Psychoneuroendokrinologie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Disziplin der Wissenschaft ist die Psychoneuroendokrinologie. Sie beschäftigt sich mit der Bedeutung von Hormonen für psychische Eigenschaften und Funktionen.
Dabei wird der wechselseitige Zusammenhang zwischen Erleben und Verhalten betrachtet, die wiederum den endokrinen Funktionen gegenübergestellt sind, also den Hormondrüsen, die ihr Produkt ins Blut abgeben. Somit hat diese Disziplin auch Bedeutung für andere Gebiete der Psychologie und bedingt sich wechselseitig.
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Was ist die Psychoneuroendokrinologie?
Hormone steuern im menschlichen Organismus viele physische und psychische Vorgänge. Dazu zählen die Ernährung, der Stoffwechsel, das Wachstum, die Entwicklung, Fortpflanzung, Reifung und Leistung.
Im Zusammenhang dieser Vorgänge stehen Schmerz, Emotion, Sexualität, Hunger oder Schlafbedürfnis, daher untersucht die Psychoneuroendokrinologie Mechanismen umweltbedingter oder genuiner Änderungen im Befinden und Verhalten des Menschen, Reaktionen, Persönlichkeitsunterschiede und die darauf erfolgenden Reaktionsmuster in Charakter und Stimulanz.
Die hormonellen Funktionen und die menschliche Psyche wirken wechselseitig aufeinander. Sobald hormonelle Veränderungen stattfinden, findet eine physische Reaktion statt. Das Gleiche geschieht in umgekehrter Richtung. Auf dem Gebiet der Psychoneuroendokrinologie gibt es zwei Wege, Erkenntnisse in diesen Bereichen zu gewinnen. Einmal untersucht sie die Manipulation von Hormonen, zum anderen die der psychischen Prozesse.
Manipuliert werden Hormone durch Stimulation, Applikation und Blockaden. Sobald eine Veränderung stattfindet, müssen die Auswirkungen auf den psychischen Prozess untersucht werden. Das wird auch anhand von Tierversuchen erforscht, um z. B. physikalische oder chemische Inaktivierungen solcher Nervenbahnen zu erhalten, die für die Hormonregulation zuständig sind. Die umgekehrte Richtung, z. B. Stress, psychische Belastung, Leistungsstreben, Schlaf-, Sexual- oder Essverhalten, ebenfalls positive Gefühle und Stimulationen, können in der hormonellen Veränderung erfasst und darüber ein Zusammenhang hergestellt werden.
Behandlungen & Therapien
Die fehlenden Tiefschlafphasen wiederum führen zu einer fehlenden oder zu geringen Ausschüttung an Wachstumshormonen. Daran zeigt sich, dass jede Art von Belastung auf den Hormonspiegel Einfluss hat, darunter auch Sinnesschwellen, Tiefschlafphasen, allgemeines Schlafverhalten und Leistungsdruck.
Unterschieden wird in einen spezifisch organisierten Einfluss aller Hormone in der Entwicklung des menschlichen Organismus und in einen aktivierend-mobilisierenden Einfluss, der immer im Verlauf des Lebens Wirkung zeigt. Ebenso gibt es neben den stattfindenden Experimenten auch Untersuchungen der Zusammenhänge auf korrelativer Basis in Hinsicht auf Befinden und Verhalten des Menschen.
So haben neben verschiedenen Tageszeiten auch Zyklusphasen von Frauen oder Schwangeren, Lebensumstände oder die allgemeine Gesundheit einen Einfluss auf den Hormonspiegel, auch unterscheiden sich Menschen, die psychische Störungen aufweisen, von Gesunden. Sie leiden an Ängsten, Depressionen oder Impulskontrollstörungen und weisen dadurch einen veränderten Hormonspiegel auf. Psychologische Prozesse und die Entwicklung des Menschen regeln die Hormonsekretion, die Hormone wiederum steuern die Wahrnehmung und das Verhalten. Gerade im Bereich des Suchtverhaltens spielen neuroendokrine Systeme eine Rolle. So kann Stress z. B. Alkoholabhängigkeit und Rückfälle bedingen oder das Rauchverhalten beeinflussen bzw. steigern.
