Pleuramesotheliom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Pleuramesotheliom handelt es sich um einen seltenen bösartigen Tumor des Brustfells. In den meisten Fällen kann als Ursache ein langjähriger Kontakt mit Asbeststäuben angenommen werden. Die Erkrankung ist nicht heilbar und kann nur palliativ behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Pleuramesotheliom?

Beim voll ausgebildeten Pleuramesotheliom ist das gesamte Brustfell vom Krebs befallen. Der Prozess der Krebsbildung und des Krebswachstums dauert in der Regel sehr lange.
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Das Pleuramesotheliom stellt einen malignen Tumor der Pleura, also des Brustfells, dar. Es ist eine Krebserkrankung mit einer sehr schlechten Prognose. Oft wird der Tumor erst spät erkannt, weil sich die vorausgehenden Prozesse sehr langsam entwickeln. Nach der Diagnose beträgt die mittlere Lebensdauer jedoch nur noch 18 Monate.

Selbstverständlich gibt es in Einzelfällen auch extreme Abweichungen. Eine Heilung ist aber in der Regel nicht möglich, weil die Diagnose meist erst gestellt wird, wenn fast das gesamte Brustfell befallen ist. Nach der Asbestexposition kann sich nach circa 20 bis 50 Jahre ein Pleuramesotheliom entwickeln. Früher war dieser Krebs sehr selten.

Seine Häufigkeit steigt jedoch und wird nach Schätzungen von Wissenschaftlern in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts kulminieren. Denn erst dann kommen die Nachwirkungen der jahrzehntelangen Beeinflussung von Asbeststäuben zur Auswirkung. Betroffen sind hauptsächlich Personen, die beruflich mit Asbest zu tun hatten. Die Pleura stellt die Außenhaut der Lunge dar, überzieht diese vollständig und kleidet gleichzeitig die Brusthöhle aus.

Sie besteht aus einer Schicht Plattenepithel, welches durch den Pleuraspalt von einer Bindegewebsschicht getrennt ist. Beide Schichten können vom Tumor betroffen sein. Bei Tumoren des Plattenepithels wird von einem epithelioiden Mesotheliom und bei Tumoren der Bindegewebsschicht von einem sarcomadoiden Mesotheliom gesprochen.

Der Mischtyp aus beiden Mesotheliomen wird als biphasisches Mesotheliom bezeichnet. Am weitaus häufigsten tritt das epithelioide Mesotheliom auf. Am seltensten ist das sarcomadoide Mesotheliom.

Ursachen

Die Hauptursache für ein Pleuramesotheliom ist die langjährige berufliche Exposition der betroffenen Personen mit Asbeststäuben. Heutige Arbeitsschutzmaßnahmen verhindern das Einatmen von Asbest- oder anderen Mineralfaserstäuben weitgehend. Früher war jedoch die Gefährlichkeit dieser Stoffe nicht bekannt.

Asbest oder andere Mineralfasern bestehen aus langkettigen Silikatfasern. Wenn diese Fasern eingeatmet werden, setzen sie sich in der Lunge und der Pleura fest, ohne jedoch abgebaut werden zu können. Mit dem Versuch, die Fasern loszuwerden, erzeugt das Immunsystem in den betroffenen Bereichen Entzündungsreaktionen, die immer mit dem Absterben von Gewebe verbunden sind.

Da sich die Asbestfasern nicht auflösen, werden die Entzündungen chronisch. Dabei müssen jedoch die abgetöteten Gewebezellen des Brustfells oder der Lunge ständig ersetzt werden. Die dauerhafte Neubildung von Gewebe kann nach langer Zeit auch entartete Zellen hervorbringen, die ihre Kontrolle über die Zellteilung verloren haben. Es entsteht Krebs.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Beim voll ausgebildeten Pleuramesotheliom ist das gesamte Brustfell vom Krebs befallen. Der Prozess der Krebsbildung und des Krebswachstums dauert in der Regel sehr lange. Er beginnt bereits bei der erstmaligen Asbestfaserexposition mit den chronischen Entzündungsreaktionen. Am Anfang treten jedoch noch keine Symptome auf.

Im Vorfeld der Tumorentwicklung kann es unter anderem im Rahmen einer sogenannten Asbestose oder Staublunge zu Gewebeveränderungen kommen, die zu Atemwegsproblemen führen können. Ein Pleuramesotheliom kann sich aber auch ohne vorherige Asbestose entwickeln.

