Fadenpilze

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fadenpilze bestehen aus einzelligen, fadenartigen Hyphen, die durch Verzweigung Geflechte bilden können. Von der Vielzahl existierender Arten der Fadenpilze haben vor allem pathogene Hautpilze und indirekt auch Schimmelpilze gesundheitliche Relevanz für den Menschen. Bestimmte Schimmelpilze aus der Gattung Penicillium, die im Boden und auf Pflanzen vorkommen, synthetisieren das Antibiotikum Penicillin, während andere Arten beispielsweise bei der Herstellung bestimmter Käsesorten benötigt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Fadenpilze?

Die größte direkte Gefahr für den Menschen geht von einer Infektion mit einem Dermatophyten aus, wobei ein intaktes und nicht unterdrücktes Immunsystem die Fadenpilze so frühzeitig bekämpft, dass nur schwache oder keine Symptome entstehen.
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Phänotypisches Merkmal der Fadenpilze sind ihre fadenartigen Zellen, Hyphen genannt, die sich verzweigen können und jeweils über einen Zellkern verfügen. Da Fadenpilze auf organisches Material für ihre Ernährung angewiesen sind und ihre Zellen über einen Zellkern verfügen, gehören sie zu den heterotrophen Eukaryoten (auch Eukaryonten).

Die Hyphen der entwicklungsgeschichtlich jüngeren Fadenpilze weisen Trennwände (Septen) auf, die einen gezielten Stofftransport möglich machen. Evolutionär ältere Fadenpilze entwickeln keine Septen in ihren Hyphen. Die Fortpflanzung der Fadenpilze erfolgt über die Ausbildung sexueller oder asexueller Sporen, aus denen sich neue Fadenpilze bilden.

Aus der Vielzahl verschiedener Arten von Fadenpilzen haben besonders die Hautpilze (Dermatophyten) direkte gesundheitliche Relevanz für den Menschen, während andere Arten nur mittelbare Bedeutung für den Menschen durch ihre synthetisierten Stoffe haben. Es handelt sich dabei um bestimmte Gifte, Mykotoxine genannt, wie das Aflatoxin oder auch um antibiotische Substanzen wie das Penicillin. Einige Fadenpilzarten werden bei der Herstellung bestimmter Käsesorten benötigt.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Fadenpilze sind fast ubiquitär auf fast allen organischen Substraten zu finden. Die weitaus meisten Arten von Fadenpilzen haben keine direkte gesundheitliche Relevanz für den Menschen, wohl aber für die meisten zur Photosynthese fähigen Pflanzen und Bäume. Die Hyphen vieler Arten gehen mit den Wurzeln der Bäume und anderen Pflanzen Symbiosen ein, sogenannte Mykorrhizen. Sie haben beispielsweise für Wälder eine enorme Bedeutung für Wachstum, Widerstandsfähigkeit und Trockenresistenz. Die Gesamtbedeutung der Mykorrhizen für die Pflanzengemeinschaft ist wissenschaftlich noch nicht hinreichend verstanden.

Fadenpilze mit direkter gesundheitlicher, pathogener Relevanz sind die Hautpilze, auch Dermatophyten genannt. Sie gehören jeweils einer der drei Gattungen Microsporum, Trichophyton oder Epidermophyton (von denen Epidermophyton floccosum humanpathogen ist) an. Dermatophyten zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Falle einer Infektion der Haut nicht nur Kohlenhydrate des Körpers benötigen, sondern auch das Keratin abgestorbener Hautzellen „verdauen“ können, da sie über das Enzym Keratinase verfügen.

Eine Pilzinfektion der Haut (Dermatophytose oder Tinea) reicht hinsichtlich des Krankheitsbildes von relativ harmlos bis zu schwerwiegend oder sogar in seltenen Fällen bis zu lebensbedrohlich. Symptomatisch sind Rötungen der Haut an den infizierten Stellen, die nässen oder eitern können und meist mit starkem Juckreiz verbunden sind. Besonders anfällig für Infektionen sind Körperstellen, an denen die Haut warm und feucht gehalten wird, wie beispielsweise zwischen den Zehen.

