Fetopathia diabetica

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fetopathia diabetica ist eine schwerwiegende Entwicklungsstörung, die bei ungeborenen beziehungsweise neugeborenen Kindern auftritt und von einem zu hohen Blutglucosespiegel der Mutter hervorgerufen wird. Die Behandlung besteht im Wesentlichen aus einer idealen Stoffwechseleinstellung der Schwangeren. Gelingt dies, können eine Fetopathia diabetica und die damit einhergehenden Risiken für das Kind weitgehend verhindert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fetopathia diabetica?

Häufig geht eine Fetopathia diabetica mit einer Frühgeburt einher. Darüber hinaus kann es zu einer Plazentainsuffizienz kommen, die bis zum Tod des Fötus vor beziehungsweise während der Geburt führen kann.
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Bei der Fetopathia diabetica handelt es sich um eine Entwicklungsstörung von ungeborenen beziehungsweise neugeborenen Kindern. Die Ursache liegt in einer unzureichend behandelten Diabeteserkrankung der Mutter während der Schwangerschaft. Der erhöhte Blutzucker der werdenden Mutter gelangt ungehindert durch die Plazenta zum Fötus und führt zu einer Hyperglykämie.

Unbehandelter Gestationsdiabetes kann mit schwerwiegenden Spätfolgen für das Kind und die werdende Mutter einhergehen. Es treten vermehrt Störungen bei der allgemeinen Entwicklung, dem Wachstum und der Organbildung auf. Leidet die werdende Mutter unter Diabetes, wird die Schwangerschaft automatisch als Risikoschwangerschaft eingestuft. Um Gesundheitsschäden des Kindes vorzubeugen, ist eine engmaschige Kontrolle des Blutzuckers der Mutter während der gesamten Schwangerschaft notwendig.

Ursachen

Grundsätzlich gibt es drei Ursachen für die Ausbildung einer Fetopathia diabetica bei einem ungeborenen Kind. In seltenen Fällen erkrankt die Frau während der Schwangerschaft am sogenannten Gestationsdiabetes. Diese Form der Zuckerkrankheit besteht nur während der Schwangerschaft und bildet sich nach der Geburt vollständig zurück.

Darüber hinaus kann es zu einer Entwicklungsstörung des Fötus aufgrund von Hyperglykämie kommen, wenn die Mutter an Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 leidet. Glukose gelangt über die Plazenta zum Fötus; der Kreislauf des Kindes reagiert mit einer Steigerung der Insulinproduktion.

Das Resultat ist ein fetaler Hyperinsulinismus, der mit verschiedenen Störungen der Entwicklung einhergeht. Die vermehrte Ausschüttung von Insulin wirkt anregend auf die Synthese von Fetten und Proteinen, wodurch es im Fötus zur Vergrößerung (Hypertrophie) von Organen kommt.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Häufig geht eine Fetopathia diabetica mit einer Frühgeburt einher. Darüber hinaus kann es zu einer Plazentainsuffizienz kommen, die bis zum Tod des Fötus vor beziehungsweise während der Geburt führen kann. Außerdem besteht die Gefahr eine Schulterdystokie, einer Störung des Geburtsverlaufs, bei der die Schultern des Kindes zu groß sind.

Die Geburt wird dadurch erheblich erschwert. Eine Schulterdystokie erfordert sofortiges Handeln, da das Kind in diesem Zustand an Sauerstoffmangel sterben kann. Sehr häufig treten bei Neugeborenen Anpassungsschwierigkeiten auf. Betroffene Kinder leiden an Hypoglykämie, Hypokalzämie, Gelbsucht und Atemnot. Des Weiteren erhöht eine Fetopathia diabetica das Risiko des Kindes, im späteren Leben an Fettleibigkeit zu erkranken.