So treten erste Symptome oft erst in einem sehr späten Stadium auf, wenn bereits fast das gesamte Brustfell befallen ist. Typische Symptome sind Atemnot, chronischer Hustenreiz, starke Gewichtsabnahme, Erschöpfungszustände und starke Schmerzen im Brustbereich. Häufig kommt es zu sogenannten Pleuraergüssen.

Diese entstehen durch Flüssigkeitsbildung im Rahmen entzündlicher Prozesse im Brustfell. Die Atembeschwerden und Schmerzen werden einerseits durch diese Flüssigkeitsansammlungen und andererseits durch die Verfestigung der Pleura infolge des Krebswachstums hervorgerufen. Die Lunge kann sich nicht mehr richtig ausdehnen.

Metastasen bilden sich relativ spät. Die Krankheit führt unbehandelt immer zum Tode. Auch durch eine Therapie ist sie in der Regel nicht heilbar. Aber die Überlebenszeit kann etwas erhöht werden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Meist erfolgt die Diagnose eines Pleuramesothelioms erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Es werden bildgebende Verfahren wie CT, MRT oder Röntgenuntersuchungen durchgeführt. Zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung gegen ein Bronchialkarzinom findet eine Bronchoskopie mit Probeentnahme statt.

Bei einer Pleurapunktion ist in einigen Fällen der Nachweis von Tumorzellen möglich, wobei ein fehlender Nachweis ein Pleuramesotheliom jedoch nicht ausschließt. Am sichersten kann die Diagnose durch eine Thorakoskopie bestätigt werden.

Komplikationen

Leider kann ein Pleuramesotheliom nicht mehr behandelt oder vollständig wieder geheilt werden. Aufgrund des Tumors wird die Lebenserwartung des Betroffenen drastisch verringert. Allerdings hängt der weitere Verlauf der Krankheit sehr stark von der Ausprägung und der genauen Position dieses Tumors ab, sodass eine allgemeine Voraussage nicht möglich ist. Die Patienten leiden bei dieser Erkrankung in erster Linie an starken Atembeschwerden.

Es kommt dabei zu einer Schnappatmung und zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Auch eine dauerhafte Müdigkeit und Abgeschlagenheit kann durch das Pleuramesotheliom auftreten und die Lebensqualität des Betroffenen erheblich verringern. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen auch an Schmerzen im Bereich der Brust und an einem starken Gewichtsverlust. Auch Metastasen können sich dabei ausbilden und weiterhin zu Krebs in anderen Regionen des Körpers führen.

In der Regel kommt es aufgrund des Pleuramesothelioms zu einem vorzeitigen Tod des Betroffenen. Das Pleuramesotheliom kann nicht mehr behandelt werden. Mit verschiedenen Therapien können die Beschwerden gelindert und die Lebenserwartung des Patienten verlängert werden. Allerdings handelt es sich dabei immer um Palliative Maßnahmen. Besondere Komplikationen treten dabei in der Regel nicht ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Mit einem Pleuramesotheliom ist der Besuch bei einem Arzt in jedem Fall notwendig. Es kommt bei dieser Erkrankung nicht zu einer Selbstheilung und in den meisten Fällen auch zu einer Verschlechterung der Beschwerden, falls keine Behandlung eingeleitet wird. Je früher die Behandlung beginnt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen positiven Krankheitsverlauf. Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn es durch das Pleuramesotheliom im Bereich der Lunge zu Beschwerden kommt.

Die Betroffenen leiden an einem starken Husten und im Allgemeinen an Atemwegsbeschwerden. Es kommt auch zu Erschöpfung und zu einem starken Verlust an Gewicht, welcher ohne einen besonderen Grund auftritt. Sollte das Pleuramesotheliom weiterhin nicht behandelt werden, kommt es zur Bildung von Metastasen und weiterhin zum Tod des Betroffenen. Die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit erheblich verringert und eingeschränkt.

Weiterhin können auch Schmerzen im Bereich der Brust auf das Pleuramesotheliom hinweisen und sollten von einem Arzt untersucht werden, falls sie nicht von alleine wieder verschwinden und über einen längeren Zeitraum auftreten. In der Regel kann das Pleuramesotheliom durch einen Internisten diagnostiziert werden. Die weitere Behandlung erfordert jedoch einen operativen Eingriff und wird daher in einem Krankenhaus durchgeführt.

