Hanf

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Hanf, auch Cannabis genannt, ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Die Pflanze gehört zur Gattung der Hanfgewächse und wird unter anderem auch arzneilich genutzt.

Vorkommen & Anbau von Hanf

Die meisten Hanfarten sind getrenntgeschlechtig, das heißt, männliche und weibliche Blüten wachsen nicht auf derselben Pflanze.

Die ursprüngliche Heimat des Hanfs liegt in Zentralasien. Heute sind sowohl der kultivierte als auch der verwilderte Hanf weltweit zu finden. Die Hanfpflanze bevorzugt gemäßigte bis tropische Zonen. Die einjährige krautige Pflanze kann bis zu fünf Metern hoch werden. Die meisten Hanfarten sind getrenntgeschlechtig, das heißt, männliche und weibliche Blüten wachsen nicht auf derselben Pflanze.

Die männliche Pflanze, der sogenannte Femelhanf, ist dabei schwächer entwickelt als der weibliche Hanf. Der weibliche Hanf (Hanfhenne) ist zudem dichter verzweigt und trägt mehr Blätter. Es gibt jedoch auch Zwischenformen. Die Hanfpflanze verfügt über eine lange stark verholzende Pfahlwurzel. Von dieser zweigen zahlreiche Seitenwurzeln ab. Diese können bis zu zwei Meter lang werden. Der Wurzel entspringt der grüne eckige Stängel. Er hat einen Durchmesser von ungefähr 15 Millimetern. Im Rindenteil des Stängels befinden sich Faserbündel, die Hanffasern.

Die Blätter der Hanfpflanze bestehen aus 5 bis 9 Blattfingern. Die einzelnen Blattfinger sind lanzettförmig und am Rand gezahnt. Die weiblichen Blüten wachsen in Form von Scheinähren in den Blattachseln. Die Blüten der männlichen Pflanzen stehen in Rispen. Die Bestäubung der weiblichen Blüten erfolgt durch den Wind. Aus botanischer Sicht ist die Frucht der Hanfpflanze eine Nuss. Allgemein wird die Frucht jedoch meist als Hanfsamen bezeichnet. Es handelt sich um eine trockene und geschlossene Frucht, Samen enthält. Dieser Samen liegt in einer Fruchtschale.

Wirkung & Anwendung

Die Hanfpflanze enthält sogenannte Cannabinoide. THC ist sicherlich das bekannteste Cannabinoid. Weitere Cannabinoide sind das Cannabidiol oder das Cannabigerol. C.

Cannabisprodukten wird ein positiver Effekt auf diverse Erkrankungen nachgesagt. So sollen die Cannabis-Wirkstoffe durch ihre antiataktische und antispastische Wirkung die Symptome der Multiplen Sklerose lindern. Die Erkrankung wird zwar nicht geheilt, die Symptome bessern sich aber deutlich. Auch bei Krebserkrankungen können Arzneimittel aus Hanf zum Einsatz kommen. Patienten die chemotherapeutisch behandelt werden, leiden oft unter Übelkeit und Erbrechen. Cannabis vermag den Brechreiz und die Übelkeit zu lindern und wirkt zudem appetitanregend.

Viele Chemopatienten sind ausgemergelt, sodass eine Gewichtszunahme sehr erwünscht ist. Die appetitsteigernde Wirkung ist auch der Grund, warum Cannabis bei AIDS-Patienten eingesetzt wird. Auch bei der Behandlung von spastischen Lähmungen, chronischen Nervenschmerzen und beim Tourette-Syndrom können mit Cannabis gute Ergebnisse erzielt werden. Das amerikanische Institute of Medicine empfiehlt Cannabis für die Behandlung von chronischen Schmerzen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Arthritis, Anorexie und Depression.

Therapeutisch genutzt werden Cannabisextrakte. Diese verfügen über einen standardisierten Wirkstoffgehalt und werden aus den weiblichen Cannabisblüten hergestellt. Auch synthetisch hergestellte Cannabinoide können verwendet werden. Natürliche Cannabisarzneimittel enthalten allerdings neben den Hauptcannabinoiden auch weitere Inhaltsstoffe, sodass sich ihre Wirkung von den synthetischen Präparaten unterscheiden kann. Hanfsamen spielen in der Ernährungstherapie eine wichtige Rolle.

Sie sind reich an Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium, Eisen und Vitaminen wie Vitamin A, B, C, D und E. Zudem enthalten sie gesunde Omega-3-Fettsäuren, Omega-6-Fettsäuren und Linolensäure. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe zählen die Hanfsamen und das aus ihnen gewonnen Hanföl zu den sogenannten Superfoods. Die Fasern aus der Hanfrinde sind ein wichtiger Rohstoff für Textilien. Auch als Naturdämmstoff, Zigarettenpapier oder zur Produktion von Leichtbauplatten und als Brennstoff wird Hanf verwendet.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Schon seit Jahrtausenden wird Cannabis als Arzneipflanze genutzt. Bereits im Jahr 2737 vor Christus soll der damalige chinesische Kaiser Cannabisharz zur Behandlung von Gicht, Rheuma und Frauenkrankheiten empfohlen haben. Auch die alten Ägypter machten sich die Heilwirkung des Hanfs zunutze. Hanf hatte auch seinen Platz in der Heilkunde der heiligen Hildegard von Bingen.

Im 18. Jahrhundert wurde Cannabis auch in der europäischen Schulmedizin zur Therapie von Rheuma, Cholera und Tetanus genutzt. Im 19. Jahrhundert war Cannabis noch ein Bestandteil eines beliebten frei verkäuflichen Schlafmittels. Das Blatt wendete sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zum einen erschienen scheinbar wirksamere und günstige Präparate auf dem Markt. Zum anderen folgten rechtliche Einschränkungen, da Cannabis als Rauschmittel eingestuft wurde. Dem Konsum von Cannabis wurden viele negative Auswirkungen auf die Psyche zugeschrieben.

1944 widerlegte der damalige New Yorker Bürgermeister mit einer Studie viele der postulierten negativen Auswirkungen des Cannabiskonsums. Daraufhin wurden weitere Studien zur Hanfpflanze unter Strafandrohung untersagt. Laut dem Betäubungsmittelgesetz ist sowohl der Erwerb als auch der Besitz von allen Pflanzenteilen der Hanfpflanze strafbar. Eine Ausnahmeregelung für die Verwendung als Arzneimittel wurde im Jahr 2009 getroffen. Seit Mai 2011 gehört Cannabis zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten.

Verkehrsfähig sind jedoch nur die fertigen Arzneimittel, in der Regel Tropfen oder Sprays, nicht die einzelnen Pflanzenbestandteile. Über die Bundesopiumstelle des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte können Patienten jedoch eine Ausnahmeregelung zum Erwerb von Cannabisblüten beantragen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Patienten nachweisen können, dass andere Therapien ihr Leiden bisher nicht lindern konnten.

Zudem muss belegt werden, dass eine Therapie mit den üblichen Cannabisarzneimitteln nicht möglich ist, da die Kosten beispielsweise nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Eine Therapie mit Cannabisblüten ist um ein Vielfaches günstiger als die Therapie mit den entsprechenden Fertigarzneimitteln. 2014 entschied das Kölner Verwaltungsgericht, dass in Einzelfällen Patienten mit chronischen Schmerzen der Eigenanbau von Cannabis zu erlauben sei.


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