Hyperhydratation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hyperhydratation ist eine verstärkte Einlagerung des Gesamtwassers im Organismus. Ursache können kurzzeitige Lebensumstände oder chronische Erkrankungen sein. Eine ärztliche Intervention erfordert jede Form der Hyperhydratation.
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Was ist Hyperhydratation?
Die Hyperhydratation ist eine übermäßige Infiltration von Wasser in den Körper. Die Mediziner unterscheiden 3 Formen des krankhaften Wasserüberschusses. Grundlage der Klassifizierung ist die Verteilung der Natrium-Konzentration innerhalb der unterschiedlichen Flüssigkeitsanteile im Organismus.
Natrium ist im Körper ein gelöster Bestandteil des Kochsalzes und spielt in der Osmoregulation eine Hauptrolle. Darunter versteht man die Steuerung des Wasser- und Mineralhaushaltes des Körpers (Elektrolyt-Haushalt). Von isotoner Hyperhydratation spricht der Arzt, wenn ein übernormaler Anstieg von Wasser und Natrium gleichermaßen in allen Volumina erfolgt. Dabei bleibt die Konzentration von Wasser und Natrium sowohl im Blut als auch in den Zellen und der Gewebsflüssigkeit konstant.
Hypertone Hydratation ist gekennzeichnet von einer zu hohen Konzentration von Natrium im Blut. Ist der Mengenanteil von Natrium und Wasser im Blut zu niedrig, handelt es sich um eine hypotone Hyperhydratation. Unbeschadet der Leitsymptome ist Flüssigkeitsüberschuss ein Merkmal aller 3 Formen der Hyperhydratation.
Ursachen
Hypotone Hyperhydratation tritt häufig bei akutem oder chronischem Nierenversagen auf. Die Nieren können ihre Funktion der Konstanthaltung des inneren Milieus nicht mehr erfüllen. Eine seltenere Ursache ist die übermäßige Aufnahme salzarmer Flüssigkeiten. Dazu zählen zum Beispiel auch Magenspülungen bei Vergiftungen.
Eine Überversorgung mit Salz führt zur hypertonen Hyperhydratation. Es kann auch von einer Salzvergiftung gesprochen werden. Dies kommt selten vor, wenn zum Beispiel Meerwasser zur Durststillung diente oder wenn der Genuss anderer übersalzener Flüssigkeiten zur Hyperhydratation führt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Abhängig von ihrer Form kann eine Hyperhydratation verschiedene Symptome und Beschwerden hervorrufen. Die isotone Hyperhydratation äußert sich in erster Linie durch Nierenbeschwerden und Kreislaufbeschwerden. Die Betroffenen leiden unter anderem an Funktionsstörungen der inneren Organe und verspüren meist ein zunehmendes Krankheitsgefühl. Bedingt durch die gestörte Nierenfunktion kommt es zu einer Gewichtszunahme und Verdauungsbeschwerden.
Die isotone Form geht mit einer eingeschränkten körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit einher. Die hypertone Hyperhydratation ruft ähnliche Beschwerden hervor. Die Patienten leiden an Nierenschmerzen, einem starken Unwohlsein und weiteren unspezifischen Symptomen. Die Beschwerden treten meist plötzlich auf und bleiben mehrere Wochen bis Monate bestehen.
Erfolgt keine Behandlung, kann sich die hypertone Hyperhydration zu einer chronischen Erkrankung entwickeln. Selbiges gilt für die hypotone Hyperhydratation, die sich durch Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und Krampfanfälle äußern kann. Häufig kommen außerdem Bewusstseinsstörungen wie Schwindel und Sehstörungen hinzu.
Bedingt durch den erhöhten Hirndruck stellt sich ein starkes Unwohlsein ein, oft begleitet von Schmerzattacken. Bei einem schweren Verlauf verliert der Patient das Bewusstsein und fällt schließlich in ein Koma. Die einzelnen Formen der Hyperhydratation haben gemein, dass sie im Zusammenhang mit einer Infusion auftreten und im Verlauf rasch an Intensität zunehmen.
Diagnose & Verlauf
Die Hyperhydratation sowohl in der hypertonen als auch der hypotonen Form erkennt der Arzt an den Blutlaborwerten. Der Natriumspiegel ist dann erhöht beziehungsweise erniedrigt. Schnell und komplikationslos ist dem Patienten geholfen, wenn nur eine kurzfristige Über- oder Unterversorgung mit Kochsalz oder mineralarmem Wasser vorliegt. Bedingt ist dies durch aktuelle Lebensumstände.
Chronisches Nierenversagen bei hypotoner Hyperhydratation bedeutet praktisch den Organverlust mit weitreichenden Konsequenzen. Die isotone Hyperhydratation hat meistens die Bildung von Ödemen zur Folge. Dabei tritt Wasser aus den Blutgefäßen in die Gewebszwischenräume.
