Femoro-Acetabuläres Impingement

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Femoro-Acetabulären Impingement wird eine schmerzhafte Verengung des Hüftgelenkspalts verstanden. Besonders betroffen von dem Syndrom sind junge sportliche Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Femoro-Acetabuläres Impingement?

In vielen Fällen sind die Beschwerden, die durch ein Femoro-Acetabuläres Impingement entstehen, nur schleichend. Mitunter zeigen sie sich durch Hüftgelenk sporadische Schmerzen.
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Mediziner bezeichnen das Femoro-Acetabuläre Impingement (FAI) auch als Hüft-Impingement. Gemeint ist damit das Vorliegen einer Engstelle zwischen Hüftpfanne und Hüftkopf. Aufgrund der Verengung kommt es bei starken Beugungen zum Zusammenstoß der Knochen.

Dadurch besteht wiederum das Risiko, dass gelenknahe Strukturen wie Knorpel oder Gelenklippe eingeklemmt oder in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies hat heftige Schmerzen im Leistenbereich zur Folge. Es wird zwischen zwei Formen des Femoro-Acetabulären Impingements unterschieden. Dabei handelt es sich um die Pincer-Impingement-Hüfte (Pincer-FAI) sowie die Cam-Impingement-Hüfte (Cam-FAI).

Bei einer Pincer-Impingement-Hüfte besteht eine normale Konfiguration des Oberschenkelhalses, während die Hüftgelenkpfanne deformiert ist und einer Greifzange (Pincer) ähnelt. Auf diese Weise wird der Hüftgelenkkopf im wahrsten Sinne des Wortes „in die Zange“ genommen. Weil der Gelenkkopf deswegen verstärkt überdacht ist, führt dies leicht zum Aufeinanderschlagen von Pfannendach und Hüftgelenkskopf. Am häufigsten zeigt sich die Pincer-Impingement-Hüfte bei Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.

Von einer Cam-Impingement-Hüfte ist die Rede, wenn die natürliche Taillierung des Hüftgelenkskopfes, die für mehr Bewegungsfreiheit sorgt, durch eine Wucherung nicht mehr vorhanden ist. Durch eine Knochenwulst erfolgt eine Verengung des Gelenkspalts, wodurch das schmerzhafte Aneinanderreiben von Pfannendach und Schenkelhalskopf gefördert werden. Dies geschieht vor allem bei jungen Männern, die sportlich aktiv sind. Besonders Fußballspieler haben unter dieser FAI-Form zu leiden.

Ursachen

Zu einem Femoro-Acetabulären Impingement kommt es zumeist wegen einer knöchernen Deformierung des Acetabulums (Hüftgelenkpfannendach). Durch den Beckenknochen (Os ileum) wird eine Gelenkpfanne geformt, die einem Napf ähnelt. Gemeinsam mit dem Oberschenkelhüftgelenkkopf bildet sie das Hüftgelenk.

Findet die Bildung von Knochenspornen an den knöchernen Anteilen des Hüftgelenks statt, führt dies nicht selten zu einer mechanischen Verengung. Sportlich aktive junge Menschen haben häufig unter einem Femoro-Acetabulären Impingement zu leiden, da sie das Hüftgelenk oft verstärkt körperlicher Beanspruchung aussetzen. Allerdings ließ sich die genaue Ursache zahlreicher Cam-Impingement- und Pincer-Impingement-Fälle nicht klären.

Nachzuweisen sind jedoch in der Regel die knöchernen Strukturveränderungen bei der Mehrzahl der Patienten. Als denkbare Erklärung für das Entstehen eines Femoro-Acetabulären Impingement gelten Wachstumsstörungen im heranwachsenden Alter, die einen fehlerhaften Verschluss der Wachstumsfugen herbeiführen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In vielen Fällen sind die Beschwerden, die durch ein Femoro-Acetabuläres Impingement entstehen, nur schleichend. Mitunter zeigen sie sich durch Hüftgelenk sporadische Schmerzen. Dabei kommt es zum Ausstrahlen des Schmerzes in den Oberschenkel. Durch Belastung werden die Beschwerden weiter verstärkt.

