Kolonpolyp
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einem Kolonpolypen handelt es sich um einen Dickdarmpolypen. Gemeint sind damit Vorwölbungen an der Darmschleimhaut.
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Was sind Kolonpolypen?
Unter Kolonpolypen werden Polypen des Dickdarms (Kolon) verstanden. Dabei handelt es sich um Strukturen der Darmschleimhaut. Sie ragen in den Hohlraum des Darms hinein. Die Formen der Kolonpolypen sind verschieden. So kann eine Verbindung zwischen ihnen und der Darmschleimhaut bestehen oder eine zottige Form vorhanden sein. Mitunter sitzen sie flach auf der Schleimhaut.
Auch das Gewebe der Polypen fällt unterschiedlich aus. Die meisten von ihnen setzen sich jedoch aus dem Drüsengewebe der Darmschleimhaut zusammen. Mediziner bezeichnen die Polypen dann als Adenome, bei denen es sich grundsätzlich um gutartige Strukturen handelt. Es besteht bei ihnen jedoch das Risiko, dass sie zu bösartigem Krebs entarten.
Besonders betroffen von Kolonpolypen sind ältere Menschen über 70 Jahre. So finden sich bei etwa 50 Prozent von ihnen Polypen. Neben Adenomen gibt es außerdem noch weitere Kolonpolypen. Dies sind Hamartome, hyperplastische Polypen sowie entzündliche Polypen. Im Unterschied zu den entzündlichen und hyperplastischen Kolonpolypen können die adenomatösen Polypen zu Krebs entarten.
So kommen die meisten Darmkrebskarzinome durch Adenome zustande. Unter adenomatösen Polypen werden Neoplasien des Epithels verstanden. Solange die Lamina muscularis mucosae unversehrt ist, wird das Adenom nicht als bösartig eingestuft. Kommt es jedoch zu deren Durchbruch, besteht ein invasives Kolonkarzinom. Rund 50 Prozent aller Kolonpolypen sind im Rektum angesiedelt. Je weiter es in die obere Richtung des Dickdarms geht, desto weniger Polypen sind anzutreffen.
Ursachen
Der Überschuss an Zellen hat deren Vorwölbung in das Darmlumen zur Folge. Ärzte sprechen dann von neoplastischen oder hyperplastischen Kolonpolypen. Mitunter steht die übermäßige Zellteilung in Zusammenhang mit Veränderungen der Zellen. Bei manchen Menschen verändern sich die Eigenschaften der Schleimhautzellen weiter, sodass aus dem Kolonpolyp im Laufe der Zeit ein bösartiger Tumor hervorgeht, der aus der Darmwand entsteht.
Allerdings ist im Einzelfall keine Prognose darüber möglich, ob es zu einer Entartung des Polypen kommt und zu welchem Zeitpunkt dies geschieht. Gelegentlich entstehen Kolonpolypen auch aus Störungen, die bereits angeboren sind. Sie zeigen sich bereits bei jungen Menschen in großen Mengen und gehen nicht selten mit weiteren Gewebewucherungen einher.
Auch eine Vererbung von Darmpolypen ist im Bereich des Möglichen. Dabei werden bestimmte defekte Gene an die Kinder weitergegeben, wodurch die Polypen viel früher als üblich entstehen. Gleichzeitig erhöht sich das Risiko an Darmkrebs zu erkranken.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Im Anfangsstadium werden in der Regel keine Beschwerden durch Kolonpolypen wahrgenommen. In seltenen Fällen kann es allerdings zu Blutungen kommen, was sich durch rötliche Verfärbungen des Stuhls bemerkbar macht. Halten die Blutungen auf Dauer an, besteht das Risiko einer Anämie (Blutarmut).
Diese kann mit Symptomen wie Schwäche- und Schwindelgefühlen verbunden sein. Von einigen Kolonpolypen wird zudem Schleim gebildet. Dadurch zeigt sich bei den Patienten ein schleimiger Stuhlgang. Die Schleimproduktion führt zu einem Verlust an Eiweißen, Elektrolyten und Wasser. Außerdem zeigen sich krampfartige Bauchschmerzen sowie Durchfall. Manche Menschen leiden wegen der Polypen aber auch unter Verstopfung.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Verspürt der Betroffene unklare Darmbeschwerden, empfiehlt sich das Aufsuchen eines Gastroenterologen. Der Facharzt befasst sich zunächst mit der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. Dieser wird befragt, ob er unter unregelmäßigem Stuhlgang, Durchfall oder Verstopfung leidet, ob Blut oder Schleim im Kot vorhanden sind, Darmerkrankungen in der Familie bestehen und ob es in letzter Zeit zu ungewollter Gewichtsabnahme kam.