Hautpilz ist über direkten Kontakt ansteckend. Prädestiniert für eine Ansteckung sind öffentliche Bäder und Saunen.

Bedeutung & Funktion

Eine mittelbare gesundheitliche Bedeutung haben bestimmte Arten von Schimmelpilzen, die Antibiotika synthetisieren wie das Penicillin. Der Schimmelpilz Penicillium chrysogenum ist auch heute noch der bekannteste Lieferant von Antibiotika. Allerdings werden viele Antibiotika mittlerweile synthetisch hergestellt.

Antibiotika greifen in unterschiedliche Stoffwechselvorgänge bestimmter Bakterien ein und zeigen dadurch eine bakteriostatische oder bakteriozide, also abtötende Wirkung. Bei der Anwendung von Antibiotika müssen jeweils zwei Problemkreise beachtet werden. Einerseits wirken Antibiotika nicht sehr spezifisch. Das bedeutet, dass neben den pathogenen Bakterien, die durch das Antibiotikum abgetötet werden sollen, auch nützliche Bakterien – besonders im Verdauungstrakt – bekämpft werden. Die andere Schwierigkeit stellen Multiresistenzen dar, die sich bei pathogenen Bakterien durch Genmutation einstellen können, wenn der bestimmte Bakterienstamm häufig mit Antibiotika in Berührung kommt und sich automatisch eine positive Überlebensauslese bei den Bakterien herausbildet, die sich als Multiresistenz äußert.

Eine ebenfalls mittelbare Bedeutung für Körper und Gesundheit haben Fadenpilze, die zur Herstellung bestimmter Lebensmittel wie Blauschimmelkäsesorten benötigt werden. In der Regel wird der Schimmelpilz Penicillium roqueforti zugesetzt, der dem Käse seinen charakteristisch scharfen Geschmack verleiht und im Käse sichtbare Blauschimmelnester erzeugt. Allerdings lebt Penicillium roqueforti aerob, so dass die Käsemasse mit dünnen Nadeln pikiert wird, um für die Anwesenheit von Sauerstoff zu sorgen. Auch bei der Bier- und Weinherstellung sowie für viele Fermentationsprozesse werden Fadenpilze eingesetzt.


Krankheiten & Beschwerden

Die größte direkte Gefahr für den Menschen geht von einer Infektion mit einem Dermatophyten aus, wobei ein intaktes und nicht unterdrücktes Immunsystem die Fadenpilze so frühzeitig bekämpft, dass nur schwache oder keine Symptome entstehen. Die beiden Pilzarten, die über 90 Prozent aller Hautpilzinfektionen auf sich vereinen sind Trichophyton rubrum, der hauptsächlich Hautpartien befällt und Trichophyton mentagrophytes, der sich mit Vorliebe an Haarwurzeln und den Austrittsstellen der Haare aus der Haut festsetzt.

Durchblutungsstörungen und Diabetes mellitus sowie etwa auch AIDS begünstigen eine Infektion mit Dermatophyten. In seltenen Fällen, in denen der Hautpilz mit einem extrem geschwächten oder künstlich unterdrückten Immunsystem zur Vermeidung von Abwehrreaktionen konfrontiert wird, kann der Pilz Haut oder Schleimhäute überwinden und sich systemisch über die Blutbahn ausbreiten und innere Organe befallen. In sehr seltenen Fällen kann sogar das Gehirn befallen werden, was mit einer lebensbedrohlichen Gefahr verbunden ist. Bei Personen, die häufig unter Hautpilzinfektionen leiden, können auch genetische Ursachen eine Rolle spielen, falls sich eine familiäre Häufung der Pilzinfektionen erkennen lässt.

Quellen

  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
  • Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003

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