Kehlkopfspiegel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Medizinprodukte Kehlkopfspiegel
Beim Kehlkopfspiegel, der auch als Laryngoskop bekannt ist, handelt es sich um ein einfach aufgebautes Gerät zum optischen Untersuchen des Kehlkopfes.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist der Kehlkopfspiegel?
Er besteht aus einem kleinen, runden Spiegel und einem langen, dünnen Metallgriff. Da der eigentliche Spiegel sich in einer bestimmten Neigung zum Griff verhält, können der Kehlkopf und auch der sonstige Mund- und Rachenbereich mit einem solchen Kehlkopfspiegel ohne großen Aufwand betrachtet werden. Es bedarf zusätzlich lediglich einer Lichtquelle für eine solche Untersuchung.
Das Laryngoskop wurde bereits im Jahre 1743 erfunden und diente ursprünglich lediglich der Sichtbarmachung der Stimmlippenfunktion, beispielsweise beim Singen und Sprechen. Dies trug viel zum anatomischen Verständnis über die Stimme bei.
Geschichte
Die Geschichte des Kehlkopfspiegels beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Der spanische Sänger und Arzt Manuel García gilt als der Erfinder der Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie). 1854 entwickelte er einen einfachen Spiegel, um den Kehlkopf seiner Sänger-Schüler zu untersuchen. García verwendete dazu zwei Spiegel: einen kleinen, angewärmten Spiegel, den er in den Rachen des Patienten einführte, und einen zweiten Spiegel, um das Licht auf den Kehlkopf zu reflektieren. Durch diese Methode konnte er erstmals den Kehlkopf und die Stimmbänder direkt beobachten.
In den folgenden Jahren wurde die Kehlkopfspiegelung weiterentwickelt. Besonders der deutsche Arzt Johann Czermak trug wesentlich zur Verbreitung und Verfeinerung der Methode bei. Er erkannte das Potenzial der Laryngoskopie für die allgemeine Medizin und setzte die Technik erfolgreich in der Diagnostik von Kehlkopfkrankheiten ein.
Die Kehlkopfspiegelung wurde bald zu einem unverzichtbaren Instrument in der HNO-Heilkunde. Moderne Weiterentwicklungen der Laryngoskopie umfassen heute die Verwendung von flexiblen Endoskopen und Videokameras, die detailliertere Untersuchungen und Aufnahmen des Kehlkopfes ermöglichen. Dennoch bleibt der Kehlkopfspiegel ein wichtiges Werkzeug, besonders in der Grundversorgung.
Vorteile & Nutzen
Der Kehlkopfspiegel bietet gegenüber moderneren Geräten wie flexiblen Endoskopen und Videolaryngoskopen einige spezifische Vorteile. Einer der größten Vorteile ist seine Einfachheit und Zugänglichkeit. Der Kehlkopfspiegel ist ein kostengünstiges, einfach zu bedienendes Instrument, das keine komplizierte Technik oder externe Lichtquellen erfordert. Dadurch ist er besonders in der Grundversorgung und in kleineren Praxen beliebt, wo aufwendige Ausrüstung möglicherweise nicht verfügbar ist.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Kehlkopfspiegel eine sofortige visuelle Beurteilung ermöglicht, ohne dass elektronische Geräte notwendig sind. Im Vergleich zu Endoskopen, die möglicherweise auf Kameras und Bildschirme angewiesen sind, liefert der Spiegel ein direktes Bild des Kehlkopfes, was eine schnelle Diagnose erleichtert.
Der Kehlkopfspiegel ist zudem weniger invasiv als flexible Endoskope und für viele Patienten angenehmer, da keine tiefere Einführung in die Atemwege notwendig ist. Dies verringert den Würgereflex und erhöht die Patientenakzeptanz bei der Untersuchung.
Zusammengefasst bietet der Kehlkopfspiegel trotz moderner Alternativen eine kosteneffiziente, schnelle und weniger invasive Möglichkeit, den Kehlkopf zu untersuchen, was ihn in vielen Situationen weiterhin zu einem wertvollen Diagnoseinstrument macht.
Formen, Arten & Typen
Der Kehlkopfspiegel ist vom Prinzip her immer gleich aufgebaut. Es handelt sich um einen kleinen Spiegel, der in einem bestimmten Winkel an einem langen Griff befestigt ist. Der Durchmesser des Spiegels kann dabei verschiedene Größen aufweisen. Ein solcher Kehlkopfspiegel ist auch für den privaten Gebrauch bereits für wenige Euro erhältlich.
