Plexusanästhesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Plexusanästhesie wird eine Form der lokalen Betäubung bezeichnet. Sie findet Anwendung bei operativen Eingriffen oder zur postoperativen Schmerztherapie durch einen Katheter. Das Betäubungsmittel wird dafür direkt im Bereich der Nervengeflechte (Plexus) injiziert und führt zu einer Schmerzblockade in der Extremität, die von dem Nervengeflecht versorgt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Plexusanästhesie?

Bei der Plexusanästhesie handelt es sich um eine Form der Narkose. Durch eine Blockade der Nerven wird die Schmerzempfindung in der entsprechenden Extremität aufgehoben.

Bei der Plexusanästhesie handelt es sich um eine Form der Narkose. Durch eine Blockade der Nerven wird die Schmerzempfindung in der entsprechenden Extremität aufgehoben. Dies wird mit einer örtlichen Betäubung, eines sogenannten Lokalanästhetikums herbeigeführt. Diese Art der Teilnarkose ist indiziert für operative Eingriffe an der oberen und unteren Extremität.

Das Lokalanästhetikum wird dafür in die Nähe von Nerven, Nervengeflechten oder dem Rückenmark injiziert. Ausschlaggebend für die entsprechenden Nerven ist das Versorgungsgebiet der Nervenfasern, welche vorübergehend betäubt werden soll. Um die Empfindung einer Extremität längerfristig auszuschalten, kann ein Katheter gelegt werden. Über diesen Katheter wird kontinuierlich Lokalanästhetikum zugefügt und verlänger die Teilnarkose bei andauernden Operationen oder postoperativ zur Schmerzbehandlung.

Der Patient bleibt während der Teilanästhesie wach, kann jedoch zur Beruhigung oder zum schlafen ein entsprechendes Medikament zusätzlich verabreicht bekommen. Dadurch wird eine sogenannte Sedierung hervorgerufen, die den Patienten in einen Dämmerschlaf versetzt. Nach dem operativen Eingriff kann der Patient jederzeit wieder erweckt werden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Der Narkosearzt injiziert bei der Plexusanästhesie eine Anästhetikum in den örtlichen Nervenplexus oder in die Nervenstämme. Dadurch wird die Empfindung und somit auch die Schmerzweiterleitung blockiert. Die Muskeln werde in dem zu operierenden Bereich gelähmt.

Die Stelle, wo das Betäubungsmittel injiziert wird, richtet sich nach der Körperregion die operiert werden soll. Häufig wird dieses Verfahren für den Bereich der oberen Extremitäten angewendet. Es eignet sich aber auch für die Betäubung der unteren Extremität. Für die obere Extremität wird der Arm in dem Schultergelenk und im Ellenbogengelenk um 90 Grad angewinkelt, um freie Sicht auf die Achselhöhle zu haben. Die Punktionsstelle wird mittels eines sogenannten Nervenstimulators aufgesucht. Sie befindet sich etwa oberhalb der Arteria axillaris. Der Nervenstimulator wird am Ende mit der Punktionskanüle verbunden. Gelangt die Nadelspitze der Kanüle in die Nähe des zu betäubenden Nervs, macht sich dieser durch Muskelkontraktionen im Unterarm bemerkbar.

Alternativ kann die Punktionskanüle auch mithilfe eines Ultraschalls zum entsprechenden Plexus geführt werden. Bei der Injektion mithilfe eines Nervenstimulators werden etwa 40ml Anästhetikum injiziert. Bevorzugt werden hierbei lange und hochwirksame Anästhetika wie beispielsweise Ropivacain. Bis die volle Wirkung eintritt dauert es etwa 20 – 30 Minuten. Um dieses zu beschleunigen kann zusätzlich eine kurz und schnell wirksame Substanz wie Prilocain oder Mepivacain zugeführt werden.

