auf, sollte der Betroffene Hilfe in Anspruch nehmen.
Verhaltensänderungen, ein sozialer Rückzug oder Gefühle wie Scham vermindern das allgemeine Wohlbefinden. Bemerkt der Betroffene auf der Haut Entzündungserscheinungen, sollte er einen Arzt konsultieren. Bei der Bildung von Eiter, Schmerzen oder einer erhöhten Körpertemperatur benötigt er eine medizinische Behandlung. Ebenso ungewöhnlich und ärztlich abklären zu lassen sind Missempfindungen der Haut.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Erythrodermie hängt von deren Ausmaß und Auslösern ab. Da die Begleitsymptome oft einen lebensgefährlichen Zustand hervorrufen, muss in schweren Fällen grundsätzlich eine stationäre Therapie erfolgen. Dies gilt besonders für eine akute und heftig verlaufende Erythrodermie, weil bei ihr die Lebensgefahr besonders stark ausgeprägt ist. Aber auch bei einer schleichend verlaufenden Form der Krankheit muss ab einem gewissen Schweregrad eine Behandlung im Krankenhaus stattfinden. Dort erhält der Patient Arzneimittel wie Kortison und ausreichend Flüssigkeit.
Besonders wichtig ist es, im Rahmen der Behandlung einer drohenden Dehydratation (Austrocknung) aufgrund des erheblichen Flüssigkeitsverlustes entgegenzuwirken. Das Gleiche gilt für den Verlust an Eiweißen und Wärme sowie bei der Vasodilatation der peripheren Blutgefäße, die Herz und Kreislauf belastet.
Arzneimittelexantheme sind bei einer Erythrodermie nicht immer auszuschließen. Aus diesem Grund werden im Rahmen der Therapie sämtliche Arzneimittel abgesetzt oder umgestellt. Außerdem darf der Erkrankte nur solche Medikamente erhalten, die er unbedingt benötigt. Zur Pflege der Haut bekommt der Patient Emollienzien. Liegt eine schwere Form der Erythrodermie vor, werden Glukokortikoide wie Prednison verabreicht. Dabei nimmt der Patient systemisch zunächst zehn Tage lang 40 bis 60 Milligramm ein.
Aussicht & Prognose
Die Erythrodermie kann heutzutage sehr gut behandelt werden. Wird das Leiden in einem frühen Stadium erkannt, genügt in der Regel eine medikamentöse Behandlung, um die Symptome und Beschwerden zu lindern. Einmal abgeklungen, treten bei der Erythrodermie meist keine weiteren Beschwerden auf. Wird die Erkrankung zu spät erkannt oder nicht ausreichend behandelt, kann sich die Rötung auf weitere Körperregionen ausbreiten.
Eine medikamentöse Behandlung kann die Symptome lindern, unter Umständen bleiben jedoch Narben und Pigmentstörungen zurück. Die Erythrodermie hat grundsätzlich eine gute Prognose. Eine entsprechende Behandlung vorausgesetzt, klingt die krankhafte Hautrötung innerhalb einiger Tage bis Wochen wieder ab. Der zuständige Dermatologe kann unter Einbeziehung des Krankheitsverlaufs und des Gesundheitszustand des Patienten eine genaue Prognose stellen.
Um eine langfristige Besserung des Hautbildes zu erzielen, muss die zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden. Andernfalls kann es immer wieder zu Erythrodermien kommen, wodurch sich das Hautbild zunehmend verschlechtert. Die Lebenserwartung wird durch die Erythrodermie nicht reduziert. Lediglich, wenn schwere Erkrankungen wie eine Ichthyose zugrunde liegen, kann die Lebenserwartung reduziert sein, da die Krankheit dann progressiv fortschreitet.
Vorbeugung
Vorbeugemaßnahmen gegen eine Erythrodermie sind nicht bekannt. Wird das Leiden durch bestimmte Arzneimittel ausgelöst, gilt es, diese abzusetzen oder durch andere Präparate zu ersetzen.
Nachsorge
Dem Patienten stehen bei einer Erythrodermie nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten zur Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Patient in erster Linie auf die medizinische Behandlung angewiesen, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern und weitere Komplikationen zu vermeiden. Da es bei der Erythrodermie nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Krankheit sehr wichtig, um die Ausbreitung der Beschwerden einzuschränken.
In den meisten Fällen werden die Beschwerden mit Hilfe von Medikamenten oder Salben und Cremes behandelt. Der Betroffene sollte dabei auf das regelmäßige Einnehmen und Auftragen achten, wobei auch Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden sollte. Da die Erythrodermie auch zu einer starken Dehydration führen kann, empfiehlt es sich, darauf zu achten, immer ausreichend Wasser zu trinken.
Nur dadurch können die Beschwerden vollständig gelindert werden. Der Patient ist auch nach einer erfolgreichen Behandlung der Erythrodermie auf regelmäßige Untersuchungen bei einem Arzt angewiesen. Treten die Beschwerden erneut auf, so ist eine weitere Behandlung notwendig. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Krankheit nicht verringert. In einigen Fällen kann dabei auch der Kontakt zu anderen Patienten der Erkrankung sinnvoll sein.
Quellen
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Orfanos, C. E. et al.: Therapie der Hautkrankheiten. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2001