Für eine indirekte Laryngoskopie können neben einem einfachen Kehlkopfspiegel auch noch weitere Instrumente für die Kehlkopfbetrachtung hinzugezogen werden. Dabei handelt es sich um Endoskope wie ein geneigtes Lupenendoskop oder ein fiberoptisches Endoskop aus flexiblem Material. Dieses eignet sich auch für Patienten mit starkem Würgereiz oder wenig beweglichem Kiefer.
Für eine direkte Betrachtung des Kehlkopfes im Rahmen einer genaueren, medizinischen Untersuchung werden andere Laryngoskope benötigt. Das sogenannte Operationslaryngoskop hingegen wird vor allem bei medizinischen Eingriffen am Kehlkopf verwendet. Es ist röhrenförmig aufgebaut, verfügt über eine integrierte Beleuchtung und ermöglicht eine optimale Sicht auf den Kehlkopf. Auch bei einer Intubation kommt ein Laryngoskop zum Einsatz. Das Intubations-Laryngoskop ist spatelförmig aufgebaut und gehört zur Standardausrüstung in jedem Operationssaal.
Aufbau & Funktionsweise
Bei einem üblichen Hand-Kehlkopfspiegel befindet sich der eigentliche Planspiegel in einem Winkel von etwa 45 Grad am Ende eines langen, dünnen Metallstiels. Der Spiegel ist in verschiedenen Größen erhältlich und in der Regel mit 1,5 bis 3cm Durchmesser etwa so groß wie eine Euromünze. Die Länge des meist metallenen Griffs beträgt zwischen 15 und 20 cm. Mit dieser Länge ist die optimale Position im Rachen zur Begutachtung des Kehlkopfes gut zu erreichen.
Da der Kehlkopfspiegel selbst keine Beleuchtung enthält, muss der Arzt eine Lichtquelle indirekt von außen zuführen, beispielsweise über eine Stirnlampe oder einen Stirnspiegel. Der Lichtstrahl wird dabei über den Kehlkopfspiegel auf den Kehlkopf des Patienten umgelenkt, sodass der Arzt dort etwas erkennen kann.
Ein Kehlkopfspiegel ermöglicht eine indirekte Betrachtung des Kehlkopfes, durch welche bereits einige grundständige Funktion des Kehlkopfes - beispielsweise der Schluss der Stimmlippen oder auch die Unversehrtheit nach Verletzungen - untersucht werden können. Die Betrachtung des Kehlkopfes mit einem Kehlkopfspiegel stellt jedoch die einfachste Form der Untersuchung dar. Für kompliziertere Eingriffe oder eine genauere Untersuchung existieren aufwendigere Geräte für den selben Zweck.
Wesentlich für die Funktion des Kehlkopfspiegels ist die spezielle Neigung des eigentlichen Spiegels in einem relativ großen Winkel zum Griff sowie eine der bekanntesten physikalischen Regeln der Reflexion: Der Einfallswinkel des Bildes - in diesem Fall des Kehlkopfes - entspricht dem Ausfallswinkel - in diesem Falle das, was der Arzt in dem Spiegel erkennt.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Mit Hilfe eines Kehlkopfspiegels kann der Kehlkopf betrachtet und seine Funktion sowie seine Anatomie inspiziert werden. Hierfür sind HNO-Ärzte oder - insbesondere bei starken stimmlichen Problemen sowie bei Sängern und ähnlichen Berufsgruppen, deren Potential die eigene Stimme ist - auch spezialisierte Fachärzte für Phoniatrie die richtige Anlaufstelle.
Zu den mit einem Kehlkopfspiegel untersuchten Phänomenen zählt beispielsweise die Schließung der Stimmlippen, die vor allem Sänger und ähnliche Berufsgruppen mit starker Stimmbelastung häufig überprüfen lassen wollen oder müssen. Während eine indirekte Betrachtung des Kehlkopfes, beispielsweise durch den Kehlkopfspiegel, ohne Narkose erfolgt, wird der Patient bei einer direkten Betrachtung des Kehlkopfes mit aufwendigeren Geräten immer narkotisiert.
Gründe für eine Kehlkopfspiegelung sind Symptome, die auf eine funktionelle oder anatomische Störung des Kehlkopfes schließen lassen. Dazu zählen allgemeine Sprech- und Schluckbeschwerden, lang anhaltende Heiserkeit oder Reizhusten sowie störende Geräusche wie ein leises Pfeifen beim Atmen.
