Hydroxycobalamin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hydroxycobalamin ist einer der natürlich vorkommenden Stoffe aus dem Vitamin-B12-Komplex. Es kann vom Körperstoffwechsel relativ einfach über wenige Stufen in das bioaktive Adenosylcobalamin (Coenzym B12) umgewandelt werden.

Hydroxycobalamin ist besser als alle anderen Verbindungen aus dem B12-Komplex zur Auffüllung der B12-Speicher im Körper geeignet. Es nimmt Funktionen in der Blutbildung und bei der Zellteilung wahr und gilt als Entgifter bei einer Blausäurevergiftung (HCN).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hydroxycobalamin?

Die übergeordneten Funktionen, die das bioaktive Coenzym B12 (Adenosylcobalamin) im menschlichen Stoffwechsel übernimmt, ist seine Beteiligung als Coenzym im Methionin-Stoffwechsel.
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Hydroxycobalamin (Vitamin B12b), auch als Hydroxocobalamin bezeichnet, ist eine der biologisch inaktiven Formen des Coenzyms B12, das vom Körperstoffwechsel über Cyanocobalamin in das biochemisch aktive Adenosylcobalamin (Coenzym B12) umgewandelt werden kann.

Cyanocobalamin – obwohl ebenfalls biochemisch inaktiv – wird als das eigentliche Vitamin B12 bezeichnet. Hydroxycobalamin, das natürlicherweise in vielen – vor allem tierischen – Lebensmitteln vorkommt, ist gut zur Speicherung im Körper geeignet. Die chemische Summenformel C62H89CoN13O15P lässt in der komplexen Struktur ein zentrales Kobalt-Atom, bzw. ein Kobalt-Ion mit einer ein- bis dreifachen positiven Ladung erkennen. Cobalamine sind die einzigen bekannten Naturstoffe mit einem eingebauten zentralen Kobalt-Ion, das für alle Cobalamine charakteristisch ist.

Das Hydroxycobalamin kann vom eigenen Stoffwechsel nicht synthetisiert werden, sondern wird mit der Nahrung aufgenommen. Die organometallische Verbindung Hydrocobalamin bildet als Acetat tiefrote, geruchlose kristallartige Nadeln oder Plättchen, die mäßig in Wasser löslich sind (20 g/l). Der Schmelzpunkt liegt bei über 300 Grad Celsius.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Die übergeordneten Funktionen, die das bioaktive Coenzym B12 (Adenosylcobalamin) im menschlichen Stoffwechsel übernimmt, ist seine Beteiligung als Coenzym im Methionin-Stoffwechsel.

Es dient in der Methionin-Synthase der Regeneration des S-Adenosylmethionins (SAM) und der Bildung von Methionin durch Remethylierung des schädlichen Homocysteins. Die zweite wichtige Funktion des Coenzyms B12 ist seine Beteiligung an der Funktion des Enzyms Methylmalonyl-CoA-Mutase (MCM). MCM hat eine zentrale Bedeutung be der Verstoffwechslung einiger Aminosäuren, Fettsäuren und bestimmter Cholesterine. Die Funktionen spielen eine besondere Rolle bei der notwendigen Replikation bzw. Synthese von DNS- und RNS-Strängen während der Zellteilung und haben Auswirkungen auf die Erythrozytenbildung (rote Blutkörperchen) und beim Aufbau von Nervengewebe.

Das Hydroxycobalamin hat zeigt auch in unveränderter Form spezifische Funktionen, die andere bioaktive Cobalamine nicht haben. Es sind dies seine außerordentlich gute Depotfunktion und seine Fähigkeiten der Übernahme von Cyanidgruppen. Der Stoff wirkt daher entgiftend bei einer Blausäurevergiftung, bei Rauchvergiftungen und ist wirksam bei der Entgiftung des Körpers während der Raucherentwöhnung. Darüber hinaus fungiert Hydroxycobalanin als effektiver Fänger von NO-Radikalen.

