Krabbeln

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Krabbeln meint die Fortbewegung des Babys auf Händen und Knien, wobei das Kind seinen Körper vom Boden abhebt. Krabbeln ist ein Meilenstein in der kindlichen Entwicklung und die Vorstufe zum aufrechten Gang.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Krabbeln?

Krabbeln meint die Fortbewegung des Babys auf Händen und Knien, wobei das Kind seinen Körper vom Boden abhebt.

Krabbeln bedeutet für das Kind die erste Möglichkeit der eigenständigen Fortbewegung. Krabbeln beginnt meist damit, dass sich das Baby um sich selbst dreht. Robben ist eine Vorstufe des Krabbelns. Hierbei zieht sich das Kind mithilfe seiner Arme bäuchlings über den Boden. Danach beginnt es, sich auf Hände und Knie zu stützen. Aus dieser Position übte es das Abdrücken der Knie und die Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung.

Der Zeitpunkt, wann das Krabbeln beginnt, ist von Baby zu Baby verschieden. In der Regel beginnen die ersten Krabbelversuche zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat. Etwa mit einem Jahr beherrscht das Baby diese Technik richtig. Es gibt auch Kinder, die gar nicht krabbeln, sondern sich gleich an Möbeln hochziehen und ohne Krabbelphase ins Laufen übergehen.

Hat das Kind bereits die Bauchlage eingeübt, kann es sich auch mit den Armen vom Boden abstemmen. Dabei hebt es Brustkorb und Kopf an und stärkt die Muskulatur, die fürs Krabbeln notwendig ist.

Funktion & Aufgabe

Die Entwicklungsschritte der kindlichen Fortbewegung sind Drehen, Krabbeln und Laufen. Mit Beginn des Kabelalters setzen für Eltern unruhige Zeiten ein, denn nun ist das Kind kaum noch zu stoppen und vieles in seiner Reichweite kann eine Gefahrenquelle sein.

Wenn es zwischen dem sechsten und neunten Monat zu krabbeln beginnt, stärkt das Baby dabei die Muskulatur von Armen, Beinen und Rücken. Dadurch kann es sich waagerecht auf allen Vieren halten. Stellt das Baby fest, dass es mit aufgestützten Armen und Knien sogar Schaukelbewegungen machen kann, krabbelt es koordiniert, d.h., es bewegt gleichzeitig den linken Arm und das rechte Bein oder umgekehrt nach vorne.

Krabbeln ist wie Laufen in horizontaler Bewegung und für die kindliche Entwicklung wichtig, weil es die Muskulatur von Armen, Kopf und Rücken stärkt. Auch der Gleichgewichtssinn und die Koordination werden ausgebildet. Ein Kind, das gut krabbelt, lernt das Laufen später problemlos.

Die diagonalen Bewegungen beim Krabbeln sind ein wichtiger grobmotorischer Entwicklungsschritt. Kraft und Grobmotorik werden ebenso trainiert wie die Verknüpfungen beider Gehirnhälften, die die kreuzweise Koordination von Armen und Beinen steuern. Das Training der rechten und linken Gehirnhälfte ist die Basis fürs Erlernen vieler weiterer Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben.

Gleichzeitig mit der Mobilität beginnt sich auch die Sehfähigkeit des Kindes zu verbessern. Sein optischer Radius wird immer größer und spornt die Neugier des Babys an. Es kann nun auch Gegenstände erkennen, die weiter entfernt sind und möchte sie zum Erforschen erreichen.

Durch das Krabbeln werden auch etliche psychische Prozesse in Gang gesetzt. Das Kind erfährt, dass es zur eigenständigen Fortbewegung fähig ist und erlebt damit Freiheit genauso wie Unsicherheit. Das Baby kann nun sogar auch aus eigener Kraft aus dem Blickfeld der Mutter verschwinden. Das ist spannend, aber auch beängstigend.

Für die gesunde Entwicklung ist es wichtig, dass Eltern ihrem Kind in diesen Entdeckerphasen Sicherheit und immer wieder die Möglichkeit geben, in den behütenden Schoß zurückzukehren. Darüber hinaus sollte die Wohnung krabbelsicher gemacht, also potenziell Gefährliches beiseite geräumt und Treppengitter angebracht werden.


Krankheiten & Beschwerden

Da Menschen keine Maschinen sind, ist die Entwicklung jedes Kindes unterschiedlich. Es gibt keine Normen für den Zeitpunkt, wann ein Kind krabbeln sollte. Dennoch machen sich Eltern schnell Sorgen, wenn Ihr Kind mit bestimmten Entwicklungsschritten später beginnt als andere Kinder gleichen Alters. Oder sie befürchten, Krabbeln setzt gar nicht ein. Ein Kind hat immer sein eigenes Tempo und auch Krabbeln ist nur ein Teil der Gesamtentwicklung.

Beim Erlernen der grundmotorischen Fähigkeiten kommt es entscheidend auf die Reihenfolge an. Wird eine Entwicklungsphase übersprungen, können, müssen aber nicht, daraus später Defizite entstehen. Das Krabbeln verknüpft beide Gehirnhälften miteinander (bilaterale Integration) und schult die Koordination.

Eltern können ihr Kind aber zum Krabbeln ermutigen. Die Bauchlage hilft, Arm- und Beinmuskulatur zu kräftigen. Wenn sie ihr Kind auf den Bauch legen, können sie Spielzeug vor seinem Gesicht platzieren und so seinen Fortbewegungsdrang ansprechen. Indem sie Lieblingskuscheltiere im Raum verteilen, schaffen Eltern einen Anreiz, diesen Gegenständen entgegen zu krabbeln. Erreicht das Baby sein Kuscheltier, hat es ein großes Erfolgserlebnis. Diese Versuche sollten jedoch begleitet sein.

Dennoch gibt es Entwicklungsverzögerungen oder Störungen, die medizinisch behandelt werden müssen. Die Störungen können motorischer oder neurobiologischer Natur sein. Körperliche Einschränkungen im Kleinkindalter können zum Beispiel durch Fehlstellungen der Knochen oder zu schwach ausgebildete Muskulatur entstehen. Möglicherweise haben auch die Nerven daran einen Anteil.

Ferner können genetische Erkrankungen, Viren, Tumore, Geschwüre und Stoffwechselerkrankungen die normale kindliche Entwicklung behindern. Schwachstellen im Gehirn können Auswirkungen auf die Muskulatur haben. Umweltgifte können die Entwicklung des Kindes in allen Phasen beeinträchtigen.

Frühgeborene sind besonders anfällig für Entwicklungsstörungen. Im Zweifelsfall ist ein Arzt aufzusuchen. Bei den üblichen Vorsorgeuntersuchungen prüft der Kinderarzt die altersgerechte Entwicklung genau. Stellt er Defizite fest, werden weitere Behandlungen, zum Beispiel Ergotherapie, notwendig.

Quellen

  • Hellstern, G., et al: Kurzlehrbuch Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Michaelis, R., Niemann, G.W.: Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010

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