Hypophosphatämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Hypophosphatämie kennzeichnet einen Mangel an Phosphat im Blut. Sie ist in den Industriestaaten sehr selten anzutreffen und kommt bei gesunden Personen mit einer ausgeglichenen Ernährung nie vor. Die Hypophosphatämie tritt fast immer als Folge schwerer Erkrankungen oder Mangelernährungen auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hypophosphatämie?

Als Ursachen für eine Hypophosphatämie kommen unter anderem Mangelernährung, Alkoholismus, künstliche Ernährung ohne Phosphatzusatz, Vitamin-D-Mangel, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen oder Säure bindende Medikamente (Antazida) infrage.
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Bei einer Hypophosphatämie handelt es sich um einen Zustand, bei welchem die Phosphatkonzentration im Blut unter 0,8 Millimol pro Liter abgesunken ist. In der Folge kommt es zu einer Mineralstoffwechselstörung und zur Verminderung der Energieversorgung in den Zellen. Unter normalen Umständen ist eine solch drastische Absenkung der Phosphatkonzentration nicht möglich. Die Gründe liegen fast immer in schweren Erkrankungen oder Mangel- sowie Fehlernährungen.

Die Hypophosphatämie entwickelt sich oft als zusätzliches Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung. Bei einer Mangel- oder Fehlernährung stellt sie eine Folgeerscheinung unter mehreren dar. Eine Hypophosphatämie kommt in der Allgemeinbevölkerung sehr selten vor. Gesunde Personen leiden nie an einem Phosphatmangel. Nach bisherigen Erfahrungen kommt er bei Krankenhauspatienten zu circa drei Prozent, bei Alkoholikern bis zu 30 Prozent oder bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen bis zu 20 Prozent vor. Außerdem kann es bei bis zu 80 Prozent der Personen mit Blutvergiftungen oder schweren Verletzungen zu einer Hypophosphatämie kommen.

Ursachen

Als Ursachen für eine Hypophosphatämie kommen unter anderem Mangelernährung, Alkoholismus, künstliche Ernährung ohne Phosphatzusatz, Vitamin-D-Mangel, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen oder Säure bindende Medikamente (Antazida) infrage. Da der Körper eine hohe Pufferkapazität für Phosphate besitzt, ist ein Phosphatmangel nur schwer zu erreichen. Bei verringerter Zufuhr von Phosphaten dienen die Knochen als Phosphatquelle.

Dabei werden sie verstärkt abgebaut, sodass es zu einer Osteoporose kommen kann. Eine Mangelernährung des Körpers wird in den Industriestaaten hauptsächlich durch eine Anorexia nervosa (Magersucht) hervorgerufen. Neben anderen Nährstoffen fehlen hier gleichzeitig Phosphate. Erkrankungen, die mit einer Malabsorption von Nährstoffen im Darm einhergehen, können ebenfalls zu einer Minderversorgung mit Phosphaten führen. Dazu zählen solche Erkrankungen wie Zöliakie oder Morbus Krohn.

Da Phosphate einen niedrigen PH-Wert ausbilden, binden Säure bindende Medikamente gleichzeitig auch Phosphate, die dem Körper dann verloren gehen. Im Rahmen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung kommt es zu einer verstärkten Abatmung von Kohlensäure (Kohlendioxid). Die dabei steigende Basizität bindet wiederum Phosphate, sodass auch diese Erkrankung zu Phosphatmangel führen kann. Bei Alkoholismus wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Phosphaten versorgt.

Auch bei einem verstärkten Verlust von Phosphaten kann eine Hypophosphatämie resultieren. So werden bei Nierenerkrankungen oder Urin fördernden Medikamenten auch verstärkt Phosphate aus dem Körper gespült. Vitamin-D-Mangel oder verstärkte Produktion des Parathormons durch die Nebenschilddrüse sorgt auch für den Verlust von Phosphaten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Hypophosphatämie verringert die Energieproduktion in den Körperzellen. Phosphate sind notwendig für die Bildung des wichtigen Energiespeichers ATP. Kann dieser nicht mehr in ausreichender Konzentration hergestellt werden, sinkt auch die Energieerzeugung. Dieser Energiemangel führt zu Müdigkeit, Schwäche und Herzinsuffizienz. Außerdem treten Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen auf. Häufig werden auch Herzrhythmusstörungen und Atembeschwerden beobachtet.

