Manuelle Medizin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter der manuellen Medizin wird eine überlieferte Methode und mittlerweile moderne Schmerztherapie verstanden, die sich mit der Behandlung von Funktionsstörungen des gesamten Bewegungsapparates beschäftigt.

Vordergründig geht es um ein Wiederherstellen der Beweglichkeit und das Lösen von Blockaden. Gelenk-, Nacken-, Rücken- oder Muskelschmerzen, Ischias oder ein Hexenschuss gehören zu den Beschwerden, die durch eine Behandlung von verschiedenen Handbewegungen geheilt werden können. Diese Methode steht der invasiven oder medikamentösen Behandlung gegenüber und baut auf Methoden der Osteopathie und Chiropraktik.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Manuelle Medizin?

Die manuelle Medizin ist eine Schmerztherapie, die durch gezielte manuelle Techniken die Behandlung von Funktionsstörungen des gesamten Bewegungsapparates im Fokus hat.

Die manuelle Medizin hat ihre Wurzeln nicht in der modernen Zeit. Schon in der Antike befassten sich die Menschen mit manuellen Handgriffen, die bestimmte Körperregionen wieder zurechtrücken sollten. Verschiedene Aufzeichnungen und Abbildungen existieren aus dieser Zeit bis in die Neuzeit.

Solche manuellen Techniken eigneten sich u. a. Tierhüter und Viehhirten an, die, um die Herde besorgt, fehlerhafte Knochen von zurückgebliebenen oder zu langsamen Tieren einrenkten. Auch bei Menschen wurde diese Methode teilweise angewendet. Bereits im 19. Jahrhundert begannen sich dann verschiedene Gruppierungen der Medizin mit der manuellen Methode zu beschäftigen. Über Europa hinaus fanden die Erkenntnisse bis nach Amerika.

Geprägt wurde der Begriff der manuellen Medizin schließlich in der Schweiz. Therapiemöglichkeiten beschrieb erstmals der Arzt Otto Nägeli und gilt so als Pionier auf diesem Gebiet. Die manuelle Medizin behandelt Funktionsstörungen durch das Anwenden verschiedener Handgriffe zur Verbesserung des körperlichen Zustandes. Dabei wird einer eingeschränkten Bewegung in Gelenken, in der Wirbelsäule und in den Muskeln entgegengewirkt. Sogenannte Zielpunkte ermöglichen eine Diagnostik aller blockierten Körperregionen. Diese sind über neurogene Verschaltung im Organismus verbunden und geben Aufschluss über die jeweilige Blockade, die gelöst werden muss. So können blockierte Muskeln und Gelenke manipulativ behandelt werden. Die Bezeichnung "manipulativ" ist hier im lateinischen Zusammenhang als Kunst- bzw. Handgriff zu verstehen.

Behandlungen & Therapien

Hand in Hand mit der manuellen Medizin gehen zumeist die Chirotherapie und Osteopathie. Diese Disziplinen gehören zur Alternativmedizin und bauen auf naturwissenschaftliche und philosophische Gedankengebäude, die eine Selbstheilung und Regulierung des Körpers und seiner Funktionen voraussetzen, während die manuelle Medizin wiederum einen festen Platz in der Schulmedizin einnimmt, da ihre Basis kritisch-rationale Erkenntnisse sind.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass Körper und Geist eine Funktionseinheit bilden, die in ihrer Versorgung aufeinander abgestimmt ist. Daraus folgt, dass Störungen sich auf alle Bereiche auswirken, eine Behandlung dieser wiederum durch das Entgegenwirken der Beschwerden im Bewegungsapparat oder Knochengerüst Verbesserung und Heilung nach sich zieht.

Dabei spielt das Nervensystem eine wesentliche Rolle für das allgemeine Wohlbefinden. Die manuelle Medizin setzt voraus, dass Krankheiten häufig aufgrund von Subluxationen der Gelenke hervorgerufen werden, genauer durch eine unvollständige Ausrenkung dieser. Durch Handtechniken sollen dieser wieder eingerenkt werden und Gesundheit ermöglichen.

