Schwerhörigkeit, Hörstörungen und Otosklerose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Schwerhörigkeit ist ein häufiges Leiden. Betrachtet man die Gesamtbevölkerung vom Säugling bis zum Greis, darf man annehmen, dass im Weltdurchschnitt etwa zehn Prozent aller Menschen unter Hörstörungen leiden. Nicht alle müssen deswegen den Arzt aufsuchen, aber mindestens drei Prozent der Gesamtbevölkerung bedürfen ärztlicher Behandlung.
Ursachen
Der natürliche Abbau des Hörvermögens beginnt bereits bei sonst völlig gesunden Personen kurz noch Abschluß der Reifezeit. Gerade am Hörorgan, dessen grösste Funktionstüchtigkeit etwa am Ende des zweiten Lebensjahrzehnts liegt, läßt sich der im dritten Lebensjahrzehnt beginnende Altersabbau schon sehr früh feststellen.
Selbstverständlich ist der Rückbildungsvorgang individuell sehr verschieden und außerdem abhängig von weiteren Belastungen, denen der Mensch insgesamt aber besonders das Hörorgan ausgesetzt sind. Keineswegs ist die sogenannte Altersschwerhörigkeit die Hauptursache aller Hörstörungen, aber alle Menschen, die ein hohes Lebensalter erreichen, müssen eines Tages in größerem oder geringerem Umfang unter den Altersveränderungen des Hörorgans leiden.
Bekanntlich gibt es sehr viele Ursachen, die die Schwerhörigkeit hervorrufen können. Neben dem schon erwähnten Altersabbau müssen hier vor allem genannt werden: Mittelohrentzündungen akuter wie chronischer Art, die Otosklerose, Unfallschäden verschiedener Art im Kopfbereich, der Lärmschaden, verschiedene Infektionskrankheiten, Erkrankungen der oberen Luftwege bei Säuglingen und Kleinindern, Ohrmissbildungen, Beschädiungen der Hörnerven durch Medikamente oder andere schädliche Mittel, angeborene Hörstörungen, der akute Hörsturz in den mittleren Lebensjahren und verschiedene andere.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Erste Anzeichen für eine beginnende Schwerhörigkeit oder Hörstörungen sind oftmals ungewohnte Schwierigkeiten bei der Gesprächsführung. Der Betroffene hat Verständnisprobleme und muss deshalb mehrfach nachfragen. Zuhörer und Gesprächspartner bitten umgekehrt darum, etwas leiser zu sprechen. Unterhaltungen wirken sich zunehmend als anstrengend aus.
Dies gilt besonders bei Telefonaten. Die Symptome für eine Schwerhörigkeit bilden sich in der Regel langsam und schleichend. Leise Geräusche, die von der Natur stammen, werden kaum noch wahrgenommen. Dazu zählt Vogelgezwitscher, Meeresrauschen oder Windgeräusche. Radio oder Fernseher müssen immer lauter gestellt werden.
Eine Freude an Freizeitaktivitäten wie der Besuch von Veranstaltungen oder Fernsehsendungen ist aufgrund der Hörprobleme nur noch eingeschränkt möglich. Hintergrundgeräusche erschweren immer häufiger eine Unterhaltung. Mit zunehmender Erkrankung werden auch Geräusche im Haushalt wie das Anspringen des Kühlschranks oder das Klingeln an der Haustür immer seltener wahrgenommen.
Selbst morgendliche Weckgeräusche werden nicht mehr gehört. Handelt es sich um eine lärmbedingte Schwerhörigkeit, stellen sich als typische Symptome auch Ohrgeräusche ein. Manche Betroffene haben das Gefühl, als hätten sie einen Fremdkörper im Ohr.
Bei einer plötzlich eintretenden Hörstörung ist in der Regel nur ein Ohr betroffen. Bei einer langsam beginnenden Otosklerose treten zunächst ebenfalls nur Beschwerden wie Ohrensausen und knacksende Geräusche an einem Ohr auf. In den meisten Fällen treten diese Symptome im späteren Verlauf an beiden Ohren auf.
