Omega-6-Fettsäuren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Omega-6-Fettsäuren gehören zu den ungesättigten Fettsäuren. Sie sind für den Körper essenziell, das bedeutet, dass sie mit der Nahrung zugeführt werden müssen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Omega-6-Fettsäuren?

Omega-6-Fettsäuren sind für den Körper essenziell. Insbesondere die Linolsäure kann vom menschlichen Körper nicht hergestellt werden, er ist auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen.
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Omega-6-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Die wichtigsten Omega-6-Fettsäuren sind Linolsäure (LA), Gamma-Linolensäure (GLA), Dihomo-Gamma-Linolensäure (DHGLA) und Arachidonsäure (AA).

In ihrem chemischen Aufbau weisen die Omega-6-Fettsäuren mehr als eine Doppelbindung auf. Im Gegensatz zu den Omega-3-Fettsäuren haben die Omega-6-Fettsäuren ihre erste Doppelbindung am sechsten Kohlenstoffatom. Die Linolsäure ist für den Körper essenziell. Alle anderen Omega-6-Fettsäuren können aus dieser Fettsäure gewonnen werden.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Die essenziellen Fettsäuren sind für den Körper lebenswichtig. Die Linolsäure spielt beispielsweise eine Rolle beim Sauerstofftransport. Zusammen mit verschiedenen schwefelhaltigen Enzymen kann sie den aufgenommenen Sauerstoff und die Hämoglobinbildung aktivieren.

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff. Es besteht aus verschiedenen Proteinen und kann Sauerstoff binden. Zudem sind die ungesättigten Linolsäuren ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen. Nur durch eine regelmäßige Zufuhr von Linolsäure bleiben die Zellwände beweglich und elastisch. Außerdem ist Linolsäure wichtig für die Gesundheit der Haut. Aus der Linolsäure werden auch Prostaglandine gebildet. Diese regulieren nicht nur den Cholesterinspiegel, sie unterstützen auch die Funktion der roten Blutkörperchen. Außerdem kann die Linolsäure fettlösliche Giftstoffe zu den Ausscheidungsorganen Haut, Lunge, Niere und Darm transportieren.

Auch die Gamma-Linolensäure ist Bestandteil der Zellmembranen. Ebenso wie die Linolsäure spielt die Gamma-Linolsäure eine wichtige Rolle bei der Hautgesundheit. Bei äußerer Anwendung von Gamma-Linolsäure wird die Haut geschmeidiger. Bei innerer Anwendung wird die natürliche Barrierefunktion der Haut gestärkt. Auch bei einigen Hautkrankheiten wie zum Beispiel Neurodermitis oder Akne kann Gamma-Linolensäure lindernd wirken. Sie wird aber ebenfalls für die Produktion von sogenannten Eicosanoiden benötigt.

Auch die Dihomo-Gamma-Linolensäure und die Arachidonsäure werden zu Eicosanoiden umgebaut. Eicosanoide sind hormonähnliche Substanzen, die als Neurotransmitter oder Immunmodulatoren tätig sind. Sie sind insbesondere an Entzündungsprozessen im Körper beteiligt. Bei den Eicosanoiden kann man vier Gruppen unterteilen: Prostaglandine, Prostacycline, Thromboxane und Leukotriene. Mithilfe der Omega-6-Fettsäuren können diese Stoffe von jeder Zelle produziert werden.

Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung, bei der Ausbildung von Fieber, bei allergischen Reaktionen, bei der Schmerzentstehung oder bei Entzündungen. Die Funktion der Omega-6-Fettsäuren als Entzündungsmediator ist zwar wichtig, eine zu hohe Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren kann durch die entstehenden Entzündungsmediatoren aber auch Entzündungen und Gefäßverengungen im Körper begünstigen. Nicht alle Eicosanoide wirken jedoch entzündungsfördernd. Einige der Botenstoffe haben sogar entzündungshemmende Eigenschaften.

