Magenpolypen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Magenpolypen stellen Vorwölbungen der Magenschleimhaut dar und werden auch als gutartige Tumoren beziehungsweise Geschwulste bezeichnet. Neben Darmpolypen sind Magenpolypen die häufigsten Neubildungen der Schleimhäute des gastrointestinalen Traktes (Magen-Darm-Trakt). Insbesondere Menschen, die das 60. Lebensjahr überschritten haben, sind häufiger von Magenpolypen betroffen.
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Was sind Magenpolypen?
Als Magenpolypen wird eine benigne (gutartige) Neubildung der Magenschleimhaut, die sich als Schleimhautvorwölbung in das Lumen des Magens manifestiert, bezeichnet. In über 90 Prozent der Fälle handelt es sich bei Magenpolypen um Adenome, die aus dem adenomatösen (drüsenbildenden) Gewebe entstanden sind und ein erhöhtes Entartungsrisiko (Bildung von Krebszellen) aufweisen.
Anfänglich verursachen Magenpolypen in der Regel keine Beschwerden. Erst im fortgeschrittenen Stadium und ab einer Größe von etwa 1 cm können Beschwerden wie Völlegefühl, Appetitlosigkeit sowie Schmerzen im Oberbauch auftreten. In einigen Fällen können Magenpolypen zu Hämatemesis (Bluterbrechen) oder Teerstuhl (schwarzer Stuhl) führen. Magenpolypen werden zudem in neoplastische und nicht-neoplastische Typen differenziert.
Während neoplastische Magenpolypen aus neu gebildetem Gewebe entstehen (20 Prozent der Fälle) und wie die Adenome ein erhöhtes Entartungsrisiko aufweisen, bilden sich nicht-neoplastische Polypen aus den Drüsenzysten und treten oftmals als lokale Anhäufungen auf (multiple Magenpolypen).
Ursachen
Da in vielen Fällen eine familiäre Häufung von Magenpolypen feststellbar ist, insbesondere bei genetisch bedingten Polyposis-Syndromen wie dem Gardner-Syndrom, dem Peutz-Jeghers-Syndrom oder der juvenilen Polyposis, werden ebenso genetische Faktoren diskutiert. Zudem werden Infektionen mit Helicobacter-pylori-Bakterien als begünstigende Faktoren, die einen Magenulkus oder eine Gastritis (entzündliche Erkrankung der Magenschleimhaut) verursachen können, als Ursachen für Magenpolypen in Betracht gezogen.
So kommt es beispielsweise infolge einer Gastritis zu einer Rückbildung des Magenschleimhautgewebes, die vermutlich durch eine vermehrte Polypenbildung ausgeglichen werden soll. Darüber hinaus erhöht nachgewiesenermaßen eine verminderte Magensaftproduktion das Risiko für eine Manifestierung von Magenpolypen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Magenpolypen zeigen sich in den allermeisten Fällen nicht mit Symptomen. Kleine Polypen bleiben in der Regel unbemerkt. Symptome treten entsprechend erst mit größeren Polypen und den möglichen Begleiterscheinungen auf. Die Symptome bei größeren Polypen umfassen hingegen mehrere Beschwerden.
Verstärkt werden sie, wenn zusätzlich noch eine Gastritis entsteht, was bei Menschen mit Magenpolypen häufiger der Fall ist. Dabei umfassen die Symptome Schmerzen im Oberbauch mit unterschiedlicher Intensität. Ebenso treten wahrnehmbare Magenschmerzen auf, die von einem leichten Druckgefühl bis hin zu einem starken Stechen reichen können. Es kommt im Zuge dessen häufig zu einem Völlegefühl im Magen und zu Appetitlosigkeit. Es kann zu scheinbar unbegründeter Übelkeit kommen und gelegentlich ekeln sich die Betroffenen vor dem Verzehr von Fleisch.