Besonders Menschen, die an Mittelohrentzündung erkranken, bedürfen ständiger ärztlicher Behandlung. Die akuten und wiederholt auftretenden kurzen Entzündungsphasen werden von jedem Arzt konservativ behandelt, teils durch die übliche physikalische Therapie, teils ober auch mit Hilfe moderner Medikamente, die zur Chemotherapie oder zu den Antibiotika gerechnet werden. Eine akute Mittelohreiterung, die zur Entzündung des ganzen Warzenfortsatzes führt, wurde früher stets nur operativ behandelt.
Komplikationen
In der Regel wirken sich diese Beschwerden sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Die Patienten leiden dabei an erheblichen Einschränkungen in ihrem Alltag und sind in schwerwiegenden Fällen auch auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Der weitere Verlauf dieser Erkrankungen richtet sich stark nach ihrer Ursache, sodass ein allgemeiner Verlauf nicht vorausgesagt werden kann.
Vor allem bei Kindern kann dadurch die Entwicklung verzögert werden, sodass es auch im Erwachsenenalter zu Komplikationen und Beschwerden kommen kann. Nicht in jedem Falle müssen die Erkrankungen behandelt werden. Auch bedeuten sie nicht immer unbedingt eine gesundheitliche Gefahr. Eine direkte und kausale Behandlung dieser Störungen kann nur in wenigen Fällen erfolgen.
Vor allem mit Hilfe technischer Geräte und Hörhilfen können die Beschwerden gelindert und eingeschränkt werden. Allerdings kann ein vollständiger Hörverlust in der Regel nicht mehr irreversibel gemacht werden. Besondere Komplikationen treten bei der Behandlung selbst nicht auf.
Auch die Lebenserwartung des Patienten wird von diesen Beschwerden in den meisten Fällen nicht verringert oder anderweitig beeinflusst. Oftmals leiden die Patienten allerdings auch an psychischen Beschwerden und benötigen daher eine psychologische Behandlung.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Schwerhörigkeit, Hörstörungen und Otosklerose sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Es wird keine Selbstheilung eintreten, sodass die Betroffenen immer auf eine medizinische Behandlung durch einen Arzt angewiesen sind. Dabei wirkt sich eine frühzeitige Diagnose mit einer frühen Behandlung positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus und kann weitere Komplikationen verhindern.
Ein Arzt ist bei einer Schwerhörigkeit, Hörstörungen und Otosklerose dann aufzusuchen, wenn es zu Hörbeschwerden kommt, welche nicht wieder von alleine verschwinden. Dabei kann es zu einem Sausen oder zu anderen störenden Geräuschen im Ohr kommen, welche die Lebensqualität erheblich herabsetzen können. In vielen Fällen deutet auch das Gefühl eines Fremdkörpers im Ohr auf diese Erkrankungen hin und sollte dann ebenfalls von einem Arzt untersucht werden. Die meisten Betroffenen weisen auch Entzündungen im Mittelohr auf.
Bei einer Schwerhörigkeit, Hörstörungen und Otosklerose kann ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Ob es dabei allerdings zu einer Heilung kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden. Eventuell ist die Krankheit nicht heilbar.
Behandlung & Therapie
Moderne Therapieansätze der letzten 20-30 Jahre haben hier eine gewaltige Umwälzung gebracht. Sofern die Warzenfortsatzentzündung nicht durch Knochenzerstörung, Durchbruch nach außen, in das Innenohr oder in den Hirnschädelraum kompliziert ist, werden heute nach vorherigem Erregernachweis gezielt eingesetzte, hoch dosierte Antibiotika zur Behandlung benutzt, und für mehr als 80 Prozent der akuten Fälle benötigt man heute den operativen Eingriff der einfachen Aufmeißelung des Warzenfortsatzes nicht mehr.
Die restlichen 20 Prozent der Patienten, die immer noch operiert werden müssen, leiden entweder unter Erregern, bei welchen die Medikamente, nicht wirksam sind, oder aber unter solchen Warzenfortsatzzerstörungen, dass die Antibiotika nicht mehr in ausreichende Konzentration an den Krankheitsherd gelangen.