Nächster Schritt ist die körperliche Untersuchung. Dabei hört der Arzt mithilfe eines Stethoskops Geräusche des Darms ab. Außerdem überprüft er den Bauch auf eventuelle Verhärtungen. Eine Darstellung der Kolonpolypen ist durch eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) möglich. Allerdings lassen sich mit dieser lediglich kleinere Darmabschnitte kontrollieren.
Daher findet in der Regel eine Koloskopie (Darmspiegelung) statt. Bei diesem Verfahren schiebt der Arzt ein spezielles Koloskop, das mit einer Kamera ausgestattet ist, in den Darm ein und sucht diesen nach möglichen Polypen ab. Sofern ein Kolonpolyp entdeckt wird, lässt er sich sogleich entfernen und in einem Labor untersuchen.
Bei rund zwei Dritteln aller betroffenen Personen kommt es bis zum Ende des Lebens nicht zu gesundheitlichen Problemen durch Darmpolypen. In seltenen Fällen treten jedoch Komplikationen wie ein gefährlicher Darmverschluss auf. Auch Blutungen der Polypen können Probleme bereiten.
Komplikationen
Nicht selten leiden die Patienten ebenso an Durchfall und an Verstopfung. Der Stuhlgang selbst ist dabei schleimig und es kommt weiterhin zu Schwindel und zu Erbrechen. In einigen Fällen treten auch Blutungen auf, die den Stuhlgang rot färben können. Ein blutiger Stuhlgang führt nicht selten zu Panikattacken oder zu Schweißausbrüchen.
Ohne Behandlung kann es durch die Kolonpolypen zu einem Darmverschluss kommen, welcher einen sehr gefährlichen Zustand für den Betroffenen darstellt. Die Behandlung der Kolonpolypen erfolgt in der Regel durch einen operativen Eingriff. Es kommt dabei meistens nicht zu besonderen Komplikationen oder Beschwerden. Weiterhin tritt bei einer erfolgreichen Behandlung auch ein positiver Krankheitsverlauf auf. Die Lebenserwartung wird nicht verringert, wenn es zu einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung der Kolonpolypen kommt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn rötliche Verfärbungen des Stuhls oder ungewöhnliche Schwäche- und Schwindelgefühle bemerkt werden, liegt womöglich ein Kolonpolyp zugrunde. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden scheinbar grundlos auftreten und länger als einige Tage bestehen bleiben. Sollten die Symptome das Wohlbefinden sehr beeinträchtigen, wird bestenfalls sofort ein Arzt konsultiert. Dies gilt auch bei Komplikationen, wie zum Beispiel Verstopfungen oder anhaltenden Bauchschmerzen. Auch Durchfall, Mangelerscheinungen, chronische Müdigkeit und starke Schmerzen im Magen-Darm-Trakt bedürfen einer medizinischen Diagnose. Wird der Dickdarmpolyp frühzeitig behandelt, ist die Prognose gut.
Unbehandelt kann er allerdings ernste gesundheitliche Probleme bis hin zu einem Darmdurchbruch hervorrufen. Um dies zu vermeiden, sollte bereits bei ersten Anzeichen einer Erkrankung der Hausarzt oder ein Gastroenterologe aufgesucht werden. Personen, die bereits an einer Erkrankung des Magen-Darm-Traktes leiden, sollten den zuständigen Arzt über die ungewöhnlichen Symptome informieren. Ein Kolonpolyp kann auch vererbt werden, weshalb schwangere Frauen, die selbst einmal an einem Darmpolypen erkrankt sind, das Kind regelmäßig untersuchen lassen sollten.
Behandlung & Therapie
Weil bei Kolonpolypen die Gefahr besteht, dass sie zu einem Krebstumor entarten, besteht die Therapie in der Entfernung der Geschwülste. Oftmals lässt sich diese bereits bei der ersten Koloskopie vornehmen. Ist der Polyp sehr groß ausgeprägt, muss er durch eine Operation entfernt werden.
Wurde das Gewebe erfolgreich herausoperiert, findet eine mikroskopische Untersuchung statt, um eine bösartige Erkrankung auszuschließen. In manchen Fällen wachsen die Kolon-Polypen nach oder bilden sich an einer anderen Stelle des Darms erneut. Aus diesem Grund sollten regelmäßig Kontrolluntersuchungen stattfinden.
Aussicht & Prognose
Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung und Einleitung einer Behandlung, ist die Prognose bei einem Kolonpolyp günstig. Die Veränderung des Gewebes wird in einem lokalen Eingriff meist vollständig entfernt. Es handelt sich um einen routinierten Vorgang, bei dem im Anschluss an die Wundheilung mit einer Beschwerdefreiheit zu rechnen ist. Nimmt der Betroffene keine medizinische Versorgung in Anspruch, verschlechtert sich die Aussicht auf eine Genesung erheblich.
