Insektengiftallergie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Insektengiftallergie oder Insektenallergie oder manchmal auch Wespenallergie wird zumeist im Sommer, Spätsommer und manchmal auch noch (bei warmen Temperaturen) im Herbst von den verschiedensten Insekten durch Stiche ausgelöst. Nicht jeder Mensch ist von Natur aus gegen diese Insektenstiche allergisch. Wer es jedoch ist, setzt sich einem Gesundheitsrisiko aus. Da das Wespengift oder Bienengift bei manchen Allergikern lebensbedrohliche Symptome und Beschwerden hervorrufen kann, sollte man rechtzeitig beim Arzt einen Allergietest machen, um sich gegebenenfalls durch vorbeugende Maßnahmen gegen eine Insektengiftallergie schützen.
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Was ist eine Insektengiftallergie?
Bei einer Insektengiftallergie reagieren die betreffenden Personen allergisch auf den Stich einer Hummel, einer Wespe, einer Bienee, einer Hornisse oder anderen ähnlichen Insekten. Fühlt sich eines der genannten Insekten bedroht, so verteidigen sich die Tiere mit ihrem Stachel, wobei das jeweilige Insektengift unter die Haut injiziert und im ungünstigen Fall eine Insektengiftallergie auslösen kann.
Des Weiteren gibt es auch Menschen, die bei einem Ameisenbiss eine Insektengiftallergie entwickeln. Eine Insektengiftallergie ist eine Überreaktion auf die in dem Gift enthaltenen Inhaltsstoffe. Für normale Menschen ist ein Stich der einheimischen Insekten in der Regel harmlos. Normalerweise macht sich eine Insektengiftallergie erst bei einem wiederholten Stich bemerkbar.
Ursachen
Anders als bei den meisten übrigen Allergieformen, spielt bei der Ausbildung einer Insektengiftallergie die genetische Veranlagung vermutlich keine allzu große Rolle. Verantwortlich für die allergische Reaktion sind diverse, im Gift enthaltene Inhaltsstoffe, die von Insektenart zu Insektenart variieren. Es gibt jedoch sehr viele Menschen, die sowohl auf Bienen- als auch auf Wespenstiche überempfindlich reagieren, da zwei für die Insektengiftallergie verantwortliche Substanzen in den Giften beider Insektenarten vorkommen.
Hornissengift besitzt in etwa die gleiche allergene Zusammensetzung wie Wespengift. Da Hornissen jedoch weitaus weniger häufig zustechen, ist diesbezüglich auch eine Insektengiftallergie sehr viel seltener.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei einer Insektengiftallergie entwickelt sich im Bereich des Insektenstichs eine Schwellung, die meist juckt und rund um den Einstich gerötet ist. Diese Symptome sind meist harmlos und klingen innerhalb eines Tages ab. Schwerwiegender ist die allergische Reaktion des Körpers auf das Allergen. Ein allergischer Schock kann den gesamten Organismus und insbesondere Atemwege, Herz-Kreislauf-System und Magen-Darm-Trakt betreffen.
Im Bereich der Atemwege kann es zu Schluck- und Sprechbeschwerden, laufendem Schnupfen, Atemnot und Schwellungen kommen. Typisch sind auch gerötete, tränende und juckende Augen. Im Bereich des Kreislaufsystems stellen sich Herzrasen, Atemnot und Schwindel ein, oft begleitet von Angstzuständen und Panikattacken.
Im Magen-Darm-Trakt treten Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfe auf. Welche Symptome und Beschwerden im Genauen auftreten, hängt von der Art der Allergene und dem Zeitraum der Behandlung ab. Wird das Gift umgehend entfernt, klingen die Symptome bereits nach wenigen Tagen wieder ab, während es bei einem schweren Verlauf zu ernsten Komplikationen kommen kann, die mitunter auch Langzeitfolgen haben. Im Extremfall fällt der Allergiker nach einem Stich ins Koma oder erleidet einen Herzinfarkt. Erste Anzeichen für einen drohenden Bewusstseinsverlust sind Schwindel, Sehstörungen und Atembeschwerden.
Krankheitsverlauf
Bei der Insektengiftallergie unterscheidet man hinsichtlich des Krankheitsverlaufs fünf verschiedene Grade. Beim Grad 0 tritt eine lokale Schwellung auf, die größer als die Fläche einer Hand ist. Die Insektengiftallergie vom Grad I äußert sich in einer leichten Allgemeinreaktion, üblicherweise in einer generalisierten Nesselsucht, mit Übelkeit, Angstzuständen und Juckreiz. Bei der Insektengiftallergie Grad II können die von Grad I bekannten Symptome auftreten sowie eine Lippenschwellung, Atemnot, Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Schwindel und ein Engegefühl im Brustkorb.