Verläßt man sich jedoch auf die medikamentöse Behandlung, so muss der Facharzt den Patienten ständig beobachten, denn bei nicht sachgemäßer Nachsorge wird manchmal der doch noch notwendig werdende Eingriff nicht zum rechten Zeitpunkt vorgenommen oder die normale Hörfunktion wird trotz Abheilens der Entzündung nicht wiederhergestellt, weil sich durch die ungenügende Behandlung Narben bildeten und eine erhebliche Hörstörung verursachten.
Weitaus schwieriger ist die Behandlung der chronischen Mittelohrprozesse. Wir unterscheiden heute drei pathologisch-anatomisch verschiedene Vorgänge bei chronischen Mittelohrentzündungen. Nur bei der sogenannten einfachen Schleimhauteiterung ist nach heutigen Gesichtspunkten noch eine mehrwöchige energische konservative Behandlung mit Spülungen, Tropfen, Salben, Pudern und ähnlichem angebracht.
Liegt nach mindestens sechs Wochen derartiger inte-nsiver fachärztlicher Therapie keine deutliche Besserung vor, dann muss genau wie bei den anderen zwei Formen der chronischen Mittelohreiterung, der sogenannten granulierend-polypösen und der bösartigen cholesteatomatösen, operiert werden.
Während in früheren Jahrzehnten die Radikaloperation, wenn auch zuletzt in immer schonenderer Form, ausgeführt worden ist, muss noch dem heutigen Stand der Mikrochirurgie jedes Ohr mit chronischer Eiterung schon primär mit Rekonstruktionsabsichten operiert werden.
Damit ist gemeint, dass nicht nur der gesamte zerstörte Teil und alle kranken Abschnitte des Mittelohrs zu beseitigen sind, sondern sofort aus den vorhandenen noch gesunden Teilen stets unter Benutzung von körpereigenem Gewebe des Patienten aus gesunden Bezirken auch das Mittelohr so weit wiederherzustellen ist, dass ein besseres, möglichst optimales Hörvermögen erreicht wird.
Ein jeder derartiger Eingriff wird allgemein Tympanoplastik genannt. Es gibt sehr viele Formen und Arten der Tympanoplastik. Jede Operation hat die zwei Hauptaufgaben zu erfüllen: die Eiterung zu beseitigen und das Hörvermögen zu verbessern. Es gibt Standardtypen der Tympanoplastik, doch werden von diesen Operationstypen heute fast nur noch die am meisten das Mittelohr schonenden und das beste Hörvermögen ergebenden Eingriffe benutzt.
Entscheidend für den Erfolg der Operation ist die sogenannte Innenohrreserve. Ist sie noch gross, dann kann auch nach langjähriger Eiterung ein gutes Resultat erzielt werden. Aber mit aller Deutlichkeit muss gesagt werden, dass jede fortdauernde Mittelohreiterung eine ständig zunehmende Hörverschlechterung verursacht. Je früher eine solche Eiterung zum Stillstand gebracht werden kann, desto weniger wird auch das Innenohr geschädigt sein.
Nicht in jedem Fall gelingt der tympanoplastische Eingriff schon in der ersten Operation. Etwa ein Drittel de Fälle, die besonders unangenehme Grannulationsbildungen zeigen, schlechte Heilungstendenzen aufweisen oder mit anderen Krankheiten (Diabetes, Blutungsneigung, Tuberkulose, schlechter Allgemeinzustand) verknüpft sind, müssen bei intensiver Nachsorge auch ein zweites Mal operativ behandelt werden. Beim zweiten Mal genügt die Operation durch den Gehörgang ohne äußeren Schnitt. Dabei sind nur die rekonstruktiven Maßnahmen vorzunehmen, die beim ersten Eingriff nicht zum Abheilen der Pauke geführt haben.