Kommt es zu Blutungen aufgrund der Polypen, erbrechen die Betroffenen dieses Blut zuweilen. Dies ist ist allerdings selten. Die meisten Magenpolypen schädigen den Magen nicht so stark. Meist ist das Bluterbrechen deshalb ein Symptom eines entarteten Magenpolypen oder einer sonstigen Verletzung im Magen.
Aufgrund von Blutungen kann es auch zu okkultem Blut im Stuhl kommen. Bei Magenpolypen kann es auch - trotz dessen, dass gar keine Symptome wahrgenommen werden - zu einem Gewichtsverlust kommen.
Diagnose & Verlauf
Ungeklärte Beschwerden im Oberbauch geben einen ersten Hinweis auf das mögliche Vorliegen von Magenpolypen. Abgesichert wird die Diagnose durch eine Gastroskopie (Magenspiegelung), mittels derer die Beschaffenheit des Mageninneren und der Magenschleimhaut untersucht sowie eine Biopsie (Gewebeentnahme) aus der Magenschleimhaut vorgenommen werden können.
Eine anschließende histologische (feingewebliche) Analyse der Gewebeprobe ermöglicht Aussagen zur Malignität oder Benignität des entnommenen Gewebes und legt das weitere therapeutische Vorgehen fest. Magenpolypen weisen bei frühzeitigem Therapiebeginn eine gute Prognose auf, sollten allerdings nach erfolgreichem Therapieende aufgrund ihrer hohen Rezidivrate im Rahmen von Nachkontrollen konsequent beobachtet werden.
Komplikationen
Die Appetitlosigkeit kann dabei auch zu einer Mangelernährung und zu Untergewicht führen, wobei sich beide Beschwerden sehr negativ auf die Gesundheit des Patienten auswirken. Ebenso kommt es zu einem Völlegefühl und weiterhin auch zu einem Bluterbrechen. Die Belastbarkeit des Betroffenen sinkt durch die Magenpolypen deutlich ab und es kommt nicht selten zu psychischen Beschwerden, die aufgrund der Schmerzen auftreten.
Nicht selten sind die Patienten gereizt und fühlen sich unwohl. Durch eine Magenspiegelung können die Magenpolypen relativ einfach festgestellt werden, sodass es zu einer sofortigen Behandlung dieser Beschwerde kommt. Die Magenpolypen können dabei entfernt werden. Weiterhin sind die Betroffenen auf die Einnahme verschiedener Medikamente angewiesen. Weitere Komplikationen treten in der Regel nicht auf, solange sich die Magenpolypen nicht zu Krebs entwickelt haben. Dabei wird und er Regel auch die Lebenserwartung des Patienten nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei vielen Patienten treten bei Magenpolypen keine Symptome oder alltäglichen Beeinträchtigungen auf. Das erschwert die Signale, die auf die Notwendigkeit eines Arztbesuches hinweisen. Sind große Polypen vorhanden oder steigt die Anzahl der vorhandenen Magenpolypen, zeigen sich deutliche Beschwerden, die ärztlich abgeklärt werden müssen. Schmerzen im Oberbauch sind Hinweise einer Unregelmäßigkeit, die untersucht und behandelt werden sollte. Auf die Einnahme eines Schmerzmedikaments ist ohne die Rücksprache mit einem Mediziner zu verzichten, da es zu verschiedenen Komplikationen kommen kann. Halten die vorhandenen Beschwerden über mehrere Tage an oder nehmen sie an Intensität zu, ist ein Arztbesuch notwendig.