Lange Zeit kann ein Phosphatmangel ohne Symptome sein. In leichten Fällen reicht das aus dem Knochen mobilisierte Phosphat, um seine Konzentration im Blut konstant zu halten. Erst bei einem größeren Phosphatmangel treten die typischen Symptome auf. Langfristig können die Knochen durch den verstärkten Knochenabbau brüchig werden. Betroffene Kinder leiden an Knochenverformungen und Kleinwuchs. Diese Erkrankung tritt häufig bei einem Vitamin-D-Mangel auf und wird als Rachitis bezeichnet.

Bei der künstlichen Ernährung im Rahmen einer Anorexia nervosa kann es zum sogenannten Refeeding-Syndrom mit oft lebensgefährlichem Verlauf kommen. Dabei steigt der Energiebedarf der Körperzellen und gleichzeitig damit der Phosphatbedarf stark an. Die vorausgegangene mangelnde Phosphatzufuhr führt zu einer gefährlichen Hypophosphatämie und Störung des Elektrolythaushaltes mit Herzrhythmusstörungen, Ödemen, Zittern und sogar Herzversagen. Wenn der Phosphatspiegel unter 0,3 mmol/l fällt, kommt es zur Hämolyse und zur Zerstörung von Muskelzellen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Hypophosphatämie kann bei Verdacht durch eine Blutanalyse auf Phosphate bestätigt werden. Typische Symptome können im Rahmen der Anamnese die Verdachtsdiagnose auf Phosphatmangel erhärten. Besonders im Zusammenhang mit Mangelernährung, Fehlernährung, Malabsorptionserkrankungen des Darms, COPD, Alkoholismus oder Nierenerkrankungen sollte auch der Phosphatwert bestimmt werden.

Komplikationen

In den meisten Fällen tritt die Hypophosphatämie dann auf, wenn es zu einer Mangelernährung oder der Patient schwer erkrankt ist. Folglich muss immer die Grunderkrankung behandelt werden. Auch hierbei kann es schon zu verschiedenen Komplikationen kommen. Der Mangel an Phosphat wirkt sich allerdings auch negativ auf die Gesundheit des Patienten aus.

Es kommt dabei zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl und zu einer starken Müdigkeit. Der Betroffene leidet ebenso an Beschwerden des Herzens und an Atembeschwerden. Es kann dabei auch zu einem plötzlichen Herztod oder zu einer Schnappatmung kommen. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die unbehandelte Hypophosphatämie stark verringert. Sollte die Hypophosphatämie schon bei Kindern auftreten, kann es zu Kleinwuchs oder zu anderen Störungen der physischen und psychischen Entwicklung des Patienten kommen.

Dabei kann ebenfalls ein Herversagen auftreten. Komplikationen können dann auftreten, wenn das Phosphat bei der Behandlung überdosiert wird, wobei vor allem die Nieren beschädigt werden können. Betroffene, die während der Behandlung ihre Ernährung umstellen, haben oftmals mit weniger Komplikationen zu kämpfen. Die Beschwerden verschwinden dann innerhalb weniger Tage wieder.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Müdigkeit, Schwäche und andere typische Symptome einer Hypophosphatämie bemerkt werden, ist ärztlicher Rat gefragt. Personen, die plötzlich Gewicht verlieren oder immer wieder an Übelkeit und Erbrechen leiden, ohne dass es dafür eine erkennbare Ursache gibt, sollten ebenfalls rasch mit dem Hausarzt sprechen. Bei ernsten Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufproblemen wird am besten noch am selben Tag ein Arzt konsultiert. Notwendig ist dies vor allem dann, wenn das Krankheitsgefühl rasch an Intensität zunimmt oder ein Risiko für Stürze besteht.

Bei ernsten Kreislaufbeschwerden sollten die Betroffenen den Notarzt rufen. Begleitend dazu müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen geleistet werden. Auch bei Herzversagen oder einem Kreislaufkollaps ist umgehend der Rettungsdienst zu alarmieren. Die weitergehende Behandlung erfolgt durch den Hausarzt oder einen Internisten. Personen, die an Mangelernährung, Alkoholsucht und anderen Erkrankungen leiden, die möglicherweise einen Phosphatmangel hervorrufen, sind besonders anfällig für die Entstehung einer Hypophosphatämie und sollten mit genannten Symptomen auf jeden Fall zum zuständigen Arzt gehen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Hypophosphatämie richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung oder Störung. Bei einem leichten Phosphatmangel reicht es aus, die Ernährung etwas auf phosphatreichere Nahrungsmittel umzustellen. Das wird meist durch den verstärkten Verzehr von Milch und Milchprodukten erreicht. In vielen Fällen wird der Phosphatmangel so bereits ausgeglichen. Bei größeren Defiziten an Phosphat kann auch Natrium- oder Kaliumphosphat verabreicht werden.

