Liegen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der folgende Artikel befasst sich mit der Grundkörperhaltung des Liegens. Nach einer vorangestellten Definition wird dargestellt, welche Aufgaben, Funktionen und welchen Nutzen das Liegen für den Menschen erfüllt. Ebenso wird auf Krankheiten und Beschwerden eingegangen, die aus Fehlhaltungen resultieren oder im sonstigen Zusammenhang mit dieser Körperposition stehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Liegen?

Beim Liegen handelt es sich um eine körperliche, menschliche Aktivität. Sie bildet einen Gegenpol zu den Fähigkeiten des Stehens und Laufens ab.

Beim Liegen handelt es sich um eine körperliche, menschliche Aktivität. Sie bildet einen Gegenpol zu den Fähigkeiten des Stehens und Laufens ab. Diese Tätigkeit dient nicht zur Fortbewegung, sondern wird vor allem eingenommen, um eine physiologische Regeneration möglich zu machen.

Die Lagerung in dieser Stellung erfolgt dabei stets im Zusammenhang mit einem gewählten Untergrund. Dieser kann situationsbedingt, aber auch kulturell und individuell unterschiedlich gewählt werden. Aufsteigend vom bloßen Boden können verschiedene Formen von Sofas, Betten oder anderem Mobiliar gewählt werden, um eine möglichst hohe Komfortqualität für das Ruhen zu bieten.

Grundsätzlich befindet sich der menschliche Körper hierbei in annähernd waagerechter Position parallel zu einer spezifischen Unterlage. Eine selbständige Entscheidung für die Positionierung in einer Lage ist ebenso möglich, wie eine extern herbeigeführte Lagerung bei Krankheit. Das Liegen leitet meist auch den physischen und mentalen Ruhezustand des Schlafens ein. Hierbei sind die folgenden Liegepositionen zu unterscheiden: Rücken-, Bauch- und Seitenlage. Mischformen sowie unterschiedliche Kopfhaltungen sind weitere Unterscheidungskriterien.

Funktion & Aufgabe

Schlafen ist eine physiologische Notwendigkeit, gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen und wird in liegender Position optimal regenerierend ausgeschöpft. Der durchschnittliche Mensch verbringt ein Drittel seiner gesamten Lebenszeit im Liegen. In dieser Stellung wird nur ein Minimum an Muskelaktivität benötigt. Es ist folglich die Hauptaufgabe dieser Körperhaltung, dem menschlichen Körper und Geist, Raum für Regeneration zu bieten. Tagsüber lastet das Gewicht eines jeden Körpers auf den Gelenken sowie der Muskulatur einer Person, während diese sich fortbewegt. In ausgebreiteter Position ist der Bewegungsapparat von diesem Gewicht befreit; die Muskulatur wird so bei geringem Energieaufwand entlastet und kann sich entspannen.

Für eine hohe Funktionalität spielen geeignete Schlafunterlagen in Form von körperangepassten Matratzen sowie Kissen und eine temperaturangepasste Decke eine wesentliche Rolle. Angestrebt wird eine physiologisch natürliche Krümmung der Wirbelsäule im Doppel-S. Wichtige Parameter hierfür sind der Härtegrad der Matratze sowie die Höhe des Kissens und eine geeignete Liegeposition.

Je höher das Körpergewicht, desto härter sollte die Matratze sein. Bei Seitenlage müssen Becken und Schulter gleich tief einsinken können, damit die Wirbelsäule nicht durchhängt. Ein orthopädisches Kissen unterstützt dies. In Rücken- und Bauchlage darf kein Hohlkreuz oder eine Überdehnung der Nackenmuskulatur stattfinden. Stützkissen unter den Knien bei Rückenschläfern und auf Hüfthöhe bei Bauchschläfern verringern das Risiko. So kann die Rumpfmuskulatur maximal entlastet werden.

Häufiger Positionswechsel ist wichtig, um Beschwerden zu vermeiden. Im Schlaf regelt dies der Körper selbst und sorgt für die stete Optimierung der Haltung. 60 Mal bewegt sich der durchschnittliche Schlafende pro Nacht bei normalem Schlafrhythmus. Einseitigen Belastungen wird so vorgebeugt. Bei ausgestreckter Stellung des Rückens nehmen die Bandscheiben im Schlaf verstärkt Flüssigkeit auf und regenerieren so den Wirbelapparat. Die Wahl des Schlafplatzes und der Liegehaltung bei ausreichender Bewegungsfreiheit sind entscheidend, um die maximale Funktionalität des Liegens für Körper und Geist zu gewährleisten.


Krankheiten & Beschwerden

Durch ungeeignete Liegeflächen und Fehlhaltungen können vermeidbare Beschwerden und Krankheiten entstehen. Eine häufige Fehlerquelle sind Kissen, die die Halswirbelsäule nicht stützen, sodass sie einen Knick in der Halswirbelsäule hervorbringen. Dies kann Durchblutungsstörungen und längerfristige Nervenschäden verursachen. Weder zu starke Beugung durch zu hohe Kissen in Rückenlage noch Überstreckung der Halswirbelsäule durch zu flache Kissen sind empfehlenswert.

Die Bauchlage ist die ungesündeste Liegeposition, da sie ein Hohlkreuz und hohe Wirbelbelastung durch Nackendrehung begünstigt. Die natürliche Korrektur der Liegeposition sowie Stellungswechsel im Schlaf sollten nicht behindert oder eingeschränkt werden. Dies kann zB durch zu alte Matratzen, die Liegemulden bilden und so eine Streckung der Wirbelsäule verhindern, geschehen. Nach 10 Jahren sollten Matratzen ausgewechselt werden.

Hohe körperliche Anspannung und Verspannungen im Nacken-, Schulter- sowie Lendenwirbelbereich sind häufige Folgebeschwerden. Steife, eingeschlafene Glieder, Schmerzen im unteren Rücken oder bei Seitenlage in der Hüfte, den Oberschenkeln oder den Knien können ebenso Folge dessen sein. Hexenschuss und Bandscheibenvorfall resultieren in vielen Fällen aus einem Rundrücken in der Embryonalstellung.

Auch beim Ruhen sollte der Rücken gerade gehalten werden. Eine falsche Liegehaltung kann zu Einschlafstörungen oder häufigem Aufwachen führen. Das begünstigt wiederum Übergewicht und Depressionen, weil Psyche und Körper nicht ausreichend regenerieren können. Physiotherapeuten korrigieren diese Fehlhaltungen. Rücken- und Bauchmuskulaturtraining (gerade und schräge) eignen sich, um Rückenbeschwerden vorzubeugen.

Liegen ist zwar für das Schlafen prädestiniert, kann jedoch auch Folge äußerer Einwirkungen und von Krankheiten sein. Unter anderem schwere Brüche, Lähmungen, Multiple Sklerose und komatöse Zustände erlauben es betroffenen Menschen durch fehlende Muskelkontrolle nicht, zu sitzen, zu stehen oder zu gehen. Sie sind auf externe Pflege und Hilfe angewiesen, um das Risiko weiterer Folgekrankheiten gering zu halten. Bei längerfristiger Lagerung kann es durch Bewegungsarmut und Minderdurchblutung bei erhöhtem Druck zu schlecht heilenden Wunden (Dekubitus) kommen. Auch Muskelschwund, Verkürzungen von Muskeln, Bändern und Sehnen sowie die Versteifung von Gelenken (Kontrakturen) drohen.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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