Beim Grad III der Insektengiftallergie sind schwere Allgemeinreaktionen zu erwarten. Neben den Symptomen von Grad II können des Weiteren Schluckbeschwerden, eine undeutliche Sprache, ein Schwächegefühl, Benommenheit, Heiserkeit und Todesangst die Folgen der Insektengiftallergie sein. Die schwerste Verlaufsform der Insektengiftallergie ist die Schockreaktion mit einer zusätzlichen Blaufärbung der Lippen, einem unvermeidbaren Urin- oder Stuhlabgang, Bewusstlosigkeit, Blutdruckabfall und einem Kollaps (Anaphylaktischer Schock). Bis zu 20 Personen sterben im Jahr allein in Deutschland an den Ursachen einer Insektengiftallergie.
Komplikationen
Es kommt zu Schwellungen und zu brennenden Schmerzen an der Einstichstelle. Ebenso treten Juckreize auf und der Betroffene kann an einer Atemnot leiden. Nicht selten tritt dabei auch ein Kreislaufschock auf und der Betroffene kann das Bewusstsein verlieren. Die Betroffenen leiden dabei oft an Schwindel und Angst, wobei es nicht selten zu Panikattacken kommt. Es kommt zu einem Engegefühl im Brustkorb und oft zu Schmerzen im Bauch.
Nach einem Insektenstich sollte aus diesem Grund auf jeden Fall eine Behandlung erfolgen, damit es nicht zu irreversiblen Folgeschäden kommt. Die Behandlung selbst erfolgt dabei mit Hilfe von Medikamenten und führt nicht zu weiteren Beschwerden oder Komplikationen. Bei einer frühzeitigen Behandlung wird auch die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Insektengiftallergie nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Insektengiftallergie kann lebensgefährlich sein, deshalb sollten Betroffene lieber einmal zu oft den Arzt aufsuchen als zu wenig, besonders wenn es nach einem Insektenstich zu Begleitymptomen wie einer starken Rötung der Stichstelle, Juckreiz und Quaddelbildung kommt. Bei einer allergischen Reaktion kann auch eine Schwellung im Gesicht und am Hals auftreten, oft begleitet von Atemnot. Bei einem Stich im Mund muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Wenn nach einem Insektenstich die Augen tränen, der Hals kratzt, die Nase läuft, dazu noch Symptome wie Schwindel, Herzrasen, Brustenge, Übelkeit, Erbrechen, Schluck- und Sprachprobleme bis hin zu Bewusststeinsstörungen auftreten, muss unbedingt ein Notarzt gerufen werden, es könnte sich um Anzeichen für einen allergischen Schock handeln. Ein allergischer Schock ist lebensgefährlich und kann zu einem Kreislaufversagen mit Atemstillstand führen.
Menschen, die unter einer schon diagnostizierten Insektengiftallergie leiden, tragen in der Regel ein Notfallset bei sich. Sie sollten dieses immer bei sich tragen und Personen im Umfeld darüber informieren, was diese im Notfall tun müssen. Ggf. kann der Arzt auch eine Immuntherapie zur Desensibilisierung durchführen.
Behandlung & Therapie
Die Insektengiftallergie lässt sich anhand eines Blut- und Hauttestes diagnostizieren. Kommt es nach einem Insektenstich zu den erwähnten Symptomen, so sollte unverzüglich ein Allergologe zu Rate gezogen werden, da eine Insektengiftallergie unter Umständen tödlich enden kann. Ist eine Insektengiftallergie bekannt, so sollte der Betroffene in seinem eigenen Interesse stets ein flüssiges Kortison-Präparat, ein flüssiges Antihistaminikum und Adrenalin als Fertigspritze oder als Spray bei sich führen.
Des Weiteren kann eine Insektengiftallergie durch eine Immuntherapie behandelt werden. Eine solche Hyposensibilisierung bei einer Insektengiftallergie erstreckt sich im Regelfall über drei bis fünf Jahre. Die Erfolgsquote liegt bei etwa 90 Prozent. Im Rahmen einer Schnell-Immuntherapie kann eine gewünschte Hyposensibilisierung allerdings bereits nach einigen Tagen oder Wochen erreicht werden. Eine solche Schnellmethode bedarf allerdings der ständigen Überwachung durch einen Allergologen, da hierbei das Risiko für einen anaphylaktischen Schock bei einer Insektenstichallergie sehr hoch ist.