Makroskopisch sichtbare Anzeichen können geschwollene Hände oder Füße sein. Lebensbedrohlich ist das Lungenödem, das beim Abhorchen der Lunge erkannt wird, weil es sich durch Rasselgeräusche beim Atmen bemerkbar macht. Um die Diagnose zu sichern, kann der Arzt eine röntgenologische Untersuchung anordnen. Im Verlauf der gravierenden Grunderkrankungen wie Herzschwäche oder Leberzirrhose ist oft der Tod die Folge der isotonen Hyperhydratation.
Komplikationen
Die Belastbarkeit sinkt und der Betroffene zieht sich aus dem Leben zurück. In den meisten Fällen kommt es auch zu Herzrasen und zu einer Atemnot. Nicht selten führen Atembeschwerden dabei zu Panikattacken und damit zum Bewusstseinsverlust. Der Betroffene ist verwirrt und es treten Koordinationsstörungen und Konzentrationsstörungen auf.
Die Lebensqualität wird durch die Hyperhydratation erheblich eingeschränkt, sodass ein gewöhnlicher Alltag für den Patienten nicht mehr ohne Weiteres möglich ist. Im schlimmsten Falle kommt es zu Krämpfen und zu epileptischen Anfällen, bei welchen der Betroffene an extremen Schmerzen leidet. Da die Hyperhydratation in den meisten Fällen akut eintritt, kann sie relativ schnell behandelt werden.
Dabei kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. Diese können allerdings dann auftreten, wenn die Hyperhydratation durch einen Ausfall der Niere ausgelöst wird. In diesem Falle ist eine Spenderniere oder eine Dialyse für den Patienten notwendig. Weiterhin können sich auch Herzbeschwerden ausbilden, sodass der Patient im schlimmsten Fall an einem plötzlichen Herztod versterben kann.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Wassereinlagerungen oder eine Gewichtszunahme bemerkt werden, liegt womöglich eine Hyperhydratation zugrunde. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Symptome mit Abgeschlagenheit oder Krampfanfällen verbunden sind. Personen, die sich ohne Grund krank und erschöpft fühlen, sollten umgehend mit den Hausarzt sprechen. Weitere Alarmzeichen, die einer sofortigen Abklärung bedürfen, sind Atemnot, Herzrasen und Verwirrtheit. Falls Panikattacken hinzukommen sollten, muss der Betroffene in ein Krankenhaus gebracht werden.
Eine Hyperhydratation kann von den Betroffenen meist nicht selbst erkannt werden, weshalb ungewöhnliche Symptome in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden müssen. Durch einer frühzeitigen Untersuchung lassen sich schwerwiegende Komplikationen oft verhindern. Bleibt der Wasserüberschuss allerdings unbehandelt, kann es zu Folgebeschwerden wie Kreislaufkollaps und Nierenversagen kommen. Personen, die an einer Niereninsuffizienz leiden, sind besonders anfällig für eine Hyperhydratation. Auch infolge einer Herzinsuffizienz oder einer Leberzirrhose besteht ein erhöhtes Risiko für einen Wasserüberschuss im Organismus. Wer zu diesen Risikogruppen zählt, sollte genannte Anzeichen und Beschwerden rasch abklären lassen.
Behandlung & Therapie
Eine Hyperhydratation als akute Krise ist schnell behoben. Es genügt schon eine Verabreichung von Elektrolyten, also Flüssigkeiten mit angemessenem und zuträglichem Mineralgehalt. Liegt im Rahmen einer hypotonen Hyperhydratation ein akutes oder chronisches Nierenversagen vor, ist der Patient zunächst dialysepflichtig („Blutwäsche“). Bei kompletten Funktionsausfall der Niere wird eine Transplantation angestrebt.
Die Gabe wassertreibender Medikamente (Diuretika) sind die erste Maßnahme des Arztes, wenn sich im Verlauf einer isotonen Hyperhydratation Ödeme gebildet haben. Eine Flüssigkeitsbilanzierung liefert Informationen über den Wasserstatus. Oft ist der Patient angehalten, nur wenig Flüssigkeit zu sich zu nehmen, desweiteren muss die Grunderkrankung angegangen werden. Eine Herzinsuffizienz erfordert herzstärkende Medikamente („Digitalis“).
Treten schwere Herzrhythmusstörungen hinzu, muss der Chirurg einen Herzschrittmacher implantieren. Ultima ratio ist bei schwerem Verlauf eine Herztransplantation. Die Leberzirrhose ist ursächlich nicht behandelbar. Eine gewisse Entlastung kann eine entsprechende fettarme Diät darstellen. Die degenerierende Lebererkrankung ist sicher eine der schlimmsten Ursachen einer Hyperhydratation.
