Geburtseinleitung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Geburtseinleitung wird das künstliche Auslösen der Geburt mittels unterschiedlicher hormoneller Substanzen bezeichnet, wobei die Auslösung vor dem Beginn der Wehen stattfindet. Eine künstliche Geburtseinleitung wird aus verschiedensten Gründen durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Geburtseinleitung?

Als Geburtseinleitung wird das künstliche Auslösen der Geburt mittels unterschiedlicher hormoneller Substanzen bezeichnet, wobei die Auslösung vor dem Beginn der Wehen stattfindet.

Bei einer Geburtseinleitung werden die Wehen bei einer schwangeren Frau künstlich ausgelöst, wobei dafür mehrere Gründe in Frage kommen:

  • Terminüberschreitung

Da viele Frauen eine künstliche Einleitung der Geburt als äußerst unangenehm empfinden, sollte diese auch nur in Ausnahmesituationen durchgeführt werden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine künstliche Einleitung der Geburt kann wie bereits erwähnt aus unterschiedlichen Gründen notwendig werden. Die wichtigste Indikation aus medizinischer Sicht ist eine Terminüberschreitung, die auch als "Übertragen" bezeichnet wird.

Normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen. Wird der errechnete Geburtstermin überschritten, so ist die Schwangerschaft zu Ende. In der 41. und 42. Schwangerschaftswoche werden Mutter und Kind sehr genau überwacht, in der zweiten Hälfte der 42. Schwangerschaftswoche erfolgt dann eine künstliche Einleitung der Geburt, da die Plazenta unter Umständen ihre Funktionen nicht mehr ausreichend erfüllen kann. In diesem Fall kann es zu Kreislaufproblemen und einem Sauerstoffmangel beim Kind kommen. Eine Geburt wird auch dann eingeleitet, wenn nach einem Blasensprung die Wehen nicht einsetzen, da sonst die Infektionsgefahr sehr hoch ist.

Auch Diabetikerinnen wird empfohlen, die Geburt nach der 38. Schwangerschaftswoche künstlich einleiten zu lassen, weil zuckerkranke Frauen oft sehr große Kinder zur Welt bringen und es dadurch zu Komplikationen kommen kann. Weitere Gründe für eine künstliche Geburtseinleitung können sein:

  • akute oder chronische Leiden wie zum Beispiel eine so genannte Präeklampsie ("Schwangerschaftsvergiftung") bzw. Leber- oder Nierenerkrankungen
  • starke psychische oder körperliche Belastungen
  • Unterversorgung des Kindes

Ist das Baby nach der 40. Schwangerschaftswoche noch nicht auf der Welt, so wird angeraten,es zunächst mit Hausmitteln zu versuchen, darunter beispielsweise warme Bäder, Bewegung, homöopathische Arzneien oder die Einnahme des so genannten Wehencocktails, eine Mischung aus Rizinusöl, Eisenkraut, Aprikosensaft, Sekt oder Cognac. Allerdings kann das Trinken des Cocktails sehr heftige Wehen auslösen und sollte auf jeden Fall medizinisch überwacht werden. Heute gibt es mittlerweile zwanzig unterschiedliche Methoden der Geburtseinleitung.

Die häufigste Methode ist dabei die Verabreichung von Oxytocin, das der Schwangeren in ein venöses Blutgefäß gespritzt wird. Diese Methode wird häufig noch mit einem Öffnen der Fruchtblase kombiniert. Eine weitere Möglichkeit eine Geburt einzuleiten ist das Priming mit Prostaglandin E2, das intrazervikal in Form von Pessaren, Gel oder Tabletten eingelegt wird. Normalerweise werden Prostaglandine im Körper selbst gebildet. Zur Geburtseinleitung setzt man sie ein, wenn der Muttermund noch nicht reif ist. Durch die Prostaglandine wird er weicher und öffnet sich. Oral oder vaginal verabreicht wird Misoprostol, das verglichen mit Prostaglandin E2 schneller zu einer Geburt innerhalb von 24 Stunden führt. Allerdings tritt hier oftmals auch ein so genannter Wehensturm auf.

Eine weitere Möglichkeit der Geburtseinleitung ist eine so genannte Eipol-Lösung. Dabei wird die Membran, von der das Baby umgeben ist, vom Muttermund abgelöst. Dieser Vorgang hat eine stimulierende Wirkung auf die Wehen und wird oft zwei bis dreimal wiederholt. Nicht mehr empfohlen wird eine Blasensprengung, da ein künstlicher Membranenabriss nicht immer zum erhofften Erfolg führt und das Kind außerdem der Gefahr einer Infektion ausgesetzt ist. Bei der Blasensprengung wird die Fruchtblase angeritzt oder angestochen, wodurch das Fruchtwasser ablaufen kann. Dadurch werden Prostaglandine ausgeschüttet und die Wehentätigkeit setzt ein.

Darüber hinaus stehen naturkundliche Einleitungsmethoden zur Verfügung, darunter beispielsweise Nelkenöltampons, die über die Vagina eingeführt werden. Auch durch die Entleerung des Darms mit Hilfe eines Einlaufs können die Geburtswehen ausgelöst werden. Viele Hebammen empfehlen außerdem scharfes Essen, um auf diese Weise die Darmtätigkeit anzuregen. Ist die Fruchtblase noch intakt, kann die Wehentätigkeit auch durch Geschlechtsverkehr angeregt werden. In der Samenflüssigkeit sind natürliche Prostaglandine enthalten, wodurch die Wehen ausgelöst werden können.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Viele Frauen, bei denen eine Geburt künstlich eingeleitet wird, leiden oftmals an starken Wehen und benötigen häufig auch eine Periduralanästhesie. Darüber hinaus sind oft weitere wehenfördernde Maßnahmen bzw. invasive Überwachungsmethoden notwendig.

Des Weiteren ist auch die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt oder vaginal-invasive Methoden (Saugglocke, Geburtszange) erhöht. Wird die Fruchtblase künstlich geöffnet, so kann dies zu fetalem Stress führen, wodurch die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts erhöht wird. Außerdem kann es unter Umständen zu einem Nabelschnurvorfall kommen. Die Risiken von Prostaglandin sind relativ gering, daher wird diese Methode heute auch am häufigsten empfohlen. Allerdings kann eine Überstimulierung der Gebärmutter auftreten, wodurch die Sauerstoffversorgung des Kindes reduziert wird.

Syntocinon kann relativ starke Wehen und Stress beim Kind auslösen. Daher sollten Mutter und Baby hier ständig überwacht werden, manchmal ist auch eine Epiduralanästhesie erforderlich. Spätfolgen einer künstlichen Geburtseinleitung sind jedoch nicht bekannt. Eine Geburtseinleitung sollte außerdem in folgenden Fällen nicht vorgenommen werden:

  • Allergie auf Prostaglandine
  • Placenta praevia
  • akuter Herpes genitalis
  • Nabelschnurvorfall
  • Missverhältnis zwischen dem mütterlichen Becken und dem kindlichen Kopf
  • schweres Amnioninfektionssyndrom

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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