Nachsorge
Personen, die an einer Insektengiftallergie leiden, benötigen eine angemessene Nachsorge. Unmittelbar nach der Behandlung des Schocks können, je nach Art und Ausprägung der Allergie, verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Nach einem allergischen Schock, der infolge einer noch nicht diagnostizierten Insektengiftallergie auftritt, erfolgt in der Regel die Überweisung an einen Allergologen, der die Behandlung übernimmt und weitere Maßnahmen einleitet.
Der Mediziner beobachtet den Krankheitsverlauf und kann bei neu diagnostizierten Allergikern einen Allergiepass ausstellen. Anhand des Passes kann dem Patienten im Notfall rasch ein geeignetes Medikament verabreicht werden. Dieses Notfallmedikament muss im Rahmen der Nachsorge verschrieben werden. Der Allergologe informiert den Patienten zudem über eine Immuntherapie. Die sogenannte VIT-Behandlung macht den Körper tolerant gegenüber Insektengift.
Zuletzt gehört auch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten zur Nachsorge. Allergiker sollten den Kontakt mit Insekten strikt meiden und sicherstellen, dass das Notfallmedikament und der Allergiepass stets griffbereit sind. Betroffene Kinder sollten von den Eltern über die Risiken und Sicherheitsmaßnahmen aufgeklärt werden. Durch eine Sekundär- und Tertiärprävention wird das Risiko für einen erneuten allergischen Schock minimiert. Die Nachsorge sollte durch den Allergologen, den Hausarzt oder einen anderen entsprechenden Facharzt erfolgen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose einer Insektengiftallergie ist im Normalfall günstig. Die Intensität, das Ausmaß der Insektengiftallergie sowie der Gesundheitszustand des Betroffenen sind maßgeblich für den weiteren Verlauf.
Bei ganz leichten Vergiftungserscheinungen genügen oftmals Maßnahmen der Selbsthilfe, um eine Linderung der Beschwerden zu erwirken. Die Entfernung eines Insektenstachels und das Absaugen des Giftes können bereits ausreichen, um eine Linderung der Beschwerden zu erwirken. Eine Genesung ist in diesen Fällen nach der Abheilung der Wunde zu erwarten.
Mit zunehmender Stärke der körperlichen Beeinträchtigungen und gesundheitlichen Störungen ist die Notwendigkeit einer medizinischen Versorgung notwendig. Bei einer schnellen und fachgerechten Behandlung kommt es innerhalb kurzer Zeit zu einer Verbesserung. Meist tritt innerhalb weniger Tage eine vollständige Beschwerdefreiheit ein. Die medizinische Versorgung sollte unverzüglich erfolgen, da insbesondere bei Allergikern nur schwer vorhersehbar ist, zu welchen körperlichen Reaktionen die Allergie führt.
In Einzelfällen kann es zu einer allergischen Schockreaktion kommen. Diese birgt eine potentielle Lebensgefährdung und zeigt daher einen besonders ungünstigen Krankheitsverlauf an. Da die Möglichkeit einer lebensbedrohlichen Entwicklung besteht, ist bereits bei den ersten stärkeren Unregelmäßigkeiten oder der Zunahme der Beschwerden die Konsultation eines Arztes notwendig. Unterliegt der Betroffene einer Hyposensibilität, steigt das Risiko eines anaphylaktischen Schocks an. Ohne besondere Schutzmaßnahmen und eine ausreichende Vorsorge droht eine Notfallsituation.
Das können Sie selbst tun
Patienten, die aufgrund ihres Berufs oder ihrer Lebensumstände einem erhöhten Insektenstich-Risiko ausgesetzt sind, empfiehlt sich eine Hyposensibilisierung. Bei Spaziergängen im Freien gilt es „verführerische“ Orte für Wespen, Bienen und Co. zu meiden. Außerdem sollten lange, helle, eng anliegende Kleidung und geschlossene Schuhe getragen werden. Zu Hause wird am besten ein Insektenschutzgitter installiert. Spezielle Duftstoffe aus der Apotheke, die die Insekten vertreiben, können an den Türen und Fenstern platziert werden.
Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen einmal zu einem Insektenstich kommen, muss sofort erste Hilfe geleistet werden. Zunächst muss der Stachel entfernt werden, danach sollte die Einstichstelle gekühlt und abgedeckt werden. Wer eine schwere Allergie hat, sollte den Notarzt rufen und die mitgebrachten Notfall-Medikamente anwenden. Weitere hilfreiche Tipps bietet der Deutsche Allergie- und Asthmaverbund e.V.
Quellen
- Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
- Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012
- Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013