Säureschutzmantel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Säureschutzmantel schützt die Haut durch einen aus Talg- und Schweißdrüsen gebildeten Hydrolipidfilm mit einem pH-Wert von ungefähr 4,5 vor dem Austrocknen, sowie vor Mikro- und Noxenorganismen. Er ist auch unter dem Begriff Fettfilm bekannt, wobei der namensgebenden Säure dort weniger Schutzfunktion zugeschrieben wird, als unter dem Konzept des Säureschutzmantels.

Was ist der Säureschutzmantel?

Der Säureschutzmantel schützt die Haut durch einen aus Talg- und Schweißdrüsen gebildeten Hydrolipidfilm mit einem pH-Wert von ungefähr 4,5 vor dem Austrocknen.

In der Medizin ist die Definition des Begriffes Säureschutzmantel umstritten, weil sich eine große Anzahl von pathogenen Bakterien gleichfalls in einer sauren Umgebung wohlfühlt und sich dort vermehren kann. Dieses Konzept wird überwiegend von den Herstellern angeblich „pH-freundlicher“ Körperpflegeprodukte zur Produktdifferenzierung verbreitet.

Der Hautschutzmechanismus produziert den ganzen Tag Schweiß und Fett. Schweiß enthält organische Säuren und Talg Fettsäuren. Diese beiden „Helfer“ regulieren den pH-Wert in einem Bereich zwischen 4 und 6. Da sich diese Schutzfunktion wie ein Mantel über den ganzen Körper verteilt und im sauren pH-Milieu angesiedelt ist, erklärt sich die Definition von selbst. Die medizinischen Fachgebiete sind Dermatologie und Physiologie.

Funktion & Aufgabe

Die Haut ist das größte und damit wichtigste menschliche Sinnesorgan. Sie schützt unseren Körper und dient als Kontaktfläche zu unserer Umwelt. Gesunde Haut weist einen wirkungsvollen Säureschutzmantel auf, der den menschlichen Organismus als Barriere vor dem Eindringen von Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Pilzen, Allergenen und chemischen Substanzen bewahrt. Der Hautschutzmantel sorgt für einen ausgewogenen Feuchtigkeitshaushalt und schützt vor äußeren Umwelteinflüssen wie Hitze, Kälte und Verletzungen.

Die Haut ist ein Sinnesorgan, das Menschen über Berührungen befähigt, Sinneseindrücke wie Wärme, Kälte, Druck und Schmerzen wahrzunehmen. Die Hautbarriere in Form des Säureschutzmantels ist einer der wichtigsten Bestandteile der menschlichen Haut und eng verbunden mit der Hornhaut. Sie ist ähnlich einer Mauerstruktur aufgebaut, bei der mehrere Schichten von Hornzellen durch epidermale Lipide (Hornfette) zusammengehalten werden. Je dichter dieser Verbund ausfällt, desto widerstandsfähiger ist die Haut.

Der Hautschutzmantel besteht aus einem dünnen, die Hornschicht überziehenden Fett- und Wasserfilm. Er setzt sich aus Teilen der Hornzellen sowie aus Schweiß und Talg zusammen. Durch die Schweißbildung ist das Milieu des Säureschutzmantels leicht sauer. Diese Voraussetzung ist ideal für den ausgewogenen Bakterienhaushalt einer gesunden Hautflora. Unerwünschte und schädliche Fremdkeime in Form von Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Mikroorganismen können sich mit einem intakten Säureschutzmantel nicht vermehren und in den Körper eindringen.

Der Säureschutzmantel schützt vor alkalischen Substanzen und Fremdkeimen. Ohne saures Milieu würde der pH-Wert auf 9 oder 10 ansteigen und sich zu einem idealen Nährboden für Fremdkeime entwickeln, da diese sich in einer basischen Umgebung sehr wohl fühlen.

