Handinfektionen (Panaritium, Paronychie, Phlegmone)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Schürfwunden und kleine Schnittwunden an der Hand können beim Umgang mit Werkzeugen oder bei der Garten- und Hausarbeit leicht entstehen und werden oft nicht weiter beachtet. Bei anhaltenden Beschwerden muss jedoch auch an Handinfektionen gedacht werden.
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Was sind Handinfektionen?
Handinfektionen entstehen häufig nach einer Verletzung durch Keime, die über die Wunde leichter in die Haut eindringen können. Auf der Innenseite der Hand können sie tief ins Gewebe vordringen, weil die Haut dort besonders fest mit den darunterliegenden Gewebeschichten verbunden ist.
Gleiches gilt auch für das Gewebe an der Beugeseite der Finger. Bei den Handinfektionen werden je nach der Art der Infektion die Formen Panaritium, Paronychie und Phlegmone unterschieden. Dabei ist Panaritium eine allgemeine Umschreibung für eine Infektion an den Fingern, die sowohl im Gelenk als auch unter einem Nagel und auch unter der Haut auftreten kann.
Als Paronychie wird dagegen eine Infektion am unteren Teil des Nagelbetts, des sogenannten Nagelwalls, bezeichnet. Bei einer Phlegmone handelt es sich um eine Handinfektion der hohlen Hand oder der Sehnenscheiden. Hier sind die Finger nicht betroffen.
Ursachen
Die Ursachen für Handinfektionen aller drei Formen sind häufig Staphylokokken oder Pilze, die nach einer selbst zugefügten Verletzung in die Haut eindringen können. Auch der Umgang mit Werkzeugen, die Nagelpflege oder Bissverletzungen von Tieren können zu Handinfektionen führen.
Sind die Keime über die Wunde eingedrungen, kommt es zu einer Entzündung. Bei bestimmten Vorerkrankungen kann es leichter zu Handinfektionen kommen. Dazu zählen Patienten mit einer Immunschwäche, aber auch Krebspatienten sowie Diabetiker. Auch Durchblutungsstörungen begünstigen die Entwicklung von Handinfektionen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Handinfektionen wie Paronychie oder Phlegmone äußert sich zu Beginn durch eine Entzündung im betroffenen Bereich von Hand oder Finger. Manchmal bilden sich Eiterbläschen oder Schwellungen, die bei Druck schmerzen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung tritt unter Umständen auch Bewegungsschmerzen auf, der sich auf die gesamte Hand ausbreiten kann.
Je nach Art und Ausprägung der Infektion können auch die Nerven der Hand betroffen sein. Dann können sich Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen einstellen. Daneben treten typischen Krankheitszeichen wie Fieber und Unwohlsein auf. Die Hand fühlt sich heiß an und ist sehr druckempfindlich. Die Betroffenen verspüren meist einen pochenden Schmerz.
Äußerlich ist eine Handinfektion in erster Linie an der sichtbaren Rötung zu erkennen. Diese tritt meist kurz nach der Ansteckung mit dem Erreger auf und nimmt in den ersten Tagen an Größe zu. Schließlich bildet sich eine Blase oder eine Schwellung. Die Handinfektion klingt im Normalfall von selbst wieder ab, insofern der Betroffen auf eine strikte Körperhygiene achtet und sich ansonsten schont. In schweren Fällen kann die Infektion weiter voranschreiten und auf andere Bereiche des Körpers übergreifen. Zu erkennen ist dies an einem zunehmenden Krankheitsgefühl und starken Schmerzen in der Hand.
Diagnose & Verlauf
Der Arzt kann Handinfektionen anhand der geschilderten Beschwerden wie Schmerzen, einer Schwellung und der bestehenden Bewegungseinschränkung leicht erkennen. Die Hand ist zusätzlich sehr empfindlich auf Druck und im Vergleich zur gesunden Hand wärmer. All diese Symptome weisen bereits auf eine Entzündungsreaktion hin.
Schreitet die Handinfektion weiter voran, können ein allgemeines Krankheitsempfinden mit Fieber und Schüttelfrost beim Patienten hinzukommen. Auch die Lymphknoten in den Achselhöhlen sind geschwollen und geben dem Arzt einen weiteren Hinweis auf eine Entzündung. Diese kann mit einer Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Um herauszufinden, um welche Art von Keim es sich handelt, wird ein Abstrich von der Wunde genommen.