Diese Art der Polypen trägt das Potenzial einer Mutation in sich. Das hat zur Folge, dass eine Krebserkrankung entstehen kann. Können sich Krebszellen im Organismus ungehindert ausbreiten, kann es im schlimmsten Fall zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen kommen. Je später daher ein Arzt konsultiert wird und eine Diagnosestellung erfolgt, desto ungünstiger sind der Krankheitsverlauf sowie die Aussicht auf eine Linderung der Beschwerden.
Trotz einer erreichten Genesung, kann es im weiteren Verlauf des Lebens zu einer Neuentstehung eines Kolonpolypen kommen. Die Prognose ist bei einem Wiederbefall des Polypen unverändert. Zu berücksichtigen ist, dass diese Erkrankung häufig bei Menschen in einem fortgeschrittenen Lebensalter auftritt. Der Organismus ist in den meisten Fällen bereits geschwächt und die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen weiterer Erkrankungen erhöht. Daher muss der körperliche Gesamtzustand des Patienten bei der Behandlung berücksichtigt werden.
Vorbeugung
Sinnvolle vorbeugende Maßnahmen gegen die Entstehung eines Kolonpolypen gibt es nicht. So ließ sich der genaue Ablauf der Entstehung der Darmpolypen bislang nicht herausfinden.
Nachsorge
Der Kolonpolyp bedarf als Risikofaktor für Darmekrebs grundsätzlich einer konsequenten Nachsorge. In den meisten Fällen wird er entfernt. Die Nachsorge nach dem kurzen Eingriff im Rahmen der Koloskopie ist unkompliziert. Lediglich der Patient achtet darauf, den Darm nach dem Abführen und der Spielegelung beziehungsweise der Entfernung des Polypen nicht sofort zu belasten. Der Verzicht auf blähende Speisen ist für eine Genesung essentiell. Eine ausreichende Trinkmenge unterstützt die Gleitfähigkeit des Stuhls und schont den Darm so zusätzlich.
Wenn der Polyp aus irgendeinem Grund nicht entfernt wurde, ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig. Die Abstände hierfür bestimmt der Gastroenterologe oder Internist, der den Patienten behandelt. Das gilt auch für Fälle, in denen mehrere Polypen entfernt wurden oder eine Disposition in der Familie für Darmpolypen bekannt ist. Weiterhin achtet der Betroffene im Rahmen der Nachsorge auf Blutungen. Diese sollten nach der Entfernung der Polypen nicht oder nur geringfügig auftreten und sind immer eine Grund für Rücksprache mit dem Arzt.
Die Nachsorge des Kolonpolypen ist eng mit der Vorsorge von Darmkrebserkrankungen verknüpft. Neben regelmäßigen Checks durch die Koloskopie kann der Test auf okkultes Blut im Stuhl eingesetzt werden, dessen kleine Briefchen auch in der Apotheke erhältlich sind. Zudem ist der Verzicht auf Nikotin und starken Alkoholkonsum immer sinnvoll.
Das können Sie selbst tun
Bei wiederkehrenden Schwäche- und Schwindelgefühlen ist Bettruhe angezeigt. Der Betroffene sollte sich vorsorglich schonen und bei starken Beschwerden noch einmal mit dem Arzt sprechen. Bei krampfartigen Bauchschmerzen oder Durchfall empfiehlt sich eine schonende Diät. Wärme und altbewährte Hausmittel wie Kräutertee sorgen zusätzlich für Linderung. Die Homöopathie empfiehlt Schüßler-Salze und das Präparat Carbo Vegetabilis. Begleitend zu diesen Maßnahmen sollte die Ursache für die Entstehung der Darmpolypen ermittelt werden. Meist liegt Kolonpolypen ein ungesunder Lebensstil oder eine frühere Tumorerkrankung zugrunde. Sollte die Ernährung ursächlich sein, so muss diese in Zusammenarbeit mit einem Ernährungsmediziner umgestellt werden.
Handelt es sich allerdings um ein Rezidiv eines früheren Tumors, ist eine weitergehende ärztliche Untersuchung erforderlich. Womöglich haben sich auch in anderen Körperregionen Metastasen gebildet, die diagnostiziert und behandelt werden müssen. Da auch Kolonpolypen Rezidive bilden können oder an einer anderen Stelle des Darm erneut auftreten, empfehlen sich nach der initialen Behandlung regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch einen Facharzt.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012