Zunächst handelt es sich nur darum, restliche Löcher im Trommelfell zu verschließen oder eine Schallübertragungskette zu schaffen, die infolge ungenügender Heilungstendenz in der Nachbehandlung nicht erreicht werden konnte. Wenn das Hörvermögen verbessert werden soll, muss die Tubenfunktion unbedingt erhalten sein. Um das zu erreichen, hat der Facharzt heute sehr viele Möglichkeiten. Zumeist werden Störungen der Paukenbelüftung durch die Tube schon vor der Operation beseitigt.
Otosklerose als Ursache
Die Otosklerose ist eine nichtentzündliche Erkrankung die sehr häufig bei Menschen der mittleren Lebensjahrzehnte auftritt. Sie entwickelt sich allmählich und behindert vor allem die Schallübertragung zum Innenohr. Etwa zwei Prozent aller Menschen leiden an dieser Erkrankung. Die alten operativen Verfahren und die verschiedenen Medikamente, Hormone, Vitamine usw. brachten keine wesentliche Besserung.
Erst seit etwa 20 Jahren kann man von einer erfolgreichen chirurgischen Behandlung der Otosklerose sprechen. Während vor 30 Jahren noch die Bogengangsfensterung mit verschiedenen Nachteilen als einzige Operation mit Dauererfolgen benutzt wurde, hat sich im letzten Jahrzehnt die direkte Operation am Steigbügel durchgesetzt.
Dieser kleinste Knochen des menschlichen Organismus ist natürlich nur mit Hilfe moderner Operationsmikroskope, feinster Instrumente und bei Verwendung bester Medikamente wieder schallübertragungsfähig zu machen. Die Operationen können auch noch bei fast Tauben ausgeführt werden, wenn die Diagnose gesichert ist. Wir unterscheiden heute eine ganze Reihe verschiedener Eingriffe am Steigbügel, die alle durch den Gehörgang nach Lüftung des Trommelfells durchführbar sind. Je nach dem Grad der Veränderungen genügen teilweise reine Mobilisationen.
Manchmal müssen nur Fußplattenabschnitte des Steigbügels entfernt werden, zuweilen jedoch muss auch der gesamte Knochen beseitigt und durch körpereigenes Gewebe bzw. durch modernes synthetisches Materia1 ersetzt werden. Die Ergebnisse dieser Eingriffe sind sehr gut. Besonders erfreulich ist es, dass Patient und Arzt bereits am Ende des verhältnismäßig kurzen Operationsvorganges wissen, wie erfolgreich die Operation verlaufen ist, weil die Hörprüfungen während und nach der Operation sehr gut das Hörergebnis zeigen.
Unfälle & Lärmschäden
Häufig entstehen Hörstörungen auch durch Verkehrsunfälle. Sobald die ersten schweren Stunden des Schocks überwunden sind, kann bei dem Patienten bereits durch Hörprüfungen ermittelt werden, welche Schäden vorliegen. Alle Unfallverletzten, bei denen Hörstörungen auftreten, müssen unbedingt durch einen Ohrenarzt betreut, beraten und, wenn notwendig, operiert werden.
Je früher geholfen wird, desto sicherer ist ein gutes Ergebnis zu erwarten. Aber auch kleine Unfälle beim Tauchen, Wasserspringen, Boxen, Schneeballwerfen usw., die vor allem bei bereits geschädigten Trommelfellen, Zerreißungen und Hörstörungen zur Folge haben können, müssen sofort vom Ohrenarzt operativ behandelt werden, um Entzündungen im Mittelohr zu vermeiden, eine Primärheilung zu erzielen und bleibende Hörschäden zu verhindern.
Sehr umfangreich sind die Lärmschäden am Hörorgan. Hier kann nur durch rechtzeitiges Erkennen der Lärmquantität und Qualität gesichert werden, dass möglichst wenig Schaden entsteht. Lärmerzeugende Firmen müssen deswegen von entsprechenden Fachleuten untersucht und hinsichtlich der Lärmpegel ausgemessen werden. Die Lärmempfindlichkeit der Menschen ist individuell und auch nach Geschlecht sehr verschieden. Frauen sind zum Beispiel viel weniger lärmempfindlich als Männer. Häufig entstehen schon noch kurzer Lärmeinwirkung Schäden. Andererseits bemerkt man auch noch nach Jahren keine nennenswerten Veränderungen.