Sänger haben häufig Angst vor Knötchen auf den Stimmbändern. Bei Rauchern hingegen kann eine Kehlkopfspiegelung besonders sinnvoll sein, um Kehlkopfkrebs möglichst frühzeitig erkennen und dementsprechend therapieren zu können. Auch bei Verletzungen im Bereich des Kehlkopfes muss dieser genau inspiziert werden.
Nicht nur HNO-Ärzte, sondern auch Notärzte werden immer einen Kehlkopfspiegel dabei haben, da er auch im Falle einer Intubation benötigt wird. Aus dem gleichen Grund gehört ein Laryngoskop zu den alltäglichen Instrumenten im Operationssaal.
Anwendung & Sicherheit
Die Anwendung des Kehlkopfspiegels erfolgt durch einen Arzt, meist einen Hals-Nasen-Ohren-Spezialisten (HNO). Zunächst wird der Spiegel, der an einem langen Griff befestigt ist, in den Rachenraum des Patienten eingeführt. Um den Kehlkopf und die Stimmbänder sichtbar zu machen, wird der Spiegel so positioniert, dass er das Licht von einer externen Quelle, oft einer Stirnlampe des Arztes, auf die zu untersuchende Region reflektiert. Der Patient wird gebeten, tief einzuatmen oder „Ahh“ zu sagen, um den Blick auf den Kehlkopf zu erleichtern.
Was die Sicherheit angeht, ist die Anwendung des Kehlkopfspiegels relativ risikoarm. Es handelt sich um ein nicht-invasives Verfahren, das in der Regel nur ein leichtes Unbehagen verursacht, da der Spiegel am hinteren Teil des Rachens anliegt. Bei empfindlichen Patienten kann jedoch der Würgereflex ausgelöst werden, was durch die Verwendung von lokalen Betäubungsmitteln gemildert werden kann.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Kehlkopfspiegeln ist strikt geregelt. Diese Instrumente müssen aus hochwertigen Materialien bestehen, die sterilisiert werden können, um das Risiko von Infektionen zu minimieren. Der Herstellungsprozess wird gemäß den medizinischen Standards überwacht, um sicherzustellen, dass die Spiegel korrosionsbeständig und robust sind. Zudem werden sie vor der Auslieferung auf Klarheit der Spiegeloberfläche und Haltbarkeit geprüft, um eine zuverlässige Untersuchung zu gewährleisten.
Alternativen
Wenn der Kehlkopfspiegel nicht verwendet werden kann, etwa aufgrund eines starken Würgereflexes oder anatomischer Besonderheiten, stehen verschiedene alternative Verfahren zur Verfügung, um den Kehlkopf und die Stimmbänder zu untersuchen.
Eine weit verbreitete Alternative ist die flexible Laryngoskopie. Hierbei wird ein flexibles, dünnes Endoskop durch die Nase in den Rachen eingeführt. Das flexible Endoskop ermöglicht einen genaueren Blick auf den Kehlkopf, insbesondere wenn der Spiegel keine ausreichende Sicht bietet. Dieses Verfahren ist schonend und bietet den Vorteil, dass es tiefere Bereiche der Atemwege untersucht, ohne einen starken Würgereflex auszulösen.
Ein weiteres Verfahren ist die starre Laryngoskopie, bei der ein starreres Instrument direkt in den Mund eingeführt wird, um den Kehlkopf zu betrachten. Sie bietet eine exzellente Sicht und wird oft verwendet, wenn eine Biopsie oder Operation erforderlich ist.
Eine modernere Technik ist die Videostroboskopie, bei der die Schwingungen der Stimmbänder mit einer speziellen Kamera in Zeitlupe betrachtet werden können. Dies ermöglicht eine genaue Analyse der Stimmbandfunktion und wird häufig bei Stimmbeschwerden eingesetzt.
Für Patienten, bei denen endoskopische Verfahren nicht geeignet sind, kann die Bildgebung mittels CT oder MRT in Frage kommen, um indirekt Strukturen des Kehlkopfes darzustellen. Dies bietet jedoch keine direkte Sicht, sondern dient der Beurteilung anatomischer Veränderungen.
Quellen
- Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
- Gürkov, R.: BASICS Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Urban & Fischer, München 2016
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009