Probleme haben viele Patienten außerdem beim Autofahren, wenn sie eine sitzende Position einnehmen, sowie beim Steigen von Treppen. Wird das angewinkelte Bein nach innen gedreht, hat dies ebenfalls oft Schmerzen zur Folge, was häufig bei den Betroffenen zum Einnehmen einer Schonhaltung führt, indem sie das schmerzende Bein in die äußere Richtung drehen.

In manchen Fällen leiden die Patienten auch unter dumpfen Hüftschmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Bewegungseinschränkungen der Hüfte, wenn diese gebeugt wird. Steht oder geht die betroffene Person längere Zeit, kann dies ebenfalls Schmerzen nach sich ziehen. Im späten Stadium des Femoro-Acetabulären Impingements setzt bei den meisten Patienten eine Coxarthrose ein. Ebenso ist bei jüngeren Menschen eine frühzeitige Abnutzung der Hüfte möglich.

Diagnose

Besteht Verdacht auf ein Femoro-Acetabuläres Impingement, sollte sich der Betroffene an einen Orthopäden wenden. Dieser befasst sich erst einmal mit der Krankengeschichte und möchte wissen, welche Sportarten der Patient betreibt, welche Bewegungseinschränkungen auftreten und ob die Schmerzen durch eine Verletzung ausgelöst wurden. Im Anschluss an die Anamnese führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch.

Zum Testen der Hüftbeweglichkeit muss der Patient sein Bein in unterschiedliche Positionen versetzen. Drückt der Orthopäde das Bein gegen den Hüftpfannenrand, führt dies meist zu Schmerzen. Eine weitere wichtige Untersuchung ist das Anfertigen von Röntgenaufnahmen. Die Bilder ermöglichen einen präzisen Nachweis von Strukturveränderungen des Knochens.

Mittels einer Kernspintomographie (MRT) ist zudem das genaue Darstellen der Weichteile, die die Hüfte umgeben, möglich. Etwa 70 bis 80 Prozent des Femoro-Acetabulären Impingements nehmen einen positiven Verlauf. Nach etwa 6 bis 12 Wochen lassen sich zumeist wieder leichte sportliche Betätigungen vornehmen. Rund 15 bis 20 Prozent aller Patienten haben jedoch unter Restbeschwerden zu leiden.

Komplikationen

Das femoro-ccetabuläre Impingement tritt vor allem bei jungen Menschen auf, die sich sportlich aktiv betätigen. In den meisten Fällen tritt die Diagnose nur verspätet ein, da die Beschwerden nicht eindeutig sind und sich im Laufe der Zeit erhöhen und häufiger auftreten. Meistens zeigen sich allerdings sporadische Schmerzen am Hüftgelenk auf, welche auch ohne Belastung in Form von Ruheschmerz auftreten können.

Falls der Betroffene die jeweiligen Stellen zusätzlich belastet, verstärken sich die Schmerzen noch weiter und können damit das Leben des Patienten stark beeinträchtigen, sodass viele Haltungen des Körpers zu Schmerzen führen. Dazu gehört zum Beispiel das Steigen von Treppen oder das Sitzen beim Autofahren, weswegen der Betroffene an starken Bewegungseinschränkungen leidet. Viele Menschen leiden dabei auch an psychischen Beschwerden, falls die Einschränkungen der Bewegung schon in den jungen Jahren auftreten.

Die Schmerzen können mit Hilfe von Schmerzmitteln behandelt werden, wobei es zu keinen weiteren Komplikationen kommt. Allerdings sollten die Patienten eine langfristige Einnahme von Schmerzmitteln vermeiden. Ebenso helfen Übungen und Therapien gegen die Symptome und können die Krankheit bekämpfen. Viele Patienten leiden allerdings auch nach der Behandlung an Restbeschwerden und geringen Schmerzen. Oft ist es nicht mehr möglich, sportliche Betätigungen auszuführen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es bei dieser Erkrankung in der Regel nicht zu einer Selbstheilung kommt und die Beschwerden in den meisten Fällen weiterhin zunehmen, sollte dabei immer ein Arzt aufgesucht werden. Damit können weitere Komplikationen oder sogar dauerhafte Bewegungseinschränkungen vermieden werden.

Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene plötzlich und ohne einen besonderen Grund an starken Schmerzen im Hüftgelenk leidet. Diese Schmerzen können in Form von Ruheschmerzen oder Belastungsschmerzen auftreten und sich sehr negativ auf die Lebensqualität und den Alltag des Betroffenen auswirken.

Vor allem im Sitzen können die Schmerzen auftreten. Weiterhin ist der Arzt auch dann aufzusuchen, wenn es zu Einschränkungen in der Bewegung kommt. Die Hüfte wird dadurch schneller abgenutzt, sodass es zu weiteren Komplikationen kommen kann. In der Regel wird die Erkrankung durch einen Orthopäden diagnostiziert und behandelt.

Einige Betroffene sind auf operative Eingriffe angewiesen, wobei die meisten Beschwerden allerdings mit Hilfe von Übungen und Therapien eingeschränkt werden können. Sportliche Aktivitäten sollten beim Auftreten der Erkrankung eingeschränkt werden. In der Regel wird die Lebenserwartung des Betroffenen dadurch nicht verringert.

Behandlung & Therapie

Um die Ursache eines Femoro-Acetabulären Impingements zu beheben, ist meist ein operativer Eingriff erforderlich. Im Anfangsstadium gelangen in erster Linie konservative Methoden zur Anwendung, die die Schmerzen lindern sollen. Zu diesem Zweck erhält der Patient schmerzstillende Arzneimittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure.

Als hilfreich gelten zudem eine Elektrotherapie, Bäder, das Auflegen von Fangopackungen sowie das Durchführen von gezielten krankengymnastischen Übungen. Im Rahmen einer operativen Therapie erfolgt in der Regel eine Hüftarthroskopie (Hüftgelenkspiegelung).

Mit diesem Verfahren lassen sich die strukturellen Veränderungen des Knochens beseitigen. Gelingt es, die mechanische Verengung durch die Operation zu beheben, führt dies in den meisten Fällen zur Besserung der Schmerzen. Besonders empfehlenswert ist eine Hüftarthroskopie für junge Patienten, weil sich dadurch die Gefahr einer Gelenkversteifung verringern lässt.

Aussicht & Prognose

Bei einer Vielzahl der Patienten zeigt das Femoro-Acetabuläres Impingement einen günstigen Krankheitsverlauf und eine gute Prognose. Die meisten Patienten können innerhalb von drei Monaten als geheilt aus der Behandlung entlassen werden. Dennoch ist oftmals eine Umstrukturierung der gewohnten körperlichen Tätigkeiten notwendig.

Die Erkrankung tritt hauptsächlich bei sportlich sehr aktiven Menschen auf. Damit es zu keiner Wiederkehr der Beschwerden kommt, sollten die Aktivitäten oder die Ausübung einzelner Bewegungsabläufe verändert und optimiert werden. Dies kann ein Abbruch der Ausübung der gewohnten Sportarten zur Folge haben.

Etwas mehr als zwanzig Prozent der Erkrankten klagen trotz erheblicher Bemühungen der Genesung unter Langzeitfolgen. Die Beschwerden bilden sich bei ihnen nicht vollständig zurück. Sie erhalten eine weniger günstige Prognose. Es droht ein chronischer Krankheitsverlauf. Zudem sind die Einschränkungen der alltäglichen Abläufe bei ihnen deutlich erhöht.

Ruheschmerzen und die notwendigen Veränderungen im Leben können bei diesen Patienten Komplikationen auslösen. Es drohen psychische Beschwerden, die Folgeerkrankungen auslösen können. Damit ist die Gesamtprognose für den Patienten verschlechtert.

