Hodensack

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Hodensack (Skrotum) gehört zu den männlichen Geschlechtsorganen. Er besteht aus Haut- und Muskelgewebe und umhüllt Hoden, Nebenhoden und Teile des Samenleiters und des Samenstrangs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Hodensack?

Die genaue Funktion des Hodensacks ist noch nicht vollständig erforscht. Vermutlich dient der Hodensack aber der Verlagerung des Hodens außerhalb der Körperhöhle.
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Das Skrotum ist ein Sack bestehend aus Muskel- und Hautgewebe. Er befindet sich zwischen den Beinen des Mannes, unterhalb des Penis und vor dem Damm. Natürlicherweise ist der Hodensack mit Schamhaaren bewachsen. Er umschließt die Hoden und die Nebenhoden. Vermutlich spielt der Hodensack eine Rolle bei der Temperaturregulierung der Hoden. Verschiedene Störungen können Fehlbildungen des Hodensacks bedingen.

Anatomie & Aufbau

Vereinfacht gesagt ist der Hodensack eine Haut- und Muskeltasche, die Hoden, Nebenhoden sowie Teile des Samenleiters und des Samenstrangs enthält. Der Hautbeutel besteht aus mehreren Schichten und wird durch das Septum scroti, eine Trennschicht, in zwei Hälften unterteilt. Auch von außen ist diese Trennung zu erkennen und wird durch die Raphe scroti, eine bindegewebige Verwachsungslinie, gekennzeichnet.

Die Raphe scroti wird auch als Hodennaht bezeichnet. Im Vergleich zur übrigen Körperhaut ist die Haut des Skrotums eher dunkel pigmentiert. Auf der Haut des Hodensacks finden sich viele Schweißdrüsen und im unrasierten Zustand Schamhaare. Bei kalten Temperaturen erscheint die Haut des Hodensacks eher dick und faltig, bei wärmeren Temperaturen kann sie sich ausdehnen und wirkt glatter. Unter der Hautschicht befinden sich Muskelfasern glatter Muskulatur und elastische Fasern. Diese Unterhaut wird auch als Fleischhaut (Tunica dartos) bezeichnet. Im Inneren des Hodensacks befinden sich die sogenannten Hodenhüllen. Ein Teil dieser Hodenhüllen, der Scheidenhautfortsatz, bildet gemeinsam mit einer Aussackung des Bauchfells und der inneren Rumpffaszie die Hodenhöhle (Cavitas scroti). In dieser Hodenhöhle befinden sich die Hoden und die Nebenhoden.

Die Scheidenhaut überzieht das Innere des Hodensacks, stülpt sich einmal um und liegt dann in einer zweiten Schicht dem Hoden auf. Zwischen den beiden Blättern der Scheidenhaut bildet sich so ein enger Spaltraum (Cavum vaginale). Dieser Spaltraum ermöglicht die Verschieblichkeit der Hoden innerhalb des Hodensacks. Über das Hodengekröse, das Mesorchium, sind die Hoden im Hodensack befestigt. Über eine Verbindung zum Nebenhoden wird der Hoden zusätzlich indirekt am Hodensack verankert.

Aus Fasern von zwei Muskeln des Unterbauches, dem Musculus obliquus internus abdominis und dem Musculus transversus abdominis, besteht der Hodenhebermuskel (Musculus cremaster). Dieser Muskel wird vom Ramus genitalis innerviert und dient als Schutzvorrichtung. Bei Kälte und Berührungen vermag der Hodenhebermuskel den Hoden in Richtung Bauchwand zu ziehen. Auch bei starker sexueller Erregung wird der Kremastermuskel aktiviert.

Funktion & Aufgaben

Die genaue Funktion des Hodensacks ist noch nicht vollständig erforscht. Vermutlich dient der Hodensack aber der Verlagerung des Hodens außerhalb der Körperhöhle. Innerhalb des Körpers ist die Temperatur für die Spermien, die im Hoden gebildet werden, dort bis zur Ejakulationsfähigkeit reifen und bis zur Ejakulation gespeichert werden, zu hoch. Die Temperatur im Hodensack ist zwei bis fünf Grad niedriger als im Inneren des Körpers.

Durch verschiedene Mechanismen des Hodensacks kann die Temperatur im Hoden angepasst werden. Bei Kälte zieht der Hodensack sich zusammen und verlagert sich in Richtung Bauchdecke. Aufgrund der Körpernähe steigt hier die Temperatur an. Zudem wird die Abstrahlfläche für die Körperwärme verkleinert, es geht nicht so viel Wärme verloren und der Hoden bleibt wärmer. Bei Wärme vergrößert sich der Hodensack, ein Zuviel an Wärme kann so besser abgegeben werden. Hodenarterien und Hodenvenen bilden zudem gemeinsam ein Geflecht, welches als Wärmeregulator dient.


Krankheiten

Bei einem vollständigen Fehlen des Hodensacks spricht man von einer Skrotumagenesie. In den meisten Fällen geht die Skrotumagenesie mit einer Anorchie, also einer fehlenden Hodenanlage einher. Fehlt der Hodensack nur auf einer Seite, so handelt es sich um ein Hemiskrotum. Eine Verlagerung des Hodensacks oder einer Hodensackhälfte in die Region von Leiste und Damm wird als Skrotumektopie bezeichnet. Ist der Hodensack mehrfach ausgebildet, nennt man dies Akzessorisches Skrotum. Diese Fehlbildungen und Lageanomalien des Hodensacks werden operativ durch die Entfernung von Hodensackgewebe oder die Verlagerung von falsch angelegtem Gewebe behoben.

Erweitert sich das Venengeflecht des Hodens, bezeichnet man dies als Varikozele oder auch als Krampfader. Bei 90 % aller Patienten liegt die Varikozele auf der linken Seite, bei 7 % auf der rechten Seite und bei 3 % aller Patienten ist die Varikozele beidseitig. Eine Varikozele kann sich durch Schmerzen oder ein Schweregefühl im Hodensack bemerkbar machen. Verursacht wird die Krampfader am Hodensack durch eine Abflussstörung des venösen Blutes. In den meisten Fällen liegt die Ursache für diese Abflussstörung im Bauchraum. Oft liegt eine genetische Veranlagung zugrunde, vor allem bei rechtsseitigen Varikozelen sollte aber immer auch an einen Tumor im Bauchraum, insbesondere an einen Nierentumor gedacht werden.

Eine Hydrozele ist eine Schwellung des Hodensacks infolge von Flüssigkeitsansammlungen in den Gewebehüllen des Hautsacks. Hydrozelen sind meistens genetisch bedingt, können aber auch durch Infektionen, Traumata oder Tumore verursacht werden. Falls nötig, kann die Hydrozele operativ entfernt werden.

Klinische Bedeutung kommt dem Musculus cremaster zu. Durch Bestreichen der Innenseite des Oberschenkels kann durch eine Kontraktion des Kremastermuskels eine Hebung des gleichseitigen Hodens ausgelöst werden. Dies bezeichnet man als Kremasterreflex. Der Kremasterreflex ist ein sogenannter Fremdreflex, der in der Regel bei jedem Gesunden ausgelöst werden kann. Bleibt nach Bestreichen der Oberflächeninnenseite die Hebung des Hodens aus, so ist dies vor allem im jüngeren Alter ein Hinweis auf eine Schädigung im Bereich der Rückenmarkssegmente L1 und L2 oder auf eine Hodentorsion.

Quellen

  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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