Euthyreose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff der Euthyreose bezieht sich auf den Normalzustand des Hypophysen-Schilddrüsen-Regelkreises und setzt so die adäquat hormonelle Funktion der beiden Organe voraus. Der Regelkreis wird auch thyreotroper Kreis genannt. Bei verschiedenen Schilddrüsen-, Hypophysen- und Hypothalamuserkrankungen bewegt er sich außerhalb der Euthyreose.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Euthyreose?

Der klinische Begriff der Euthyreose bezeichnet den Normalzustand einer gesunden Schilddrüse und damit eine ungestörte Schließung des thyreotropen Regelkreises bei voll funktionsfähiger Schilddrüse.

Die Schilddrüse ist ein hormonsezernierendes Organ. Sie arbeitet nach dem sogenannten thyreotropen Regelkreis, der zwischen der Schilddrüse und der Hypophyse gespannt ist. Dieser regulatorische Mechanismus kontrolliert die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Plasma. Eines der wichtigsten Schilddrüsenhormone ist das Thyroxin, das als Prohormon auf Rezeptoren im zentralen Nervensystem wirkt.

Der klinische Begriff der Euthyreose bezeichnet den Normalzustand einer gesunden Schilddrüse und damit eine ungestörte Schließung des thyreotropen Regelkreises bei voll funktionsfähiger Schilddrüse. Meist entspricht der Begriff nicht dem Audruck 'gesunde Schilddrüse', sondern wird eher im Zusammenhang mit Kropfbildung verwendet. Bei einem euthyreoten Kropf ist die Schilddrüse vergrößert, funktioniert jedoch normal.

Bei einer schilddrüsenhormonellen Behandlung von Hypothyreose oder ähnlichen Erkrankungen ist ebenfalls oft von einer Euthyreose die Rede, sobald die Behandlung normale Schilddrüsenwerte erbringt. Bei Phänomenen wie einer funktionalen Autonomie der Schilddrüse ist nur selten von einer Euthereose die Rede, da die damit assoziierten Aktivitäten in der Regel einen bedarfsgerechten Hormonhaushalt herstellen.

Funktion & Aufgabe

Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse und produziert die Hormone Trijodthyronin, Thyroxin und Calcitonin. Entwicklungsgeschichtlich entstammt sie dem Epithelgewebe des zweiten Kiemenbogens. Sie besteht anatomisch aus zwei Lappen, die eine schmale Brücke verbindet. Die Schilddrüsenlappen sind in etwa so groß wie eine Olive.

Die Aufgabe des Organs ist vorwiegend die Produktion der jodhaltigen Schilddrüsenhormone, die in annähernd allen Zellen des Körpers vorhanden sind und den Energiestoffwechsel anregen. Die Produktion dieser Hormone unterliegt einem Regelkreis durch das Hypothalamushormon TRH. Dieses Hormon wird auch als TSH-Releasing-Hormon bezeichnet und reguliert die Schilddrüsentätigkeit gemeinsam mit dem Thyreoidea-stimulierenden Hormon der Hypophyse.

Dieser thyreotrope Regelkreis hat eine exakt abgestimmte Physiologie. Die Hypophyse sezerniert das Steuerhormon Thyreotropin, um die Schilddrüse zur Sekretion des Thyroxins und des Trijodthyronins anzuregen. Dieser Vorgang ist rückgekoppelt. Die Schilddrüsenhormone hemmen die Sekretion des TSH also durch eine Gegenkoppelung, um den Spiegel aller beteiligten Hormone im Gleichgewicht zu halten. Die Inkretion von TSH ist wiederum vom Spiegel des Releasing-Hormons aus dem Hypothalamus abhängig. Dieses Hormon des Hypothalamus gibt den Sollwert für den thyreotropen Regelkreis vor.