In Ausnahmefällen erhält der Patient eine schlechte Prognose. Zeigt sich innerhalb der Behandlung, dass eine Versteifung des Gelenks notwendig ist, kann keine Heilung mehr erfolgen. Dieser Schritt findet statt, wenn sich die Beschwerden trotz einer ausreichenden Behandlung weiter ausbreiten oder zunehmen.


Vorbeugung

Um Beschwerden, die durch ein Femoro-Acetabuläres Impingement entstehen, vorzubeugen, ist es ratsam, sportliche Aktivitäten maßvoll zu betreiben. Zwar ist der Sport nicht die Ursache, doch ruft er häufig die damit verbundenen Schmerzen hervor.

Nachsorge

In den meisten Fällen stehen dem Betroffenen bei dieser Krankheit keine Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Betroffene in aller erster Linie auf eine schnelle und vor allem auf eine frühzeitige Diagnose und anschließende Behandlung angewiesen, damit weitere Komplikationen oder eine Verschlechterung der Beschwerden vermieden werden kann. Im Vordergrund steht bei dieser Krankheit daher die frühzeitige Erkennung und die weitere Behandlung.

Je früher sie dabei durch einen Arzt erkannt wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf, da es nicht zu einer Selbstheilung kommen kann. Die Behandlung dieser Krankheit erfolgt dabei in erster Linie durch die Einnahme von Medikamenten. Dabei sollte der Betroffene auf jeden Fall auf eine richtige Dosierung und weiterhin auch auf eine regelmäßige Einnahme achten.

Eine lange Einnahme von Schmerzmitteln sollte dabei jedoch vermieden werden. Weiterhin wirken sich oft auch Maßnahmen einer Physiotherapie positiv auf den Verlauf der Krankheit aus. Dabei kann der Betroffene auch viele Übungen aus einer solchen Therapie im eigenen Zuhause durchführen und dadurch die Bewegung der Muskeln wieder erhöhen. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch diese Krankheit in der Regel nicht verringert.

Das können Sie selbst tun

Der Patient sollte trotz Widerwille grundsätzlich auf die Bedürfnisse seines Körpers achten und entsprechend reagieren. Treten Schmerzen auf, so sind sportliche Aktivitäten oder starke körperliche Betätigungen zu reduzieren sowie unverzüglich einzustellen. Eine Schonung des Körpers ist wichtig, um keine weiteren Komplikationen auszulösen.

In vielen Fällen ist es hilfreich, wenn zur Stabilisierung der Psyche Hilfe in Anspruch genommen wird. Bewährt haben sich kognitive Verfahren zur Neuausrichtung vorhandener Einstellungen sowie Entspannungstechniken. Über Methoden wie Yoga, autogenes Training oder Meditation kann Stress abgebaut werden und ein inneres Gleichgewicht wird hergestellt.

Gespräche mit Therapeuten, Mentoren oder Angehörigen helfen oftmals, um neue Impulse für den Umgang mit der Erkrankung zu erhalten. In Foren oder Selbsthilfegruppen werden Erfahrungen ausgetauscht und Hinweise für die Bewältigung der Herausforderungen im Alltag gegeben. Der Patient sollte sich eine positive Grundeinstellung bewahren.

Obgleich geliebte Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden können, ergeben sich neue Möglichkeiten, die ebenfalls zu einer Stärkung des Wohlbefindens beitragen. Bei der Ausübung sportlicher Tätigkeiten ist eine ausreichende Schutzkleidung zu tragen. Knie-, Ellenbogenschoner und Bandagen stabilisieren den Körper und haben einen positiven Einfluss auf die Gesundheit. Treten Schwellungen auf, sollte der Betroffene unverzüglich die Region mit Gelpads kühlen. Hilfreich sind ebenfalls kühlende Salben, wie beispielsweise Aloe vera Gel.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Krämer, J., Grifka, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Berlin 2013
  • Striebel, H.W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002

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