Sind bereits tieferliegende Weichteile oder Knochen und Gelenke von Handinfektionen betroffen, muss zusätzlich durch ein Röntgenbild, einem MRT (Magnetresonanztomografie) oder einem CT (Computertomografie) ermittelt werden, wie weit die Infektion fortgeschritten ist.
Komplikationen
In den meisten Fällen führen Handinfektionen nicht zu besonderen Komplikationen und müssen auch nicht von einem Arzt behandelt werden. Sie verheilen relativ oft von alleine, wenn die Hände gepflegt werden und ein hoher Hygienestandard vorliegt. Ohne Behandlung führen die Handinfektionen in erster Linie zu staken Schmerzen. Diese Schmerzen können dabei unter Belastung oder auch in Form von Ruheschmerzen auftreten und dabei nachts zu Schlafbeschwerden führen.
Ebenso sind die Hände gerötet und eventuell mit Flecken bedeckt und angeschwollen. Die Bewegung der Finger und Hände ist durch die Handinfektionen und die Schmerzen stark eingeschränkt, sodass es zu Einschränkungen und Komplikationen im Alltag kommen kann. Unter Umständen kann der Betroffene seiner beruflichen Tätigkeit durch die Handinfektionen nicht mehr nachkommen. Durch die Infektion selbst leiden die Patienten oft an Fieber und an Schmerzen in den Extremitäten.
Weiter treten auch Kopfschmerzen und Schüttelfrost auf. Die Handinfektionen werden mit Hilfe von Antibiotika und Schmerzmittel behandelt. Dabei kommt es nicht zu weiteren Komplikationen, wenn der Betroffene seine Hände pflegt und ausruht. Sollte der Betroffene nicht auf eine ausreichende Hygiene achten, so kann es auch zu einer Blutvergiftung kommen. Diese führt in vielen Fällen zum Tode.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da sich Handinfektionen auch in andere Bereiche und Regionen des Körpers ausbreiten und dort zu Beschwerden und zu Komplikationen führen können, sollten Handinfektionen in jedem Falle von einem Arzt behandelt werden. Der Arzt ist aufzusuchen, wenn es nach einem Schnitt oder nach einer anderen Verletzung an der Hand zu den typischen Beschwerden von Handinfektionen kommt. Dazu gehören brennende und stechende Schmerzen, die von einer Rötung begleitet werden. Auch Schwellungen können an der Hand auftreten und zu einer Einschränkung in der Bewegung führen.
In der Regel deuten auch starken Handschmerzen auf eine Handinfektion hin. Weiterhin kann eine Infektion zu Fieber oder zu Lähmungen an der Hand führen. Sollten diese Beschwerden eintreten, ist auf jeden Fall eine sofortige Behandlung durch einen Arzt notwendig.
Die Handinfektionen können von einem Allgemeinarzt behandelt werden. Nur in schwerwiegenden Fällen ist der Besuch eines Krankenhauses notwendig. Im Normalfall kommt es schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf.
Behandlung & Therapie
Die möglichst frühzeitige Therapie verhindert eine Ausbreitung der Infektion. Eine Schürfwunde sollte zu Hause möglichst mit Desinfektionsmittel behandelt werden und anschließend mit einem Pflaster geschützt werden.
Sollte sich eine solche Wunde nicht innerhalb von wenigen Tagen bessern, muss ein Arzt aufgesucht werden. Zur Therapie sind dann die Behandlung der Wunde sowie die Einnahme eines Antibiotikums notwendig. Bei starken Schmerzen können auch zusätzlich Schmerzmittel eingenommen werden. Ganz wichtig ist außerdem, den aktuellen Impfstatus gegen Tetanus zu prüfen. Gegebenenfalls ist eine Nachimpfung notwendig. Bei Handinfektionen, die weiter fortgeschritten sind, ist eine Operation unumgänglich, da das betroffene Hautgewebe abgetragen werden muss.
Wird die Infektion nicht aufgehalten, droht dem Patienten der Verlust von Fingern oder der Hand. Auch dem Entstehen einer Blutvergiftung (Sepsis) muss vorgebeugt werden. Die entstandene Wunde wird gegebenenfalls mit einer Drainage versorgt und muss regelmäßig gespült werden. Der Verbandswechsel ist dann täglich notwendig. Um die Wundheilung bei Handinfektionen weiter zu begünstigen, wird der Arm ruhiggestellt und auch der Patient sollte sich möglichst wenig beanspruchen. Bei entsprechender Behandlung klingen Handinfektionen schnell wieder ab.