Behandlung & Therapie

Ähnlich wie bei anderen malignen Tumoren werden auch bei einem Pleuramesotheliom die drei Behandlungsmethoden Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie miteinander kombiniert. Dabei gibt es keine allgemeingültige Empfehlung zur Durchführung der Therapie. Die Behandlung hängt von der körperlichen Fitness und vom Krankheitsstadium ab.

Bei einem einseitigen Pleuramesotheliom kann die Entfernung einer Lungenhälfte inklusive Pleura zu einer Lebensverlängerung beitragen. Die chirurgische Methode wird dann mit Chemotherapie und Bestrahlung kombiniert. Bei der Chemotherapie wird das Zytostatikum Permetrexed zusammen mit einem platinhaltigen Präparat verabreicht.

Es hat sich außerdem erwiesen, dass die zusätzliche Gabe des gefäßwachstumshemmenden monoklonalen Antikörpers Bevacizumab die Überlebenszeit verbessert. Meist handelt es sich dabei jedoch nur um einige Monate. In seltenen Fällen wurde die Lebenserwartung aber auch um mehrere Jahre verlängert. Bei den Therapien handelt es sich um palliative Maßnahmen. Eine Heilung ist nicht anzunehmen.


Vorbeugung

Einem Pleuramesotheliom kann effektiv nur durch eine Verhinderung einer Asbest- oder Mineralfaserexposition vorgebeugt werden. Vorbelastete Personen sollten auch unbedingt auf das Rauchen verzichten, da es das Risiko der Entwicklung eines Pleuramesothelioms noch zusätzlich erhöht.

Nachsorge

Betroffenen stehen beim Pleuramesotheliom in den meisten Fällen nur sehr wenige beziehungsweise nur sehr eingeschränkte Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Betroffene sind in erster Linie auf eine schnelle und frühzeitige Diagnose angewiesen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu weiteren Beschwerden kommen kann. Hat sich der Tumor schon im Körper ausgebreitet, kann diese Krankheit mitunter nicht mehr vollständig geheilt werden.

In diesem Fall kann die Lebenserwartung des Patienten durch das Pleuramesotheliom erheblich verringert sein. Die Betroffenen sind in der Regel auf eine Chemotherapie angewiesen, um den Tumor zu entfernen. Dabei benötigen die meisten Betroffenen auch die Unterstützung und auch die Pflege der eigenen Familie und der Freunde.

Dabei wirken sich unter anderem auch liebevolle und intensive Gespräche sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus und können auch Depressionen oder andere psychische Verstimmungen verhindern. Auch nach einer erfolgreichen Therapie sind regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sehr wichtig, um andere Tumore schon früh zu erkennen. Der weitere Verlauf hängt allerdings sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose ab, sodass eine allgemeine Voraussage nicht erfolgen kann.

Das können Sie selbst tun

Durch die im Allgemeinen recht späte Diagnose des Pleuramesothelioms kann der Patient selbst in der Regel kaum noch etwas zur Heilung beisteuern. Im Vordergrund steht für ihn daher die Verbesserung der eigenen Lebensqualität beziehungsweise des eigenen Wohlbefindens.

Zum einen wird dem Patienten hierfür empfohlen, eine zusätzliche Belastung der erkrankten Lunge zu vermeiden. Dazu zählen unter anderem das Rauchen, der Aufenthalt in mit Feinstaub belasteten Innenstadtlagen sowie intensive sportliche Betätigungen. Sinnvoll hingegen sind, sofern noch möglich, Ausflüge in Regionen mit sehr guter Luftqualität. Diese können zudem unnötigen Stress abbauen, der den ohnehin bereits geschwächten Körper zusätzlich belasten würde. Ferner wird dem Patienten auch nahe gelegt, spezielle Atemübungen zur Stärkung der Lunge zu erlernen.

Zum anderen ist es angeraten, auch psychische Unterstützung zu suchen. Eine Tumorerkrankung ist ein gravierender Lebenseinschnitt, der sich für den Erkrankten nachweisbar mit einer qualifizierten Therapie oder dem Besuch einer Selbsthilfegruppe leichter verarbeiten lässt. Mögliche Vorurteile oder auch Scham sollten vor dem Hintergrund der Schwere der Erkrankung hierfür abgelegt werden.

Auch bezüglich der Ernährung ist auf das Wohlbefinden zu achten. Gegessen werden darf, was schmeckt. Wichtig ist aufgrund der zumeist bestehenden Appetitlosigkeit lediglich eine ausreichende Kalorien- und Nährstoffzufuhr.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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