Die Arachidonsäure ist in den Spermien des Mannes enthalten und wird für die Bildung des Hormons Testosteron benötigt. Die konjugierte Linolsäure wirkt stark antioxidativ. Sie beeinflusst den Glukose- und Fettstoffwechsel positiv und kann Arteriosklerose vorbeugen, da sie den Anteil von Blutfetten verringern kann. Sie kann auch Diabetes mellitus vorbeugen, da sie regulierend auf die Blutzuckerwerte wirkt. Einige Studien zeigen, dass die konjugierte Linolsäure sogar antikanzerogen, also gegen Krebszellen, wirkt.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Omega-6-Fettsäuren sind für den Körper essenziell. Insbesondere die Linolsäure kann vom menschlichen Körper nicht hergestellt werden, er ist auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen. Die anderen Omega-6-Fettsäuren können zu Teilen aus der Linolsäure synthetisiert werden. Linolsäure ist natürlicherweise in kaltgepressten Pflanzenölen wie Maiskeimöl, Schwarzkümmelöl, Sojaöl, Sonnenblumenöl, Weizenkeimöl oder Distelöl enthalten. Die wichtigsten Gamma-Linolensäure-Quellen sind Nachtkerzenöl, Borretschöl und schwarze Johannisbeeren.

Linolensäure ist auch in grünen Blattgemüsen, Leinöl, Rapsöl und Sojaöl zu finden. Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure, zwei Metaboliten der Linolensäure, kommen in fetten Fischen, wie zum Beispiel Makrele, Lachs oder Hering vor. Auch in Fleisch und Milch finden sich die mehrfach ungsättigten Fettsäuren. Hier ist die Menge aber stark vom Futter der Tiere abhängig.

Ein erwachsener Mensch sollte den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge pro Tag 30 % seiner Energieaufnahme über Fette bestreiten. Dabei sollte der Anteil der essenziellen Fettsäuren bei etwa 3,5 % liegen. Zu den essenziellen Fettsäuren gehören aber nicht nur die Omega-6-Fettsäuren, sondern auch die Omega-3-Fettsäuren. Das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren sollte zwischen 5:1 und 15:1 liegen. Die meisten Menschen nehmen aber zehn- bis zwanzigmal mehr Omega-6-Fettsäuren als Omega-3-Fettsäuren zu sich.


Krankheiten & Störungen

Bei einem Mangel an Omega-6-Fettsäuren kann es zu Hautveränderungen kommen. Typisch sind entzündlich-trockene Ekzeme. Auch Haarverlust wird beobachtet. Weitere Folgen eines Mangels sind erhöhte Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen und Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems.

Zu den schweren Mangelerscheinungen gehören ein eingeschränkter Leberstoffwechsel, der Untergang von Nierengewebe und die Sterilität bei Frau und Mann. Ein Mangel an Omega-6-Fettsäuren ist aber eher selten. Normalerweise werden mit der Nahrung ausreichend Fettsäuren aufgenommen. Zu einem Mangel an Gamma-Linolsäure kommt es meist durch einen erhöhten Verbrauch. Dies kann bei Bewegungsmangel, übermäßigem Alkoholkonsum oder bei starken Rauchern der Fall sein. Auch Erkrankungen des Verdauungstrakts, die eine chronische Resorptionsstörung zur Folge haben, können einen Mangel an Omega-6-Fettsäuren hervorrufen. Besonders empfindlich auf einen solchen Mangel reagieren Ungeborene und Neugeborene.

In den meisten Fällen ist der Anteil an Omega-6-Fettsäuren in der Nahrung aber zu hoch. Eine zu hohe Zufuhr führt zu einer vermehrten Produktion von Eicosanoiden. So kann es vermehrt zu Entzündungen im Körper kommen. Ein Missverhältnis zuungunsten der Omega-3-Fettsäuren steht auch in Verdacht, das Risiko für Schlaganfall und Krebserkrankungen zu erhöhen.

Quellen

  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Löffler, G.: Basiswissen Biochemie. Springer, Berlin 2008
  • Schänzler, N., Bieger, W.P.: Laborwerte. Gräfe und Unzer, München 2009

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