Aussicht & Prognose
Der allgemeine Gesundheitszustand verschlechtert sich bei einer Hyperhydratation allmählich, wenn keine medizinische Behandlung in Anspruch genommen wird. Obgleich es meist zu keinem lebensbedrohlichen Zustand kommt, ist die Lebensqualität deutlich vermindert. Damit kann es zu seelischen Belastungen und letztlich zu psychischen Folgeerkrankungen kommen.
Eine Verbesserung der Beschwerden ist nur möglich, wenn die Ursache der Wassereinlagerungen gefunden und behandelt wird. Bei einer chronischen Grunderkrankung erfolgt meist eine symptomatische Therapie. Eine Heilung ist bei diesen Patienten nicht gegeben. Durch die medizinischen Möglichkeiten soll der Krankheitsfortschritt der Grunderkrankung verlangsamt werden und sofern notwendig, die Lebenserwartung des Patienten verlängert werden. Die Therapie ist auf eine Stärkung des Wohlbefindens ausgerichtet, da eine Heilung mit den derzeitigen wissenschaftlichen Ansätzen nicht möglich ist.
Eine akute Situation wird intensivmedizinisch versorgt. Eine vollständige Linderung der Hyperhydratation tritt nach kurzer Zeit ein. Dennoch muss die Gesamtdiagnose betrachtet werden, damit eine vollständige Prognosestellung ermöglicht wird und es zu keiner schnellen Wiederkehr der Hyperhydratation kommt.
Leidet der Patient unter Störungen des Herzrhythmus, benötigt er eine umfangreiche weitere medizinische Betreuung. Bei einer Niereninsuffizienz kann es zum Organversagen und damit zu einem plötzlichen Ableben des Patienten kommen. Bei den meisten Grunderkrankungen besteht Handlungsbedarf, damit eine dauerhafte Beschwerdefreiheit der Hyperhydratation möglich ist.
Vorbeugung
Die Hyperhydratation stellt sich in der Prophylaxe dar als Beachtung allgemeiner Hinweise zur gesunden Lebensführung. Beispielsweise sind extreme Übersalzungen zu vermeiden, gerade im Hochsommer sollten „vernünftige“ Getränke, zum Beispiel natriumarme Mineralwässer oder Ähnliches getrunken werden. Die Unterlassung von Genussmittelabusus, statt dessen viel Bewegung an frischer Luft sind letztlich auch eine Vorbeugung gegen eine Hyperhydratation.
Nachsorge
Bei einer Hyperhydratation stehen dem Betroffenen in der Regel wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei muss in erster Linie eine schnelle und vor allem eine frühzeitige Erkennung dieser Krankheit erfolgen, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. In der Regel ist eine selbstständige Heilung der Hyperhydratation nicht möglich, sodass immer zuerst eine ärztliche Behandlung durchgeführt werden muss.
Je früher die Hyperhydratation erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf der Erkrankung. Die Krankheit kann dabei oft schon mit der Einnahme einer speziellen Lösung relativ gut und einfach behandelt werden. Dabei muss der Betroffene auf eine richtige Dosierung und eine regelmäßige Einnahme achten, um die Beschwerden zu lindern.
Ebenfalls sind wiederkehrende Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr sinnvoll, um den Status zu überwachen. Da sich die Hyperhydratation auch negativ auf das Herz des Betroffenen auswirken kann, sollte auch das Herz überwacht werden. Dabei sollte der Betroffene seinen Körper nicht unnötig belasten und auch keine anstrengenden Aktivitäten durchführen. In einigen Fällen sind die Betroffenen daher auch auf die Hilfe und die Unterstützung von Freunden und der eigenen Familie angewiesen.
Das können Sie selbst tun
In erster Linie sollte bei der Erkrankung die Wasserzufuhr verringert werden, um eine weitere Ansammlung von Wasser zu vermeiden, falls das Wasser in einer großen Menge aufgenommen wurde. In akuten Notfällen muss ein Arzt verständigt werden, der dem Betroffenen eine Elektrolytlösung verabreichen kann, um den Mineralienhaushalt auszugleichen. Auch die Einnahme von wassertreibenden Medikamenten kann sich positiv auf die Erkrankung auswirken und die Symptome lindern. Weiterhin wirkt sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung sehr positiv auf den Verlauf der Hyperhydratation aus. Bei einem chronischen Verlauf ist allerdings die Behandlung durch einen Arzt unumgänglich und kann nicht durch eine Selbsthilfe ersetzt werden.
Sollte der Betroffene an einer Atemnot oder an einem Verlust des Bewusstseins leiden, so muss ein Notarzt verständigt oder das Krankenhaus aufgesucht werden. Bis zum Eintreffen des Notarztes muss der Betroffene notbeatmet und in eine stabile Seitenlage gebracht werden. Im Falle einer Salzvergiftung muss der Betroffene salzarmes Wasser trinken, um den Salzhaushalt des Körpers wieder auszugleichen.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015