Neben diesem Regelkreis sind weitere Rückkoppelungsschleifen an der Regulation der Schilddrüsen-Hypophysen-Tätigkeit beteiligt. Einer davon ist der Ultrashort-Feedback-Mechanismus des TSH. Dabei wirkt die Ausschüttung von TSH im Rahmen eines Brokken-Wiersinga-Prummel-Regelkreises auf die eigene Sekretion zurück. Neben diesem Prinzip spielt außerdem der Long-Feedback-Mechanismus der Schilddrüsenhormone für die TRH-Sekretion und somit letztlich auch die Schilddrüsensekretion eine Rolle. Dasselbe gilt für die Regelkreise der Plasmaproteinbindung von Triiodthyronin und Thyroxin.

Der thyreotrope Regelkreis kann sich in verschiedenen Zuständen befinden. Wenn ein normaler Zustand vorliegt und der Regelkreis bei funktionsfähiger Schilddrüse geschlossen ist, spricht der Mediziner von einer Euthyreose. Abweichungen vom euthyreoten Normzustand des Regelkreises ergeben sich zum Beispiel im Rahmen einer thyreotoxischen Krise, Schilddrüsenunterfunktion und schilddrüsenhormonellen Resistenzen.


Krankheiten & Beschwerden

Der Begriff der Euthyreose schließt eine Fehlfunktion der Schilddrüse aus. Krankheiten der Schilddrüse sind mit dem Begriff jedoch nicht zwingend ausgeschlossen. Der Ausdruck zeigt lediglich den Ausschluss von Symptomen an, die sich im thyreotropen Regelkreis bemerkbar machen.

Der thyreotrope Regelkreis kann selbst durch verschiedene Erkrankungen aus dem Gleichgewicht geraten. Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine mögliche Ursache. Die Schilddrüse sezerniert im Rahmen dieses Phänomens nur noch in geringem Maß die Schilddrüsenhormone. Die Ursache für dieses Phänomen kann in der Schilddrüse selbst liegen oder ebenso in auf sie wirkenden Organen, wie dem Hypothalamus.

Auch eine primäre Hypothyreose zerstört die Euthyreose des thyreotropen Regelkreises. Eine primäre Hypothyreose liegt vor, wenn in der Schilddrüse der Regelkreis unterbrochen wurde. Das kann zum Beispiel im Rahmen einer mangelnden Inkretion der Fall sein, wie sie postoperativ auftreten kann. Eine weitere Ursache für das beschriebene Phänomen sind Autoimmunthyreopathien, bei denen sich das Immunsystem gegen die beteiligten Strukturen richtet.

Auch sekundäre Hypothyreosen bewegen den thyreotropen Regelkreis gegebenenfalls aus seinem Normalzustand. Bei diesem Phänomen ist der Regelkreis nicht in der Schilddrüse, sondern in der Hypophyse unterbrochen, wie es im Rahmen von HVL-Insuffizienz der Fall sein kann. Bei der tertiäre Hypothyreose ist die Euthyreose dagegen durch einen fehlenden Sollwert aufgrund eines TSH-Mangels gestört. Dieser Zustand stellt sich vor allem mit einer Läsion des Hypothalamus ein. Alle Hypothyreosen basieren auf einem bestimmten Mangel.

Davon zu unterscheiden ist der pathologische Zustand der Hyperthyreose, der mit einer Schilddrüsenüberfunktion gleichzusetzen ist und ebenfalls die Euthyreose stört. Eine primäre Hyperthyreose entsteht durch eine pathologische Übersekretion der Schilddrüsenhormone in Folge einer Schilddrüsenkrankheit. Die ursächliche Krankheit kann zum Beispiel Autonomien oder einem Morbus Basedow entsprechen. Eine sekundäre Hyperthyreose stellt sich dagegen durch Tumorerkrankungen ein, die mit TSH-produzierenden Hypophysetumoren assoziiert sind.

Der thyreotrope Regelkreis kann außerdem einer Thyreotoxikose weichen. Bei einer solchen besteht eine Überversorgung mit Schilddrüsenhormonen, wie sie im Rahmen von Hyperthyreosen oder verschiedener Medikamentengaben vorkommen kann. Ein Sonderfall eines thyreotropen Ungleichgewichts ist die Schilddrüsenhormonresistenz, bei der der Regelkreis zwischen Hypophyse und Schilddrüse an den Hypophysen-Rezeptoren unterbrochen ist.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013.
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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