Bei Übelkeit, Erbrechen oder einem Völlegefühl sollte die Konsultation eines Arztes erfolgen. Kommt es zu Bluterbrechen oder befindet sich Blut im Stuhl, besteht unverzüglicher Handlungsbedarf. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit die Ursache ermittelt werden kann. Ohne medizinische Versorgung kann es zu schwerwiegenden Verletzungen des Magens kommen, die lebensbedrohliche Folgen auslösen können. Bei Appetitverlust oder einer ungewollten Abnahme des Körpergewichts sollte ebenfalls ein Arzt kontaktiert werden. Ekelt sich der oder die Betroffene plötzlich vor Lebensmitteln, die zuvor gemocht wurden, ist dies als ein Warnhinweis des Organismus zu verstehen. Allgemeine Störungen oder Unregelmäßigkeiten des Verdauungstraktes sind einem Arzt vorzustellen, sobald sie über mehrere Tage anhalten.
Behandlung & Therapie
Magenpolypen werden in Abhängigkeit vom histologischen Befund in adenomatöse und nicht-adenomatöse Typen differenziert. Nicht-adenomatöse Magenpolypen werden meistens lediglich biopsiert und nicht abgetragen.
Adenomatöse Magenpolypen (Adenome) werden als Präkanzerosen (Krebsvorstufe) eingestuft und folgen in vielen Fällen der Adenom-Karzinom-Entwicklungssequenz. Aufgrund dieses erhöhten Entartungsrisikos werden adenomatöse Magenpolypen minimal-invasiv im Rahmen einer endoskopischen Mukosaresektion oder Polypektomie vollständig abgetragen.
Während bei einer Polypektomie der einzelne Polyp mittels einer Schlinge oder Clips, die um dessen Basis geschlungen werden, von der Magenschleimhaut gelöst und abgetragen wird, wird bei einer Mukosaresektion das gesamte angrenzende Schleimhautareal entfernt. Letzteres wird in der Regel bei Vorliegen einer perniziösen Anämie (Vitamin-B12-Anämie) oder größerer, breitbasiger Magenpolypen durchgeführt, um einer möglichen Ausbreitung von Gewebezellen vorzubeugen, die zu Karzinomzellen entarten können.
Liegen größere Tumoren vor, kann eine Vollwandexzision (offene oder laparoskopische Entfernung der Magenwand) oder eine partielle Resektion (Teilentfernung) des Magens erforderlich sein. Da Magenpolypen eine relativ hohe Rezidivrate (Wiederauftreten) aufweisen, sind regelmäßige endoskopische Nachkontrollen erforderlich, um mögliche Lokalrezidive frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls den Magenpolypen erneut zu resezieren.
Aussicht & Prognose
Insgesamt haben Magenpolypen eine günstige Prognose. Kommt es zu einer raschen Diagnosestellung und einer unverzüglichen Behandlung, wird der Patient meist innerhalb kurzer Zeit als beschwerdefrei aus der Therapie entlassen. Im Verlauf des Lebens kann es jederzeit zu einer erneuten Bildung von Magenpolypen kommen. Werden rasch Behandlungsmaßnahmen ergriffen, ist die Prognose in diesen Fällen ebenfalls günstig.
Die Herausforderung besteht in einer frühzeitigen Diagnosestellung. Häufig bleiben die Magenpolypen über längere Zeit unbemerkt, da sie insbesondere im Anfangsstadium keinerlei Beschwerden auslösen. Eine langfristige Verbesserung wird erreicht, sobald eine Umstellung der Lebensführung stattfindet. Die Ernährungsweise ist zu optimieren und der Konsum von Schadstoffen sollte unterlassen werden. Dies trägt erheblich für eine Verbesserung der allgemeinen Gesundheit sowie der Vermeidung von Magenpolypen bei. Insbesondere Patienten, die bereits an Magenpolypen erkrankt sind, sollten im weiteren Verlauf eine Optimierung der Ernährung achten.
Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf können Magenpolypen zur Entstehung von Karzinomen führen. In diesen Fällen ist die Prognose erheblich verschlechtert. Unbehandelt kommt es zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen. Es ist daher von besonderer Wichtigkeit, bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten einen Arzt zu konsultieren. Darüber hinaus sollten Erwachsene regelmäßig an den angebotenen Vorsorgeuntersuchungen für die Erkennung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen teilnehmen.