Empfindliche Personen müssen entweder durch Lärmschutzmittel, durch Pausen in der Lärmeinwirkung oder aber durch Arbeitsplatzwechsel davor bewahrt werden, schwerhörig oder gar taub zu werden. Heute gibt es in dieser Hinsicht in Deutschland eine ausgezeichnete Gesetzgebung mit Lärmschutzbestimmungen, die die Lärmgefährdung mindern sallen und dem bereits Lärmgeschädigten entsprechende Hilfe gewähren.
Krankheiten als Ursache
Wenn die moderne Medizin auch die Gefährlichkeit der früher sehr verbreiteten Infektionskrankheiten Masern, Scharlach, Röteln, Mumps, Tuberkulose usw. vermindert hat, was auch die Folgeerscheinungen betrifft, gibt es doch noch Einzelfälle von Hörstörungen durch Infektionskrankheiten. Auch hierbei sind rechtzeitiges Erkennen mit früher Behandlung wichtig, damit bleibende Schäden verhütet werden. Die Behandlung geschieht meist mir Medikamenten. Bei schweren Störungen, die nicht mehr zurückgebildet werden können, kann manchmal auch nur ein modernes Hörgerät helfen.
Sehr viele Ohrenerkrankungen und Hörstörungen beruhen auf Schädigungen der oberen Luftwege im Säuglings- oder Kindesalter. Manche übergroße Rachenmandel und mancher Dauerschnupfen haben schon in früher Kindheit Schäden an den Ohren verursacht, die später schwer zu behandeln und zu beheben sind. Deshalb gehört jede behinderte Nasenatmung, jede Neigung zu Entzündungen der oberen Luftwege, jeder länger währende Schnupfen in die Behandlung des Facharztes (Hals-Nasen-Ohren Arzt). Dann können die Veränderungen im Bereich der oberen Luftwege rechtzeitig behoben und Schäden am Ohr vermieden werden.
Viele Kinder mit erblichen Behinderungen haben auch Hörstörungen, die teilweise durch missgebildete Ohren, teilweise ober auch durch fortgeleitete Störungen vom missgebildeten Mund-Rachen-Gebiet herrühren. Je noch Art und Sitz der Veränderungen muss so früh operiert werden, dass das Kind möglichst noch rechtzeitig hören und sprechen lernt.
Zumindest bis zum Eintritt in die Schule sollte durch Operationen erreicht werden, dass die Hörfunktion dem Kind eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht möglich macht. Mit den heutigen Operationsmethoden sind Hörgewinne zu erzielen, die selbst bei schweren Mißbildungen eine ausreichende Hörfunktion und damit einen Schulbesuch zulassen. Reicht der Rest des Hörvermögens nicht aus, kann das Kind zusätzlich ein Hörgerät benutzen.
Weitere Ursachen
Seit Jahrhunderten ist in der Medizin bekannt, dass gewisse Drogen und Medikamente - teils vorübergehend, teils bleibend - Hörstörungen verursachen. Chinin, Arsen, Salycilate, aber auch ein Missbrauch von Genussmitteln wie Alkohol, Kaffee und Tee und ebenso Industrieprodukte wie Quecksilber, Blei, Benzol, Phosphor, Schwefelsäure, Kohlenmonoxyd und andere können schwere Hörschäden verursachen. Leider sind auch heute erfolgreich benutzte moderne Präparate zum Beispiel der Antibiotikareihe qefährlich für den Hörsinn.
Deshalb dürfen derartige Medikamente auch nur unter ärztlicher Aufsicht bei fortdauernder Kontrolle des Hörorgans und unter Berücksichtigung der internationalen Erfahrungen genommen werden. Hierbei ist oberstes Gebot, die richtige Dosierung einzuhalten. Ist erst einmal ein Ohrenschaden aufgetreten, kann nur noch wenig geholfen werden und meist auch nur noch durch Hörgeräte.
