Grobmotorik

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Grobmotorik ist, genauso wie die Feinmotorik, eine Bewegungsfunktion des menschlichen Körpers. Grobmotorische Bewegungen gehen mit einer Bewegung des ganzen Körpers einher, z.B. beim Springen oder Laufen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Grobmotorik?

Während bei der Feinmotorik die vorsichtige Bewegung einzelner Körperteile vorliegt, ist die grobmotorische Bewegung durch eine große Bewegungsamplitude gekennzeichnet. Dadurch wird die Gesamtheit der Arbeit der Skelettmuskulatur zur Grobmotorik gezählt.

Funktion & Aufgabe

Insbesondere bei der kindlichen Entwicklung spielt die Motorik eine große Rolle. Grobmotorische Fähigkeiten - wie beispielsweise das Krabbeln - bereiten in der Entwicklungsfolge die feinmotorische Entwicklung vor.

Insbesondere bei der kindlichen Entwicklung spielt die Motorik eine große Rolle. Grobmotorische Fähigkeiten - wie beispielsweise das Krabbeln - bereiten in der Entwicklungsfolge die feinmotorische Entwicklung vor, die sich im Vorschulalter beispielsweise im korrekten Halten eines Stiftes zeigt. Hat ein Kind nicht genügend grobmotorische Fähigkeiten erworben, so ist der Erwerb von feinmotorischen Fähigkeiten unmöglich oder zumindest stark problembelastet.

Kinder sollten daher genügend grobmotorische Erfahrungen sammeln können. Es fällt ihnen sonst bei mangelhafter Grobmotorik z.B. schwer, Schreiben zu lernen oder handwerkliche Fähigkeiten herauszubilden, was sich an Unlust an kreativer Tätigkeit ausdrückt und sie im Großen und Ganze weniger lebenstüchtig macht.

Grobmotorische Fertigkeiten lassen sich beispielsweise durch Sport trainieren. Bei Babys dagegen ist das Einsetzen von grobmotorischen Fähigkeiten nicht durch externe Faktoren beeinflussbar. Gleichwohl zeigen sich Entwicklungsstörungen bei Babys und Kleinkindern auch bei nicht altersgemäßer Entwicklung der Grobmotorik.

Um das Entwicklungsniveau eines Kindes zu prüfen und somit festzustellen, ob eine motorische Entwicklungsstörung vorliegt, gibt es unterschiedliche Tests. Zur Ermittlung des Standes der Grobmotorik bei einem Patienten untersucht man seine Muskelspannung, seinen Gleichgewichtssinn sowie sein Gespür für den eigenen Körper (Körpergefühl). Hierfür kann der Arzt den Patienten beispielsweise auffordern, auf einem Bein zu stehen. Fällt ihm das schwer, so ist dies oft ein Anzeichen für ein grobmotorisches Defizit, das nicht nur aufgrund einer Entwicklungsstörung, sondern auch aufgrund von anderen Krankheiten oder einer allgemein schlechten Konstitution auftreten kann.

Da es vielfältige Gründe für eine grobmotorische Störung gibt, kommen die bei der Diagnostik beteiligten Fachärzte aus verschiedenen Disziplinen: Vor allem aus der Neurologie, aber auch aus der Inneren Medizin. Zum Zwecke einer differenzierten Diagnose werden bei Bedarf auch bildgebende Verfahren einsetzt. Durch ein MRT kann z.B. die Wirbelsäule oder das Gehirn auf Schädigungen und Verletzungen untersucht werden, um festzustellen, ob hier der Grund für ein plötzlich aufgetretenes grobmotorisches Defizit liegt.

Ist eine organische Ursache durch die Diagnose der Fachärzte ausgeschlossen, so kann der Patient eine Physiotherapie durchführen. Insbesondere bei Kindern ist dies notwendig, damit das Entwicklungsdefizit in der Grobmotorik beseitigt werden kann. Denn neben z.B. schulischen Problemen, die eine mangelhaft entwickelte Grobmotorik nach sich ziehen kann, leidet auch das Selbstwertgefühl des Kindes darunter. Wenn die Angst, sich zu blamieren, ansteigt, hat dies wiederum negativen Einfluss auf die Grobmotorik: Wenn Kinder sich nicht mehr trauen, ungewohnte Bewegungsabläufe zu erproben, stagniert ihre Entwicklung.


Krankheiten & Beschwerden

Verschiedene Krankheiten behindern die Grobmotorik oder auch die Herausbildung von grobmotorischen Fähigkeiten. So kann ein Symptom für ADHS (auch ADS) ein Entwicklungsdefizit im Bereich der Grobmotorik darstellen. Auch ein Schlaganfall kann die grobmotorischen Fähigkeiten beeinträchtigen. Bei Alzheimer verliert der Körper das Gedächtnis für einst erworbene motorische Fähigkeiten, weswegen auch diese Krankheit Auswirkungen auf die Grobmotorik haben kann.

Die Grobmotorik wird durch die Einnahme von Alkohol und Drogen ebenfalls beeinträchtigt; mit dem Ausscheiden der toxischen Substanzen stellt sie sich jedoch wieder her. Anders sieht es bei starken Verletzungen am Rückenmark aus: Gelangen die Impulse für grob- sowie feinmotorische Bewegungen nicht über die Nervenbahnen an die Extremitäten, so ist eine sofortige intensivmedizinische Behandlung des Patienten erforderlich. Kommt es zu einem Sturz, prüfen die Sanitäter, sofern der Verletzte bei Bewusstsein ist, zunächst die grobmotorischen Fähigkeiten der einzelnen Extremitäten, um eine gravierende Verletzung des Rückenmarks ausschließen zu können.

Liegt ein Tumor im Gehirn oder im Rückenmark vor, stört dieser gegebenenfalls auch die grobmotorischen Fähigkeiten. Nämlich dann, wenn die Lage des Tumors die Weitergabe von Impulsen zur Bewegung verhindert. Plötzliche Störungen in der Grobmotorik können also auch auf Schädigungen in Gehirn oder Rückenmark verweisen. Sie sind ein Warnsignal des Körpers und verlangen nach einer weiteren ärztlichen Kontrolle.

Zu grobmotorischen Einschränkung können weiterhin auch Gelenk- und Muskelprobleme führen. Krankengymnastische Maßnahmen können zur Behebung solcher Bewegungsprobleme hilfreich sein. Keinesfalls sollte diese Maßnahme in Eigeninitiative durchgeführt werden, da sich so die zugrundeliegende Problematik noch verschärfen kann.

Hindert die Grobmotorik einen Patienten an der Ausübung von sportlichen Tätigkeiten und an einem flüssigen Bewegungsablauf, ist die Vorstellung bei einem Arzt empfehlenswert. Dies gilt insbesondere bei Kindern, deren motorische Entwicklung mit besonderer Aufmerksamkeit zu beobachten ist.

Quellen

  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004

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