Musculus mylohyoideus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Musculus mylohyoideus ist der oberhalb des Zungenbeins verlaufende Kieferzungenbeinmuskel, der einer feinen Knochenleiste an der Unterkieferinnenseite entspringt. Verspannungen des Kieferbeinmuskels können für Schluckbeschwerden und weitere gesundheitliche Störungen verantwortlich sein.
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Was ist der Musculus mylohyoideus?
Das Zungenbein (Os hyoideum) ist von zwei Muskelgruppen umgeben, unterteilt in innen liegende (intrinsische) und außen liegende (extrinsische) Muskeln. Der Musculus mylohyoideus gehört wie der Musculus digastricus und der Musculus stylohyoideus zur oberen Zungenbeinmuskulatur und hat die Fähigkeit, das Zungenbein hochzuziehen.
Für das Abwärtsziehen sind die unteren Zungenbeimuskeln Musculus sternohyoideus, Musculus thyrohyoideus und Musculus omohyoideus zuständig. Der Kieferzungenbeinmuskel führt zusammen mit den anderen Muskeln in Richtung Kiefer- und Halsmuskeln, außerdem bestehen Verbindungen bis in die Schulterblätter und den Brustkorb. Da das Zungenbein sehr tief liegt, zählt der längliche Musculus mylohyoideus zu den am stärksten durchflochtenen Muskeln im Kopfbereich.
Der am Zungenbein ansetzende Skelettmuskel ist mit seinen hinteren Fasern mit dem Zungenbeinkörper verbunden, während die anderen Zungenbeinmuskeln mit ihren vorderen Fasern in der bindegewebigen Verwachsungslinie der Medianebene (Raphe mylohyoidea) zusammentreffen. Der Musculus mylohyoideus übernimmt auch die funktionelle Versorgung von Gewebe. Die gesamte Zungenbeinmuskulatur unterstützt Zungenbewegung, Sprechen, Atmung, Schlucken, Husten, Kehlkopfbewegung, Mundöffnung und Kausystem. Der Kieferzungenbeinmuskel dient speziell dem Anheben des Zungenbeins und dem Öffnen des Unterkiefers.
Anatomie & Aufbau
Beide Zungenmuskeln gehen eine Verbindung über die Raphe mylohyoidea ein und finden zu einer durchgehenden Muskelplatte zusammen. Unter der Zunge am Mundboden befindet sich das Zungenbein, ein gebogener U-förmiger Knochen, der als einziger nicht mit dem Skelettsystem verbunden ist. Er hängt an den Zungenmuskeln und Bändern, die ihn im Schädelbasisbereich verankern. Die Zungenmuskulatur ermöglicht, dass das Zungenbein das Zungengewicht unterstützen kann. Ohne diese Funktion könnte der Mensch weder sprechen noch Worte artikulieren.
Der Musculus mylohyoideus hebt das Zungenbein beim Schlucken an und öffnet den Kiefer, während der Musculus geniohyoideus als Kinn-Zungenbeinmuskel das Zungenbein nach vorne bewegt. Zuständig für die Zungenbeinhebung sind außerdem der zweibäuchige Musculus digastrica am Kinnvorsprung und der gespaltene Musculus stylohyoideus am kleinen Zungenbeinhorn. Am hinteren Rand des Musculus mylohyoideus unter dem Mundbodendeckel liegt auch die Unterkieferspeicheldrüse.
Funktion & Aufgaben
Jeden Tag nutzt der Mensch bewusst oder unbewusst seine Zungenmuskulatur, etwa um die Lippen zu befeuchten. Der Musculus mylohyoideus ist neben dem Öffnen des Kiefers auch am Schluckvorgang und an den Mahlbewegungen beteiligt. Der flächige Kieferzungenbeinmuskel garantiert zusammen mit den anderen intrinsischen und extrinsischen Muskeln die ungestörte Funktionsfähigkeit der Zunge bei der Nahrungsaufnahme und bei einem uneingeschränkten Kau- und Sprechvorgang.
Die innere Zungenmuskulatur ist in der Lage, die Zunge zu verformen und wird durch den siebten Hirnnerv (Nervus hypoglossus) aktiviert. Die äußeren Zungenmuskeln können die Zunge in der gesamten Mundhöhle bewegen, sie anheben senken, vor- und zurückziehen. Der Musculus mylohyoideus übernimmt bestimmte Aufgaben, die dem stetigen Wechsel von Bewegung und Spannung unterliegen. Kehlkopf und Luftröhre sind mit dem Zungenbein verbunden. Beim Schluckakt ziehen sich bestimmte Zungenmuskeln zusammen mit dem Kehlkopf nach oben und verschließen den Kehlkopfeingang, indem sie den Kehlkopfdeckel an die Halsinnenseite drücken. Der Unterkiefer-Zungenbeinmuskel bildet eine stabile Verbindung zum Mundboden. Überdies beeinflusst der Musculus mylohyoideus die Halsmuskulatur und ist ebenfalls an der Bewegungskoordination des Nacken- und Schulterbereichs beteiligt.
Direkt über dem Zungenbein liegen keine Muskeln, weshalb es durch die Haut tastbar ist. Da sich die Zungenmuskulatur von Kiefer, Brust und Schulter bis zur Zunge zieht, ist sie ein bedeutender Baustein für verschiedene Bewegungsabläufe. Die Muskeln am Zungenbein und der Schildknorpel als größter Kehlkopfknorpel zählen zu den wichtigsten Bewegungsformen im Bereich von Hals, Kopf und Rumpf.
Krankheiten
Infolge dieser Kieferfehlstellung entstehen Verengungen der Luftröhre, was Probleme mit der Atmung auslösen kann. In der Logopädie spielt die Zungenfunktion im Rahmen der Sprachbildung eine gewichtige Rolle. Durch das Trainieren der Zungen- und Mundmuskulatur lassen sich verschiedene Sprech- und Schluckstörungen behandeln. Auch Verspannungen des Musculus mylohyoideus oder der anderen Zungenmuskeln können zu vielfältigen gesundheitlichen Einschränkungen führen. Sind die Zungenbeinmuskeln in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt, kommt es aufgrund der Anspannungen oftmals zu Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen oder Nackensteifigkeit.
Leiden Kinder unter einer fehlerhaften Zungenruhelage, wird statt der korrekten Nasenatmung die Mundatmung begünstigt. Hierbei befindet sich die Zunge in Ruhelage nicht am Gaumen, sondern am Mundboden, was eine schlaffe Zungenmuskulatur und möglicherweise die Ausbildung eines zu großen Unterkiefers nach sich zieht. Fällt die Zunge beim Schlafen in Rückenlage nach hinten, wird der Luftstrom behindert, was zu Schnarchen oder sogar Atemaussetzern führen kann. Gegen die potentiell lebensgefährliche Schlafapnoe setzen Mediziner mittlerweile Zungenschrittmacher ein, die bestimmte Zungenmuskeln und den Zungennerv stimulieren.
Bei der Behandlung der Schlafapnoe kommt außerdem ein gezieltes Zungenmuskel-Training zum Einsatz, das die suprahyoidale Muskelgruppe, zu der auch der Musculus mylohyoideus gehört, stärkt. Diese Therapiemethode erfolgt mittels elektrischer Stimulation über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen und kann die Parameter bei nächtlichen Atmungsstörungen deutlich verbessern.
Quellen
- Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
- Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
- Valerius, K.-P. et al: Das Muskelbuch: Anatomie - Untersuchung – Bewegung. KVM – Medizinverlag, Berlin 2014