Die Psychoneuroendokrinologie untersucht die Belastungen und Stressreaktionen nach bestimmten Stimulationen und teilt sie in Stressart, Vorhersagbarkeit, Neuigkeit und Kontrollierbarkeit ein. Verglichen werden das Verhalten der Hormone und das Stressbewältigungserleben des Menschen, um daraus Veränderungen im Hormonsystem herauszukristallisieren. Dazu werden Experimente mit z. B. Übungen im Kopfrechnung oder das Halten eines Vortrags, das Zeigen erregender Filme oder physische Stressfaktoren wie Anstrengung, Kälte, Hitze oder Schmerz durchgeführt. Die Hormonmuster ähneln dabei einander häufig, insbesondere sichtbar als Hormonanstieg bei stärkeren Stressfaktoren. Dagegen löst z. B. Ekel keinen Anstieg aus.
Ebenso werden Ereignisse in die Untersuchungen miteinbezogen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und kritische Lebensereignisse aufweisen, darunter langjährige Arbeitslosigkeit, Tod oder Krankheit von Angehörigen oder Beziehungsprobleme und Scheidungen.
Der Faktor Stress ist ein wichtiger Forschungsansatz im Sinne der Hormonausschüttung im Körper und die aufeinander bedingenden Reaktionsmuster zwischen psychischen oder physischen Reaktion und Hormonspiegel. Hormone wirken auf den neuronalen Schaltkreis, beeinflussen Denken, Verhalten und Emotionen. Eine stressreduzierende Reduktion der Hormone ist gleichzeitig eine energiesparende Reaktion. Erhöhte Stressbedingungen und starke körperliche Belastung wiederum führen zu einer hohen Ausschüttung an Reproduktionshormonen.
Positive Stimulanzen wiederum oder Gefühle, die aus solchen Erlebnissen hervorgehen, wurden noch nicht ausreichend erforscht. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine Verbindung zwischen hormonellen Reaktionen und angenehmen Gefühlen besteht. Auch körperliche Höchstleistung führt nicht nur zum Ausstoß von Endorphinen und löst Euphorie aus, sondern kann durch eben diesen Ausstoß auch einen analgetischen Effekt haben. Die Auswirkungen sind allerdings weitaus geringer als Belastungen und Stressgeschehen, weshalb sie wiederum schwieriger zu untersuchen sind.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Als Beispiel wurden Erkenntnisse im Bereich der Schizophrenie gesammelt, dass sich die Hormonausschüttung in Bezug auf die Krankheit geschlechtsspezifisch unterscheidet, z. B. weibliche Sexualhormone den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.
Bekannt ist, dass Schizophrenie bei Frauen später als bei Männern beginnt und nicht so viele Negativsymptome aufweist, ebenso selten strukturelle Abnormitäten im Hirn. Die Forschung im Bereich der Psychoneuroendokrinologie konnte nachweisen, dass diese Bedingungen durch die weiblichen Sexualhormone ausgelöst werden, darunter der Einfluss der Östrogene, die modulierend in die Aktivität der Dopamin-Rezeptoren eingreifen. Östrogene beeinflussen die Funktion der N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren günstig und lösen einen antipsychotischen Effekt aus.
Quellen
- Ehlert, U., von Känel, R.: Psychoendokrinologie und Psychoimmunologie. Springer, Berlin 2011
- Kirschbaum, C., Hellhammer, D. (Hrsg.): Psychoendokrinologie und Psychoimmunologie. Hogrefe, Göttingen 1999
- Nemeroff, C. B., Loosen, P. T. (Hrsg.): Handbook of psychoneuroendocrinology. The Guilford Press, New York 1997