Glandula submandibularis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Glandula submandibularis, auch Unterkieferspeicheldrüse genannt, gehört zu den drei großen Speicheldrüsen. Sie ist am Unterkieferwinkel paarig angelegt. Ihre Ausführungsgänge münden links und rechts des Zungenbändchens in den Mundraum.
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Was ist Glandula submandibularis?
Zusammen mit der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea) und der Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis) gehört die Glandula submandibularis zu den drei großen Speicheldrüsen.
Es handelt sich um eine seromuköse Drüse, das heißt, die Sekrete der Unterzungenspeicheldrüse enthalten sowohl serumartige (seröse) als auch schleimige (muköse) Anteile.
Die Ohrspeicheldrüse hingegen produziert flüssigen Speichel, während die Unterzungenspeicheldrüse eher schleimigen Speichel produziert.
Aus der Glandula submandibularis stammt der größte Anteil des Speichels.
Anatomie & Aufbau
Der hintere Teil der Unterkieferspeicheldrüse umfasst den hinteren Rand des Kieferzungenbeinmuskels (Musculus mylohyoideus). Der Ausführungsgang der Drüse, der Ductus submandibularis oder auch Wharton-Gang genannt, mündet ebenso wie die Unterzungenspeicheldrüse unterhalb der Zunge. Die genaue Stelle befindet sich dabei seitlich des Zungenbändchens auf der Hungerwarze (Caruncula sublingualis).
Die Glandula submandibularis gehört zu den gemischten seromukösen Speicheldrüsen. Sie weist einen tubuloazinösen Aufbau auf. Tubuloazinöse Drüsen sind durch ihr verzweigtes röhrenförmiges System von Drüsengängen zu erkennen. Die Drüsengänge enden in beerenförmigen Endstücken, den Acini. Bei der Glandula submandibularis überwiegen die serösen Acini. Zwischen diesen befinden sich nur vereinzelt muköse Drüsenschläuche. Diese produzieren den schleimigen Anteil des Speichels.
Die Unterkieferspeicheldrüse wird durch Nervenzellen aus dem Nucleus salivatorius superior parasympathisch nerval versorgt. Die sympathischen Nervenfasern ziehen aus dem Ganglion cervicale superius zur Speicheldrüse.
Funktion & Aufgaben
Hauptfunktion der Glandula submandibularis ist die Produktion von Speichel. Die Ohrspeicheldrüse produziert ausschließlich serösen Speichel. Dieser Speichel ist also sehr flüssig und wässrig und hat keinerlei schleimige Zusätze. Das Sekret der Unterzungendrüse ist überwiegend mukös, also schleimig. Der von der Glandula submandibularis produzierte Speichel ist eine Mischung aus beidem. Er hat sowohl muköse als auch seröse Anteile.
Pro Tag werden in allen drei Speicheldrüsen bei einem erwachsenen Menschen etwa 0,6 bis 1,5 Liter Speichel produziert. Die Salivation, also die Speichelproduktion, ist dabei abhängig von der zugeführten Menge an Nahrung. Auch ohne die Aufnahme von Nahrung wird ständig Speichel produziert. Man spricht hier von einer Basalsekretion. Diese liegt bei etwa einem halben Liter Speichel pro Tag. Die Unterkieferspeicheldrüse produziert dabei den meisten Speichel.
Der in den Speicheldrüsen produzierte Speichel besteht in der Mischung zu einem überwiegenden Teil (99,5 %) aus Wasser. In diesem Wasser befinden sich sogenannte Mucine, Proteine, Verdauungsenzyme, Antikörper und Mineralstoffe. Die Mucine geben dem Speichel der Glandula submandibularis seine schleimige Form. Sie schützen die Schleimhäute des Mundraums vor chemischen und mechanischen Einwirkungen. Zudem sorgen sie für die Viskosität des Speichels und machen den Speisebrei gleitfähiger, sodass dieser leichter durch die Speiseröhre in den Magen gelangen kann.
Das in der Glandula submandibularis gebildete Ptyalin, auch Alpha-Amylase genannt, ist ein Verdauungsenzym, welches für die Vorverdauung von Kohlenhydraten zuständig ist. Die Verdauung des Speisebreis beginnt also aufgrund der im Speichel enthalten Alpha-Amylase bereits im Mund. Durch die enthaltenen Stoffe wie Immunglobuline, Laktoferrin oder Lysozym hat der Speichel auch eine antibakterielle Wirkung. Zudem wäre ohne den in den Speicheldrüsen produzierten Speichel Schlucken, Sprechen und Schmecken überhaupt nicht möglich. Auch das Riechen wird durch Speichel beeinflusst.
Krankheiten
Eine Mundtrockenheit, verursacht durch zu wenig Speichel, tritt oft im Alter auf. Aber auch Strahlentherapie oder bestimmte Erkrankungen wie beispielsweise das Sjögren-Syndrom, können eine Mundtrockenheit (Xerostomie) verursachen. Das Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem unter anderem die Speicheldrüsen angreift. Nahezu 100 % aller Sjögren-Patienten leiden unter einem trockenen Mund.
Ist die Speicheldrüse angeschwollen und schmerzt, so liegt meist eine Entzündung vor. Am häufigsten von Entzündungen betroffen ist die Ohrspeicheldrüse, aber auch die Glandula submandibularis kann sich entzünden. Häufigste Ursache für eine Entzündung der Unterkieferspeicheldrüse sind Infektionen mit Bakterien wie Staphylokokken oder Streptokokken. Dabei wandern die Keime durch die Einführungsgänge in das Innere der Drüse und verursachen dort eine Abwehrreaktion. Diese zeigt sich dann in Form einer Entzündung. Die Speicheldrüse ist für solche Entzündungen besonders empfindlich, wenn sie wenig Speichel produziert. Deswegen sind von Speicheldrüsenentzündungen meistens ältere Menschen betroffen. Aber auch mangelnde Mundhygiene, eine Mangelernährung oder Entzündungen der Mundschleimhaut begünstigen eine Speicheldrüsenentzündung.
Oft stehen Speicheldrüsenentzündungen in Zusammenhang mit Speichelsteinen. Die Glandula submandibularis ist die Speicheldrüse, in der die meisten Speichelsteine entstehen. Acht von zehn Speichelsteinen bilden sich hier. Diese Steine bestehen zu einem Großteil aus Magnesium- und Calciumphosphat. Sie können bis zu fünf Zentimeter groß werden. Bei Speichelsteinen schwillt die Speicheldrüse an. Mögliche Schmerzen verschlimmern sich, wenn die Speichelproduktion, wie zum Beispiel beim Kauen, zunimmt. Eine durch Speichelsteine verursachte Speicheldrüsenentzündung kann einen Abszess zur Folge haben. Dieser führt im schlimmsten Falle zu einer Blutvergiftung.
Quellen
- Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004