Die manuelle Medizin findet besonders bei Gelenk- Rücken- und Muskelbeschwerden Anwendung, die durch Unfälle, Krankheit oder Fehlbelastung entstanden sind. Ebenso sind Kopfschmerzen neuropathische Schmerzen, dysfunktionale Störungen Resultate aus möglichen Subluxationen. Gezielte Handgriffe bewirken die Wiederherstellung der gesamten Beweglichkeit von den Gelenken bis zur Wirbelsäule, wobei Blockierungen und Verspannungen gelöst, gestörte Gelenkfunktionen und Schmerzen behandelt werden.

Statt medizinischer Eingriffe sind die Handgriffe ein einfaches Mittel zur Verbesserung der Schmerzen und können so teure und aufwendige Behandlungen ersetzen. Medikamente sind bei der manuellen Methode unnötig, der dafür ausgebildete Arzt erstellt eine Diagnose, verschafft sich einen Überblick über die Beschwerden, manchmal durch die Hilfe einer Röntgenaufnahme. Eine Blockierung wird dabei immer durch einen Impuls behandelt. Der Arzt übt mit minimalem Kraftaufwand Druck auf Gelenke und Wirbel aus und wiederholt diese Bewegungen in raschen und kurzen Aktionen. Genauer setzt er einen gezielt nervalen Reiz an einem Nozizeptor aus, was keinerlei Kraftaufwand nötig macht. Nozizeptoren sind freie Nervenendigungen, die Gewebebeschädigungen oder anderweitige Verletzungen in elektrische Signale umwandeln. Ein leichter Druck ermöglicht verspannte Muskeln wieder zu entspannen.

Dabei können auch Geräusche wie ein Knacken entstehen, während die Behandlung selbst schmerzfrei ist, natürlich nur, wenn der Arzt dafür speziell ausgebildet ist. Erst nach dem Einrenken beginnt die manuelle und eigentliche Behandlung, obwohl meistens wenige Sitzungen genügen, um die Störungen zu beheben und die Schmerzen zu beseitigen. Nach der Behandlung erfolgt meistens ein Aufbauprogramm durch Training und Rehabilitation, um Rückfälle zu vermeiden. Das können z. B. Physiotherapie, Aufbautraining oder Gymnastik sein. Auch sind Ratschläge über eine richtige Körperhaltung oder das Nutzen richtiger Schlafunterlagen hilfreich.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Grenzen der manuellen Medizin treten dort auf, wo eine Behandlung aufgrund von vorbestehenden Krankheiten oder Unfallfolgen nicht angewendet werden kann, da die Risiken zu hoch sind. Auch das Beurteilen solcher Risiken gehört zu den Aufgaben eines Mediziners in diesem Bereich. Insbesondere Wirbelsäulenschäden, die durch Krebserkrankungen entstanden sind, bedürfen bei der Diagnostik einer Computertomographie, da die Manipulation im betroffenen Bereich gefährlich sein kann.

Die manuelle Medizin hat ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. So dient sie als Zusatzausbildung in der Orthopädie und Unfallchirurgie, bietet dort zahlreiche Interventionsmöglichkeiten, wirkt angstvermeidend in der Kinderheilkunde, wenn es z. B. um Entwicklungs- oder Aufmerksamkeitsstörungen geht, oder wird bei der Sportmedizin angewendet, um so neue Behandlungsmöglichkeiten bei Überlastungsschäden und Verspannungen zu gewährleisten. Selbst bei der Volkskrankheit eines schmerzhaften Rückens kann die manuelle Medizin beim Hausarzt chronische Erkrankungen in dieser Richtung vermeiden.

Techniken an Extremitätengelenken oder die sanfte Mobilisierung an der Wirbelsäule können auch von nichtärztlichen Personen durchgeführt werden. Dann wird von einer manuellen Therapie gesprochen.

Quellen

  • Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin 2005
  • Federspiel, F., Herbst, V.: Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005
  • Kraft, K., Stange, R. (Hrsg): Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates, Stuttgart 2010

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