Harnröhrenentzündung (Urethritis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Harnröhrenentzündung, in der medizinischen Fachsprache auch als Urethritis bezeichnet, handelt es sich um eine Entzündung der Harnröhrenschleimhaut. Männer und Frauen können von dieser Erkrankung gleichermaßen betroffen sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Harnröhrenentzündung?

Ein Hauptsymptom bei einer Harnröhrenentzündung (Urethritis) stellt das Brennen beim Wasserlassen dar.
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Diese Entzündung der Harnröhrenschleimhaut wird in eine spezifische und eine unspezifische Form der Erkrankung unterschieden. Die spezifische Form der Harnröhrenentzündung allerdings ist weitaus häufiger.

Ausfluss sowie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sind meist eindeutige Symptome einer Harnröhrenentzündung. Wird diese jedoch frühzeitig erkannt und richtig behandelt, sind die Chancen auf vollständige Heilung recht gut.

Nicht verwechseln sollte man die Harnröhrenentzündung mit einer Blasenentzündung. Beide zählen zwar zu den unteren Harnwegsinfekten, sind jedoch deutlich voneinander abzugrenzen.

Ursachen

Grundsätzlich unterscheidet man die spezifische Harnröhrenentzündung - diese wird durch eine bestimmte Form von Bakterien, den Gonokokken, ausgelöst, und ist die am häufigsten auftretende Form der Erkrankung.

Die unspezifische Harnröhrenentzündung wiederum wird durch Chlamydien, Korynebakterien, Mykoplasmen oder Trichomonaden ausgelöst. Eine Harnröhrenentzündung ist sexuell übertragbar und in diesem Fall auch ansteckend. Doch auch andere Ursachen kommen für den Ausbruch der Harnröhrenentzündung in Frage.

Mechanische Reizungen beispielsweise können die Erkrankung ebenso auslösen wie allergische Reaktionen. Selbst Gleitmittel kann der Auslöser für die Harnröhrenentzündung sein. Besonders bei stark gewürzten oder gesalzenen Speisen ist eine Harnröhrenentzündung in Folge ebenfalls keine Seltenheit.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Hauptsymptom bei einer Harnröhrenentzündung (Urethritis) stellt das Brennen beim Wasserlassen dar. Des Weiteren tritt ein eitriger, glasiger und trüber Ausfluss auf. Der Harndrang ist stark erhöht. An der Austrittsöffnung des Harnleiters kommt es oftmals zu starken Schmerzen.

Außerdem ist diese häufig stark gerötet und juckt unerträglich. Die Symptome bei einer Harnröhrenentzündung (Urethritis)sind bei Frauen und Männern gleich. Oftmals sind sie jedoch unterschiedlich ausgeprägt. So haben Männer häufig deutlich stärkere Beschwerden, weil bei ihnen die Harnröhre viel länger ist. Bei einigen Frauen verläuft die Harnröhrenentzündung sogar fast symptomlos. Andere leiden nur unter einem unangenehmen Gefühl beim Wasserlassen.

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern kann es jedoch zu Komplikationen kommen, wenn die Urethritis unbehandelt bleibt. Bei Frauen ist eine Ausbreitung der Entzündung auf die Eileiter und die Eierstöcke möglich. Daraus kann es dort zu Abszessen und zur Verklebung der Eileiter kommen. Als Folge droht die Unfruchtbarkeit.

Die Eierstockentzündung kann aber auch aufs Bauchfell übergreifen und eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung hervorrufen. Bei Männern greift die Entzündung bisweilen auf die Hoden und Prostata über. Zudem sind bei ihnen durch ihren längeren Harnleiter die Schmerzen und das Brennen im Harnleiter deutliche ausgeprägter als Frauen. Bei beiden Geschlechtern kann es im Verlauf einer Harnröhrenentzündung auch zu einer Verengung der Harnröhre kommen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose der Harnröhrenentzündung kann meist anhand der vorliegenden Symptome eindeutig genannt werden. Ein weißlicher bis grüner Ausfluss aus der Harnröhre zählt zu diesen Symptomen ebenso wie ein Jucken und Brennen der Harnröhre. Der Ausfluss ist meist schleimig und wird von den Medizinern auch als Urethralfluor bezeichnet.

Die meisten betroffenen Patienten klagen zudem über Schmerzen beziehungsweise Brennen beim Wasserlassen. Die Öffnung der Harnröhre ist sichtbar rot und geschwollen. In etwa 25 Prozent der Fälle verursacht eine Harnröhrenentzündung wiederum überhaupt keine Symptome und bleibt völlig unbemerkt.

Vor allem weibliche Patienten bemerken die Erkrankung häufig nicht. Die Symptome einer Harnröhrenentzündung sind denen einer Blasenentzündung nicht unähnlich - zählen doch beide Erkrankungen zu den unteren Harnwegsinfekten.