Bei unbehandeltem Diabetes der Mutter sind die Neugeborenen typischerweise übergewichtig und weisen unreife Organe auf. In schwerwiegenden Fällen kommt es zu Fehlbildungen der inneren Organe. Aufgrund der routinemäßigen Messung des Blutzuckers im Rahmen von Schwangerschaftsuntersuchungen sind schwere Fälle von Fetopathia diabetica selten geworden. Meist weisen betroffene Kinder heutzutage ein normales Körpergewicht auf.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose erfolgt während einer Routineuntersuchung der Schwangeren durch eine Messung des Blutzuckerspiegels. Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten, kann die Diagnose auch sonografisch gestellt werden. Dabei werden vom behandelnden Arzt ein vergrößerter Fötus sowie Anomalien der Organe festgestellt. Besonders eine vergrößerte Leber des ungeborenen Kindes deutet auf Fetopathia diabetica hin.

Erfolgt die Diagnosestellung rechtzeitig, ist die Prognose von Kindern diabetischer Mütter als sehr gut einzuschätzen. Diabetes ist in den meisten Fällen gut behandelbar und das ungeborene Kind wird nicht geschädigt. Nach der Geburt muss der Blutzuckerspiegel der Neugeborenen in den ersten drei Stunden regelmäßig kontrolliert werden, da gelegentlich Entgleisungen auftreten.

Komplikationen

Bei einer frühzeitigen und richtigen Behandlung kann die Fetopathia diabetica relativ gut behandelt werden, sodass es beim Kind zu keinen weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. In den meisten Fällen kommt es durch die Krankheit zu einer Frühgeburt. Diese ist im Allgemeinen mit starken Komplikationen verbunden, kann allerdings auch ohne Beschwerden verlaufen, sodass das Kind gewöhnlich und gesund auf die Welt kommt.

Meistens sind allerdings die Schultern des Kindes zu groß. Dadurch kann es zu Atembeschwerden kommen,, die im schlimmsten Fall einen Sauerstoffmangel herbeiführen. Dieser ist vor allem bei Neugeborenen sehr gefährlich und kann zu dauerhaften Beschädigung verschiedener Organe und Extremitäten führen.

In der Regel wird daher sofort eine Behandlung der Fetopathia diabetica beim Kind durchgeführt. Ebenso ist das Risiko einer Fettleibigkeit beim Kind stark erhöht. Meistens kommt es zu Fehlbildungen der Organe und zu einer Unterentwicklung des Kindes. Die genauen Komplikationen hängen dabei stark von der Ernährung der Mutter ab.

Es kommt häufig zu einer vergrößerten Leber. Falls die Fetopathia diabetica früh diagnostiziert wird, können die meisten Beschwerden für das Kind schon während der Schwangerschaft mit Hilfe einer gesunden Ernährung eliminiert werden. Dabei kommt es weiterhin zu keinen Komplikationen. Im schlimmsten Falle kann das Kind aufgrund der Atemnot versterben.

Wann sollte man zum Art gehen?

Bei einer Fetopathia diabetica ist in jedem Fall eine Behandlung notwendig. Es kommt nicht zu einer Selbstheilung und die Erkrankung kann das Leben des Kindes gefährden. In der Regel wird die Krankheit allerdings durch eine Frühgeburt direkt identifiziert und kann auch frühzeitig behandelt werden. Ein sofortiger Eingriff ist dann notwendig, wenn das Kind an Sauerstoffmangel oder an Anpassungsschwierigkeiten leidet. Dabei kann es zu Atemnot oder zu Gelbsucht kommen. Sollte keine Behandlung eintreten, so verstirbt das Kind in der Regel.

Da die Fetopathia diabetica auch das Risiko einer Fettleibigkeit im weiteren Leben des Patienten erheblich erhöht, müssen die Betroffenen auf ihre Ernährung achten und sich regelmäßig bei einem Arzt untersuchen lassen. Auch die inneren Organe können betroffen sein.

