Herzschlagvolumen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Herzschlagvolumen wird auch Schlagvolumen (SV) genannt. Es gibt an, wie viel Blut während der Systole aus der linken Kammer des Herzens ausgeworfen wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Herzschlagvolumen?

Das Herzschlagvolumen wird auch Schlagvolumen (SV) genannt. Es gibt an, wie viel Blut während der Systole aus der linken Kammer des Herzens ausgeworfen wird.

Der Begriff Schlagvolumen stammt aus der Medizin. Das Herzschlagvolumen wird im englischen als Stroke volume bezeichnet. Es bezeichnet das Blutvolumen, das bei einem einzelnen Herzschlag vom Herzen ausgeworfen wird.

Normalerweise liegt das Schlagvolumen bei 70 bis 100 Millilitern. Das Schlagvolumen ist bei beiden Herzkammern gleich. Erniedrigte Schlagvolumina finden sich beispielsweise beim Herzinfarkt oder bei Herzklappenfehlern.

Funktion & Aufgabe

Das Herz ist eine Druck- und Saugpumpe, die pro Minute rund fünf bis sechs Liter Blut durch den Körper pumpt. Anatomisch betrachtet besteht das Herz aus zwei Kammern und zwei Vorhöfen. Die Vorhöfe werden auch als Artrien, die Herzkammern als Ventrikel bezeichnet. Vorhöfe und Kammern sind voneinander durch die Herzscheidewand und die Herzklappen getrennt.

Das venöse Blut aus dem Körperkreislauf gelangt in den rechten Vorhof des Herzens. Von dort wird es in der Diastole durch die Trikuspidalklammer in die rechte Herzkammer gepumpt. Über die Pulmonalklappe gelangt das Blut dann in die Lungenarterien und schlussendlich in die Lunge. Dort findet der Gasaustausch statt. Von den kleinen Lungengefäßen fließt das Blut über die Lungenvenen in den linken Vorhof. In der Diastole strömt das Blut durch die Mitralklappe in die linke Kammer und wird in der Systole in den großen arteriellen Kreislauf ausgeworfen.

Die Hauptaufgabe des Herzens ist die Aufrechterhaltung des Kreislaufs. Auch bei der Blutdruckregulation spielt das Herz eine wichtige Rolle. Doch das Herz kann mithilfe des Herzschlagvolumens nicht nur den Blutdruck regulieren, es reagiert auf verschiedene Veränderungen auch mit einem veränderten Herzschlagvolumen.

Ein Mechanismus, der die Auswurfmenge reguliert, ist der Frank-Starling-Mechanismus. Dank dieses Mechanismuses kann die Herztätigkeit an Druck- und Volumenschwankungen angepasst werden. Ziel ist, dass beide Herzkammern, also sowohl die linke als auch die rechte Herzkammer, immer dasselbe Herzschlagvolumen auswerfen.

Zentrale Begriffe im Frank-Starling-Mechanismus sind der Preload und der Afterload. Der Preload bezeichnet die Füllung der Vorhöfe. Er wird auch Vorlast genannt. Bei einer zunehmenden Vorlast kommt es gleichzeitig zu einer Zunahme der Kammerfüllung. Die Herzfrequenz bleibt gleich, die Kammern werfen jedoch mehr Blut aus. Ist also der venöse Rückstrom des Blutes vermindert, verringert sich automatisch auch das Schlagvolumen.

Auch bei einer Erhöhung in den arteriellen Gefäßen wird über den Frank-Starling-Mechanismus das Schlagvolumen reguliert. Erhöht sich der Widerstand in den Blutgefäßen spricht man auch von einer gesteigerten Nachlast (Afterload). Damit das Herz gegen den erhöhten Druck anpumpen kann, muss in der Systole ein höherer Druck beim Auswurf erzeugt werden. Durch die erhöhte Kontraktionskraft verringert sich das Schlagvolumen. Dadurch erhöht sich in einem nächsten Schritt die Vorlast. So kann das Schlagvolumen trotz erhöhtem Gegendruck aufrechterhalten werden.


Krankheiten & Beschwerden

Herzerkrankungen können die Herztätigkeit negativ beeinflussen und zu einem verminderten Schlagvolumen führen. Wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, die vom Körper geforderte Blutmenge zu befördern, spricht man von einer Herzinsuffizienz. Die Herzinsuffizienz lässt sich in einen chronischen und einen akuten Verlauf unterteilen. Zudem kann zwischen einer Linksherzinsuffizienz, einer Rechtsherzinsuffizienz und einer Globalinsuffizienz unterschieden werden.

Die akute Herzinsuffizienz entwickelt sich innerhalb weniger Stunden oder Tage. Als Ursachen kommen Lungenembolien, Herzinfarkt, Perikardtamponade oder eine Insuffizienz der Klappen infrage. Die chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich eher langsam. Mögliche Ursachen für eine chronische Herzinsuffizienz sind Lungenerkrankungen oder Bluthochdruck. Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation der Insuffizienz.

Bei der Insuffizienz des linken Herzens kommt es aufgrund des zu kleinen Herzschlagvolumens zu einem Rückstau des Blutes in die Gefäße der Lunge. Charakteristische Symptome sind Husten und Atemnot. Im schlimmsten Fall bildet sich ein Lungenödem. Die eingeschränkte Leistung des Herzens führt zudem zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und einem niedrigen Blutdruck.

Bei der Rechtsherzinsuffizienz staut sich das Blut zurück in den Körperkreislauf. Der erhöhte Venendruck führt zu einem Austritt von Wasser ins Gewebe. Die Folge sind Ödeme in den Beinen, Bauchwassersucht (Aszites) oder ein Lungenfellerguss (Pleuraerguss). Bei einer globalen Herzinsuffizienz sind das rechte und das linke Herz betroffen. Es zeigen sich Symptome der Links- und der Rechtsherzinsuffizienz.

Auch bei einer Entzündung des Herzens kann sich das Schlagvolumen verringern. Bei der Entzündung kann zwischen Herzbeutelentzündung (Perikarditis), Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) unterschieden werden. Häufig sind auch mehrere Schichten des Herzens gleichzeitig betroffen.

Bei der Herzmuskelentzündung ist das Myokard entzündet. Der infektiösen Herzmuskelentzündung liegt meist eine Infektion mit Viren zugrunde. Oft geht der Herzmuskelentzündung eine eher leichte virale Infektion, wie beispielsweise eine Erkältung voraus. Auch Bakterien können zu einer Entzündung des Herzmuskels führen. Nicht-infektiöse Herzmuskelentzündungen sind meist autoimmun bedingt. Durch die Entzündung ist die Pumpleistung des Herzens eingeschränkt und damit auch das Herzschlagvolumen vermindert. Hauptsymptom der Myokarditis ist deshalb eine eingeschränkte und verminderte Leistungsfähigkeit. Die Betroffenen ermüden schneller und fühlen sich schwach. Ähnliche Symptome zeigen auch die Endokarditis und die Perikarditis. Die Perikarditis kann zudem von Schmerzen begleitet sein.

Alle Entzündungen des Herzens sind gefährlich und können im schlimmsten Fall tödlich enden. Bei konsequenter körperlicher Schonung und einer frühzeitigen Therapie ist die Prognose jedoch gut.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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