Die früher so oft genannten und viel zu häufig angeschuldigten vererbbaren Schäden des Hörsinns sind heute nicht mehr so gefürchtet, seitdem die moderne Diagnostik viele der früheren falschen Diagnosen aufgeklärt hat. Trotzdem darf die Zahl angeborener Hörstörungen nicht außer Acht gelassen werden. Je nach dem Grad der angeborenen Hörstörung kann man heute, da eine Frühdiagnostik des Hörvermögens schon in den ersten Lebenslagen möglich ist, mit der Rehabilitation schon im Kindesalter einsetzen.
Vorbeugung & Leben
Für Schwerhörige gehört die Hörerziehung und das Hörtraining im Spezialkindergarten zu den ersten Maßnahmen. Die Schwerhörigenschulen umfassen den Lehrstoff einer Normalschule und können jedes Kind mit gesunder Hirnfunktion so ausbilden, dass ihm alle Berufe offenstehen. Aber auch von den gehörlosen Kindern wissen wir heute, dass 60 bis 70 Prozent noch Reste des Hörvermögens haben und mit Hilfe moderner Hörgeräte ebenfalls eine gute Ausbildung erhalten können, wobei die alte Methode des Mundablesens bzw. Lippenlesens und das Erlernen einer allgemein verständlichen Sprache nicht vernachlässigt werden dürfen.
Derartige Kinder, die früher als taubstumm und wenig bildungsfähig galten, können heute an Hoch- oder Fachschulen studieren, bei entsprechender Intelligenz und ausreichendem Fleiss sogar Fremdsprachen erlernen und benutzen. Selbstverständlich sind so erfolgreiche schwerhörige Menschen heute noch Einzelfälle, aber sie zeigen den Wert der möglichen Maßnahmen und das erreichbare Ziel.
Nachsorge
Schwerhörigkeit, Hörstörungen und Otosklerose sind Erkrankungen des Gehörs, die nicht nur einer professionellen Behandlung, sondern auch einer konsequenten Nachsorge bedürfen. Diese wird durch Hörgeräteakustiker und HNO-Ärzte eingeleitet, braucht aber auch das Mitwirken des Patienten für den optimalen Erfolg. Wichtigster Faktor sind in diesem Zusammenhang regelmäßige Untersuchungen des Gehörs und eine daraus folgende bedarfsgerechte Anpassung von Hörgeräten und anderen Hörhilfen an die aktuelle Situation.
Zudem bieten Hörgeräteakustiker auch spezielles Hörtraining an, das in manchen Fällen sinnvoll in die Nachsorge eingebunden werden kann. Auch das Hörgerät selbst wird in der Nachsorge professionell auf Sitz und Leistung überprüft sowie gegebenenfalls für das optimale Hörerlebnis gewartet oder repariert. Oft kommen Patienten mit den Diagnosen Schwerhörigkeit, Hörstörungen oder Otosklerose in psychischer Hinsicht anfangs nicht zurecht.
Hier gilt es, Handlungsfähigkeit im Alltag sowie Selbstvertrauen bestmöglich zu stärken. Gerade eine in die Nachsorge eingebundene Selbsthilfegruppe kann in diesem Zusammenhang durch den Erfahrungsaustausch und die Tipps von anderen Betroffenen enorm hilfreich sein. Auch der nochmalige Besuch beim Hörgeräteakustiker kann die Nachsorge gewinnbringend gestalten.
Der Experte verfügt über eine ganze Reihe von Hilfsmitteln für Alltag und Beruf, die das individuelle Wohlbefinden verbessern können. Beim manchen Hörschwächen ist es zudem hilfreich, durch ausreichend Aufnahme von Flüssigkeit die Durchblutung im Kopfbereich nachhaltig zu verbessern.
