Muskelpumpe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Was ist eine Muskelpumpe? Worin besteht ihre Funktion? Welche Beschwerden treten auf, wenn die Funktion der Muskelpumpe stärker eingeschränkt ist? Diese Fragen sollen nachfolgend beantwortet werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Muskelpumpe?

Die Muskelpumpe unterstützt den Rückfluss des Blutes in den tiefer gelegenen Venen, die die Muskeln durchfließen. Indem die Muskeln angespannt und entspannt werden, werden diese tief gelegenen Venen komprimiert. Der Rückfluss des Blutes erfolgt mit Unterstützung der Muskelpumpe und der Venenklappen gerichtet zum Herzen.

Funktion & Aufgabe

Die Muskelpumpe unterstützt den Rückfluss des Blutes in den tiefer gelegenen Venen, die die Muskeln durchfließen.

Neben der Funktion der Muskelpumpe gibt es die Venenpumpe: Die Venenklappen drücken das Blut Richtung Herz. Die Funktionsweise der Venenklappen verhindert den Rückfluss des Blutes: Wird beim Weiterleiten des Blutes der Druck oberhalb der Venenklappe größer als unterhalb, verschließt sie sich und verhindert so einen Rückfluss des Blutes. Die Funktion der Venenpumpe allein reicht jedoch nicht aus, um den Rückfluss des Blutes zum Herzen sicher zu stellen. Die Unterstützung durch die Muskelpumpe ist notwendig, insbesondere in den Beinen. Deshalb muss der Rückfluss des Blutes zusätzlich durch Bewegungen der Muskulatur in Form der Muskelpumpe unterstützt werden.

Die Faszien, die das Muskelgewebe durchziehen und die Muskeln äußerlich umgeben, wirken als natürliches Widerlager, so dass die Muskelbewegung immer Druck auf die Venen ausüben kann. Ein kontrahierter Muskel, der Arbeit verrichtet, verringert den Durchmesser der Vene. Das dort gerade sich befindende Blut wird nach oben und unten gepresst, wobei es oben durch eine sich öffnende Venenklappe weiter Richtung Herz transportiert wird.

Das Blut, das sich knapp überhalb der unten angrenzenden Venenklappe befindet, wird zu einem Verschließen der unteren Venenklappe führen, und mit dem Sog von oben Richtung Herz weitergeleitet werden. So gibt es ein fortwährendes Wechselspiel zwischen entspannten und angespannten Muskeln, sich öffnenden und schließenden Venenklappen, die den Blutstrom zurück zum Herzen gewährleisten.

Eine gut arbeitende Muskelpumpe entlastet das Herz, denn das Herz braucht weniger Arbeit zu leisten, um das Blut aus den unteren Extremitäten in die Venen und nach oben zu befördern.

Die Muskelpumpe kann unter verschiedenen Umständen in ihrer Qualität nachlassen oder aussetzen. Ein Gipsverband induziert gewollten Bewegungsmangel und lässt die Muskelpumpe zum Erliegen kommen. Auch langes Sitzen im Flugzeug oder Auto vermindert den Rückfluss des Blutes in den Beinvenen. So werden Blutgerinnsel, Thrombosen oder Ödeme unterstützt.

Venenerkrankungen können infolge von Bewegungsmangel entstehen: Die Muskeln wurden nicht ausreichend zu Bewegungen angeregt und haben an Kraft eingebüßt. Die Faszien haben an Spannkraft verloren und fallen als Widerlager auf die Beinvenen praktisch aus.

Ein Kompressionsstrumpf oder ein Kompressionsverband muss nun als äußeres Widerlager wirken, um Ödeme zu beseitigen und den Rückfluss des Blutes wieder herzustellen. Für einen gesunden, funktionierenden Stoffwechsel ist ein Gleichgewicht zwischen arterieller Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr und venösem Abtransport von CO2 und Stoffwechselabbauprodukten von großer Bedeutung. Der Rückgriff auf äußere Hilfsmittel allein reicht nicht aus. Der Körper muss zur Bewegung und zur Stoffwechselaktivität animiert werden.

Bewegung bringt immer einen höheren Kalorienverbrauch mit sich. Angewandt auf die Beine heißt das: Insbesondere rhythmische Bewegungen von der Fußsohle über die Waden bis zu den Oberschenkeln mit Anspannung und Entspannung der Muskulatur üben eine Druck- und Sogwirkung aus und aktivieren Venenpumpe und Muskelpumpe. Diese Bewegungen zumindest über aktives Bewegen der Füße und der Waden sollten des Öfteren am Schreibtisch oder am stehenden Arbeitsplatz gemacht werden.

Noch sinnvoller sind darüber hinaus Aktivitäten, die die Fuß- und die gesamte Beinmuskulatur fordern: Spaziergänge, Treppen steigen, Wandern, Nordic Walking, Joggen, Schwimmen oder Rad fahren tragen in erheblichem Ausmaß dazu bei, Muskeln, Venenpumpe und Muskelpumpe aktiv und funktionsfähig zu halten und Venenerkrankungen vorzubeugen. Neben Ödemen sind Krampfadern oder Thrombosen eine weitere Folge einer zu schwachen Muskelpumpe.


Krankheiten & Beschwerden

Sind Menschen in ihrer Mobilität so eingeschränkt, dass sie sich nicht mehr selbst ausreichend mobilisieren können oder haben eine periphere arterielle Verschlusserkrankung (pAVK oder Schaufensterkrankheit), Polyneuropathie (so etwa infolge von Diabetes mellitus oder Alkoholmissbrauch), reichen die Maßnahmen mit äußerer Kompression und Anleitung zur Bewegung nicht mehr aus. Hier kommen eine manuelle Drainage oder die Hydroven-Therapie als Entstauungstherapie zum Behandlungsspektrum dazu.

Wenn der Rückfluss des Blutes vermindert ist, können Krampfadern und Thrombosen entstehen. Bei primären Krampfadern funktioniert die Muskelpumpe in den tiefer liegenden Venen nicht mehr ausreichend. Das Blut dort staut sich und fließt in Richtung der Füße. Dadurch entstehen Ödeme und das Gefühl, schwere Beine zu haben. Juckreiz und Spannungsgefühl können sich hinzu gesellen. In schwereren Fällen kann es zu Ekzemen und Entzündungen der Haut kommen.

Gefürchtet ist der Ulkus, das schlecht heilende offene Bein, meistens am Unterschenkel. Die Venenklappen der tiefen Venen können die Transportarbeit zum Herzen alleine nicht verrichten. Nun fließt mehr Blut über die oberflächlichen Venen zum Herzen zurück und die Krampfadern bilden sich aus. Sekundäre Krampfadern bilden sich aus, wenn ein neuer Umgehungskreislauf gebildet werden soll: In diesem Fall ist eine tiefer liegende Vene durch eine Thrombose verstopft. Die Thrombose kann sich auch in den oberflächlichen Krampfader-Venen bilden.

Symptome für eine Thrombose können sein: Das Bein fühlt sich schwer an und schmerzt. An der betroffenen Stelle fühlt es sich warm an. Die Haut kann sich bläulich verfärben. Die Thrombose muss letztlich gelöst werden, operiert werden oder die Blutgerinnung wird gehemmt.

Risikofaktoren sind beispielsweise Rauchen in Kombination mit der Antibaby-Pille, Übergewicht, Operationen, eine Schwangerschaft und Bewegungsarmut, auch während langer Reisen. Mit einer gut ausgeprägten Muskelpumpe ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Thrombose nicht entstehet oder ihre Entstehung hinausgezögert wird.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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