Vorbeugung
Da die Ursachen für das Entstehen von Magenpolypen bislang nicht vollständig geklärt werden konnten, existieren keine Maßnahmen, die der Erkrankung direkt vorbeugen. Allerdings sollten die bekannten Risikofaktoren minimiert werden. So kann einer Gastritis beispielsweise durch eine gesunde Ernährung (Verzicht auf übermäßigen Nikotin-, Alkohol-, Kaffeekonsum) vorgebeugt werden. Zudem sollten sich Menschen ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig auf Magenpolypen kontrollieren lassen.
Nachsorge
Wurden die Magenpolypen vollständig entfernt, empfiehlt sich eine Polypen-Nachsorge, die sich nach dem individuellen Risiko des Patienten (Begleiterkrankungen, Divertikulose, familiäre Belastung, histologische Untersuchung) richtet. Wurden beispielsweise kleine, nicht neoplastische Polypen entfernt, ist eine Kontroll-Koloskopie im Abstand von zehn Jahren empfehlenswert, bei drei bis zehn abgetragenen Polypen sollte nach drei Jahren eine Kontrolluntersuchung durchgeführt werden.
Wurden mehr als zehn Polypen entfernt, wird zunächst alle zwei bis sechs Monate engmaschig kontrolliert, anschließend erfolgt eine Koloskopie im Abstand von drei bis fünf Jahren. Die Nachsorgeuntersuchungen haben das Ziel, ein erneutes Wachstum so früh wie möglich zu erkennen und dann dementsprechend zu behandeln. Sollten zwischen der Polypen-Nachsorge Symptome wie Veränderungen beim Stuhlgang, Blut im Stuhl, Schmerzen oder Gewichtsabnahme auftreten, so muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Im Normallfall werden die Patienten vom behandelnden Arzt nach der Entfernung der Polypen über durchgeführte Maßnahmen beziehungsweise Therapien informiert beziehungsweise darüber, welche Therapien weiterhin notwendig erscheinen. Die weiteren Kontroll- und Nachsorgeuntersuchungen können dann auch bei einem niedergelassenen Arzt in der Nähe des Wohnortes vereinbart werden. Außerdem besteht bei einer Nachsorgeuntersuchung die Möglichkeit, sich mit eventuellen Problemen oder Fragen an eine spezielle Fachkraft wenden zu können.
Das können Sie selbst tun
Um ein Wiederauftreten zu verhindern, sollte auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit hohem pflanzlichen Anteil Wert gelegt werden. Verarbeitete Fleischprodukte sowie gepökelte oder stark gesalzene Speisen können unter Umständen die Magenschleimhaut schädigen und die Entstehung von Magenpolypen begünstigen. Gehen die Magenpolypen mit einer chronischen Gastritis einher, sind auch sehr fette und stark zuckerhaltige Speisen zu vermeiden. Mehrere kleine Mahlzeiten sind für den Magen leichter zu verarbeiten als drei große, die Speisen sollten weder zu kalt noch zu heiß verzehrt werden. Natürliche Heilpflanzen wie Kurkuma, Oregano und Thymian wirken verdauungsfördernd und können beim Kochen Salz und scharfe Gewürze ersetzen. Idealerweise beginnt die Verdauung bereits im Mund: Ausreichend lange und sorgfältig zerkaute Nahrung belastet den Magen weit weniger als große Stücke, die hastig geschluckt werden.
Magenkranke vertragen häufig kohlensäurehaltige Getränke schlecht, Teezubereitungen aus Kamille, Malve und Melisse beruhigen dagegen eine gereizte Magenschleimhaut. Auf übermäßigen Alkoholkonsum und Nikotin sollte nach Möglichkeit völlig verzichtet werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen stellen sicher, dass von Neuem heranwachsende Polypen schnellstmöglich entdeckt und entfernt werden können.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006