Um Unreife Organe zu vermeiden, sollten die Eltern mit ihrem Kind ebenfalls an Untersuchungen teilnehmen. Durch eine Messung des Blutzuckers während der Schwangerschaft kann die Fetopathia diabetica ebenso vermieden werden. Die Diagnose und Behandlung der Erkrankung erfolgt in den meisten Fällen schon direkt im Krankenhaus. Durch eine frühzeitige Behandlung können weitere Komplikationen im Erwachsenenalter vermieden werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie dient dazu, den Stoffwechsel der Schwangeren möglichst optimal einzustellen, sodass es zu keiner Hyperglykämie kommt, welche dem Kind schaden könnte. Um schwere Verläufe zu vermeiden, muss die Schwangere in regelmäßigen Abständen untersucht werden. Eine kontinuierliche Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist unumgänglich, um den Erfolg der Behandlung sicherzustellen.

Ist die Diabeteserkrankung bekannt, empfiehlt es sich, vor der Empfängnis mit der Therapie zu beginnen. Der Facharzt kann den Schweregrad der Diabeteserkrankung bestimmen und eine Prognose für den wahrscheinlichen Verlauf der Schwangerschaft abgeben. Darüber hinaus sollte der Zeitpunkt des Schwangerschaftseintritts so geplant werden, dass die Stoffwechseleinstellung möglichst ideal ist.

Außerdem gibt es spezielle Schulungen für Diabetikerinnen mit Kinderwunsch, in denen die Teilnehmerinnen Informationen über die richtige Ernährung während der Schwangerschaft sowie die Selbstkontrolle des Blutzuckers erhalten. So gelingt es, Schäden für das ungeborene Kind vorzubeugen. Im Allgemeinen sind die Kinder diabetischer Mütter heutzutage gesund.

Nichtsdestotrotz stellt die Zuckerkrankheit der Mutter ein Risiko für den Fötus dar, weswegen eine intensive Überwachung nach der Geburt unbedingt erforderlich ist. Die Behandlung des Neugeborenen bei Hypoglykämie erfolgt durch eine Glucoseinfusion. Durch den zu hohen Blutzuckerspiegel im Fötus wird die Bildung von Surfacant gestört, wodurch die Lungen bei der Geburt oft unreif sind. Leidet das Neugeborene unter Atemnot, wird künstlich beatmet oder Sauerstoff über eine Sauerstoffmaske zugeführt.

Aussicht & Prognose

Neugeborene kommen aufgrund der Fetopathia diabetica übergewichtig zur Welt. Das birgt auch Risiken für die Mutter während der Geburt. Sie erleidet mit großer Wahrscheinlichkeit einen Dammriss oder es muss ein Dammschnitt gesetzt werden, um diesen zu verhindern. Bei der Geburt ist die Leber vergrößert und es kann eine Hypoglykämie sowie eine Hypokalzämie beim Neugeborenen vorliegen. Weiterhin erhöht Fetopathia diabetica das Risiko des Atemnotsyndroms unmittelbar nach der Geburt.

Betroffene Neugeborene können im Laufe ihres Lebens ebenfalls an Diabetes mellitus erkranken, da der Körper bereits zu einer so frühen Phase einem so hohen Blutzuckerspiegel ausgesetzt war. Schon im Mutterleib kann es zu schweren Fehlbildungen des ungeborenen Kindes gekommen sein, die meistens aber schon während der Ultraschalluntersuchungen gut zu sehen sind. Dadurch lassen sie sich möglicherweise behandeln. Falls nicht, kann sich das Pflegepersonal auf mögliche besondere Bedürfnisse des Neugeborenen einstellen und auf die Fehlbildung vorbereitet sein, wenn das Kind geboren wird.

Häufig betreffen Fehlbildungen neben dem Herzen, den Extremitäten und dem Urogenitaltrakt jedoch das ZNS, sodass Schäden erst im Laufe der kindlichen Entwicklung ersichtlich werden. Es gibt Fälle von Fetopathia diabetica, in denen das betroffene Kind durch angemessene Behandlung während und nach der Schwangerschaft fast beschwerdefrei leben konnte, in anderen Fällen sind Schäden schwer und dauerhaft.