Um jedoch eine eindeutige Diagnose stellen zu können, wird der behandelnde Arzt einen Abstrich aus der Harnröhre entnehmen. Eine Untersuchung dieses Abstriches unter dem Mikroskop wird dann den genauen Erreger der Harnröhrenentzündung bestimmen. Auch eine Urinprobe kann Aufschluss über mögliche Erreger geben. Der Verlauf der Erkrankung hängt vom jeweiligen Auslöser ab: oft bricht die Erkrankung erst nach einigen Tagen oder gar Wochen aus. Wird diese dann aber fachgerecht behandelt, heilt sie ohne Folgeschäden.

Unbehandelt jedoch können sich aus einer Harnröhrenentzündung durchaus schwere Komplikationen entstehen. Die Erreger können sich auf andere Organe ausbreiten - dies können beim Mann etwa die Nebenhoden oder auch die Vorsteherdrüse sein; bei einer Frau wiederum können Eileiter und Eierstöcke betroffen sein.

Schlimmstenfalls kann diese Entzündung des Eileiters oder der Eierstöcke sogar zur Unfruchtbarkeit führen. Auch Schwangere sollten bei einer Harnröhrenentzündung vorsichtig sein, denn die Erreger können sich auf das Kind übertragen, was wiederum eine Bindehautentzündung auslösen kann.

Komplikationen

Durch die Harnröhrenentzündung kommt es in den meisten Fällen zu relativ starken und brennenden Schmerzen, die vor allem beim Wasserlassen auftreten. Dabei sind sowohl Männer als auch Frauen von dieser Krankheit gleichermaßen betroffen. In vielen Fällen kommt es durch die Schmerzen zu psychischen Beschwerden oder anderen Verstimmungen und Depressionen.

Die Betroffenen nehmen absichtlich weniger Flüssigkeit zu sich und leiden daher an einer Dehydrierung. Diese wirkt sich im Allgemeinen negativ auf die Gesundheit des Patienten aus und kann zu verschiedenen Beschwerden führen. Ebenso kommt es zu Juckreizen an verschiedenen Stellen des Körpers. Im weiteren Verlauf kann die Harnröhrenentzündung auch zu einer Blasenentzündung führen.

Auch diese ist in der Regel mit starken Schmerzen verbunden, die sich ebenso in andere Regionen des Körpers ausbreiten können. Falls die Harnröhrenentzündung nicht behandelt wird, kann es auch zu einer Unfruchtbarkeit oder zur Bindehautentzündung kommen. In der Regel kommt es bei der Behandlung der Harnröhrenentzündung nicht zu weiteren Komplikationen.

Diese wird mit Hilfe von Antibiotika durchgeführt und führt relativ schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf. In der Regel wird die Lebenserwartung durch die Harnröhrenentzündung nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Harnröhrenentzündung muss in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Eine frühzeitige Diagnose kann zu einem positiveren Krankheitsverlauf beitragen und mögliche Komplikationen verhindern. Der Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn es zu einem Ausfluss aus der Harnröhre kommt. Dieser kann entweder gelblich oder weiß sein. Auch Schmerzen beim Wasserlassen deuten in der Regel auf eine Harnröhrenentzündung hin. Sollten diese Schmerzen über mehrere Tage hinweg anhalten und nicht von alleine verschwinden, ist ein Besuch bei einem Arzt notwendig.

Die Schmerzen sind vor allem brennend. Weiterhin deuten häufig auch Juckreize am Körper auf eine Harnröhrenentzündung hin, falls sie ohne einen besonderen Grund auftreten. Beim Verdacht einer Harnröhrenentzündung kann ein Allgemeinarzt oder ein Urologe aufgesucht werden. In schwerwiegenden Fällen oder bei sehr starken Schmerzen kann auch das Krankenhaus aufgesucht oder der Notarzt gerufen werden. Die Krankheit kann in den meisten Fällen allerdings relativ gut behandelt werden und es kommt nicht zu weiteren Komplikationen oder zu anderen Beschwerden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Harnröhrenentzündung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Sind Bakterien oder Pilze als Auslöser bekannt, kommen meist Antibiotika oder Antipilzmittel zum Einsatz.

Unterstützend sollten die Patienten ausreichend trinken und sich warm kleiden. Vor allem kalte Füße sollten bei der Erkrankung Harnröhrenentzündung vermieden werden.

Auch einige Hausmittel wie Johannisbeer- oder Cranberrysaft haben sich im Rahmen der Behandlung bereits gut bewährt. Auf Geschlechtsverkehr sollte man so lange verzichten, bis die Harnröhrenentzündung vollständig abgeklungen ist, um seinen Partner nicht anzustecken.

Aussicht & Prognose

Die Harnröhrenentzündung hat im Normalfall eine günstige Prognose. Dennoch hängt sie von verschiedenen Einflussfaktoren ab, die bei der individuellen Beurteilung des Patienten berücksichtigt werden müssen. Insbesondere Frauen erleben in den meisten Fällen eine leichte Form der Erkrankung. Oftmals treten keine nennenswerten Beschwerden auf, was eine Diagnosestellung erschwert und das Risiko für Komplikationen erhöht.