Intensivpatienten werden oft intravenös phosphathaltige Lösungen appliziert. Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass Phosphat nicht überdosiert wird. Bei einer Überdosierung kommt es zum Nierenversagen, einer Hypokalzämie, abfallendem Blutdruck und Herzproblemen. Sehr wichtig ist es jedoch, die Grundkrankheit zu behandeln oder den Mangelzustand durch eine ausgeglichene Ernährung zu beenden.


Vorbeugung

Einer Hypophosphatämie kann durch eine gesunde und ausgeglichene Ernährung vorgebeugt werden. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass ein Phosphatmangel durch eine falsche Lebensweise nur sehr schwer verursacht werden kann. Die Lebensweise muss schon so extrem abweichend sein, dass sie bereits als Krankheit gilt wie bei Anorexia nervosa oder Alkoholismus. Hier ist es wichtig, tiefer liegende Probleme psychotherapeutisch aufzuarbeiten. Auch andere ursächliche Erkrankungen bedürfen einer intensiven Behandlung.

Nachsorge

Je nach Schweregrad der Hypophosphatämie kommt es zu einer medikamentösen Nachbehandlung oder zu einer Ernährungsumstellung. Ein leichter Phosphatmangel lässt sich durch die Einnahme von phosphatreichen Lebensmitteln verhindern, beispielsweise durch Milchprodukte. Bei einem größeren Defizit stehen Nahrungsergänzungsmittel mit Natriumphosphat oder Kaliumphosphat zur Verfügung.

Durch die Umstellung der Ernährung ist es recht einfach, die bisherigen Probleme zu vermeiden. Die entsprechenden Hinweise erhalten die Betroffenen von ihrem Arzt, vom Apotheker oder von einem professionellen Ernährungsberater. Dabei ist darauf zu achten, dass die Patienten nicht zu viel Phosphat aufnehmen.

Grundsätzlich hilft es, bei der Nachsorge auf eine ausgewogene Kost zu setzen. Eine gute Selbstbeobachtung ist auf jeden Fall sinnvoll. In diesem Zusammenhang sollten sich die Betroffenen umfassend über die Anzeichen und Ursachen eines Phosphatmangels informieren. Manchmal gibt es für die Krankheit psychische Auslöser, die schwieriger zu erkennen sind.

Gerade in der Phase nach der Erstbehandlung können solche tiefer liegenden Gründe an die Oberfläche kommen. Möglicherweise ist eine Psychotherapie empfehlenswert, um die körperlichen Symptome durch eine umfassende Nachsorge erfolgreich zu bekämpfen. Die entsprechende Aufarbeitung wirkt sich positiv auf das Körpergefühl und auf die gesamte Lebensqualität der Betroffenen aus.

Das können Sie selbst tun

Die Möglichkeiten der Selbsthilfe sind bei den Beschwerden der Hypophosphatämie relativ stark eingeschränkt. Sollte die Erkrankung allerdings durch eine Mangelernährung auftreten, so muss die Ernährung umgestellt werden. Um den Mangel an Phosphat zu beseitigen, eignen sich dabei vor allem Fisch und Nüsse.

Generell gilt, so bald Betroffene richtig ernährt werden, stellt sich eine rasche Besserung ein und der Mangel kann behoben werden. Bei der Erstellung eines Ernährungsplans können dabei auch Freunde helfen, wobei in schwerwiegenden Fällen der Einsatz eines Ernährungsberaters anzuraten ist. Ebenso kann der Betroffene Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke einnehmen, um dem Mangel entgegenzuwirken. Auch der Verzehr von Milchprodukten wirkt sich sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus.

Weiterhin sollte der Betroffene beachten, dass die Menge an Phosphat nicht überschritten werden sollte. Dies ist vor allem bei der Einnahme von Ergänzungsmitteln zu beachten. Im Zweifelsfalle sollte dabei immer ein Arzt konsultiert werden.

Da die Hypophosphatämie zu Herzbeschwerden und zu einer Muskelschwäche führt, sollte sich der Betroffene schonen und keine sportlichen Betätigungen oder keine anstrengenden Tätigkeiten ausführen. Bei schwerwiegenden Essstörungen helfen häufig Gespräche mit den Eltern oder den Freunden. Allerdings können sich dabei auch Gespräche mit anderen Betroffenen als sinnvoll erweisen.

Quellen

  • Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Elmadfa, I., Leitzmann, C.: Ernährung des Menschen. Ulmer, Stuttgart 2004
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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