Funktionsstellung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Funktionsstellung der Hand stellt die mechanisch günstigste Konstellation bei bestimmten Handaktivitäten dar. Funktionsbeeinträchtigungen können die Lebensqualität deutlich einschränken.
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Was ist die Funktionsstellung?
Die Hand ist das am besten gesteuerte Bewegungsorgan des Menschen. Das geordnete Zusammenspiel vieler Bewegungskomponenten erlaubt die Ausführung zahlreicher funktioneller Bewegungsvorgänge und Haltungen. Die Funktionsstellung ist aus biomechanischer Sicht die effektivste Stellung der beteiligten Gelenke und Gelenkreihen für Aktivitäten die mit dem Greifen und Festhalten von Gegenständen verbunden sind.
Das Handgelenk wird dabei in einer leichten Streckung (circa 25° Dorsalextension) und einer leichten Abweichung nach außen (Ulnarduktion) gehalten, mit einer Einwärtsdrehung des Unterarms (Pronation). Der Daumen ist leicht abgespreizt (Opposition), die anderen Finger befinden sich in leichter Beugestellung (Flexion) in allen Gelenken.
Der Verlauf der langen Sehnen der Fingerextensoren und -flexoren gibt diese Positionen vor, die für Greifaktivitäten die günstigsten sind. Die Strecker, die über den Handrücken zu den Endgliedern der Finger ziehen, werden in der Funktionsstellung angenähert und geben den Weg für die Fingerflexion frei. Die Fingerbeuger sind durch die Handgelenksposition leicht gedehnt und werden passiv ein Stück in die Beugung gezogen, so dass das komplette Schließen nur noch wenig Weg und Kraft erfordert.
Funktion & Aufgabe
Im Haushalt werden so Reinigungsarbeiten mit dem Besen, dem Wischer oder dem Staubsauger ausgeführt, im Sport Aktivitäten mit dem Tennis-, Squash oder Badmintonschläger. Auch bei der Gartenarbeit mit lang- oder kurzstieligen Utensilien kommt diese Handhaltung zum Einsatz.
Für Tätigkeiten, die weniger Krafteinsatz, dafür aber mehr feinmotorische Fähigkeiten verlangen, ist die Funktionsstellung der Hand geradezu prädestiniert.
Dabei werden in der Regel nicht alle Finger benutzt, sondern häufig nur Zeige- und Mittelfinger im Zusammenspiel mit dem Daumen. In allen Gelenken entspricht die Haltung bei diesen Tätigkeiten der Funktionsstellung. Auch wenn diese bei Bewegungen mal verlassen wird, kehrt der Körper immer wieder in die Haltung zurück, da sie die kraftschonendste ist. Handarbeiten wie Stricken, Nähen und Häkeln sind Beispiele für solche Aktivitäten, aber auch das Schreiben mit einem Stift. Die Handhaltung gewährleistet, dass die Arbeiten mit der geringstmöglichen Anstrengung und über einen langen Zeitraum durchgeführt werden können.
Eine ganz spezifische Aufgabe besitzt die Funktionsstellung nach Verletzungen oder Operationen im Handbereich. Sie wird in der nachfolgenden Ruhigstellung benutzt, da so die Chance der Wiederherstellung der Funktionen deutlich besser ist. Mit geringem Kraftaufwand und nur wenigen Graden an Fingerbeugung kann sehr schnell wieder eine gute Griffunktion erreicht werden.
Krankheiten & Beschwerden
Eine besondere Form der Erkrankung mit Auswirkung auf die Funktionsfähigkeit der Hand ist die Dupuytren-Kontraktur, bei der die Sehnenplatte der Handfläche (Palmaraponeurose) fibrosiert und schrumpft. Beginnend mit dem Klein- und Ringfinger werden alle Finger allmählich zur Handfläche gezogen und verlieren ihre Beweglichkeit.
Periphere oder zentrale Nervenläsionen können dazu führen, dass einzelne oder alle Muskeln ausfallen, die für die Steuerung der Funktionsstellung der Hand verantwortlich sind. Die Schädigung des Nervus radialis führt zum Erscheinungsbild der sogenannten Fallhand, bei der sowohl die Dorsalextension des Handgelenkes, als auch die Extension der Finger nicht mehr aktiv ausgeführt werden können. Das Greifen ist über die Finger noch möglich, aber durch die ungünstige Stellung im Handgelenk sehr insuffizient.
Eine Läsion des Nervus medianus im Bereich des Ellenbogens betrifft die Beuger des Handgelenkes und der Finger. In dem Fall ist keine aktive Greiffunktion mehr vorhanden. Liegt sie in der Handgelenksregion, wie beim Karpaltunnelsyndrom sind nur die Daumenmuskeln und die Beuger des Zeige- und Mittelfingers betroffen. Das Greifen ist mit den anderen Fingern noch als Restfunktion möglich.
Eine Querschnittslähmung in Höhe des 6. Halssegments oder höher führt ebenfalls zu einem kompletten Verlust der Handfunktionen, die Funktionsstellung ist nicht mehr möglich. Bei Nervenschädigungen, bei denen die Dorsalextension noch aktiv möglich ist, die Fingerbeugung jedoch nicht mehr, wird therapeutisch versucht, eine sogenannte Funktionshand herzustellen. Dies wird durch eine entsprechende Lagerung der Hand in speziell angefertigten Schienen erreicht, durch die die Fingerbeuger künstlich verkürzt werden. Durch eine aktive Dorsalextension ist es so möglich, die Finger näher zur Handfläche zu bringen und leichte Gegenstände zu greifen.
Die chronische Polyarthritis kann erhebliche Funktionsverluste zur Folge haben. Diese Autoimmunerkrankung befällt an der oberen Extremität vorzugsweise das Handgelenk und die Finger. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass durch schubweise Entzündungsprozesse die betroffenen Gelenke zerstört werden. Es entstehen typische Deformitäten, die sowohl Gelenkversteifungen als auch -instabilitäten aufweisen. Die Funktionsstellung der Hand ist oft schon sehr früh beeinträchtigt.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015