Die häufigste Plexusanästhesie wird im Armnervengeflecht angewendet. Wird in diesem Bereich eine Schmerzblockade gesetzt, können operative Eingriffe im Bereich der Clavicula, Schulter, Oberarm, Ellenbogengelenk, Unterarm und an der Hand durchgeführt werden. Dabei wird die axilläre Blockade (innerhalb der Achselhöhle), die vertikale infraklavikuläre Blockade (unterhalb des Schlüsselbeins) und die interskalenäre Blockade (im Bereich der Halsmuskulatur) unterschieden. Der Facharzt für Anästhesie entscheidet, je nach Anamnese und geplantem Eingriff, welche Schmerzblockade indiziert ist und umgesetzt wird.

Müssen operative Eingriffe an der unteren Extremität durchgeführt werden, wird die Plexusanästhesie am Plexus lumbosacralis gesetzt. Die Schmerzblockade ermöglicht so Eingriffe im Bereich des Oberschenkels, Kniegelenks, Tibia und Fibula sowie am Sprunggelenk und im Bereich des Fußes.

Ein großer Vorteil der Plexusanästhesie ist, dass sie im Gegensatz zu Vollnarkose relativ minimalinvasiv gehalten werden kann. Durch die Möglichkeit einen Katheter zu legen, kann dieses Narkoseverfahren aber auch über einen längeren Zeitraum durchgeführt und postoperativ zur Schmerzbehandlung genutzt werden. Des weiteren unterstützt die Plexusanästhesie den Heilungsprozess, da das Anästhetikum die Blutgefäße erweitert und somit das Operationsgebiet besser durchblutet und gegebenenfalls Entzündungsmediatoren und Schmerzmediatoren abtransportiert werden können.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Bei der Plexusanästhesie handelt es sich im allgemeinen um eine sehr sichere Form der Narkose. Die typischen postoperativen Nebenwirkungen ,wie bei einer Vollnarkose, bleiben bei einer Plexusanästhesie aus. Es kommt zu keiner Übelkeit oder Erbrechen und da nicht intubiert werden muss auch zu keinem Hustenreiz oder Heiserkeit.

Die Risiken der Plexusanästhesie sind ähnlich wie der Lokalanästhesie. Somit können beispielsweise allergische Reaktionen auf das Anästhetikum auftreten. Bei Betäubungen über einen längeren Zeitraum können Vergiftungserscheinungen in Form von Schwindel, Nervosität, Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckabfall auftreten.

Beim vordringen zum Nervengeflecht kann es passieren, dass eine Vene oder Arterie beschädigt wird, da diese inmitten von Blutgefäßen verlaufen. Postoperativ können Nebenwirkungen wie Taubheitsgefühl, Muskelzittern oder Kribbeln der betäubten Extremität auftreten. Erfahrungsgemäß lassen diese Empfindungsstörungen jedoch nach einigen Wochen nach. Es kann zu Einblutungen (Hämatome) im Bereich der Punktionsstelle und der umliegenden Weichteile kommen.

Des weiteren kann es zu allgemeinen Schädigungen der Weichteile oder auch zu Nervenreizungen, trotz adäquater Durchführung und Lagerung, kommen. Diese Schädigungen oder Reizungen können Gefühlsstörungen wie Missempfindungen, Taubheitsgefühl, Schmerzen bis hin zu Lähmungserscheinungen verursachen. Als Reaktion auf das Anästhetikum können Blutdruck- und Pulsabfall auftreten. Wird das Betäubungsmittel versehentlich in Blutgefäße injiziert, kann es zu Krampfanfällen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Bewusstlosigkeit bis zum Versagen der Atmung kommen.

Eine Plexusanästhesie ist kontraindiziert, wenn in dem Bereich der Injektion eine Infektion ist oder eine Allergie auf Betäubungsmittel bekannt ist.

Quellen

  • Roewer, N., Thiel, H., Wunder, C.: Anästhesie compact. Thieme, Stuttgart 2012
  • Schulte am Esch, J., et al.: Anästhesie und Intensivmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
  • Schüttler, J., Neglein, J., Bremer, F.: Checkliste Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2000

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