Aussicht & Prognose
Eine Infektion an der Hand wird in der Regel durch Bakterien hervorgerufen. Eine genaue Aussicht und Prognose im Bezug auf den Krankheitsverlauf zu geben ist schwer, da dies von vielen verschieden Faktoren abhängig ist. Zudem wird der gesamte Krankheitsverlauf sehr stark davon beeinflusst, ob die betroffene Person einen Arzt aufsucht oder ob sich die Person gänzlich gegen eine ärztliche und medikamentöse Behandlung entscheidet.
Entscheidet sich die betroffene Person für eine ärztliche und medikamentöse Behandlung, dann steht einer vollständigen und schnellen Genesung nichts mehr im Wege. Mit entsprechenden bzw. entzündungshemmenden Medikamenten kann die bestehende Entzündung schnell und effektiv gehemmt werden.
Anders sieht es jedoch aus, wenn sich die betroffene Person gänzlich gegen eine Behandlung mit Medikamenten entscheidet. Unter Umständen bereitet sich die Infektion im gesamten Körper aus, sodass es im schlimmsten Fall zu einer Infektion kommen kann. Die Gefahr einer Blutvergiftung besteht, sodass akute Lebensgefahr droht. Bei einer Infektion sollte umgehend ein entsprechender Arzt aufgesucht werden. Dadurch kann der gesamte Heilungsverlauf positiv beeinflusst werden.
Vorbeugung
Handinfektionen kann beim Arbeiten mit Werkzeugen oder im Garten nur durch den Gebrauch von entsprechenden Schutzhandschuhen vorgebeugt werden. Es ist wichtig, den Heilungsverlauf jeder Verletzung zu beobachten. Sollte die Wunde nicht von selbst genesen oder sich ihr Zustand nach einigen Tagen wieder verschlechtern, muss zum Ausschluss von Handinfektionen ein Arzt konsultiert werden.
Nachsorge
Die Möglichkeiten einer Nachsorge hängen bei Handinfektionen sehr stark von der genauen Art und der Ausprägung der Infektion ab, sodass dabei keine allgemeine Voraussage gegeben werden kann. In einigen Fällen kann gar keine Nachsorge erfolgen oder ist auch nicht notwendig, sodass nur eine gewöhnliche Behandlung durch einen Arzt erfolgen muss. Der Betroffene sollte bei Handinfektionen schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu Beschwerden kommt.
Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf dieser Beschwerde. In der Regel verringert sich nicht die Lebenserwartung des Betroffenen durch Handinfektionen. Nach dem Abheilen einer solchen Infektion sollten die Handflächen nicht belastet werden. Dabei ist von Arbeiten abzusehen, die die gesamten Hände betreffen würde. Auch ein Verband kann vor weiteren Infektionen schützen.
Ebenso sollte der Betroffene seine Hände eincremen und einfetten, damit es nicht zu einer rissigen Haut kommt. Werden die Handinfektionen durch die Einnahme von Antibiotika behandelt, sollte der Betroffene auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung achten. Antibiotika sollten dabei nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden, da ihre Wirkung sonst gelindert wird.
Das können Sie selbst tun
Bei Handinfektionen gilt zunächst, sich an die Anweisungen des Arztes bezüglich Wundversorgung und der Einnahme von Medikamenten zu halten. Die Infektionen bzw. Wunden sind zu Hause regelmäßig und wie verordnet zu säubern und zu pflegen.
Gegebenenfalls ist die Wunde zu waschen und Verbände sind zu wechseln. Durch entsprechende hygienische Maßnahmen klingen die Infektionen schneller ab und die Hand ist rascher wieder belastbar. Auf keinen Fall dürfen Wunden aufgekratzt werden, zudem ist der Kontakt mit Kosmetika und sonstigen Substanzen zu vermeiden.
Grundsätzlich ist die betroffene Hand von den Patienten zu schonen und keinen oder nur geringen Belastungen auszusetzen. Notwendige Arbeiten und Handgriffe sind mit der anderen Hand auszuführen, doch auch hier ist eine Überanstrengung möglich und zu verhindern.
Denn das Risiko von Sehnenentzündungen ist vor allem dann gegeben, wenn es sich bei der Ersatzhand um die normalerweise schwache Hand handelt, bei Rechtshändern also die linke. Insgesamt empfiehlt es sich, sich viel Ruhe zu gönnen und die physische Belastung von Körper und Händen gering zu halten. Wichtig ist zudem, verschriebene Medikamente wie verordnet einzunehmen und auf eventuelle Nebenwirkungen zu achten, um das generelle Wohlbefinden zu fördern.
Quellen
- Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010