Unter optimalen Bedingungen kommt es nach einigen Wochen zu einer Spontanheilung und vollständigen Genesung des Patienten. Nicht immer ist in diesen Fällen eine medizinische Versorgung vonnöten. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf entstehen Folgeerkrankungen. Hierzu zählen insbesondere Geschlechtskrankheiten.

Kommt es zu einer Infektion der Harnröhre, sollte eine Behandlung in Anspruch genommen werden. Die Krankheitserreger breiten sich meist innerhalb kurzer Zeit aus und bewirken eine Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes. Durch die Gabe von Medikamenten kann eine Vermehrung der Keime verhindert werden und eine schnelle Genesung wird ermöglicht. Mit Folgeschäden ist nicht zu rechnen.

Von einem ungünstigen Verlauf sprechen Mediziner, wenn sich die Entzündung im Organismus weiter ausbreitet und andere Organe oder umliegendes Gewebe befällt. Bei Frauen drohen Komplikationen des Monatszyklus sowie bei einer bestehenden Schwangerschaft der Abort. Männer können eine schmerzhafte Entzündung der Prostata erleiden, was zu einer Störung der sexuellen Funktionsfähigkeit führt.


Vorbeugung

Da die Harnröhrenentzündung in vielen Fällen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr entsteht, sollte man vor allem hier vorsichtig sein. Die Verwendung von Kondomen kann also durchaus helfen, einer Harnröhrenentzündung vorzubeugen.

Vielen Säuglingen werden nach der Geburt vorbeugend erregerabtötende Augentropfen gegeben, um die durch eine Harnröhrenentzündung möglicherweise entstehende Bindehautentzündung zu verhindern.

Nachsorge

Nach einer überstandenen Harnröhrenentzündung muss noch einmal der zuständige Urologe oder Frauenarzt konsultiert werden. Die Urethritis kann einige Tage bestehen bleiben und manchmal weitere Komplikationen hervorrufen, die von einem Arzt abgeklärt werden müssen. Gegebenenfalls ist eine Wiederaufnahme der Behandlung notwendig, etwa bei anhaltenden Beschwerden oder einer Rückkehr der Entzündung.

Patienten, bei denen eine Harnröhrenentzündung festgestellt wurde, sollten nach Abschluss der Behandlung Kälte und Feuchtigkeit im Intimbereich vermeiden. Der Genitalbereich sollte weiterhin geschont werden, bis die Erkrankung vollständig abgeklungen ist. Sollten sich nach einigen Tagen wieder Beschwerden beim Wasserlassen oder andere Komplikationen einstellen, muss in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden.

Womöglich hat sich die Urethritis bereits zu einer chronischen Erkrankung entwickelt. In jedem Fall ist die Harnröhrenentzündung ein Leiden, dass auch nach dem Ende der Behandlung ärztlich überwacht werden muss. Insbesondere bei Menschen, die an chronischen Beschwerden leiden, ist eine permanenet Beobachtung durch den betreuenden Arzt wichtig.

Der Arzt wird die Harnröhre mittels einer geeigneten Methode untersuchen und kann dadurch feststellen, ob die Entzündung vollständig abgeklungen ist oder ob weitere Maßnahmen zu ergreifen sind. Zur Nachsorge zählen auch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.

Das können Sie selbst tun

Neben der medikamentösen Therapie ist es bei einer Harnröhrenentzündung allgemein wichtig, viel zu trinken und – auch wenn die Infektion Schmerzen beim Wasserlassen verursacht – regelmäßig zur Toilette zu gehen. Weiterhin sollte der Körper und insbesondere die Beckenbodenregion warm gehalten werden (etwa durch Wärmflasche und Heizkissen). Längeres Sitzen auf kaltem Untergrund gilt es zu vermeiden.

Daneben helfen einige Hausmittel: Fruchtsäfte wie Cranberry- oder Preiselbeersaft oder ein Bad in warmem Salzwasser. Unterstützend empfiehlt sich eine gesunde Ernährung ohne Alkohol, Kaffee, Zitrussäfte oder stark zuckerhaltige Getränke.

Die Volksmedizin bietet verschiedene Heilpflanzen, die als Tee getrunken oder als Auflage angewendet werden können. Klassische Heilkräuter bei der Urethritis sind etwa Brennnessel, Goldrute, Hagebutte, Wacholder und Ackerschachtelhalm. Ein wirksames Mittel aus der Homöopathie ist Cantharis.

Erkrankte sollten auf eine umfassende Intimhygiene achten. Ausgiebiges Duschen und die Verwendung von parfümierten und reizenden Pflegeprodukten wird dagegen nicht empfohlen, da dies die Harnröhre zusätzlich reizen kann. Bei einer sexuell übertragbaren Harnröhrenentzündung sollte bis zur Genesung auf Sex verzichtet werden. Um eine Wiederansteckung zu vermeiden, sollte auch der Partner untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.

Quellen

  • Brühl, W., Wienert, V., Herold, A.: Aktuelle Proktologie. Uni-Med, Bremen 2011
  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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