Vorbeugung

Diabetikerinnen sollten bereits vor der Schwangerschaft einen Facharzt aufsuchen. Sowohl Internisten als auch Gynäkologen verfügen über das notwendige Fachwissen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass der Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist.

Während der Schwangerschaft sollten alle vorgeschriebenen Untersuchungen wahrgenommen werden, um eine Verschlechterung des Diabetes rechtzeitig diagnostizieren zu können. So kann die Ausbildung einer Fetopathia diabetica verhindert werden.

Nachsorge

Bei einer Fetopathia diabetica sind die Möglichkeiten der Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt. Dabei ist der Betroffene auf eine rein symptomatische Behandlung dieser Krankheit angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern und den Alltag des Betroffenen zu erleichtern. Dabei kommt es nicht zu einer Selbstheilung, wobei auch eine vollständige Behandlung in der Regel nicht möglich ist.

In vielen Fällen ist bei der Fetopathia diabetica auch eine genetische Beratung möglich, um das Vererben der Krankheit an die nächsten Generationen zu verhindern. Um die Beschwerden der Fetopathia diabetica dauerhaft zu lindern, sind die Betroffenen auf eine regelmäßige Untersuchung und Kontrolle des Blutzuckerspiegels angewiesen. Dabei kann auch eine ärztliche Hilfe verwendet werden, um den Wert dauerhaft zu messen.

In vielen Fällen sind die Betroffenen auch auf eine spezielle Diät angewiesen, um die Beschwerden der Krankheit zu minimieren und den Körper nicht unnötig zu belasten. Bei der Fetopathia diabetica ist in erster Linie auch die frühzeitige Diagnose der Krankheit wichtig, damit das Kind gesund wird und sich gewöhnlich entwickeln kann.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag ist während der gesamten Schwangerschaft insbesondere auf eine gesunde Lebensführung zu achten. Hierzu zählen eine vitaminreiche und ausgewogene Ernährung sowie ausreichende Aufenthalte bei frischer Luft. Soweit möglich, sollte die werdende Mutter täglich Spaziergängen und sportlichen Aktivitäten nachgehen.

Eine schwangere Frau ist gut beraten, wenn sie zu allen angebotenen Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen geht. Dort können gesundheitliche Probleme frühstmöglich erkannt werden und eine schnelle Reaktion ist möglich. Das verringert das Risiko weiterer Komplikationen. Bei Unregelmäßigkeiten oder dem diffusen Gefühl, dass etwas nicht stimmen könnte, sollte die werdende Mutter ebenfalls unverzüglich eine ärztliche Unterstützung suchen.

Zusätzlich hilft neben der gesunden Ernährung und regelmäßiger Kontrolle der Abbau emotionaler Stressoren. Über den Austausch mit anderen Schwangeren, erfahrenen Müttern oder der Nutzung von Entspannungsverfahren kann eine Verbesserung des Wohlbefindens für Mutter und Kind erreicht werden. Hilfreich ist es, aufkommende Ängste abzubauen und eine optimistische Grundeinstellung zu bewahren.

Besteht eine Risikoschwangerschaft es ist besonders wichtig, dass die Lebensfreude erhalten bleibt und der Kontakt zum sozialen Umfeld weiterhin gepflegt wird. Ein Rückzug oder panische Zustände haben einen negativen Einfluss auf den weiteren Schwangerschaftsverlauf. Die Freizeitaktivitäten können trotz der Einschränkungen angepasst werden und verhelfen der Schwangeren und dem ungeborenen Kind zu einer besseren Gesundheit.

Quellen

  • Rath, W., Gembruch, U., Schmidt, S. (Hrsg.): Geburtshilfe und Perinatologie: Pränataldiagnostik - Erkrankungen - Entbindung. Thieme, Stuttgart 2010
  • Wassermann, K., Rohde, A.: Pränataldiagnostik und psychosoziale Beratung. Schattauer, Stuttgart 2009
  • Witkowski R., Prokop O., Ullrich E.: Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen. Springer, Berlin 2003

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