Es handelt sich dabei um eine Sonderform des oxydativen Stresses und wird als nitrosativer Stress bezeichnet. Hydroxycobalamin ist in der Lage, NO-Radikale unschädlich zu machen. Im Gegensatz zu Stickoxid (NO), das wichtige physiologische Aufgaben als Neurotransmitter übernimmt, sind NO-Radikale und das aus Abbauprodukten entstehende Peroxinitrit schädlich.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Hydroxycobalamin wird ausschließlich von einer Vielzahl von Mikroben, hauptsächlich Bakterien, synthetisiert. Die meisten Mikroben, die das Vitamin B12b synthetisieren können, befinden sich als Symbionten in den Vormägen der Wiederkäuer oder im Dickdarm anderer Pflanzenfresser, so dass bei diesen die Vitamin B12-Versorgung durch die Symbiose mit den produzierenden Bakterien sichergestellt wird.

Ein geringer Prozentsatz von Cobalamin erzeugenden Bakterien im Dickdarm des Menschen wie auch bei Allesfressern und Fleischfressern zeigt keinen Einfluss auf die Versorgung mit Hydroxycobalamin, weil das Hydroxycobalamin ausschließlich im Dünndarm resorbiert werden kann, also dem Darmabschnitt vor dem Dickdarm und deshalb ungenutzt ausgeschieden wird. Relevante Mengen an resorbierbarem Vitamin B12b sind vor allem in Fleischprodukten, besonders in Fisch und Innereien (z. B. Leber) vorhanden. Geringere Mengen finden sich noch in Milch und Milchprodukten. Pflanzliche Nahrung enthält fast kein Hydroxycobalamin, außer in milchsäurevergorenen Produkten wie Sauerkraut und in einigen Leguminosen.

Die biologische Halbwertzeit des Cobalamins beträgt im Körper 450 bis 750 Tage. Das Vitamin wird ständig mit der Gallensäure in den Dünndarm abgegeben, allerdings weitestgehend im Endabschnitt des Dünndarms, im terminalen Ileum, mithilfe des intrinsischen Faktors wieder rückresorbiert. Der Gesamtbedarf eines Erwachsenen liegt daher bei nur etwa 2,5 bis 3 µg/Tag. Bei aufgefüllten Vitamin B12-Speichern kann eine Mangelversorgung über mehrere Jahre hinweg vom Körper ausgeglichen werden, so dass sich Symptome einer Mangelversorgung in manchen Fällen erst sehr spät zeigen.


Krankheiten & Störungen

Ein Mangel an Cobalamin wirkt sich auf viele Stoffwechselprozesse aus. Die wichtigsten Symptome eines Vitamin B12 Mangels zeigen sich in einer Anämie, einer Blutarmut, und in neurologischen Problemen.

Grundsätzlich kann sich ein Mangel an Vitamin B12 aufgrund einer langjährigen Unterversorgung wie sie bei Veganern, die auf den Verzehr tierischer Produkte gänzlich verzichten, vorkommen können. Häufiger als eine Unterversorgung mit dem Vitamin tritt ein Mangel aufgrund einer eingeschränkten Resorption im Dünndarm auf. Eine bekannte Autoimmunkrankheit, die perniziöse Anämie, wird durch eine allmähliche Zerstörung der Parietalzellen in der Magenschleimhaut, die ein bestimmtes Protein, den intrinsischen Faktor, synthetisieren, in dessen Schutz das Hydroxycobalamin die Darmpassage unverdaut übersteht, um im terminalen Ileum resorbiert werden zu können.

Andere Faktoren, die zu einer verminderten Resorption des Vitamins führen, sind z. B. Nebenwirkungen von Magensäure-hemmenden Medikamenten und der Gebrauch von Distickstoffmonoxid als Anästhesiemittel. Andererseits kann bei einer normalen Versorgung und normaler Resorption ein Mangel durch einen erhöhten Bedarf verursacht werden, der z. B. bei chronischen Stresssituationen, bei Nikotinabusus und auch bei übermäßigem Alkoholkonsum entstehen kann.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2001
  • Neumeister, B. et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier/Urban & Fischer, München 2009

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