Plexus sacralis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Plexus sacralis wird das Kreuzbeinnervengeflecht bezeichnet. Es gilt als stärkstes Nervengeflecht des Organismus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Plexus sacralis?

Zu den Aufgaben des Plexus sacralis gehört die motorische Versorgung der ischiocruralen Muskeln (Oberschenkelflexoren), der Glutealmuskeln (Gesäßmuskeln) und der hinteren Oberschenkelmuskulatur.
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Plexus sacralis ist die Bezeichnung für das stärkste Nervengeflecht innerhalb des menschlichen Körpers.

Es ist an der hinteren Fläche des kleinen Beckens angesiedelt. In der Medizin wird es auch Sakralplexus oder Kreuzbeinnervengeflecht genannt.

Gebildet wird der Plexus sacralis von den vorderen Ästen der Nervenwurzeln, die zu den Rückenmarksegmenten L5 bis S3 gehören. Des Weiteren sind Anteile von L4 und S4 vorhanden.

Zusammen mit dem Plexus lumbalis (Lendennervengeflecht) bildet der Sakralplexus die Nerven von Beinen und Becken.

Oftmals werden Plexus sacralis und Plexus lumbalis als Plexus lumbosacralis zusammengefasst.

Anatomie & Aufbau

Angesiedelt ist der Plexus sacralis an der Foramina sacralia des Kreuzbeins (Os sacrum). Dabei nehmen die Nerven ihren Verlauf durch das große Sitzbeinloch (Foramen ischiadicum majus). Während der Nervus gluteus superior durch das Foramen suprapiriforme zieht, durchqueren die anderen Nerven das Foramen infrapiriforme. Ventromedial vom Plexus sacralis befinden sich das Rektum, die Vena iliaca interna sowie die Arteria iliaca interna.

Untergliedert wird der Plexus sacralis in fünf Hauptäste. Dabei handelt es sich um den Nervus gluteus superior (oberer Gesäßnerv), den Nervus gluteus inferior (unterer Gesäßnerv), den Nervus cutaneus femoris posterior (hinterer Oberschenkelhautnerv), den Nervus ischiadicus (Ischiasnerv) sowie den Nervus pudendus (Schamnerv).

Der Nervus gluteus superior geht aus den Segmenten L5 bis S1 hervor. Zu seinen Aufgaben gehört die motorische Versorgung des Musculus tensor fasciae latae (Oberschenkelbindenspanner), des Musculus gluteus minimus (kleiner Gesäßmuskel) sowie des Musculus gluteus medius (mittlerer Gesäßmuskel). Den Rückenmarksegmenten L5 bis S2 entstammt der Nervus gluteus inferior, von dem motorische Fasern in Richtung Musculus gluteus maximus (großer Gesäßmuskel) ausgesandt werden.

Der Nervus cutanis femoris posterior hat seinen Ursprung in den Segmenten S1 bis S3. Er ist für die sensible Versorgung der Rückseite des Oberschenkels und des unteren Abschnitts der Regio glutealis (Gesäßregion) verantwortlich. Den stärksten und längsten peripheren Nerv des Plexus sacralis und zugleich des menschlichen Körpers bildet der Nervus ischiadicus, der einen Durchmesser von etwa 1,5 Zentimetern erreicht. Er geht aus den Segmenten L4 bis S3 hervor. Von ihm werden sämtliche Oberschenkelflexoren, alle Muskeln von Unterschenkel und Fuß sowie die Unterschenkel- und Fußhaut versorgt.

Ein weiterer bedeutender Nerv des Plexus sacralis ist der Nervus pudendus, dessen Ansatz in den Segmenten S1 bis S4 liegt. Von seinen motorischen Anteilen wird der Beckenboden versorgt, während die sensiblen Nervenfasern die Afterregion sowie die äußeren Geschlechtsorgane innervieren. Einen zusätzlichen Ast des Plexus sacralis stellt der Nervus musculi obturatorii interni dar. Er sorgt für die Innervation des inneren Hüftlochmuskels (Musculus obturator internus).

Funktion & Aufgaben

Zu den Aufgaben des Plexus sacralis gehört die motorische Versorgung der ischiocruralen Muskeln (Oberschenkelflexoren), der Glutealmuskeln (Gesäßmuskeln) und der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Ebenso sind Fuß und Unterschenkel Teil seines Versorgungsgebietes.

Darüber hinaus entsendet der Plexus sacralis sensible Fasern in Richtung Fuß, Unterschenkel, hinteren Oberschenkel und Afterhaut. Der Nervus pudendus gibt innerhalb des Alcock-Kanals eine Vielzahl an Ästen in Richtung Beckenboden und Damm ab, die für die Innervation des Musculus sphincter ani externus sowie der Analhaut zuständig sind. Sein Endast kümmert sich um die sensible Versorgung des männlichen Penis bzw. der weiblichen Klitoris.


Krankheiten

An den unterschiedlichen Bestandteilen des Plexus sacralis kann es zu verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen kommen. Häufig betroffen davon ist der Nervus ischiadicus, da er den größten Nerv des Geflechts bildet. In den meisten Fällen leiden die betroffenen Personen unter Lähmungen, die durch Luxationen des Kreuzbein-Darmgelenks sowie Brüche des Oberschenkels oder des Beckens verursacht werden.

Zu den häufigsten Erkrankungen des Ischiasnervs gehört die Ischialgie, die auch als Ischias bekannt ist. In deren Verlauf kommt es durch die Dehnung des Nervs beim Beugen der Hüfte oder dem Strecken des Knies zu typischen Ischiasschmerzen. Diagnostizieren lässt sich eine Ischialgie in der Regel durch den speziellen Lasegue-Test. Dabei legt sich der Patient auf den Rücken und streckt seine Beine von sich, während die Füße in neutraler Position bleiben. Nimmt der Betroffene dann ein passives Anheben seines Beins vor, zeigen sich Schmerzen an der erkrankten Stelle. In Mitleidenschaft gezogen werden kann der Nervus ischiadicus auch durch Bandscheibenvorfälle, die ebenfalls eine Ischialgie hervorrufen.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen sind zudem am Nervus pudendus, einem weiteren wichtigen Bestandteil des Plexus sacralis, möglich. In erster Linie gehört die Pudendusneuralgie dazu, die sich vor allem bei Frauen zeigt. Durch mechanische Ursachen wird der Schamnerv eingeengt. Als möglicher Grund gilt das Ausüben von Druck auf die Dammregion beim Radfahren. Weitere Ursachen können Beckenverletzungen, Brüche, Gefäßerkrankungen des Beckens, Diabetes mellitus, Tumore oder ein schwerer Geburtsverlauf sein. Dabei äußern sich die Schmerzen brennend, stechend, drückend oder dumpf. Des Weiteren besteht durch eine Pudendusneuralgie die Gefahr von Inkontinenz.

Kommt es zu einem Ausfall des Nervus gluteus superior, hat dies eine Funktionseinbuße von Musculus gluteus minimus und Musculus gluteus medius zur Folge, wodurch wiederum zwei Hüft-Adduktoren ausfallen. Mediziner sprechen in diesem Fall von einem Duchenne-Hinken. Meist sind eine Schwäche der Glutealmuskulatur oder Fehlstellungen des Hüftgelenks dafür verantwortlich. Bei Schäden am Nervus gluteus inferior droht eine Funktionsbeeinträchtigung des Musculus gluteus maximus. Dabei werden Außenrotation und Streckung des Oberschenkels in Mitleidenschaft gezogen.

Quellen

  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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