Gefäßengstellung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Gefäßengstellung
Die Gefäßengstellung, auch als Vasokonstriktion bezeichnet, ist das Resultat von Kontraktionen der Tunica media. Entweder werden diese Kontraktionen durch eine Erhöhung des Sympathikotonus ausgelöst oder sie sind hormonell gesteuert. Krankhafte Gefäßengstellungen liegen symptomatisch zum Beispiel bei atherosklerotischem Plaques vor.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Gefäßengstellung?
Die Blutgefäße im menschlichen Körper sind mit der sogenannten Gefäßmuskulatur ausgestattet. Diese glatte Tunica media ist durch Kontraktion zur Tonisierung der Blut- und Lymphbahnen fähig. Sie reagiert auf hormonelle und neuronale Reize.
Unter der Gefäßengstellung versteht der Mediziner eine Verengung der Blutbahnen, die durch die Kontraktion der Tunica media hervorgerufen wird. Die Durchblutung wird durch die Kontraktion der Gefäßmuskulatur verringert, da sich so das Lumen der Gefäße vermindert. Diese muskulär bedingte und blutdruckregulierende Engstellung der Gefäße wird auch als Vasokonstriktion.
Die Entspannung der Tunica media wird als Vasodilatation bezeichnet und ist als Gegenteil der Gefäßengstellung zu verstehen. Die Blutgefäße dehnen sich bei der Vasodilatation aus und vergrößern so ihr Lumen. Die Durchblutung ist damit erhöht.
Gefäßentspannungen und Gefäßengstellungen können durch verschiedene Substanzen bewusst ausgelöst werden. Wenn die Tunica Media zur Kontraktion angeregt werden soll, geschieht das zum Beispiel über die Gabe von sogenannten Vasokonstriktoren.
Funktion & Aufgabe
Die Gefäßengstellung betrifft vor allem kleinere Arterien und spielt für körpereigene Prozesse wie die sympathikusvermittelte Thermoregulation eine Rolle. Die thermoregulatorischen Prozesse werden vom Hypothalamus gesteuert und hängen vom Tonus des Sympathikus ab. Hohe Toni zeigen dem Hypothalamus Wärmeverluste an. Die Körpertemperatur eines Warmblütlers muss aber relativ konstant im warmen Bereich gehalten werden, damit ein ideales Milieu für Eigenschaften wie die Nervenleitfähigkeit besteht. Der Hypothalamus leitet daher bei Wärmeverlusten eine gegenregulierende Antwort ein. Dazu zählt zum Beispiel die Vasokonstriktion.
In den peripheren Blutgefäßen kommt es bei einem hohen Tonus des Sympathikus so zu einer a-adrenergen Gefäßengstellung, die die Durchblutung in den Extremitäten drosselt. Auf der Körperoberfläche entstehen umso mehr Wärmeverluste, je höher die Durchblutung ist. Mit der thermoregulatorischen Drosselung der Durchblutung wird bei kalten Temperaturen oder anderweitig drohenden Wärmeverlusten also Wärme eingespart.
Die Vasokonstriktion kann allerdings auch durch Hormone initiiert werden. Die Blutgefäße sind mit bestimmten Rezeptoren ausgestattet, so zum Beispiel mit den sogenannten α-Rezeptoren für Noradrenalin. Hormone wie Angiotensin, Serotonin oder Thromboxan A2, Endothelin und Noradrenalin binden sich an diese Rezeptoren. So können bestimmte Hormone im Rahmen eines Schockzustands zum Beispiel dafür sorgen, dass aus offenen Wunden nicht zu viel Blut austritt.
Stresshormone und Schockhormone wie Adrenalin vermitteln in Organen mit a1-Adrenorezeptoren zum Beispiel eine Kontraktion der glatten Muskulatur. Physiologisch bluten offene Wunden zu Anfang heftig, um Schadstoffe aus dem Gewebe zu spülen. Die Ausschüttung von gefäßverengenden Hormonen lässt die Wunden nach geraumer Zeit jedoch kaum mehr bluten, um größeren Blutverlusten vorzubeugen. Adrenalin wird in der Medizin daher zum Beispiel zur lokalen Gefäßverengung eingesetzt, um Blutungen zu stoppen.
Krankheiten & Beschwerden
Die Gefäßengstellung spielt außerdem für Phänomene wie den Bayliss-Effekt eine Rolle, der die Kontraktionsreaktion der Blutgefäßen bei der Regulation eines lokalen Blutkreislaufs zur konstanten Aufrechterhaltung der Organ- und Gewebedurchblutung umschreibt. Der Bayliss-Effekt betrifft vor allem die Nieren, den Magen-Darm-Trakt und das Gehirn.
Wenn sich der Blutdruck erhöht, verändert sich in den genannten Organen die Wanddehnung der Arterien, was durch die Kontraktion der Tunica media allerdings automatisch ausgeglichen wird. Erst wenn der intravasale Druck nachlässt, öffnet sich die glatte Gefäßmuskulatur wieder. Auch bei Blutdruckschwankungen wird so eine konstante Organdurchblutung aufrechterhalten.
Diese Art der Kreislaufregulation ist unabhängig von der vegetativen Innervation. Medizinisch gesehen spielt dieser Effekt vor allem für Nervenverletzungen eine Rolle. Liegen solche Verletzungen vor, dann bleibt der Bayliss-Effekt erhalten. Wenn der Effekt nicht mehr beobachtet werden kann, liegt also mehr als nur eine Nervenverletzung vor.
Die Gefäßengstellung ist außerdem ein Symptom für atherosklerotischen Plaques und wird im Rahmen der Atherosklerose durch eine Fehlfunktion des Endothels ausgelöst, dessen Substanzen im Rahmen der Erkrankung eine Anlagerung von Blutzellen verhindern.
Eine krankhafte Gefäßengstellung der Nierengefäße liegt dagegen beim hepatorenalen Syndrom vor, das bei Patienten mit Lebererkrankungen ein oligurisches Nierenversagen auslösen kann.
Eine Rolle spielt die Gefäßengstellung außerdem für die hypoxisch pulmonale Vasokonstriktion im Rahmen des Belüftungs-Durchblutungs-Verhältnisses der Lungen. Bei allen Erkrankungen mit alveolärer Hypoxie treten Beschwerden in Bezug auf die hypoxisch pulmonale Vasokonstriktion aus, so zum Beispiel bei Pneumonien oder chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen.
Quellen
- Debus, S., Gross-Fengels, W.: Operative und interventionelle Gefäßmedizin. Springer Verlag, Berlin 2012
- Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
- Steffen, H.-M. et al.: Internistische Differenzialdiagnostik. Schattauer, Stuttgart 2008