Mediziner gehen jedoch davon aus, dass die Schutzfunktion des Säureschutzmantels nicht ausschließlich einem niedrigen pH-Wert anzurechnen ist, sondern auf ein Zusammenspiel mehrerer durch die Hautdrüsen abgesonderter Sekrete zurückzuführen ist. Der durch die Talg- und Schweißdrüsen entstehende Schutzfilm der Haut enthält als Hauptbestandteil Wasser. Weitere Inhaltsstoffe sind Harnsäure, Harnstoff bakterizide Peptide, Elektrolyte und Fettsäuren. Dieses Zusammenspiel bildet eine ideale Synergie, um in Form einer chemischen Barriere das Wachstum und die Vermehrung nicht-residenter Mikroorganismen zu verhindern. Die durch die Talgdrüsen abgesonderten Fette lagern sich in der Hornschicht der Haut ein und machen sie geschmeidig und wasserabweisend.


Krankheiten & Beschwerden

Spricht die Medizin über den pH-Wert der menschlichen Haut, meint sie die dünne Feuchtigkeitssicht auf der Haut, die aus Talg und Schweiß besteht, der den Säureschutzmantel mit einem pH-Wert zwischen 4 und 6 bildet. Dieser Wert gibt an, dass der Hautschutzfilm ein leicht saures Milieu aufweist, in dem sich eine Vielzahl nützlicher Bakterien wohlfühlt.

Mit der Minderung oder Vermehrung von Schweißbildung auf der Haut kann sich dieser Wert verändern. Diese Veränderung hängt davon ab, wie sich ein Mensch ernährt, wie viel er sich bewegt, ob der Sport treibt oder Medikamente einnimmt. Schweißbildung ist demzufolge zu einem großen Teil an der Bildung dieses Schutzmechanismus beteiligt.

Der mit dem Schwitzen einhergehende unangenehme Geruch entsteht durch die Zersetzung der Hautbakterien. Der pH-Wert und damit der Säureschutzmantel reagieren kurzfristig mit Veränderungen, wenn Menschen ihre Haut mit Seife reinigen oder Kosmetika verwenden. Diese Produkte weisen basische Substanzen auf, die helfen, die fettige Talgschicht auf der Haut zu entfernen. Nach dem Duschen fühlt sich die Haut sauber und frisch an, in Wirklichkeit wurde jedoch ein Teil des Säureschutzmantels in Form der natürlichen Hautfette entfernt. Dies liegt auch daran, dass Wasser einen pH-Wert von 7 verzeichnet, und beim Duschen den Säureschutzmantel zusätzlich angreift. Darüber hinaus wird mit diesen Reinigungsprodukten die natürliche Hautflora in Form der nützlichen Milchsäure produzierenden Bakterien entfernt, die wichtig für die Stabilisierung des pH-Wertes sind.

Die meisten Hersteller von Kosmetik- und Pflegeprodukten werben gerne damit, dass ihre Produkte pH-neutral sind oder sogar dabei behilflich sind, diesen Wert wieder herzustellen. Diese Aussage ist jedoch eine Vermarktungsstrategie der Werbeindustrie. Diese angeblich sauren oder pH-neutralen Produkte enthalten Tenside, die das von der Haut entfernt, was eigentlich schützen soll: den Talg- und Fettfilm in Form des Säureschutzmantels. Damit wird die Haut anfälliger für die Nebenwirkungen von Cremes, Seifen und anderen Körperpflegemitteln.

Ist der Säureschutzmantel empfindlich gestört und der pH-Wert aus dem Gleichgewicht geraten, können sich auf dieser Grundlage Allergien, Hautreizungen, Hautunreinheiten, Ekzeme, Abszesse und Entzündungen bilden. Zwar stellt eine gesunde Hautflora einen aus dem Gleichgewicht geratenen pH-Wert und einen Säureschutzmantel innerhalb weniger Stunden wieder her, es sollte bei der Körperpflege dennoch darauf geachtet werden, die Haut nicht durch zu starke Reinigung zu strapazieren. Die Hygiene wäre dann kontraproduktiv.

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