Der Hörsturz als Ursache
Als letzte der Hörstörungen, die besonders bedeutungsvoll ist, müssen wir den akuten Hörsturz - auch plötzliche Taubheit genannt - erwähnen. Diese sehr ernst zu nehmende Störung tritt urplötzlich, meistens auf einem Ohr, auf und wird häufig als Taubheit diagnostiziert. Manchmal geht sie mit Schwindelgefühl, manchmal ohne Schwindelgefühl einher. Der akute Hörsturz befällt zumeist Menschen in den jüngeren und mittleren Lebensjahren, und zwar vor allem nervlich stark belastete Menschen.
Die Patienten, die diese plötzliche Taubheit mit Schwindelgefühl erleben, legen sich zumeist ins Bett und warten, dass der Schwindel vorübergeht. Andere, die schwerhörig geworden sind, glauben, dass ein Ohrenschmalzpfropf die Ursache sei, und verschieben zunächst den Besuch beim Facharzt. Beide handeln falsch. Oberstes Gebot ist es, sofort einen Ohrenfacharzt (HNO) aufzusuchen.
Als Ursache des akuten Hörsturzes ist zumeist eine umschriebene Wasserhaushaltstörung im Innenohr anzusehen. Wir mussten bei unseren Patienten, die bisher operiert wurden, feststellen, dass sich nur in den ersten vier Tagen das Hörvermögen wiedererstellen ließ. Ist mehr Zeit verstrichen, dann kommt die operative Hilfe meistens zu spät. Nicht alle Ohrenärzte operieren derartige Fälle, weil sie auch mit entwässernden Medikamenten und Kuren bzw. mit anderen Behandlungsmethoden gute Ergebnisse erreichen.
Grundsätzlich aber ist das Hörvermögen um so sicherer und um so vollständiger wiederherzustellen, je früher der Patient in entsprechende Facharztbehandlung kommt.
Diese kurze Zusammenstellung verschiedener Möglichkeiten von Hörstörungen und ihrer Entstehung sollte dazu dienen, auf die mannigfachen Faktoren hinzuweisen, welche unser empfindliches Hörorgan zu schädigen im Stande sind. Es sollte aber auch gezeigt werden, wie in den meisten Erkrankungsfällen die moderne Medizin Hilfe weiss und über erfreuliche Erfolge berichten kenn.
Das können Sie selbst tun
Bei Schwerhörigkeit, Hörstörungen und Otosklerose ist Selbsthilfe im Alltag ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität des Patienten. Welche Maßnahmen im Einzelfall die richtigen sind, wird am besten in Zusammenarbeit mit dem HNO-Arzt oder dem Hörgeräteakustiker besprochen.
Wichtig ist es, im Alltag Hörhilfen zusätzlich zu den klassischen Hörgeräten einzusetzen, wann immer dies möglich ist. Bei starker Schwerhörigkeit sind auch optische Hilfen wie Leuchten für Telefon oder Klingeln in Erwägung zu ziehen, um den Alltag bedarfsgerecht zu organisieren. Auch Personen aus dem Umfeld sind in die Selbsthilfe oft gut zu integrieren. Familie und Freunde werden gebeten, langsam, deutlich und ausreichend laut zu kommunizieren. Leute, die von der Schwerhörigkeit nichts wissen, müssen darüber informiert werden, damit sie den Betroffenen nicht von hinten oder zu leise ansprechen.
Hörakustiker-Besuche sind regelmäßig vorzunehmen. Zum einen, um die Hörgeräte auf Funktion und Sitz exakt zu überprüfen. Zum anderem, weil es moderne Hörtrainings gibt, die die Handlungsfähigkeit von Menschen mit Hörstörungen oft deutlich verbessern können. Wer psychisch unter seiner Hörstörung leidet, hat vor allem zwei Möglichkeiten. Der Gang zum Psychologen kann die Probleme in mehrerem Sitzungen aufarbeiten. Selbsthilfegruppen haben den Vorteil, dass hier Betroffene mit den gleichen Problemen einen Austausch unter Gleichgesinnten finden und sich mit Rat und Tat unterstützen können.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009